Montag, 21. Dezember 2009

Rückblick 2009: August- Musik

Puh, der August hatte es musikalisch in sich. Dabei will ich gar nicht behaupten, dass die unten aufgeführten Alben zu den Besten überhaupt zählen, aber sie sind es in jedem Fall wert, erwähnt zu werden.

arctic monkeysDie Arctic Monkeys brachten mit "Humbug" ihr drittes Studioalbum heraus. Vorab war schon lang und breit zu lesen, dass Josh Homme sich den jungen Engländern angenommen und ihren Drittling produziert hat. Das hört man allerdings auch heraus - einige Stücke tragen einen Hauch QOTSA in sich (z.B. "My Propeller"), trotzdem blieben die Monkeys sich treu. Ich bin ehrlich: ihre letzten beiden Alben mag ich grundsätzlich lieber, finde sie tanzbarer und rockiger. So habe ich einige Hördurchläufe gebraucht, bis ich auch "Humbug" zu meinen Jahresfavoriten zählen konnte, welches eindeutig ruhiger daher kommt und oftmals mehr die Stimme von Alex Turner im Vordergrund steht, die ich bei früheren Songs eher als eine Art weiteres Instrument wahrgenommen habe. Außerdem lässt sich feststellen, dass Turners Songwriting sich noch weiter verbessert hat, weiterhin sind es Alltagsbeobachtungen mit einer unweigerlich komischen Note, so dass man häufig schmunzelt, wenn man den Texten lauscht, etwa bei "Cornerstone" - wenn der Ärmste in allen möglichen Frauen seine Verflossene zu sehen glaubt und eine Abfuhr erhält, wenn er das Mädchen fragt, ob er sie beim Namen seiner Ex ansprechen kann - und das ist nicht mal das beste Beispiel. Abgesehen davon finde ich immer noch, dass "Cornerstone" anfangs so klingt, als würde Robbie Williams singen. "Crying Lightning"  geht da schon ein bisschen mehr ab. "Dance Little Liar" beinhaltet wieder eine gesunde Portion Surfpop und schafft beim Zuhörer eine relaxte Spannung, da spürt man irgendwie den Sommerabend. "Dangerous Animals" ist eine perfekte Symbiose aus dem typischen Arctic Monkeys Klang plus Josh Homme Produktion, könnte mir vorstellen, dass so ein Titel es auch auf die Desert Sessions geschafft hätte, den Song mag ich richtig gerne. "Fire And The Thud" hat etwas tierisch Doors-mäßiges finde ich,  trotz der sperrigen Bridge ein sehr eingängiger Sound, der mich erst nach mehrmaligem Hören angesprochen hat. Ich mag Alex Turners sanften Gesang bei dem Titel. "Pretty Visitors" steht sehr in der Tradition von "Favorite Worst Nightmares" - ist vermutlich auch daher der Song, der mich zuallererst am meisten angesprochen hat und nach wie vor einer meiner absoluten Favoriten auf dem Album. "The Jeweller's Hands" wäre dann die Soundperle am Ende, wenn man an dem Punkt angelangt ist, dass man sich wünscht, da käme noch viel mehr. "Humbug" ist sicherlich mein Album des Monats.

mastersofreality
Chris Goss, Mastermind der Masters of Reality bringt alle paar Jahre ganz relaxt ein neues Album raus - und jedes Mal bin ich hin und weg, so auch bei "Pine/Cross Dover". Der Mann, der gerne als Urvater des Stonerrocks bezeichnet wird, hats einfach noch richtig drauf. Mit Musikern wie Dave Catching, John Leamy, Mark Christian und Brendan McNichol hat er ein ziemlich pumpendes, grooviges Album eingespielt, welches insbesondere in seinen Instrumental-Passagen überzeugt. Eigentlich etwas, worauf ich normalerweise gar nicht so stehe, hier aber echt auf den Geschmack gekommen bin. Gleich der Opener "King Richard TLH" macht Laune, treibende Gitarrenriffs, ein teilweise fast schon choralhafter Gesang, da kommt man gleich in die richtige Stimmung. Mit "Absinthe Jim and me" kommt dann ein Vertreter des Stonerrocks zu Gehör, in dem Goss einen mit seinem hypnotischen Gesang einlullt, da fühlt man sich ein bisschen wie ein potentielles Opfer der Schlange Ka. Und irgendwie bekomme ich bei dem Titel so ein Livegefühl, kann mir vorstellen, wie das Stück live abgehen muss. "Worm in the Silk" fängt richtiggehend funkig an, geht in eine Art dub-bass über und klingt insgesamt eher experimentell - insbesondere das eingearbeitete Cover dieses Easy Listening-Titels ist der Hammer, passt so gar nicht und dann auch wieder doch. "Always" finde ich tatsächlich noch schwieriger, klingt mitunter völlig atonal - und trotzdem fesselnd. "Up in it" klingt genauso wie das was man von jemandem erwartet, der Kyuss und das erste QOTSA Album produziert hat. "Alfafa" - der Schlusstitel - ist dann ein gutes Beispiel dafür, wie gut instrumentale Rockmusik klingen kann und schlägt auch mit 12 Minuten üppig zu Buche, fast ein kleines Album für sich.  So gut wie "Deep in the Hole" - oder eher: so eingängig wie... - ist "Pine/Cross Dover" sicherlich nicht, aber es lohnt sich, reinzuhören.

juliette lewis

Juliette Lewis verabschiedete sich mit "Terra Incognita" plötzlich vom rotzigen Schweinerock ihrer früheren Alben (und von den Licks) und versuchte mal etwas anderes, experimenteller, sperriger, aber auch ausdrucksstärker und kraftvoller (mit den New Romantics). Sie dehnt ihre Stimme in alle Richtungen, so dass man sich manchmal an Patti Smith und dann wieder an PJ Harvey erinnert fühlt. Da gefällt sicherlich nicht jeder Song, aber der Opener "Noche Sin Fin" ist schon ziemlich besonders und gelungen, und vor allem sehr gefühlvoll. "Hard Lovin' Woman" hätte auch einer Janis Joplin gut zu Gesicht gestanden, und Lewis macht da stimmlich das Allerbeste draus. Sie singt einfach glaubwürdig. "Fantasy Bar" ist eine Uptempo Rocknummer, die ich mir als Single auch gut vorstellen könnte. "Romeo" fängt etwas sphärisch an, und ab der Mitte denke ich irgendwie immer an den großartigen Kathyrn Bigelow Film "Strange Days" und könnte mir den Titel noch im Nachhinein als Teil des Soundtracks vorstellen. Bei diesem Film ist mir damals auch das erste Mal Juliette Lewis Gesang aufgefallen, mit dem sie auch bei "All is for good" punkten kann. Spätestens bei dem Titel hab ich nachgeschaut, wer das Album produziert hat und wunderte mich dann auch nicht mehr, als ich den Namen Omar Rodriguez-Lopez las. Ohne Frage hört man die Handschrift des The Mars Volta-Masterminds heraus. Ich finde nach diesem Album kann man nicht mehr verleugnen, dass Miss Lewis eine verdammt talentierte Musikerin ist, auch wenn oder weil "Terra Incognita" sicherlich keine leichte Kost ist.

jandelayJan Delay veröffentlichte mit "Wir Kinder vom Bahnhof Soul" sein zweites Soloalbum. Auch wenn ich seine näselnde, nölige Stimme bisweilen schwierig finde - der Mann hat ohne Frage den Soul im Blut. Seine Vorbilder sind klar herauszuhören, doch nie wirken seine Titel wie die Kopien eines blassen Nordlichts, welcher mal "funky" sein möchte. Titel wie "Oh Jonny", "Überdosis Fremdscham" oder "Abschlussball" (mit herrlichem Falco-Sample) gehen einfach in die Beine. "Hoffnung" könnte eine wirklich wunderschöne Ballade sein, leider ist gerade bei diesem Titel Jan Delays Stimme im Weg und man wünscht ihm eine Polypen-OP. Das ist gemein, ich weiß, aber ich finds halt schade, weil an dem Song sonst alles stimmt: Text, Melodie und Stimmung. "B-Boys & Disko-Girls" gehört ohne Frage zu meinen Lieblingstiteln auf dem Album.
Delay orientiert sich insbesondere an den Soul der 70er Jahre, tanzbar, spaßig und musikalisch raffiniert. Da können sich einige der jetzigen US-Soul"Stars" ein Scheibchen von abschneiden.

finefrenzyAußer den oben beschriebenen Platten brachte auch A Fine Frenzy mit "Bomb In A Birdcage" ihren Nachfolger raus, der erneut mit schönen folkpoppigen Melodien glänzt und von der Stimme Alison Sudols profitiert, die ihre Titel sehr einfühlsam interpretiert und somit für wohlige Stimmung beim Zuhörer sorgt. Anspieltipps: "New Heights", "Electric Twist" und "Elements". Als jahrelanger Hörer von Emilliana Torrini finde ich ja deren diesjähriges Album relativ schwach und stelle fest, dass A FineFrenzy momentan die bessere Alternative für zauberhaften Frauenpop ist.






In Sachen Musik also ein abwechslungsreicher Monat!

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