Freitag, 11. Mai 2007

Halbfinale Grand Prix d'Eurovision de la Chanson

Okay, auch ich habe mir gestern diese Ansammlung von Untalenten und Freaks gegeben. Einige Auftritte waren z.T. sogar noch viel zu traurig, um wenigstens ordentlich darüber ablästern zu können. Und über DJ Bobo wurde schon genug geschrieben und gesagt. Die einzigen positiven Überraschungen waren für mich Ungarn (Magdi Rúzsa mit "Unsubstantial Blues"), deren Sängerin mit Leidenschaft und kraftvoller Stimme einen wunderschönen, richtig altmodischen Blues hingelegt hat. Dann noch die kleine Garage-Band aus Andorra (Anonymous), kein großartiger Song zwar, wirkte aber immerhin frisch und munter und nicht wie kommerzielles Kalkül (im Vergleich zu den anderen Rocksongs). Schön auch der höchstdramatische Beitrag aus Serbien von Marija Serifovic, bei der ich am Anfang glatt überlegen musste, ob es sich um eine Frau oder einen jungen Mann handelt, es war irgendwie fast schon irritierend, keine halbnackte Sängerin präsentiert zu bekommen.
Eric Papilaya aus Österreich mit dem Titel "Get a Life - Get Alive" hat mir tatsächlich auch gut gefallen, ein schöner Radiosong, bei dem man in der Küche Gemüse schnippeln kann, Fenster putzen, o.ä. Tut keinem weh - im Gegensatz zu manch anderen Beiträgen, die man gestern nacht zu hören bekam.
Nichts neues, aber tut-nicht-weh war auch der Titel aus der Türkei von Kenan Dogulu "Shake it up Sherkerim", der so ziemlich auf der gleichen Welle schwomm wie der damalige Siegersong (wars vor 3 Jahren?) von Sertab Erener. Netter Sommerdancetrack mit orientalischem Einschlag.
Ungarn, Türkei und Serbien sind am Samstag im Finale dabei. So viel zum Positiven.
Zur Verzweiflung treibt mich gerade die Tatsache, dass ich mir am Samstag aber erneut den bulgarischen Beitrag "Water" von Elitsa Todorova & Stoyan Yankulov geben muss. Außerdem diesen hochnotpeinlichen italienischen(!) (die Möchtegern-Tenöre oder so) Beitrag aus Lettland (!), den weißrussischen Wayne Carpendale-Verschnitt Dimitry Koldun mit "Work your magic" und das Gekiekse aus Georgien von Sopho Khalvashi "Visionary Dream". Das ist schlimm. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die magere Ausbeute von 28 Halbfinalteilnehmern, vier gute bis erträgliche Titel waren (na, okay, Moldau mit diesem Rasseweib Natalia Barbu und ihrem Song "Fight" war auch nicht ganz übel und wenigstens nett anzuschaun). Und man davon ausgehen muss, dass die Qualität der bereits im Vorfeld feststehenden Finalisten vermutlich auch nicht besser ist.

Ich freue mich dennoch auf den Samstag und die Zusammenkunft unserer kleinen Lästerclique und mit viel Glück erfreuen mich dann noch (zu den o.g. Beiträgen) die Titel aus Schweden (The Ark) und Deutschland (Cicero).

P.S. Lustig fand ich, wie Kommentator Peter Urban sich am Anfang richtig zusammengerissen hat und mir schon fast seine bissigen und manchmal leider fast chauvinistisch-angehauchten Kommentare fehlten. Er hielt das aber nicht lange durch. Nachvollziehbar. Meine Schmerzgrenze war ja bereits nach dem dritten Song erreicht, er konnte sich ab Mitte der Show nicht mehr zurückhalten.

P.P.S. Und mal ehrlich, ist dieser Klamottentrick, den die Lettin Marie N 2001 eingeführt hat, nicht langsam durch?