Montag, 30. Juni 2008

ARTE Tracks - ihr seid die Besten

Wann immer einen der Frust überkommt, dass es in Deutschland kein wirklich vernünftiges Musikformat im TV gibt, sollte man sich schnellstens an die wunderbare Sendung "Tracks" erinnern, die immer noch allwöchentlich Freitag abends auf ARTE über den Bildschirm flimmert, und die über alle Musiktrends der Welt berichtet.
In der Ausgabe am vergangenen Freitag gab es z.B. einen ziemlich interessanten Beitrag über Hip Hop aus China, zwei Begriffe, die man normalerweise nirgends in einem Kontext liest oder hört. Außerdem - und das war mein Aha-Erlebnis - ein Bericht über die Underagepartybewegung, die mittlerweile auch in Deutschland Einzug hält, von Veranstaltern, die selbst erst 15/16 Jahre alt sind und in Hamburg Live-Konzerte mit ebenso jungen Künstlern auf die Beine stellen. Deren Publikum MUSS unter 18 Jahren alt sein. Und das Schöne daran: die Bands, die dort auftreten, machen keine Mainstream-Mucke und die Zahl der kreischenden Mädels scheint sich auch in Grenzen zu halten. Diese Teenies haben sich eher dem Indie-, Emo- oder Punkrock zugewandt.
In dem Zusammenhang wurden auch einige der jugendlichen Rockbands erwähnt, u.a. die australische Band Operator please oder die erst 12+14 Jahre alten Geschwister aus New York Tiny Masters of Today, die allesamt jetzt schon so roh, individuell und fast perfekt klingen, dass man sich fragt, wo die wohl in wenigen Jahren stehen. Die isländische Band Jakobinarina, die mich letztes Jahr als Support von den "Kaiser Chiefs" so begeistert hat, hat sich - glaube ich - mittlerweile getrennt, aber auch sie haben bewiesen, dass Teenierock nicht klingen muss wie "Tokio Hotel" (auch wenn ich vor deren Erfolgsstory großen Respekt habe).

Hier mal eine 3-Song-Playlist mit "Operator Please - Zero Zero", "Tiny Masters of Today - Bushy" und "Jakobinarina - Power To The Lonely" zum Reinhören. (Und dank an CharlesDexterWard für den SeeqPod-Tipp!)

Donnerstag, 19. Juni 2008

Flogging Molly, Foo Fighters - Wuhlheide 17.06.2008

Ich wollte ja noch kurz ein paar Worte zu dem wirklich gelungenen Foo Fighters Konzert am vergangenen Dienstag schreiben.
Fangen wir mal mit Flogging Molly an. Normalerweise sind irische Stimmungs- und Trinklieder ebenso wie die typischen Folk-Balladen und irisch-politisch angehauchten Songs nicht unbedingt mein Ding. Aber was diese 7köpfige Band auf die Bühne gebracht hat, hat mir ausnahmslos gut gefallen. Sie hatten offensichtlichen Spaß und haben ihre  Songs mit viel Energie, ein bisschen Punk und guter Laune gespielt, das Publikum hat es ihnen gedankt. Wer mehr über die Mollys wissen, der schaut mal auf ihre offizielle Homepage. Und so sahen sie aus:
Flogging Molly_03, 080617Flogging Molly_02, 080617Flogging Molly, 080617

Die Wuhlheide war übrigens nicht ausverkauft, was m.E. wenig verwunderlich ist, hatte nicht damit gerechnet, dass die  Foos mal eben so 17.000 Karten verkaufen. Demnach waren gerade die Seitenränge eher übersichtlich, siehe unten:
IMG00012
Trotzdem der Innenraum war gut gefüllt, die Ränge gegenüber der Bühne proppenvoll, ein paar tausend Leute werden es schon gewesen sein, die punkt 20.00 Uhr in einen nicht enden wollenden Freudentaumel gerieten. Und Dave Grohl freute sich an diesem Abend mehrfach, dass sie das größte Konzert in ihrer gesamen FF-Karriere in Deutschland spielten.
Leider hat mir ja die FAZ meine Wunschüberschrift dieses Eintrags vorweggenommen. Am gestrigen Tag schrieben sie eine positive Rezension unter dem Titel "Uuh, Baby, schüttel dein Haar". Wie wahr wie wahr. Lang ist die Mähne von Dave Grohl geworden und scheint nur einem Zweck zu dienen, nämlich mit voller Wucht geschüttelt zu werden, ein bisschen erinnerte er mich in diesen Headbangermomenten an Juliette Lewis, als sie mit den Licks vor einiger Zeit in dem Berliner Columbia Club spielte :) Die Stimmung war von der ersten Sekunde an absolut genial. Sie eröffneten mit "Let it die"  und spielten dann ohne Pause 4-5 wuchtige Songs in einem durch. Und gerade als ich mich fragte, wo denn die geschwätzige Seite Grohls geblieben sei, gabs auch schon das erste Päuschen und die ersten kleinen Scherze. Ich mag es, wie der Mann immer völlig entspannt auf sein Publikum einquatscht. Ob denn Leute darunter wären, die an diesem Abend ihr erstes FF-Konzert erleben würden. Klar, viele Hände gingen hoch. Das war dann einer der Running Gags des Abends, als Grohl mehrfach die armen FF-"Virgins" belächelte, die sich durch viele Konzerte anderer Bands quälen mussten, um jetzt bei den FFs eine totale Erleuchtung zu haben :) Etwas später durfte Grohl dann auch ein wenig jammern, schließlich schreie er auf der Bühne mehr als dass er sänge, und am nächsten Tag hätte er dann keine Stimme. Augen auf bei der Berufswahl sag ich da.
Hm. Und auch wenn das hier klingt, als bestünden die Foo Fighters lediglich aus Dave Grohl, dem ist nicht so. Grohl ist halt die Rampensau schlechthin, der scheinbar jede Sekunde genießt, die er auf der Bühne stehen und Kontakt zu seinen Fans haben kann. Deswegen muss man ihn auch einfach gerne haben. Deswegen kreischten die Mädels neben mir aus lautem Hals und streckten ihm ihre Arme hin, als er kurz im Bühnengraben an uns vorbeikam. Die gleichen Mädels, die jedesmal Ekellaute von sich gaben, wenn Grohl mal wieder einen saftigen Rotzer auf der Bühne hinterließ, nur, damit sie kurz inne halten und gleich wieder von vorne loskreischen konnten *lach*. Nein, die Foos bestehen aus wirklich talentierten Musikern, wie Taylor Hawkins (dem Mädchenschwarm aus welchen Gründen auch immer, aber 1A-Drummer), Nate Mendel ("Ginger" am Bass), Chris Shiflett (Gitarre) und Gastmusikern wie dem wohlbekannten Pat Smear (Gitarre) und weiteren, deren Namen ich mir leider nicht merken konnte (Tasten, Geige und TRIANGEL). Ja. Richtig gelesen: Triangel. Wir ca. 15.000 Fans (lt. FAZ) wurden Zeugen eines grandiosen Triangel-Solos *lach*. Wer träumt nicht davon? Wenn sich die anderen Musiker zwar mehr im Hintergrund gehalten haben, machten sie dann doch den einen oder anderen Spaß mit.
In der Songauswahl wechselten sich neue Sachen mit den alten Gassenhauern ab. Es gab ein kleines akkustisches Set mittendrin, auf das ich gut hätte verzichten können. Mal ehrlich: "My Hero" ist ja schon grundsätzlich nicht der dynamischste Song. Den aber unplugged gespielt und irgendwie noch einen Takt langsamer als üblich - das zog sich wie Gummi. Um nur ein Beispiel zu nennen. Auch "Everlong" wurde für meine Begriffe ein wenig verhunzt, dabei ist das doch DER Tanz-, Hüpf- und Mitgroöhlsong schlechthin. Stattdessen stand Grohl alleine mit der Gitarre auf der Bühne, sang die Strophen (wir den Refrain), und erst zum Schluss des Titels kam der Rest der Band wieder dazu. Da fehlte ein wenig der Rock - in dem Rocksong.
Trotzdem kein Grund zu Meckern, das Set war im Großen und Ganzen klasse, alle Geschmäcker wurden bedient, die Atmosphäre war großartig, Grohl war wieder hinreißend, und alle hatten ihren Spaß. Zwei Stunden und 15 Minuten wurde die Wuhlheide bestens gerockt, und ich beneide jetzt schon diejenigen, die die Foo Fighters auf dem Hurriane sehen dürfen.

Was die Setlist anbetrifft, bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, so müsste es einigermaßen stimmen:
Let it die
The Pretender
Times Like These
No Way Back
Cheer Up, Boys
Learn To Fly
This Is A Call
Long Road To Ruin
Breakout
Stacked Actors
Skin And Bones
Marigold
My Hero
Cold Day In The Sun
But, Honestly
Everlong
Monkey Wrench
All My Life

Zugaben:
Big Me
DOA ???????
Generator
Best Of You

Hier noch zwei Aufnahmen - leider wollten die anderen Bandmitglieder einfach nicht scharf fotografiert werden...
Grohl, Foos_03, 080617Grohl, Foos_02, 080617

Freitag, 6. Juni 2008

Berliner Stadtmusikanten

Musik blieb mir die vergangene Woche treu. Wenn es nicht Die Ärzte oder QOTSA, EODM etc. waren, dann wurde ich während meiner zahlreichen Spaziergänge in herrlichstem Sommerwetter von vielen Musikanten verwöhnt.
Es ist schön zu sehen, dass die Musiklandschaft Berlins – zumindest was die Straßenmusikanten betrifft – mittlerweile mehr hergibt, als die nicht-mehr-wegzudenkenden Indios mit ihren akkustischen Gitarren und Panflöten, die Akkordeon-Zigeuner oder die Möchtegerns, die es für sinnvoll erachten, aus „Under the Bridge“ einen akkustischen Blues zu fabrizieren, ohne tatsächlich singen oder Gitarre spielen zu können (nur um ein Horrorbeispiel zu nennen).
Nein. Es wird definitiv besser. Am Frankfurter Tor z.B. steht des öfteren (naja, dieses Jahr habe ich sie erst einmal gesehen, aber letzten Sommer waren sie schon da) eine ziemlich gute russische Ska-Rockband, mit allen Instrumenten bewaffnet, die man so kennt, die mit wahnsinnig viel Feuer und Temperament zugange sind und wirklich jeden begeistern, der an ihnen vorbeikommt, ob jung oder alt, schwarz, weiß, kariert, Punk, Rocker oder Emo. Leider hab ich mir wieder nicht gemerkt wie sie heißen, und meinen Fotoapparat für den visuellen Beweis hatte ich nicht dabei. Aber darauf werde ich beim nächsten Mal achten. Die sind nämlich extrem gut!

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Bei dem obigen Duo am Alexanderplatz, welches sich ohne ersichtlichen Grund unter den Bäumen versteckt hat und mit Drumcomputer, E-Gitarre und Verstärker aus ihrem Pkw heraus gespielt hat, handelte es sich um durchaus talentierte Deutschrocker. So im Stil von Revolverheld oder El*ke. Sicherlich nicht Jedermanns Geschmack, aber durchaus eine Alternative. Auch hier haben sich viele begeisterte Leute um sie herum versammelt. Ich war leider etwas in Eile und konnte daher nicht auf die Spielpause warten, um nach ihrem Namen zu fragen, habe die beiden Jungs aber wenigstens kurz mit der Kamera eingefangen.
Am U-Bhf Mehringdamm saß übrigens kürzlich eine junge Asiatin, die mit einer Erhu (??chinesische Geige) bewaffnet tatsächlich fröhliche Melodien gespielt hat. Das ist insofern ungewöhnlich, als dass man sonst von diesen Musikern eher so dramatisch-traurige Sachen gewöhnt ist, so dass man manchmal geneigt ist, Geld zu geben, damit sie aufhören zu spielen, weil es einen als Zuhörer tierisch runterzieht.
Ah und in der S-Bahn Richtung Spandau hatte ich am Dienstag eine Mini-“Theatergruppe“, die den Fahrgästen ein eigenes Stück vorgespielt haben. Sehr kreativ. Da gibt man dann gerne mal nen Euro in die Sammelbüchse.

Kurz: im Sommer scheinen sich die Leute mehr einfallen zu lassen. Schön. Da haben wir doch alles was davon!

Mittwoch, 4. Juni 2008

Silberhöschen, Staublunge, ein Teufel, ungewolltes Peeling, wüsteGitarren, Sonne und Erholung

Teil 2:
Montag = Ruhetag (Wellness & Friseur)
Dienstag, 03.06. - Creature With The Atom Brain, Eagles Of Death Metal, Queens Of The Stone Age, Zitadelle Spandau


Das Line-up dieses „Wüstenabends“ wurde ja kurzfristig leicht geändert. Statt der Masters of Reality, auf die ich mich persönlich sehr gefreut hatte, sprangen die „Creatures With The Atom Brain“ ein. Meine Kenntnisse über die Musik der Band halten sich insofern sehr in Grenzen, als dass ich vor dem 3.6. noch nie was von ihnen gehört hatte.

Die Zitadelle Spandau als „Austragungsort musikalischer Spiele“ ist empfehlenswert. Irgendwie kam man schon beim Betreten des Geländes in eine relaxte Stimmung, ein bisschen Festivalfeeling tat sich auf. Die Leute machten es sich erstmal bequem, gerne auch auf den wenigen Parkbänken, die am Rand standen. Falls ihr gerade auf den Link zum Foto geklickt habt: diese beiden Damen dort auf der Bank (mitte und links) irgendwie hab ich bei dem Anblick, wie sie da so mit ihren Handtaschen sitzen, damit gerechnet, dass sie gleich ihr Strickzeug rauspacken. Gut, ich war auch nicht besser, habe die Wartezeit bis zu den Atom Brains damit verbracht, „Heilige Kühe im Erzgebirge – ein Bollywoodroman“ zu lesen *lol*.
Irgendwann am frühen Abend kamen dann ein paar Männer auf die Bühne, stellten Wasser und Bier hin, griffen sich die Instrumente und ich dachte „okay, ein letzter Check, ehe die Atom Brains kommen“. Nö. Das waren sie schon. Legten auch gleich los, kein „Hallo wir sind...“ oder so. Spielten auf den Gitarren, als galt es einen Wettbewerb zu gewinnen - „wer ist wohl am schnellsten wieder von der Bühne“. Während ihres ca. 30minütigen Sets haben sie es auch nicht einmal geschafft sich vorzustellen, was die beiden Jungs rechts von mir, die von dem Line-up Wechsel nichts wussten, am Ende zu der Frage bewegte „Das waren aber doch nicht die Masters of Reality, oder“? Nein, waren sie nicht. Haben aber trotzdem gute Musik gemacht, wenn man darüber hinweg sehen kann, dass die Lieder alle ziemlich gleich klangen. Und ich weiß immer noch nicht, was der Mann am Mikro gemacht hat, außer Gitarre zu spielen. War das Singen? Manchmal meinte ich nur ein leises Flüstern zu hören und dann klang's wie ein Grunzen. Der Sound war einfach nicht wirklich gut während ihres Sets.
Eine nur kurze Umbaupause später, und plötzlich war richtig Stimmung in der Menge. Die Eagles of Death Metal erstürmten die Bühne mit "Dont Speak (I came to make a Bang)" und Frontmann Jesse "The Devil" Hughes brachte sogleich mit einer guten Mischung der beiden bisherigen Alben die Meute zum Toben, die Frauen zum Kreischen und die Puppen zum Tanzen :) Anfangs mal als Sideproject von Josh Homme gestartet, um seinen deprimierten Kumpel Jesse auf andere Gedanken zu bringen, sind die Eagles mittlerweile komplett aus dem Schatten der Wüstenköniginnen getreten und beweisen sich von Mal zu Mal mehr als 1A-Liveband. Die Stücke sitzen, die Band hat ihren Spaß und Jesse ist der geborene Rockposer. Also mehr posen geht nicht! Dass die Musik der Eagles mächtig in die Beine geht, zeigte sich auch am Dienstag wieder. Kaum einer, der nicht mitgetanzt oder wenigstens mit dem Kopf gewippt hat. Ne knappe Stunde mit den Eagles war viel zu wenig. Meinetwegen hätten sie ruhig noch weiterspielen können, ich hätte an diesem Abend sogar dafür auf die Queens verzichtet, die im Übrigen während des Eagles-Sets am Bühnenrand standen und amüsiert das Treiben ihrer Kumpel beobachteten (zumindes van Leeuwen, Castillo und Fertitia habe ich ausmachen können). Ihr Set beendeten sie mit dem knackigen „Nineteen“, und damit ließen sie die Fans gut durchgeschüttelt und in bester Stimmung zurück.
Relativ fix danach eröffneten die Queens mit „Misfit Love“ ihre Show und gaben damit dem Set schon mal die Richtung vor: Klanggewitter, Rock und ein Hauch Psychedelic umwehte uns für den Rest des Abends. Da gabs „Turning the Screw“ neben „No One Knows“, „Sick sick sick“, „3's and 7's“, „Feel good hit...“, „Millionaire“, etc. Nichts Neues im Endeffekt, aber die Reihenfolge der Songs machte daraus ein einzigartiges Gitarrenbrett, und ich glaube, der meiste Wind schlug uns von der Bühne entgegen. Die einzige Atempause – so blieb es mir in Erinnerung – kam dann mit „Make it wit chu“, dem Freund Jesse gewidmet, der dann auch auf die Bühne dazu kam, um ein bisschen mitzuspielen, und – den größten Applaus während des QOTSA-Sets erhielt *lach*. Denn auch wenn die Stimmung bei den Queens ebenfalls großartig war und die Fans offenbar ihren Spaß hatten: Jesse „The Devil“ Hughes war eindeutig der Star des Abends.  Das sei ihm gegönnt!
Die Queens boten den würdigen Abschluss für einen perfekten Sommerabend: trocken und staubig wie die Wüste, mit einem leichten Abendwind, der das Hitzegefühl nahm und dafür sorgte, dass man ausdauernd tanzen und jubeln konnte. Ein bisschen kurz fand ich ihr Set, aber vielleicht war ich auch noch von den drei Stunden Die Ärzte am Sonntag Abend verwöhnt. Ach, und wer will nach so einem schönen Abend schon mäkelig sein?
Mit Schrecken nahm ich allerdings mein Spiegelbild später im Fenster der S-Bahn war. Und eine Erinnerung an meine Kindheit tat sich auf: Wenn ich nach dem Spielen so verdreckt nach Hause gekommen bin, musste ich mich als Kind immer bis auf den Schlüppi vor der Haustür ausziehen, weil meine Mutter mich so verschmutzt nicht ins frisch geputzte Haus gelassen hat. Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei *lach*.  Mein Gesicht, Füße, Arme, Dekolté waren schwarz. Während sich beim Die Ärzte-Konzert am Sonntag der ganze Staub „nur“ in meinen Lungen gesammelt hatte, trug ich ihn jetzt auf meiner Haut nach Hause. Ich Dreckspatz. Hatte aber immerhin den Effekt, dass ich nachts unter der Dusche kein Peeling-Duschgel brauchte, das besorgten die Staubkörner auf meiner Haut von selbst.
Zu Teil 1

Silberhöschen, Staublunge, ein Teufel, ungewolltes Peeling, wüsteGitarren, Sonne und Erholung

Teil 1:
Sonntag, 01.06. - Die Ärzte in der
Wuhlheide
Die Woche fing bei mir am Sonntag an mit einem wie immer gelungenen Ärzte-Konzert. Drei Stunden Partystimmung pur, ich finde ja – besonders im Hinblick auf das Silvesterkonzert in Köln vor zwei Jahren – dass in Berlin besonders gute Laune herrscht, wenn die drei Doktoren die Bühne entern. Freitag und Samstag haben sie bereits die Massen erfreut, Sonntag war die dritte Show in Folge. Viele der Fans waren an allen drei Abenden vor Ort, Respekt. Bin jetzt schon gespannt, ob ich einige der Nasen im Juli wiedertreffe, wenn es mich ein zweites Mal zu den Ärzten in die Wuhlheide zieht. Für einen objektiven Beobachter bot der Abend sicherlich nichts Neues: neue, alte und sehr alte Songs wechselten sich ab, die drei ließen ihrem albernen Humor freie Fahrt, es gab viel zu lachen, zu singen und zu rocken. Der Fan kontert aber und sagt „Genau. Eben deswegen gehe ich ja hin, wegen des reinen Spaßes!“ Die Songs des aktuellen Albums „Jazz ist anders“ klingen live glücklicherweise besser als auf CD, trotzdem hauen sie mich nach wie vor nicht vom Hocker. Na, das stimmt nicht ganz, denn der Opener „Himmelblau“ hat sich in meiner iPod-Playlist mittlerweile als absoluter Lieblingssong etabliert.  Ah, apropos himmelblau, seit Tagen scheint in Berlin die Sonne, und es will einfach nicht regnen. Das ist an sich ja schön. Hatte aber auch den Effekt, dass der Boden des Innenraums nicht nur von den Fans an den beiden Vorabenden plattgetrampelt war, kaum noch ein Grashalm zu sehen war und der Innenraum eher wie ein Bolzplatz anmutete. Nein, die verbliebene Erde war so staubtrocken, dass schon nach den ersten drei Klängen von „Himmelblau“ und den damit verbundenen ersten Bewegungen der Fans eine riesige Staubwolke über unseren Köpfen schwebte. Ich sags mal so: am Montag Morgen hab ich Dreck geniest. Soviel Staub hab ich noch nie eingeatmet. Was gibt’s sonst noch zu berichten? Was hatte Bela da an? War das eine lilafarbene Gardeuniform??? Oder haben mich meine Augen da getäuscht? Oh, gute Brücke – vom Gardeoffizier zu den Silberhöschen. Den optischen Leckerbissen (wer's mag) boten einige junge Herren, die mit nichts anderem als silberfarbenen engen Höschen bewaffnet zum Titel „Deine Freundin (wäre mir zu anstrengend)“ tanzend die Bühne enterten und dort rumwirbelten. Richtig, wenn man zum ersten Mal 'nen (beinahe) anständigen Funk-Song live präsentiert, dann darf ein wenig Glamour nicht fehlen.
Den „Graf“en musste ich erneut ertragen. Ich gebe ja die Hoffnung nicht auf, irgendwann ein DÄ-Konzert zu erleben, ohne dass Bela diesen ätzenden Titel singt.
Ansonsten: schön war's, wie nach jedem Ärzte-Abend hatte ich noch lange ein fettes Grinsen im Gesicht, diesmal sogar während meines nächtlichen Spaziergangs. Und es gibt immer noch "Anfänger", die glauben, das Konzert ist tatsächlich zu Ende, wenn die Ärzte es sagen. Nein, Schluss ist erst, wenn der Mann mit den zwei Gesichtern Rod dem Publikum seine Liebe bekennt. Erst dann, nach drei Stunden, darf man gehen :)