Mittwoch, 28. November 2007

Dringend neues Weihnachtspoplied gesucht!

Ein Aufruf an Musiker:
Seit 23 Jahren wird die Menschheit von Wham!s "Last Christmas" gequält. Jedes Jahr aufs Neue kann man an keinem Weihnachtsmarkt in der Stadt vorbeigehen (und in Berlin gibt's an jeder Ecke einen solchen Markt), ohne dass man diesen Song hören muss, was mir gestern Abend wieder schlagartig bewusst wurde. Ab Mitte/Ende November darf man das Haus nur noch mit Kopfhörern verlassen.
Ich finde, es reicht.
Wir brauchen dringend einen neuen Song, der "Last Christmas" ablöst und in Dauerrotation alljährlich gespielt wird. Meinetwegen für die nächsten 23 Jahre.
Also, lasst euch was einfallen.

Freitag, 23. November 2007

Unterirdischer Rock

Vor ausgewähltem Publikum - 330 Fans gewannen die Tickets in diversen Gewinnspielen - spielten die Queens of the Stone Age 700 Meter unter der Erde im ehemaligen Salzbergwerk in Sondershausen. Gehts cooler? Mann, bin ich neidisch, da wäre ich gerne dabei gewesen, auch mit Schutzhelm :)

Bilder gibts hier.
So und alleine wegen dieser Setlist bin ich neidisch (die haben The Bronze gespielt *heul*):

Hanging Tree
River In The Road
Killer Sceene
In The Fade
White Wedding
Suture Up Your Future
Mosquito Song - Running Joke
Blood Is Love
Make It Wit Chu
Bronze
Cat City
Goin Out West
Handmodel

Montag, 19. November 2007

Konzerte allgemein

Es bleibt mir übrigens bis in alle Ewigkeit unverständlich, wie man in einem Rockkonzert völlig steif mit vor der Brust verschränkten Armen direkt vor der Bühne stehen kann, ohne sich auch nur einmal zur Musik zu bewegen, den Kopf zu schütteln, nicht mal ein kleines Nicken, sondern absolut unberührt wie ein Baum dazustehen...
Da sollte man vielleicht einfach mit seinen vier Buchstaben zu Hause bleiben und sich den ZDF Fernsehgarten Live-DVDs seiner favorisierten Künstler anschauen.

Rockiger Seelenschmerz mit Interpol (und Blonde Redhead), Berlin,Columbiahalle (17.11.07)

Gegensätzlicher hätten meine beiden letzten Konzertabende nicht sein können, vor zwei Wochen Kaiser Chiefs (wie hier berichtet), die Partymusik machten und die entsprechende Stimmung auf der Bühne und im Publikum verbreiteten. Und nun Interpol, deren Bühnensetting mit all diesen schwarzgewandeten Herren, die relativ steif auf ihren Instrumenten spielten, an eine Ausstellungseröffnung einer Kunstgalerie erinnern ließen.
Zuvor brachten uns bereits Blonde Redhead in eine irgendwie unwirkliche, surreale Stimmung. Der Musikstil des Trios um die langbeinige Sängerin Kazu Makino mit Micky Mouse-Kieksstimme ist für mich eher mit "seltsam" zu bezeichnen. Eine interessante Mischung aus Rock und der vertonten Unterwasserwelt. Irgendwie. Schwer zu beschreiben. Aber neugierig hat mich ihr halbstündiges Set in jedem Fall gemacht.
Nach einer ziemlich langen Wartephase gabs dann die volle Ladung rockige Melancholie. Wie erwähnt: die Band sehr stylish komplett in schwarz gekleidet (am Rande sei erwähnt, dass ich die blankpolierten Schuhe von Paul Banks sogar oben auf der Galerie habe blitzen sehen, wens interessiert *lach*) und relativ bewegungslos. Ich glaube, während des kompletten Sets ist nicht eine Haarsträhne von Banks' perfekt gewachster Frisur entglitten. Dafür hat sich Carlos D an der Gitarre z.T. grazil wie eine Ballerina übers Parkett bewegt.
Wer sich zu Interpol ins Konzert begibt, darf halt keinerlei spontane Aktionen erwarten oder gar sowas wie Jam Sessions auf der Bühne, das passiert nicht. Und würde auch nicht zur Musik der New Yorker passen. Die Show ist perfekt durchorganisiert und absolut überraschungsfrei. Mich würde sogar wundern, wenn sie von Tag zu Tag die Setlist ändern würden.
Dafür darf man als Fan aber auch in den wunderschönsten Tönen schwelgen, die da von der Bühne rüberkommen. Diese Band beherrscht ihre Instrumente wie wenige andere, der Sänger hat auch live eine unverwechselbar ausdrucksstarke Stimme, die unter die Haut geht und das Publikum wird alleine von dem perfekten Spiel, den herrlich gitarrenlastigen, teils melancholischen, teils hoffnungsvollen Songs mitgerissen, so dass in der gesamten Halle inkl. der Galerie eine angenehme Stimmung herrscht. Und es ist auch okay, wenn die Sicht zur Bühne mal nicht gegeben ist, weil man einfach die Augen schließt, die Musik genießt und den Text leise für sich mitsingt und dabei ein wenig davon schwebt.
Gut so.
Setlist? Keine Ahnung, sie haben von ihren bisherigen Alben eigentlich alles gespielt was ich mag. Fotos habe ich hier gefunden.

Freitag, 16. November 2007

Wanted by Interpol

Als ich heute im Büro erwähnte, dass ich morgen Abend "bei Interpol" wäre, wurde ich sehr skeptisch beäugt. Ich fahre also morgen nicht nach Lyons, sondern "nur" zur Berliner Columbiahalle und schaue mir die New Yorker BAND Interpol an, deren Album ich hier bereits in den Himmel gelobt habe.
Und zur Vorfreude spielt jetzt hier "No I In Threesome".

Montag, 5. November 2007

Kaiser Chiefs, Berlin, Columbiahalle (04.11.07)

Ja, so kanns gehen. Da hatte ich mich nur auf einen "netten", poppigen Abend eingestellt und war völlig überrascht, als
1. lauter Teeniemädchen mit mir vor der Bühne standen
2. die Stimmung in der Columbiahalle so klasse war wie selten
3. die Isländer Jakobinarina als erster Support Lust auf mehr machten
4. und die Kaiser Chiefs letztendlich 80 Minuten lang gerockt haben wie Sau.

Zu 1. Okay, wäre ich 16 oder 17 Jahre alt, würde ein Ricky Wilson-Poster in meinem Jugendzimmer gleich neben Shia Le Bouef hängen. Der Kaiser Chiefs-Frontmann ist ein ziemlich sympathisch wirkender, allzeit hüpfender und agiler Wonneproppen mit mächtig Spaß an seinem Job. Und das überträgt sich auf die Zuschauer und bringt Mädels zum Schwärmen. Nachvollziehbar.

Zu 2. "Frenetischer Jubel" beschreibt es wohl am besten.

Zu 3. Die Isländer haben Jakobinarina. Wir Tokio Hotel. Muss ich schreiben, welches Land besser dran ist? Die Band - bestehend aus sechs Jungs, die definitiv nicht älter als 17, 18 sind - rocken ziemlich gut und, so cool sie ganz offenbar auch wirken wollen, sind dabei ziemlich drollig. Sänger Gunnar Ragnarsson quatschte entspannt in fast akzentfreiem Deutsch mit dem Publikum und hatte offenbar Freude am Tanzen. Wie meinte er nach dem 30 minütigem Set? Er sei nach einer halben Stunde auf der Bühne völlig fertig und die Kaisers machen das anderthalb Stunden lang, Respekt.
Tja, das ist dann aber auch der Punkt, an dem man feststellt, dass man keine 20  mehr ist: wenn man in einem Rockkonzert vor der Bühne steht und Muttergefühle bekommt *lachtot*.

Zu 4. Die Briten aus Leeds haben's definitiv raus, eingängige Melodien zu schreiben und live ihr Publikum zu rocken. Dabei kommen sie echt nett rüber, völlig ohne Attitüde und scheinen selbst immer noch überrascht davon zu sein, dass ihnen die Leute zujubeln. Das Schöne an der Musik der Chiefs ist, dass in den Titeln viele "Na Na Nas", "Ah-has", "Whoo-hoos" und "La la las" vorkommen, das lädt ja geradezu zum Mitsingen ein. Das hatte dann auch den Effekt, dass Frau Flinkwerts Stimme inmitten der letzten Zugabe bei der Textzeile "Oh my God, I can't believe it, I've never been this far away from home" kippte und ich dem Busfahrer im Anschluß nur noch ein "Guten Abend" zuhauchen konnte. Kann den Abend nur als vollen Erfolg beschreiben. Schweißtreibend und euphorisierend.

Randnotiz:
Silversun Pickups, der zweite Support aus Californien, waren schrecklich langweilig und haben leider auch ein Faible für nicht endenwollende Lieder *nerv*.
Setlist:
1. Everything Is Average Nowadays
2. Everyday I Love You Less And Less
3. Heat Dies Down
4. Born To Be A Dancer
5. Ruby
6. I Can Do It Without You
7. Modern Way
8. High Royds
9. Retirement
10.Thank You Very Much
11.Na Na Na Na Naa
12.I Predict A Riot
13.Take My Temperature
14.The Angry Mob
--
15.Love's Not A Competition
16.Oh My God

Da ich mittlerweile keinen Fotoapparat mehr in ein Konzert schleppe, gibts hier keine Fotos. Wer sich ein Bild von den Livequalitäten dieser sehr geilen Band machen will, der guckt sich dieses YouTube-Video an.

Sonntag, 4. November 2007

Die Ärzte - Jazz ist anders

Die Ärzte erfinden generell das Rad nicht mehr neu, wenn sie auch in Sachen Verpackung immer wieder die besten Ideen haben (Pizzakarton mit innenliegender Pizza & Tomatenscheibe = CD und Bonus-EP). Das gilt auch für "Jazz ist anders", ihrem am Freitag neu erschienenen Album. Bisher gab es noch keine DÄ-Scheibe, auf der mir wirklich alle Songs gefallen haben - auch das hat sich nicht geändert. Wie immer finden sich einige echte Perlen unter 08/15-Gassenhauern und DÄ-Füllsel.
Perlen, als da wären: "Himmelblau", "Junge", "Nur ein Kuss", "Niedliches Liebeslied" und "Tu das nicht". Typisch Die Ärzte sind dann halt "Vorbei ist vorbei", "Allein", "Lasse Redn" und "Heulerei". Und unter Gefüllsel verstehe ich sowas wie "Lied vom Scheitern" oder "Breit".
Manche Songs werden sowieso erst ihr wahres Potential zeigen, wenn man sie live hört, daher ist die dürftige Ausbeute an "Perlen" auch nicht weiter schlimm. Die Ärzte waren für mich schon immer eine Liveband und die Alben mehr zum Training der Texte gedacht :)
Ein bißchen vermisse ich auf "Jazz ist anders" jedoch den grenzdebilen Witz, dafür sind die Texte allesamt etwas lockerer ausgefallen; "Möchtegern-Weltverbesserungssongs" wie "Nicht allein", u.a. fehlen komplett, was ich auch mal ganz angenehm finde. Albern wirds erst bei den drei Songs von der Bonus-EP, da darf man dann wieder ungezwungen ablachen.
Nun - das ist jetzt zumindest so mein Eindruck nach dem ersten Hören. Absolut keine schlechte Platte (den Tiefpunkt gabs ja mit "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer"), aber sicherlich auch kein musikalischer Meilenstein.

Hier die Titel im Überblick:
1. "Der Himmel ist blau" (Farin singt)
Schöne Uptempo-Schrammelnummer. Mein Wohnzimmer lässt ausrichten: sehr tanzbar. Könnte zum absoluten Sommerhit 2008 werden.

2. "Lied vom Scheitern" (Bela singt)
Charmante Platitüdendrescherei. Nix besonderes.

3. "Breit" (Rod singt)

Hm. Antidrogensong? Das geht nach hinten los, denn den kann man eigentlich nur hören, wenn man breit ist - zum lauten Mitgröhlen.

4. "Lasse redn"

Farin schreibt nach wie vor die besseren Titel. Netter Antispießersong (Frau Flinkwert fühlt sich da mitunter in ihre Kindheits-Kleinstadt zurückversetzt). Irgendwie ZDF-Fernsehgartentauglich *lach*. Nein, das meine ich nett.

5. "Die ewige Mätresse" (Farin und Bela singen)

Ziemlich rockig auf den Punkt gebracht, macht Spaß.

6. "Junge" (Farin singt)

Ja, einen ähnlichen Text mussten wir wohl alle mal von unseren Eltern hören. Finde diese erste Singleauskopplung sehr gelungen. "Du hast dich früher so für Tiere interessiert", haha. Ich kenn das unter "Aber du hast doch früher immer gerne Rosa getragen", "Ja, Mama, mit 10."
"Und du warst so ein süßes Kind", das hab ich erst heute morgen beim wöchentlichen Telefonat mit meiner Mutter wieder gehört. Geiler Song.

7. "Nur ein Kuss" (Farin singt)

Huch? Da fühlt man sich ja zurückversetzt in die DÄ-Anfangstage. Der Titel ist so grenzwertig, klingt wie 84 nur besser produziert und gespielt. Echt nett. Das zweite Drittel erinnert irgendwie an Juliane Werdings "Am Tag als Conny Kramer starb". Schön.

8. "Perfekt" (Bela sing)

Ganz nett aber ohne Biss. Austauschbar.

9. "Heulerei" (Farin singt)

Fängt gut an, erinnert dann aber immer mehr an "Vermissen,Baby" - und der war besser. Aber gut rockig.

10. "Licht am Ende des Sarges" (Bela singt)

The Cure? Irgendwie klingt der Anfang nach einem The Cure-Song. Ich komm nicht drauf, welcher. Hm. Bela nimmt hier seinen Dracula-Kram auf die Schippe. Endlich.

11. "Niedliches Liebeslied" (Rod singt)

Macht dem Titel alle Ehre, poppiges Geschnurre von Rod mit Beat-Schuppen-Flair. Video kann in der gleichen Requisite aufgenommen werden wie "Dinge, von denen", haha.

12. "Deine Freundin (wäre mir zu anstrengend)" (Farin singt)

Farin feels funky. Zumindest auf diesem astreinen Funksong. Gabs das schon mal von den Ärzten? Ein bißchen viel Bootsy Collins gehört in letzter Zeit, wie? Nett.

13. "Allein" (Farin singt)

Okay, jetzt auch Platitüden von Farin. Nein, gefällt mir nicht.

14. "Tu das nicht" (Bela singt)

Sehr sehr augenzwinkernder Beitrag zum Thema "Raubkopien". Naja, nicht gerade subtil, eher mit dem Zaunpfahl um die Ohren gehauen wird da der Musikindustrie, die Emule/Soulseek/ö.ä.-Nutzer kriminalisiert. "Und es läuft keine Musik auf deiner Beerdigung. So." haha

15. "Living Hell" (Farin singt)

Passt sehr gut zu dem vorangegangenen Track. Welch ein Fluch, wenn man so viel Glück hat. Armes Schwein, lieber Farin :)

16. "Vorbei ist vorbei" (Farin singt)

Klingt wie ein Vorgeschmack auf das nächste Farin U.-Soloalbum. Nett.

Bonus-Ep
1.  "Wir sind die Besten" (Farin und Bela singen)
Eine leichte Reminiszenz an die NDW klingt hier raus. Wohnzimmer lässt erneut ausrichten: tanzbar. Allein das "Hui" ist es wert.

2. "Wir waren die Besten" (Bela singt)
So klingt es, wenn der  Rock 'n' Roll-Übermensch im Altenheim von vergangenen Zeiten singt. Lustig.

3. "Wir sind die Lustigsten" (Rod singt)
Rod singt vom Gag-Imperium der Die Ärzte. Lachen muss er selbst beim Singen...

Und wer es noch nicht mitbekommen hat: auf der regulären CD befindet sich ein "Hidden Track", den man findet, wenn man die Scheibe ganz normal im CD-Player abspielt und dann zurückspult.
04-11-07_130604-11-07_1303
Nachtrag vom 12.11.
Es hat gedauert, ziemlich lange sogar für meine Begriffe, aber jetzt weiß ich endlich von welchem Cure-Song die Gitarre am Anfang von "Licht am Ende des Sargs" ist: "Just like heaven". Mann, wieso ist mir das nicht früher eingefallen!

Angry Mob (Kaiser Chiefs)

Ich hoffe, der Mob heute Abend beim Kaiser Chiefs Konzert in der Columbiahalle bleibt friedlich und wird nicht "angry". Hier zur Einstimmung ...

Der Bericht vom Konzert folgt dann morgen.