Donnerstag, 31. Dezember 2009

Rückblick 2009: Dezember - Musik

Die Musik im Dezember war und ist für mich immer noch geprägt von dem absolut perfekten Konzert der Them Crooked Vultures in der Berliner Columbiahalle, an das ich mich vermutlich auch noch in Jahren erinnern und zu den besten Liveerlebnissen überhaupt zählen werde. Dank WDR Rockpalast habe ich mich in der Zwischenzeit davon überzeugen können, dass die Band einen Tag später in Köln zwar auch toll aufgespielt hat, wir Berliner aber die bessere Atmosphäre boten, ein bisschen Lokalpatriotismus muss sein. Das Kölner Konzert sollte auf der Rockpalast-Seite noch bis Anfang Januar als Livestream abrufbar sein, da könnt ihr ja gerne mal reinschauen.
Rage Against The Machine haben es geschafft: Anfang Dezember starteten ihre Fans einen Aufruf über Facebook, nach dem man ihren 17 Jahre alten Song "Killing in the Name of", der nach wie vor aktuell ist, kaufen/downloaden sollte, um zu vermeiden, dass ein neuer Castinggewinner (Joe McElderry, X-Factor) mit einem 08/15 Song die Weihnachtscharts anführt. Wer sich ein bisschen mit britischer Popmusik auskennt, weiß, dass jeweils in den Wochen vor Weihnachten ein echter Wettbewerb stattfindet, wer am Weihnachtswochenende die Nr.1 ist (zur Hilfe auch bitte mal "Tatsächlich Liebe" gucken *lol*). 900.000x wurde das Stück geladen und setzte sich ganz knapp vor McElderry an die Spitze, der die Band jedoch in der Woche drauf toppte. Nun munkelt man was von Verschwörung und abgekartertes Spiel, weil beide Acts - RATM und McElderry - bei Sony unter Vertrag sind und die sich sicher über die PR für ihre Schützlinge massiv gefreut haben.
John Frusciante steigt aus den Red Hot Chili Peppers aus, eigentlich schon letztes Jahr, nur im Dezember wurde dies erst öffentlich. Der Grund dafür seien keine Streitigkeiten, er habe einfach andere musikalische Interessen - das wäre nun sein zweiter RHCP-Ausstieg.
Gene Simmons hat sich wohl geärgert, dass die Verkäufe des im Herbst erschienenen KISS-Albums "Sonic Boom" nicht gerade die Welt ins Wanken brachte, daher tat er sich mal wieder mit dem hervor, was er am besten kann: Angabe und dicke Hose. Nach eigenen Berechnungen glaubt der Mann mit 4.600 Frauen geschlafen zu haben, dagegen sind die Strichlisten des Grafs von Monte Christo ein Witz. Tja, der God of Thunder halt :)
Jetzt ein Punkt, den ich vielleicht unter "Sonstiges" in den gestrigen Rückblick hätte reinpacken müssen, denn eigentlich kann man das wohl kaum der Kategorie Musik zuordnen: die aktuelle Popstars-Staffel auf Pro7 hatte auch ein Gewinnerduo. Die beiden können zwar nicht singen, wurden von der Jury aber hochgelobt und von vielen kleinen Kindern, denen man kein Handy in die Hand geben dürfte, zum Siegerpaar erkoren. Bürgerlich heißen sie Leo und Vanessa. Doch die Jury hatte eine ganz tolle Idee und verpasste den armen Hascherln den "Bandnamen" Some & Any. Wer da Some und wer Any ist, mag munter drauf los geraten werden. Man könnte fast Mitleid bekommen.
Billy Corgan & Jessica Simpson?? *LACH* Ohne Worte.

Nach diesem ganzen Gossip kann man sich aber nun getrost den Veröffentlichungen des letzten Monats 2009 zuwenden. 30 Seconds to Mars brachten ihre neue Platte "This is War" heraus, nun finde ich deren Musik auf Dauer etwas anstrengend und hab daher auch nicht reingehört. Interessant finde ich aber die Tatsache, dass auf den unterschiedlichen Covern zur CD ihre Hardcore-Fans zu sehen sind... Und ich kenne da eine ganz oberflächlich, das ist schon nett...
Nick Oliveri (Ex-Basser QOTSA, Kyuss, heute Dwarves) brachte ein neues Soloalbum heraus, ich mag seine Musik zwar, bin aber einfach kein Fan von Acoustic-Sachen, daran konnten damals auch Nirvana oder später die Foo Fighters nichts ändern.

Zwei sehr gute bis geniale Filme boten in diesem Dezember fantastische Soundtracks:

wildthings_ostDie Frontfrau der Yeah Yeah Yeahs, Karen O, schnappte sich ein paar Kinder und spielte als Karen & the Kids einige märchenhafte Songs ein, welche die phantasievolle Atmosphäre von Spike Jonzes "Where The Wild Things Are" noch unterstützen und die einem noch lange nach Genuss des Films in den Ohren klingen. Professionelle Hilfe lieh sie sich noch bei Dean Fertita, Bradford Cox und anderen. Bei Musik, die extra für einen Film komponiert wurden, ist es nicht selten der Fall, dass sie losgelöst von den Bildern nicht funktionieren. Nicht so bei diesem Soundtrack. Die Titel bestechen allesamt durch eine Wärme, Leichtigkeit und diese feine Melancholie, die auch im Film zu spüren war, dass man sich völlig ergeben zurücklehnt und nur noch lauscht. Dabei sind die Klänge, wie ich finde, auch wirklich kinderaffin und dazu moderner als Rolf Zuckowski & Co. Anspieltipps kann man gar nicht geben, weil man das Album in Gänze hören sollte. Ich füge hier aber mal einen Link zu Titel 2 "All is Love" ein, den man sich bei Last FM anhören kann. Ihr müsst schon zugeben, dass man zu dieser Musik am liebsten auf seinem Bett rumspringen möchte!

Soul Kitchen OSTFatih Akin machte es sich bei dem Soundtrack zu "Soul Kitchen" etwas einfacher, hierfür wurden nicht extra Songs komponiert, sondern er griff einfach zu und vereinte das Who is Who internationaler Soul-Stars zur musikalischen Untermalung seines Films.  Größen wie Curtis Mayfield, Kool & the Gang, Quincy Jones etc. aber auch hierzulande eher unbekannte Musiker wie die Olympians (ein herrlicher, griechischer Popowackel-Song) oder Lokomondo (griechisches Chilling), türkische Klänge und dazu Jan Delay und Hans Albers als Hamburger Vertreter. Nun mag ich griechische und türkische Musik sowieso ganz gerne und in der Mischung mit 70/80ies amerikanischem Soul sowieso. Allen Titeln sind zwei Dinge gemeinsam: sie versprühen unbedingte gute Laune und gehen in die Beine. Im Gegensatz zu Karen & the Kids braucht man gar nicht erst zu überlegen, ob die Musik ohne die Bilder funktioniert, hier bieten sich Vergleiche zu Tarantino-Soundtracks an, die zwar eher andere Musikgenres unterbringen, aber der Effekt ist der gleiche: nämlich Musik zu entdecken, die man so vorher noch nicht gehört hat. Hier ein Link zu dem etwas rockigeren Titel "Sing Song Girl" von Er France (Last FM). Es lohnt sich wirklich, in dieses Album mal reinzuhören.

gainsbourg-irmAber nicht nur die Soundtracks dieses Monats waren erwähnenswert. Es bedurfte doch tatsächlich eines "heute-journal"-Beitrages, dass ich erfuhr, dass die sehr talentierte Actrice Charlotte Gainsbourg - wie ihre Mutter Jane Birkin - auch Musik macht. Und die Soundschnipsel, die ich in diesem ansonsten schlecht recherchierten Beitrag hörte, klangen richtig gut, also Album gekauft und *pling* ein weiteres musikalisches Highlight des Jahres erhalten. "IRM" ist mittlerweile ihre dritte Scheibe, wenn ich bei Amazon richtig gezählt habe.  Die älteren kenne ich nicht und kann daher keine Vergleiche anstreben. "IRM" wurde von Beck Hansen produziert, und das ist selbst für Laien unüberhörbar. Der Titel des Albums bezeichnet einen Kernspintomographen und spiegelt ihre Erfahrungen wieder, die sie nach einer 6monatigen Krankengeschichte nach einem Wasserski-Unfall gemacht hat. Das pochende, chaotische Geräusch des IRM wollte sie mit Beck in Musik umsetzen, und ich denke, das ist ihr auch gut gelungen. Der Eröffnungstitel "Master's Hands" klingt nahezu beängstigend. Track 2 "IRM" dagegen regelrecht trotzig. "Le Chat Du Café Des Artistes" ist ein modern geratener Chanson mit leicht unheilsschwangerem Unterton. Bei "Heaven Can Wait" - der ersten Singleauskopplung - singt sie mit Beck im Duett, eine 60ies-lastige Nummer, leicht Hippie angehaucht, gefällig aber nicht beliebig. Ihre zarte, ungemein mädchenhafte Stimme passt sich perfekt in dieses von Beck zelebrierte Percussion-Universum ein. Sie sing fast unmotiviert, man könnte auch "trällern" schreiben, doch das würde ihr Unrecht tun, denn ihr Gesang hat große Ausdruckskraft. Mein Liebling auf dem Album ist ja "Trick Pony", wer da reinhören will, schaut mal in ihrem Liveauftritt hier. Für Freunde gut gemachter Popmusik jenseits der Charts sei "IRM" hiermit wärmstens empfohlen.

Und das wars. Mein Rückblick 2009 ist beendet - und was mach ich jetzt?

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