Freitag, 30. Oktober 2009

Muse, 29.10.09, Berlin - O2World

Meine Güte. Hier hat es schon lange, lange Zeit keinen Konzertbericht mehr gegeben. Ein Grund dafür ist meine nachlassende Bereitschaft, alleine zu Konzerten zu gehen, weil im meinem Bekanntenkreis sonst keiner kaum meine musikalischen Interessen teilt. Bei Bands wie Queens of the Stone Age, Eagles of Death Metal, den Ärzten, Interpol, etc. stört mich das nicht weiter, da habe ich auch alleine meinen Spaß. Trotzdem macht es einfach weniger Freude, allein zu Konzerten zu gehen, so dass ich oftmals darauf verzichte, die Bands zu sehen, die ich toll finde.
Bei den Britrockern Muse liegt der Fall ein wenig anders. Die Teilzeitberlinerin ist da ähnlicher Meinung wie ich: nämlich dass diese Band so ziemlich unerreichbar ist. Anfang Dezember werde ich hier einen totalen Musiktag einlegen und die Platten vorstellen, die für mich zu den Alben des Jahres zählen. Muses "Resistance" gehört unweigerlich dazu. Eine Band, die eine derartige Hommage an Queen veröffentlicht und dabei trotzdem noch ihre eigene Handschrift behält, ohne wie eine simple Kopie zu wirken, hat verdient, besonders geliebt zu werden. Von mir. Zweimal habe ich sie bereits im Konzert erlebt und mich davon überzeugen können, dass Muse zu einer der besten Livebands gehört, die es momentan gibt. Zementiert wurde meine Meinung dann wieder gestern, in der O2 World. Und dazu möchte ich ein paar Worte verlieren (auch weil CharlesDexterWard so gebettelt hat, wenn ich auch keine Nacktfotos liefern kann *lol*).

Ich war skeptisch, um nicht zu sagen: ein wenig ängstlich. Noch zähle ich zu den Konzertbesuchern, die nur dann wirklich glücklich sind, wenn sie in einer größenmäßig überschaubaren Halle in den ersten fünf Reihen im Innenraum stehen. Das Gegenteil war gestern der Fall: Vip-Bereich Karten in der riesigen O2 World. Meine Vorurteile waren groß. Aber: wenn man einmal in der Halle ist, wirkt sie gar nicht mehr so riesig, und die Sitzplätze boten einen fantastischen, klaren Blick auf die Bühne, der außerdem ermöglichte, dass man die Bühnenkonstruktion wirklich genießen konnte. The Horrors spielten als Support. Ob es an ihrem Equipment lag oder an der Nachlässigkeit des Soundtüftlers - ihre Musik kam leider überhaupt nicht an, ging völlig unter, ein Musikmus, der eher nervig wirkte. Übelster Sound, der mich schon fürchten ließ, dass ich Muse ähnlich schlecht erleben würde. Als Muse zu den Klängen von "Uprising" auf die Bühne kamen, war die Halle schlagartig knüppeldickevoll, und glücklicherweise standen die Leute in meinem Sitzbereich von ihren Sitzen auf, so dass die Stimmung auch in meinem Umfeld toll war. Um noch einmal auf die Bühnenkonstruktion zu sprechen zu kommen: die war einzigartig und perfekt. Sozusagen dreistöckig mit Farbspielereien und Projektionen, bildete die Bühne den perfekten Hintergrund zur Musik. Wer auch immer für die Projektionen verantwortlich war, hat die Musik der Band verinnerlicht und verstanden. Hypnotische Bilder zur hypnotischen Musik. Zu Beginn während "Uprising", Resistance" und "New Born" stand die Band - jeder für sich in einer Art Stahlkäfig - in der "zweiten Etage". Unter und über ihnen wurde ihr Bühnengerüst angestrahlt, als Leinwand benutzt und mit Projektionen versehen. Dabei wirkten sie in diese Konstruktion integriert, nie separiert. Toll. Die Ebene, auf der sie standen, wurde wie ein Fahrstuhl mal hoch- und mal runtergefahren und - ich glaube - bei "Map of Problematique" wurde die Band von ihrem Stahlkäfig befreit und stand auf der ansonsten kargen Bühne. Hüpf- und Beinfreiheit für den enigmatischen Matt Bellamy, diesen kleinen, schmächtigen Kerl, dessen knallrote Hose und seine silbernen Treter bis hin zu unseren Reihen funkelten. Wie so häufig wurde ich völlig hinweggepustet von der Kraft seiner Stimme, die live so viel dreidimensionaler klingt als auf CD, so viel mehr Kraft hat, klarer klingt. Bellamys Gitarren- und später Piano-Künste sowie das Können von Dominic Howard (Drums) und Christopher Wolstenholme (Bass) machten es möglich, dass die fantastischen Arrangements ihrer Songs auch live auf der Bühne wirkten. An den Keyboards ein Gastmusiker, der - soweit ich mich erinnern kann - nicht namentlich vorgestellt wurde. Warum eigentlich? Und warum stand er da im "Tarnanzug" ganz hinten rechts? Wollten sie dann doch  nicht zugeben müssen, dass ihr Sound zu dritt live nicht ganz funktioniert? Kennt man ihre Musik und ihre Platten, dann ist einem klar, dass sie auf der Bühne Unterstützung benötigen. Egal. Bellamy & Co. machen sowieso nicht viele Worte. Sie handhaben das ähnlich wie die Queens of the Stone Age, interagieren mit dem Publikum durch die Musik und nicht durch Ansprachen. Zwei "Hello Berlin" gab es, glaube ich. Das reichte mir aber auch, viel wichtiger war mir das Gitarrenbrett, das mir entgegenkam. Ob man ihre Musik nun mag oder nicht - eines kann man sicherlich nicht anzweifeln: das sind drei verdammt fähige Musiker, denen man immer noch anmerkt, dass sie ihren Spaß auf der Bühne haben. Ich hab schon andere Bands gesehen, die ihre Show einfach nur heruntergekurbelt haben, ohne Charme, ohne Verve, das ist bei Muse definitiv anders.
Totale Highlights waren für mich natürlich - neben dem Staunen über die gekonnte Bühnenshow - "Supermassive Black Hole", welches aus meiner Perspektive allein schon deswegen faszinierte, weil ich erleben konnte, wie tausende von Menschen unter mir im Takt mithüpften und vermutlich ein Erdbeben der Stärke 4-5 zustande brachten. Außerdem natürlich "Feeling Good" - ihre Interpretation des Songs von Anthony Newley und Leslie Briscusse sorgt bei mir mit schöner Regelmäßigkeit für eine Wahnsinnsausschüttung von Glückshormonen und wurde auch hier wieder mit Perfektion vorgetragen. Dann natürlich "Plug in Baby" und "Time is running out" - Songs, bei denen mir zwar der Verstand sagte, dass ich die Kopfstimme Bellamys defnitiv  nicht kopieren kann, ich aber trotzdem aus voller Kehle mitsang (ein Glück, dass ich gestern Nacht mit niemandem mehr reden musste). Und als Schlusspunkt zogen sie noch "Knights of Cydonia" aus dem Zauberhut, dem Song, den ich für einen der besten Titel der letzten Jahre halte. Und das Beste: "Knights..." wurde eingeleitet mit einer ganz fantastischen Interpretation des Ennio Morricone Stücks von "Spiel mir das Lied vom Tod" - meine Güte, ich sah sie förmlich reiten, die Ritter.

So professionell Muse mittlerweile auch wirken, und ich kann verstehen, dass das dem einen oder anderen sauer aufstößt, für mich bleiben sie nach wie vor eine der sympathischsten Bands, deren Musik für mich so etwas wie moderne Klassik bedeutet. Ich glaube nach wie vor, dass Beethoven und Mozart in der heutigen Zeit wahnsinnigen Spaß an dieser Band hätten. Eines weiß ich ganz sicher - beim nächsten Konzert dieser fantastischen Rockband bin ich wieder dabei.

Setlist und schlechte Fotos gibts auf Seite 2. Hier aber noch ein Video zu "Supermassive Black Hole".







Setlist:
Uprising, Resistance, New Born, Map of Problematique, Supermassive Black Hole, Guiding Light, Interlude, Hysteria, United States of Eurasia, Feeling Good, Undisclosed Desires, Starlight, Plug In Baby, Time Is Running Out, Unnatural Selection.
Zugaben: Exogenesis Symphony Part 1, Stockholm Syndrome, Knights of Cydonia.

Ein paar Eindrücke:
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Donnerstag, 29. Oktober 2009

Jetzt auch hier, der Vorfreude-Beitrag des Tages

Noch wenige Stunden, dann Muse in Berlin. Auch wenn ich diesmal einen alte-Leute-Sitzplatz in der viel zu großen O2-World habe und mir das vorneindererstenreihestehen-Chaos sicherlich ein wenig fehlen wird, bin ich mir sicher, dass das ne gute Show heute wird. Eines lässt sich ja nun mal nicht anzweifeln: Muse machen großartige Musik und zählen zu den besten Livebands überhaupt (von letzterem konnte ich mich schon zweimal überzeugen).