Montag, 10. Dezember 2012

Triggerfinger (Support: Antlered Man), Astra Berlin, 06.12.2012

Triggerfinger_CollageAls wir im Mai diesen Jahres bei der Ray Cokes ("Ray's Guesthouse") Tour Triggerfinger das erste Mal live erlebt haben (noch vor dem unsäglichen "I Follow Rivers" Hype), waren wir - Schwesterherz und ich - völlig geflashed. Die drei gespielten Songs im heruntergestrippten Akkustik-Gewand klangen einfach fantastisch, und das Trio da vorne auf der Bühne wirkte so herrlich tiefenentspannt, dass uns klar war, dass wir die Herren unbedingt wieder live sehen müssen. Nun gabs zwar im Verlaufe des Jahres ein paar Möglichkeiten in Berlin (ob Greenville Festival oder die Star FM Geburtstagsparty), und ich hatte lustigerweise rein zufällig das Glück, die Band in Wohnzimmeratmosphäre in London zu sehen, aber der 06.12.2012 war definitiv gesetzt.
Leider dann am Donnerstag ohne Schwester, die stattdessen traurigerweise auf Du-und-Du mit dem Glatteis in Berlin ging, dafür aber mit Kollegin, die ihrem fast jugendlichen Alter entsprechend noch sehr schwärmerisch veranlagt war, was aber wiederum sehr lustig und süß war.

Auf gings also ins Astra, und schon in der Schlange vor der Halle fiel auf, dass das Publikum ziemlich feminin war. Frauen zwischen 20 und 50, gerne in Cliquen, fanden sich ein - und man durfte sich die Frage stellen, ob denen überhaupt klar war, dass dies ein Rock- und kein Kuschelpopkonzert werden würde, da der Hit "I Follow Rivers" halt wirklich nicht zum typischen Soundgewand der Belgier passt, die vor allem mit härterem Bluesrock punkten und zu dritt enorm viel Lärm machen können.

Schon bei der Vorband zeigt sich dann das ein oder andere irritierte Gesicht. Denn die einfach nur fantastischen Antlered Man (ja, scheiß Bandname) rocken in ihrem halbstündigen Supportset das Astra heftigst. Mit einem Frontman, der aussieht wie der freundliche Steuerfachgehilfe von nebenan, auf der Bühne aber zum Rockbeast wird und einem Sound, der nicht in vorgefertigte Schubladen passt, ein bisschen Metal mit politischen Texten und einer Songdramaturgie, die bisweilen fast musicalesque rüberkommt. Als der Sänger dann auch noch eine Flöte rauspackt zur Verstärkung des harten Gitarrensounds, sind wir schlicht begeistert. Ich möchte mal sagen, das war einer der besten Support Gigs, den ich in den vergangenen Jahren gesehen / gehört habe, und das Album wurde sogleich am nächsten Tag gekauft. Kann ich nur empfehlen.

Triggerfinger selbst halten es auf der Bühne spartanisch. Da gibts nen völlig unsinnig gold glitzernden Vorhang und Instrumente. Mehr nicht, reicht auch. Anders als bei anderen Bands wird das Schlagzeug zentral gesetzt, so dass die drei Musiker schon rein optisch eine Einheit bilden. Nach einem kurzen Intro geht es mit dem leicht diabolischen "I'm Coming For You" gleich in die Vollen. Und man muss festhalten: die drei habens musikalisch einfach drauf. Ein charismatischer Sänger, der mit seinem sexy Image spielt, live tierisch bei Stimme ist und Unglaubliches mit seiner Gitarre anstellt, während er munter von irgendwelchen hohen Verstärkern oder Boxen hüpft, ein leicht durchgeknallter Drummer, der zwischendurch gerne den sympathischen Pausenclown gibt und der es als einer der Wenigen schafft, ein tatsächlich hörenswertes Drumsolo zu spielen, dazu ein talentierter, hünenhafter Bassist, der auf dem ersten Blick supercool und auf dem zweiten wie Papa Bear wirkt. Was folgt, ist nicht nur ein lautes, sondern vor allem ein abwechlungsreiches Set, bei dem die Titel des letzten Albums "All This Dancin' Around" im Fokus stehen (was ein klein wenig schade ist, denn sie spielen schon wieder nicht "Commotion", grrr).

Ob Blues- oder Stonerrock - tanzbar ist irgendwie alles, und die energiegeladene Darbietung steckt an. Schon nach wenigen Minuten kocht die Stimmung in der Halle, wird gekreischt (ich erwähnte die vielen Frauen) ohne Ende. Trotz ausverkauftem Astra haben wir alle relativ viel Platz zum Tanzen, das hauptsächlich weibliche Publikum ist jetzt nun nicht so Moshpit mäßig drauf, was aber auch mal angenehm ist. Am Ende schaffen wir es (im Gegensatz zu Köln, Hamburg und Frankfurt), die Band für zwei Zugaben-Sets auf die Bühne zu holen, die besonders ganz zum Schluss nach zwei Jahren Dauertour erschöpft aber glücklich wirkt. So kommen wir in den Genuss von drei Coverversionen (klar: "I Follow Rivers" - darf natürlich nicht fehlen, Rihannas "Man Down" und eine wunderbare Version von Neil Youngs "Driveby").

Neben dem wunderbaren Konzert machten Kollegin und ich noch die Bekanntschaft mit zwei wahnsinnig netten Mädels (Schwestern) aus Wismar. Mädels, solltet ihr das zufälligerweise lesen: wir waren einfach zu doof, um euch nach euren Facebook-Daten zu fragen. Es war eine Freude, mit euch zusammenzustehen, zu schwatzen und so viel Herzlichkeit zu empfangen. Ich hoffe, ihr hattet über das Konzert hinaus noch einen tollen Aufenthalt in Berlin, und über unseren Weihnachtswunsch sind wir uns ja alle einig *lach*. Ich bedauere, dass Kollegin und ich am nächsten Tag wieder früh im Büro sein mussten, sonst hätten wir noch gerne mit euch weitergefeiert.

Schaue ich mir mein Konzertjahr an - jetzt wo Triggerfinger dieses sozusagen beendet haben - so bleiben die Shows der norwegischen Kakkmaddafakka (wegen ihrer Frische und Experimentierfreudigkeit), der schwedischen The Hives (aufgrund der Conferencier-Fähigkeit des Sängers und seines Humors) und der belgischen Rocker (musikalisch einfach top und extrem sympathisch) am positivsten im Gedächtnis.

Gerade jetzt, wo ich lese, dass beispielsweise Muse für ihr Berlin Konzert 73 Euro pro Ticket nehmen, weil sie wieder die unglaublichsten Bühnenaufbauten mitbringen, muss ich nochmal festhalten, warum ich so gerne zu Konzerten gehe, nämlich weil ich schlicht die Bands erleben möchte, das Plus, welches mir fehlt, wenn ich nur die CD höre. Für knapp 20 Euro haben mir Triggerfinger genau das gegeben: talentierte Musiker, die ihre Lust an ihrem "Job" deutlich rüberbrachten, bei denen man spürte, dass sie sich gegenseitig schätzen und mögen, eine Einheit bilden und Spaß daran haben, jeden Abend gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Da reicht mir dann auch ein gold glitzernder Bühnenvorhang. Lieber das, als einen 1,50m großen Matt Bellamy (Muse) zwischen überlebensgroßen Bühnenaufbauten suchen zu müssen... *lach*.

Nun noch die Triggerfinger Setlist:
I'm Coming For You, On My Knees, Short Term Memory Love, Cherry, Let It Ride, My Baby's Got A Gun, All Night Long, Camaro, All This Dancin' Around, Drum Solo, All Night Long, First Taste, Is It
Zugabe1: I Follow Rivers (Lykke Li cover), Man Down (Rihanna cover)
Zugabe2: Soon, Driveby (Neil Young cover)

Wie immer hab ich versucht, mit meiner Kamera ein wenig Livestimmung einzufangen. Hier ein Video zu Antlered Man "Misruly Roo", und darunter sind Triggerfinger mit "Man Down" zu sehen.



Alles Weitere wie immer auf meinem kleinen, unprofessionellen YouTube-Kanal.

Freitag, 30. November 2012

Marina & the Diamonds, Astra Berlin, 29.11.2012

Marina_CollageNa, das war doch gestern ein charmanter Abend! Ohne Vorband, dafür mit einer herzlichen und gutgelaunten Marina und ihren klasse Musikern wurde das hauptsächlich junge Publikum (Teens und Twens, ich Oma) im Astra Berlin bestens unterhalten.
Nun mag ich ihre Musik sowieso, sonst wäre ich dort ja gar nicht hingegangen, dennoch war ich positiv überrascht, dass sie eine so tolle Livestimme hat. Man ist leider gerade bei Pop-Künstlern daran gewöhnt, dass das auf den Alben alles sehr hübsch klingt - dank Technik - und dann live fehlt's an Power, aber nicht bei ihr, die auch die höchsten Töne noch kraftvoll singt. Ein Lob auch an den Soundtechniker, die Musik klang diesmal generell sehr klar, das hab ich im Astra auch schon anders erlebt.

Outfit und Bühnenbild von Marina passten halt zum Lollipop-Schema, mit dem sie spielt, ein bisschen Lolita Stimmung mit Riesen-Teddybär und viel rosa auf der Bühne und sie selbst irgendwie eine interessante Mischung aus frühem Pin-up Girl und einer sexy Minnie Mouse *lach*. Ein bisschen umziehen, ein bisschen mit unterschiedlichen Accessoires spielen gehörte dazu (inkl. dem laufenden Plüschhund). Und normalerweise mag ich dieses "Mädchen-Ding" gar nicht so inklusive des Dauerposings, trotzdem kommt sie dabei aber sehr erfrischend und bodenständig rüber. Hilft natürlich, dass Marina auch ein echter Blickfang ist, ich kann jeden Jungen/Mann verstehen, der gestern Abend mit Sternchen im Blick das Astra verlassen hat.
Nette Unterhaltung mitgehört, als ich am Ende für meine Jacke anstand. Er: Hach, ich bin so verliebt. Sie: Na, hoffentlich in mich. Er: Natürlich, Schatz, aber sie ist schon, also sie ist... Sie (fällt ihm ins Wort): Schon gut, ist ne Hammerfrau, darfst ein bisschen schwärmen.

Die Setlist war gut durchgemischt, von beiden Alben das Beste (nach meinem Geschmack), schöne Abwechslung zwischen den langsameren und den fetzigeren Stücken. Das restliche Publikum schien auch begeistert, ich glaube, am Ende waren alle glücklich: Wir Fans und Marina.

Hab nochmal versucht, den einen oder anderen Song mitzuschneiden, doch da ich diesmal so direkt vor den Lautsprechern stand, klingt das etwas "brummig". Wer will kann aber hier mal reingucken.

Dienstag, 27. November 2012

Two Door Cinema Club (Support: Kowalski, Alt-J), Astra Berlin,23.11.2012

Letzten Freitag gings ins Astra zur nordirischen Band Two Doors Cinema Club. Ihr erstes Album vor zwei Jahren ("Tourist History") hat mich schlicht weggefegt. Kein Song darauf, der sich nicht sofort zum Lieblingslied mauserte. Ich mag ihren Sound, der Rock, Pop und Folk so kongenial verbindet. Entsprechend gespannt war ich auf das Folgealbum "Beacon", welches im September erschien. Beim ersten Hören war ich noch etwas enttäuscht, irgendwas war anders. Doch mittlerweile weiß ich auch "Beacon" zu schätzen, welches gereifter klingt, erwachsener, dabei aber ihren sehr speziellen Sound zementiert.
Insofern musste das Live Konzert sein, es gibt so wenige Bands, deren Alben mich komplett überzeugen, meist sind es doch nur 4-6 Songs, während der Rest eher mittelmäßig oder austauschbar bleibt.

Als Support standen die Bands Kowalski und Alt-J bereit. Da ich etwas spät dran war, habe ich erstere nur im Hintergrund mitbekommen, während ich anstand, um meine Jacke loszuwerden. Soweit klang das ganz nett, britisch-melodischer Pop halt, nicht weltbewegend aber schön. Als ich mir dann überraschend immer noch einen Platz in der ersten Reihe sichern konnte, bekam ich dann Alt-J in voller Länge zu hören. Die Band hat dieses Jahr den Mercury Prize in den UK gewonnen und brachte eine große Fangemeinde mit, die jeden Song abfeierten. Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mich wie bestraft fühlte. Ich fands einfach nur grausig, nein, schrecklich. Ich hab gebetet, dass es schnell vorbeigeht. Dieses Vokalgekaue des Sängers ist überhaupt nicht meins, als ich schon sah, wie der seine Gitarre festhielt (unters Kinn geschnallt), war ich sowieso gleich aggro, sowas kann ich gar nicht sehen. Bei jedem Titel wurde ein cooler Rhythmus angetäuscht, bis der Gesang dann wieder alles kaputt machte. Nee, sorry, auch wenn ich hier eine unpopuläre Meinung vertrete, ich war einfach nur dankbar, als deren Set vorbei war.

Nach einer kurzen Umbaupause kam die Hauptband des Abends. Ich habe mir hinterher von anderen erklären lassen, dass sie mittlerweile deutlich selbstbewusster auftreten. Klar, für mich - drei Tage nach The Hives - sah das alles noch etwas schüchtern aus. Aber liebenswert, darauf lege ich Wert. Eine wirklich höchst sympathische Band, die eine perfekte Mixtur ihrer beiden Alben gespielt hat, in der sich schnell und langsam wunderbar abwechselten. Alle Lieblingssongs waren dabei, und im letzten Drittel holte man fürs Publikum noch die Riesenluftballons raus, damit wir was zum Spielen hatten.

Die Stimmung im Publikum war wirklich toll. Ich hatte zuerst einen Superplatz, besonders dank des niedlichen asiatischen Mädels neben mir, deren hochgebundener Pferdeschwanz wie beim Tanzen wie ein Fächer für mich wirkte. Aber während der Zugaben hab ich auf den Platz dankend verzichtet und hab lieber neben netten Bekannten getanzt, die das Konzert genauso genossen haben wie ich.
Eine Setlist kann ich nicht liefern, ist auch nicht notwendig, sie haben einfach alle großen Songs der beiden Alben gespielt, und jeder Fan dürfte musikalisch im Glück gewesen sein. Im März kommen sie wieder - falls sie jetzt jemand verpasst hat und dies bedauert.

Hier noch ein kleiner Soundschnipsel.

Mittwoch, 21. November 2012

The Hives (Support: The Bronx), C-Halle, Berlin am 20.11.2012

TheHives_CollageEigentlich sind skandinavische Rockbands sowieso eine (fast) sichere Sache und haben mich live bisher nie enttäuscht. Die Chance auf liebenswert extrovertierte Größenwahnsinnige, die smart, humorvoll und trotz aller offensichtlichen Professionalität höchst sympathisch agieren, ist bei den Nordlichtern einfach extrem groß. Ob früher Gluecifer, Hellacopters, Turbonegro oder Mando Diao, The Hives und im Übrigen auch aktuell Royal Republic oder die eher Pop-affinen wunderbaren Finnen Kakkmaddafakka - man muss sie einfach lieben.

The Hives haben gestern ihrem guten Ruf alle Ehre gemacht. Ich sage mal, dass es absolut unmöglich ist, während dieses herrlichen Auftritts keine gute Laune bekommen zu haben.

Zunächst eröffneten The Bronx den Abend - mir persönlich kein Begriff, aber meiner Begleitung waren sie bekannt. Ist nicht so meine Musikrichtung, zugute halten muss man der Band die unbedingte Kuschelfähigkeit des Sängers, der sich - glaube ich - länger im Publikum aufgehalten hat als auf der Bühne. Ein, zwei Songs haben mir richtig gut gefallen, der Rest war halt okay.
Während der Umbaupause haben uns am meisten die Ninjas fasziniert. Roadie-Ninjas, die maskiert und in schwarzen Kampfanzügen (fehlten nur die Wurfsterne) über die Bühne huschten, um beim Aufbau zu helfen. Später beim Set waren sie u.a. auch für Percussion, Kabelentwuselei und andere Dinge zuständig, weiterhin in ihrer Maskerade. Die stillen Helfer, irgendwie ein cooles System. The Hives wissen halt, dass das Augenmerk der Fans auf der Band liegen muss.

Nach dem klassischen Intro ging es mit "Come On!" los, und fünf Herren kamen gutgelaunt im Frack gekleidet auf die Bühne und positionierten sich vor den überdimensionalen Buchstaben. Das Ganze hatte etwas von einer Revue, und im Verlaufe des Abends bin ich auch immer mehr zur Überzeugung gelangt, dass Sänger Per Almqvist in seinem früheren Leben sicher ein Revuegirl war. Heute führt er eine Zweitexistenz als Südstaaten Conferencier *lach*. In seiner professionellen Art, mit dem Publikum umzugehen, erinnert er an diese typischen US-Rockband-Showmacher, aber bei ihm wirkt das alles noch so verspielt, und eigentlich kommt man bei seinen Ansprachen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Zwischen dem netten Geschwatze wurde gerockt, was das Zeug hält, The Hives machen halt Partymusik und präsentierten eine schöne Mischung ihrer Alben.

Und das Publikum ging richtig schön mit, ich bin im Nachhinein dankbar, dass es uns nach oben auf die Galerie gezogen hat. Zum einen war die Sicht auf die Bühne natürlich fantastisch, und die Columbiahalle ist übersichtlich genug, dass man da oben trotzdem mittendrin ist, zum anderen wäre mir das unten einen Tick zu wild gewesen. Es war aber schön, dem Hüpfen und Schubsen im Innenraum zuzusehen und die Vibrationen bis oben auf der Galerie zu spüren.
Eine Setlist kann ich nicht liefern. Wer mag, kann sich den einen oder anderen Videomitschnitt auf YouTube ansehen, ein Beispiel nachfolgend.

Alles in allem ein wunderbarer Abend!

Montag, 29. Oktober 2012

Tame Impala (Support: Young Dreams), Postbahnhof, Berlin am 23.10.2012

Ein wenig verspätet ein paar Worte zum Tame Impala Konzert vergangene Woche. Ich mag die australische Band sehr, ihr teilweise verspielter Psychedelic Rock/Hippie-Sound kann einem wunderbar einen verregneten Sonntag versüßen. Daher war ich ziemlich neugierig, wie sich das Ganze wohl live anhören würde, und normalerweise steht der Postbahnhof für recht okaye Soundqualität. Das war am Dienstag allerdings nicht der Fall und wird vermutlich eher am Soundtechniker gelegen haben.

Zunächst spielten Young Dreams ein kleines Supportset, zu denen konnte ich mir irgendwie keine Meinung bilden, klang alles wie irgendwo irgendwann schon mal gehört aber eben auch nicht schlecht. Ein Beispiel gibts hier.

Danach dann Tame Impala, die gerade während der ersten drei Songs echte Soundprobleme hatten. Die Instrumente waren gut zu hören und auseinanderzuhalten, aber bis in meine Ecke, in der ich stand, drang absolut kein Gesang durch. Danach scheint ihr Techniker irgendwelche Regler gefunden zu haben, und es ging einigermaßen, trotzdem blieb der Sound in Gänze ziemlich breiig. 
Die Songs an sich sind halt nach wie vor fantastisch, doch irgendwie hat es mich einfach nicht gepackt am Dienstag. Nun gehöre ich eh schon nicht zu den Leuten, die jetzt sonstwas für ein Rumgehampel auf der Bühne erwarten, ne Lightshow sehen wollen oder Wert drauf legen, dass die Band permanent mit dem Publikum schwatzt. Aber ... ein bisschen Interaktion... ein bisschen Licht (es war zeitweise so dunkel, dass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte) ... und ein bisschen Ausstrahlung oder nennen wir es Bühnenpräsenz - das alles hätte auch nicht schaden können. So eine Gruppe von Milchbubis (das meine ich nicht böse, sie sind ja wirklich noch sehr jung), die in verwaschenen Shirts da rumstehen und verträumt vor sich hinspielen, auf Dauer find ich das recht langweilig, ich hab dann irgendwann einfach selbst die Augen geschlossen und nur noch konzentriert der Musik gelauscht. Insofern fand ich den Abend zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht so gut wie die vorangegangenen Shows von beispielsweise Graham Coxon, Calexico oder Triggerfinger.

Es gibt einen ziemlich begeisterten Konzertbericht, auf den ich hier mal verweise. Die Dame hatte offenbar den perfekten Abend.  Die Masse im ausverkauften Postbahnhof hat das Konzert ähnlich begeistert aufgenommen, vielleicht - wenn ich mehr in die Mitte gerückt und tiefer eingeatmet hätte - könnte ich im Nachhinein von bunten Farben schwärmen *lach*, aber das war halt nicht der Fall.

Mal schauen, was die Novemberkonzerte bringen, da warten dann The Hives, Two Doors Cinema Club und Marina and the Diamonds auf mich...

Hier noch ein Video vom Abend, wie gesagt, sehr dunkel:

Samstag, 6. Oktober 2012

Triggerfinger (Support: Hong Kong Dong), Barfly, London am 03.10.2012

20121003, Triggerfinger, Barfly, LondonManchmal passen die Dinge einfach perfekt zusammen. Nicht nur, dass ich meinen eigentlich für Mai geplanten London-Aufenthalt aus beruflichen Gründen in den Oktober verschieben musste und somit urplötzlich in den Genuss kam, Stephen Fry auf der Bühne des Shakespeare's Globe in "Twelfth Night" zu erleben, nein, es traf sich, dass ausgerechnet an meinem "freien" Abend in einem kleinen Club in Camden - dem "Barfly" - die belgischen Rocker Triggerfinger auftraten. Mit im Gepäck Hong Kong Dong als Support.
Für 11 Pfund Eintritt - klar, dass ich das ausgenutzt habe.

Mal abgesehen von dem gelungenen Musikabend war das auch ein guter Anlass, nochmal eine Runde durch Camden und den Stables Market zu spazieren, wo ich mich dann doch etwas länger aufgehalten habe und somit gerade eben pünktlich zum Konzertbeginn im Barfly auftauchte. Das Barfly beheimatet im Erdgeschoss ein urgemütliches Pub, in dem ich nach dem Konzert noch mit zwei unheimlich netten Holländerinnen ein Bier getrunken habe. In der ersten Etage ist dann ein kleiner Veranstaltungsraum, keine Ahnung, wie viele Leute da reinpassen, aber da herrscht schon richtige Wohnzimmeratmosphäre. Entsprechend klein ist auch die Bühne, beinahe ebenerdig, so dass irgendwie jede Distanz zu den spielenden Bands fehlt, was ich fast ein wenig irritierend fand, so dass ich mich freiwillig etwas weiter nach hinten verzogen hab.

Als ich dort ankam, begannen gerade Hong Kong Dong ihr Set. Ebenfalls eine belgische Band, bei denen ich gerade nicht weiß, wie ich sie musikalisch am besten einordnen soll. Was ist das - Avantgarde Rock? Elektrorock? Auf jeden Fall klang es fantastisch live, ging tierisch in die Beine, den Leuten um mich herum hat es ebenfalls sehr gut gefallen, und man konnte Zuschauer sehen, die sich offenbar nicht entscheiden konnten, ob sie headbangen oder den Robot Dance tanzen sollen. Ihr Set beschlossen sie übrigens mit einer Hammerversion von ZZ Tops "Gimme Me All Your Lovin'", die deutlich besser war als das Original. Ein klasse Vierer, dessen Album "Sweet Sensations" ich sofort gekauft habe und mich gerade an den teilweise sehr schrägen Texten erfreue.

Triggerfinger rockten danach gute 70 Minuten den kleinen Club. Interessant war, dass vermutlich die Hälfte des Publikums aus Holländern, Belgiern und Deutschen bestand, die wiederum ihre englischen Freunde mitgebracht haben. Einige waren da, die die Band noch nicht kannten und dann genauso geflashed waren, wie wir damals anlässlich des Ray's Guesthouse Abends in Berlin. Schön war auch, dass die Songwünsche aus dem Publikum das eigene Schaffen der Band umfasste und keiner nun unbedingt den mittlerweile kaum noch erträglichen Radiohit "I Follow Rivers" verlangt hat, den Triggerfinger zwar als Zugabe spielten, das Ganze aber eher als Gag anlegten. Die Band besticht halt durch die teils bluesigen, teils hardrockigen Songs wie "I'm Coming For You", "Cherry", "All This Dancing Around", "My Baby's Got a Gun", "Short Term Memory Love" und das wunderbare "Let It Ride", die allesamt im Set vertreten waren. Das Publikum ging richtig schön mit, jeder einzelne Titel wurde laut bejubelt und abgefeiert.
Vor den beiden Zugaben gab es eine nur angedeutete Pause, weil es der Band einfach zu blöd war, erst von der Bühne durch die ganzen Leute durchzumaschieren, zwei Minuten zu warten und dann wieder zurückzustiefeln *lach*, insofern haben sie einfach munter weitergespielt.
Als krönenden Abschluss gabs ein weiteres Cover, den Rihanna Song "Man Down", der von Triggerfinger performt im Rock-Gewand einfach tausendmal besser klingt, obwohl ich ja auch zugeben muss, dass es der einzige Titel ist, den ich von Rihanna ertragen kann.

In jedem Fall hat sich der Abend gelohnt, zwei richtig klasse Bands, eine tolle Stimmung im Publikum, auch wenn es nach dem Konzert am Ausgang fast ne kleine Schlägerei gegeben hat. Einziger Wermutstropfen: in diesem kleinen Veranstaltungsraum hat sich der Sound etwas schlecht verteilt, so dass man Ruben Blocks schöne Stimme leider nicht ganz so gut gehört hat, die Instrumente waren einfach lauter.

Ich freu mich schon darauf, sie am 06.12. im Berliner Postbahnhof wiederzusehen und hoffe gerade sehr, dass sie Hong Kong Dong wieder als Support im Gepäck haben. Das dürfte dann erneut ein toller Abend werden.
Videos hab ich nicht gemacht, dafür hatte ich keinen freien Blick auf die Bühne, außerdem war mir mehr nach Tanzen und Haare schütteln als nach Kamera ruhig halten :)

Setlist: I'm Coming For You / On My Knees / Short Term Memory Love / Cherry / Let It Ride / My Baby's Got A Gun / All This Dancin' Around / First Taste / Is It /Scream
Zugaben: I Follow Rivers / Man Down

Montag, 24. September 2012

Calexico (Support: Laura Gibson), Huxley's Neue Welt, Berlin am 23.09.2012

DesktopHach ja, Calexico. Ich hab einige Lieblingsbands, zu deren Konzerten ich immer wieder gehe und in der Regel auch jedesmal begeistert bin, aber Calexico bleiben für mich etwas Besonderes. Warum - dazu gleich, erst einmal ein paar Worte zum sympathischen Support, der Künstlerin Laura Gibson und ihrer Band.

Brav steht sie da mit ihrer Brille, dem grünen Kleidchen und der Gitarre in der Hand, und irgendwie stelle ich mich schon auf betuliche Singer-/Songwritersongs ein, da ertönen diese wunderschönen Klänge. Ruhig sind ihre Titel zwar, aber sie werden getragen von einer wirklich ganz herrlichen klaren Stimme, die sich einem sofort in den Gehörgang gräbt. Und auch wenn mich nicht jeder einzelne Song überzeugen konnte, das dreißigminütige Set von Laura Gibson und ihren ebenfalls talentierten Musikern hat mich ziemlich beeindruckt. Eine gewisse klangliche Nähe zu Calexico ist vorhanden, vielleicht ist der Countryeinfluss noch größer, das weiß ich genauer, wenn ich mir mal ihr aktuelles Album kaufe. Aber die gestern gehörten Titel machten in jedem Fall Lust auf mehr. Auch die Tatsache, dass sie zu den bodenständigeren, netten Künstlerinnen gehört, die sich über die Sympathiebekundungen des Publikums offen freute, machte ebenso Laune.

Eine halbe Stunde Umbaupause, Calexico machen da keine Mätzchen, und damit es immer schön schnell geht, kann man gerne auch mal die Bandmitglieder beobachten, wie sie selbst Hand anlegen und mit den Roadies gemeinsam auf der Bühne stehen. Gestern war es John Convertino, der schon mal entspannt sein Schlagzeug einstellte, während um ihn herum noch Kabel verklebt wurden. Früher hab ich auch mal Joey Burns erlebt, der die Handtücher und Wasserflaschen auf die Bühne trug. Ich weiß nicht, ich finde das einfach total sympathisch, und für mich ist das ein Zeichen, dass hinter den Kulissen zwischen Band und Crew Harmonie herrscht.
So kommt die Truppe dann auch ohne großes Brimborium raus, kein Intro, kein Nebel, einfach ein Haufen talentierter Musiker. Zu siebt sind sie diesmal, ich mag es ja generell, wenn große Bühnen entsprechend bevölkert werden. Eröffnet wird mit "Fortune Teller", und für den restlichen Abend wechseln sich ruhige Songs mit Mariachi-Schmetterern ab. Mal verträumt die Augen schließen, mal hingerissen dem Rhythmus folgend mittanzen.

Dabei verzichtet die Band darauf, ihr Set mit lauter Gassenhauern anzureichern, auf die sie mittlerweile zurückgreifen können. Sicher hätte ich "Crystal Frontier" oder "Ballad of Cable Hogue" - um nur einige zu nennen - gestern gerne wieder gehört, aber so hat mir das Set eigentlich sogar noch besser gefallen. Sowas wie "Alone Again Or" oder "Across the Wire" gabs natürlich auf die Ohren, und als letzte der (ersten) Zugabe bietet sich immer wieder "Guero Canero" an, ein herrlich simpler Song, den man wunderbar in die Länge ziehen und damit jeden Zuschauer glücklich machen kann. Ansonsten bietet sich aber eine schöne Mischung aus ihrem ganzen Schaffenswerk und einigen Titeln aus dem neuen Album "Algiers", welches erst kürzlich erschienen ist. Wie mit dem Opener beschließen Calexico ihr Set mit einer ruhigen Nummer, "The Vanishing Mind", der zweiten Zugabe übrigens, denn Calexico - die es auch immer als Selbstverständlichkeit sehen, mit ihrem Support einen Song gemeinsam zu performen (diesmal eine entschleunigte Version von Leonard Cohens "Waiting For The Miracle") - gehören zu den wenigen Bands, die tatsächlich nach dem "Pflichtteil" zweimal zur Kür antreten.

Was mich immer wieder umhaut ist Joey Burns' Gesang, ich glaube, von allen Künstlern, die ich schon live hab singen hören, zählt er zu den sichersten Vokalisten. Da sitzt nicht ein Halbton schief, klar und rein, egal ob leise croonend oder aus vollem Hals singend. Dazu kann man tatsächlich jedes Wort verstehen, trotz der hundert Instrumente drum herum. Und das hat nichts mit Akkustik, Location etc. zu tun, habe die Band nun in vier unterschiedlichen Venues gesehen und das jedesmal erneut festgestellt. So wie Burns live singt, kann man das sofort auf CD pressen, ohne dass da irgendwer den Gesang noch am Mischpult bearbeiet. Der Mann vernuschelt nix, sondern hat halt wirklich was drauf.

Die Stimmung und Atmosphäre im Huxley's war entsprechend des harmonischen Sets total entspannt. Das Zielpublikum scheint sowieso eher so "um die Vierzig" zu sein, das sind keine Leute mehr, die es nötig haben, sich in der Halle wie 15jährige zu verhalten und rumzudrücken und -zunerven. Insofern hatten wir alle genügend Platz zum mittanzen und -wippen. Zwischen den Songs wurde die Band richtig schön abgefeiert, was auch Joey Burns nicht entgangen ist, der in mitunter ziemlich gutem Deutsch seine Ansprachen ans Publikum hielt, sich auch zum Schluss bei irgendwie jedem bedankte, der/die auch nur ansatzweise was mit der Tour zu tun hat *lach*.

Ein echt schöner Abend mit Musik, die in ihrer Mischung aus Pop, Rock, Folk, Country, Mariachi wechselnd zwischen großen Gefühlen, politischen Texten und purer Lebensfreude schlichtweg einzigartig bleibt.
Und eine Band, deren begeistert aufspielende Mitglieder allesamt so unglaublich sympathisch rüberkommen, dass man ihnen ohne Nachzudenken die eigene Wohnung überlassen würde.

Eine Setlist kann ich nicht liefern, aber das eine oder andere Video. Hier beispielsweise der Abschlusstitel "The Vanishing Mind".

Sonntag, 16. September 2012

Graham Coxon, Postbahnhof Berlin, 14.09.2012

P1030293Juhu, der Konzertherbst geht wieder los. In den nächsten Monaten gibts so einige Gigs, auf die ich mich richtig freue. Den Anfang machte am Freitag Abend Graham Coxon im Berliner Postbahnhof.
Mal abgesehen davon, dass Coxon immer mein Blur-Liebling war, mag ich seine Soloalben sehr gerne. Auch das neue - "A+E" ist klasse und läuft auf meinem iPod rauf und runter.

Coxon twitterte noch am Nachmittag Fotos vom Postbahnhof-Strand, daher war ich relativ überrascht, als ich um 18:50 - zehn Minuten vor offiziellem Beginn des Konzersts - keine Menschenseele dort gesehen habe, normalerweise stehen ja Leute irgendwie vor dem Eingang rum, ich dachte daher schon, dass es kurzfristig abgesagt worden wäre und war bereits am Schmollen. Aber nein, in der Halle befanden sich ganze acht Leute und draußen im Innenhof an den Tisch vielleicht nochmal 15 oder so. Ich erfuhr, dass der Support (wer auch immer das hätte sein sollen) abgesagt hat, daher war noch ein bisschen Warten angesagt und die Hoffnung, dass sich der Raum (die kleinere Hallenversion im Postbahnhof, also der erste Raum, wenn man reinkommt) sich noch ein wenig füllen würde.

Als Coxon mit seiner hochsympathischen Band irgendwann gegen viertel vor acht auf die Bühne kam, war die kleine Halle gerade mal zur Hälfte gefüllt. Und andere Musiker hätten vielleicht beleidigt lustlos ihr Programm abgespult, um schnell wieder von der Bühne verschwinden zu können. Aber nicht die Jungs und Mädels hier. Eher im Gegenteil, die Musiker blieben gelassen und nahmen das Ganze mit Humor. Das überschaubare Publikum blieb den ganzen Abend über Stichwort für Coxons kleine Scherze.

Mit "Advice" und "Spectacular" ging es gleich in die Vollen, ich habe auf der Bühne sechs Saiteninstrumente (fünf Gitarren und ein Bass) gezählt, die man auch deutlich hörte und spürte. Sehr schön. Coxon wechselte schön zwischen älteren und neuen Songs hin und her, spielte ein sehr schönes The Nerves Cover ("When You Find Out") sowie ein oder zwei bisher unveröffentlichte Songs, z.B. das sehr angenehme "Billy Says". Meine Highlights waren u.a. sicher "Running For Your Life" vom neuen Album, "Seven Naked Valleys" und die "Sorrow's Army" Version, die als letzte Zugabe gespielt wurde, die war schon wirklich der absolute Hammer. Er selbst taute irgendwann nach dem dritten oder vierten Song auf und entpuppte sich dann als leicht schüchterner Charmer, der viel und gerne mit dem Publikum geschwatzt und gescherzt hat. Absolut liebenswert und sympathisch, wie im Übrigen auch die gesamte Band sehr nett rüberkam.

Stimmungstechnisch war es sicher einfach zu leer, als dass da jetzt sonstwas abgegangen wäre. Wir hatten schlicht alle "zu viel" Platz und standen bzw. tanzten eher entspannt zur Musik, was ich aber auch irgendwie sehr angenehm fand, das fühlte sich wie ne Party im eigenen Wohnzimmer an.
Schöner Abend!

Die genaue Setlist hab ich zwar nicht, aber ich meine, dass sich die Auswahl und Reihenfolge der Songs kaum von dem Kopenhagener Gig, welcher sich auf Setlist.fm finden lässt, unterscheiden, daher seien diese Titel hier mal reinkopiert:

Advice / Spectacular / I Can't Look At Your Skin / Standing On My Own Again / City Hall / The Truth / Running For Your Life / What'll It Take To Make You People Dance / Billy Says / When You Find Out / Bottom Bunk / You & I / Girl Done Gone / Ooh Yeh Yeh
Zugaben: Seven Naked Valleys / All Over Me / No Good Time / Freakin' Out / Sorrow's Army

Und zuguterletzt noch ein Video mit "Billy Says" (auf YouTube gibts von mir noch "Running For Your Life" und "Spectacular"):

Sonntag, 1. Juli 2012

Metric (Support: Darkness Falls), 26.06.2012, Postbahnhof Berlin

SAM_0030Am vergangenen Dienstag gab es wieder Musik für Augen und Ohren. Metric spielten live im niedlichen Postbahnhof (ich mag den einfach). Obwohl es die Band seit mittlerweile 10 Jahren gibt und sie es einschließlich des diesjährigen "Synthetica" auf immerhin fünf Alben gebracht haben, brauchte es erst Edgar Wrights "Scott Pilgrim vs the World" und dessen Soundtrack, dass sie mir das erste Mal auffielen. Der Song "Black Sheep" gehört seit dem wohl zu den meistgespielten Titeln auf meinem iPod. Das neue Album gefällt ebenfalls, also war der Besuch des Konzerts eine logische Konsequenz (außerdem war Jack White im Tempodrom bereits ausverkauft *lach*).

Zunächst wollte uns das Trio Darkness Falls das Warten auf den DarknessFalls_01Hauptact versüßen. Ihr Sound liegt irgendwo zwischen Twin Peaks und Warpaint, die Sängerin hat eine ausdrucksstarke Stimme, die von den 80er Jahre Schulterpolstern ablenkte, die Gitarristin wirkte noch etwas ungelenk, und zum Bassisten fällt mir irgendwie nur "niedlich" ein. Ich weiß nicht, vielleicht lags daran, dass die Drums vom Band kamen, so auf Dauer hat mich ihr Set nicht angesprochen. Ein, zwei interessante Songs waren dabei, beispielsweise "Timeline", den man sich hier live angucken kann, im Grunde aber alles etwas depressiv.

Metric dagegen konnten mit Lebendigkeit punkten. Und vor allem mit Spielfreude. Die kleine Bühne des Postbahnhofs wurde perfekt von der sympathischen Sängerin Emily Haines ausgenutzt, bei der ich manchmal, wenn sie vor den Keyboards stand, ein wenig an Dave Grohl denken musste *lach*, aber die Assoziation müsst ihr jetzt nicht verstehen.
Ansonsten hat sie so eine süße, mädchenhafe Livestimme, die einen besonders guten Gegensatz zu dem wummernden Bass und der wirklich guten Arbeit von Schlagzeuger Joules Scott-Key bietet. Passt live einfach alles perfekt zusammen.
Die Stimmung im Publikum war ebenfalls sehr gut, und das launige, dynamische Set (eine Setlist kann ich leider nicht bieten, viel vom neuen Album) machte Lust auf mehr. In einer größeren Halle könnte ich sie mir irgendwie nicht so gut vorstellen, die Musik scheint vielmehr für einen intimeren Rahmen gemacht zu sein, und sollten sie sich in nächster Zeit wieder nach Berlin verirren, bin ich gerne nochmal dabei.

Kleine Anekdote vielleicht noch am Rande: Ich scheine einen der Security-Leute etwas irritiert zu haben. Als der meine Handtasche durchwühlte und mit Allergiker-Standardgepäck wie Nasen- und Asthmaspray nichts anfangen konnte und ich ihm erstmal erklären musste, was das ist und warum ich das mit in die Halle nehmen muss (komisch, das hat bisher noch nie jemanden interessiert), machte der sich richtig Sorgen um mich, man stelle sich im Berliner Dialekt, den ich nicht nachmachen kann, vor wie er sagt "aber um Gottes Willen verlier das Zeug da drin nicht, Mädchen", später als er in den Bühnengraben wechselte, machten wir noch Witze drüber. Nett.

Hier ein wie üblich verwackeltes Live-Video von "Youth Without Youth".

Sonntag, 3. Juni 2012

Die Ärzte (Support: K.I.Z.), 01.06.2012, Wuhlheide, Berlin

SAM_0013So, nicht nur, dass ich momentan wenig Zeit zum Schreiben hab, jetzt hab ich mir auch noch ne Entzündung im rechten Handgelenk zugezogen und versuche nun, ein paar Worte zum Die Ärzte Konzert vom Freitag mit einer Hand in die Tasten zu hauen. Kein Mitleid, bitte *lach*, ich wollte nur vorwarnen, dass sich hier vermutlich Tippfehler einschleichen werden...

Tja, Die Ärzte. Das ist ja bei mir so eine Geschichte für sich. Seit frühester Jugend hat mich ihre Musik begleitet, in den letzten zwanzig Jahren hab ich vermutlich 8 oder 9 Konzerte von ihnen gesehen (glaube ich... oder mehr?), einige davon sogar hier im Blog besprochen. Auch wenn meine Fanliebe aufgrund der beiden letzten eher schwächeren Alben "Jazz ist anders" und jetzt "Auch" zwischenzeitlich etwas abgekühlt ist, und ich nicht mehr jeden Song vorbehaltlos zum Favoriten küre (oder im Vergleich zur Band vielleicht doch langsam erwachsen werde), bleibt ihnen meine Sympathie natürlich erhalten. Aber auch eine Frau Flinkwert ist mal nicht flüssig, und als Die Ärzte Tickets für diesen Sommer in den Verkauf gingen, redete ich mir das schön mit "Man kann ja auch mal aussetzen" *lach*.
Aber die liebe CharlesDexterWard hat ein Herz für Die Ärzte-Fans. Gewann mal eben so nebenei beim tip-Stadtmagazin zwei Tickets für den 01. Juni und verschenkte sie :) So gings dann Freitag für meine Schwester und mich in die Wuhlheide, ganz gemütlich diesmal nicht im Pulk vorne vor der Bühne, sondern auf den Rängen mit nem guten Überblick und mit netten Menschen um uns herum.
Der Die Ärzte-Fan an sich ist ja sowieso recht zutraulich (bis auf diese beiden Alkies, die zunächst hinter uns saßen, sich dann aber einen anderen Platz suchten).

Die Wuhlheide war natürlich ausverkauft, wir kamen diesmal nicht ganz so früh dort an, aber bekamen trotzdem gute Plätze. Und um ca. 19.30 Uhr eröffneten der Hip Hop Vierer K.I.Z. den Abend - wie immer wurde der Support freundlich von Rod anmoderiert, und Bela ließ sich während des Sets auf der Bühne blicken, um mit den sympathischen Jungs zu performen. Ich bin nun nicht so der Hip Hop Fan, aber in ihrem Sound haben sie genug Rock- und Punkgehabe, dass ihr Auftritt echt Spaß machte, sie nehmen halt auch nicht alles so bierernst, und ein-zwei Songs haben mir richtig gut gefallen.

Nach einer relativ kurzen Umbaupause eröffneten Die Ärzte ihr Set gleich mit drei Songs ihres neuen Albums - "Ist das noch Punkrock?", "Bettmagnet" und "Tamagotchi" - wobei ich mich insbesondere bei letzterem gefragt habe, ob die Teeniefans vorne in der ersten Reihe überhaupt noch wissen, was ein Tamagotchi ist, ach, und sorry, aber Rods Liedern haftet immer so etwas Schlagermäßiges an. Mit den neuen Titeln anzufangen war insofern clever, als dass sie auch "Alle meine Entchen" hätten spielen können, zu Anfang wird jeder Song tierisch abgefeiert. Bei mir bleibt es dabei, ich kann den aktuellen Titeln wenig abgewinnen, aber das machte im Laufe des Abends nichts, da sich die Setlist sowieso eher wie ein Best of liest. Naja, wobei so ganz stimmt das nicht. Bei den immerhin 36 Titeln hatte fast das komplette neue Album Platz, nur hat man es nicht so wahrgenommen, zumal die Stimmung gerade bei den Gassenhauern natürlich immer am besten war. Überhaupt finde ich, dass ich die Berliner Fans auch schon mal frenetischer erlebt habe, kann aber auch daran liegen, dass ich normalerweise mitten im Trubel zu finden bin und nun auf dem Rang ne andere Distanz hatte. Dafür kriegten die Oberhausener Fans von der Band nachträglich ihr Fett weg, die wohl zumindest einige Tage früher angeblich etwas länger zum warmwerden gebraucht hätten... Grundsätzlich war die Stimmung natürlich sehr gut, das Wetter spielte mit (noch ein Regenabend wie bei Soundgarden zuvor hätte wohl auch meiner Gesundheit nicht so gut getan), und die Band war spielfreudig wie eh und je und zog natürlich ihre drei Stunden durch.

Wenn ich anderen erklären muss, was mich an den Konzerten so reizt, sag ich immer: das ist weniger ein Rockkonzert als ein Comedyabend mit tollen Musikeinlagen. BelaFarinRod machen einfach Spaß, über die Frotzeleien zwischen ihnen kann man auch nach Jahren  noch lachen und sich überraschen lassen, was ihnen als nächstes einfällt. Und Songs wie "Schrei nach Liebe", "Rebell", "Unrockbar", "Westerland" oder "Zu spät" - um nur einige zu nennen - sind einfach geniale Klassiker, die trotz mancher Albernheit wirklich zeitlos sind und daher immer wieder gerner gehört werden.FarinUrlaub
Ne Bühnenshow gibt es nach wie vor nicht, Farin steht immer noch wie angewurzelt auf der Bühne, Bela läuft hin und wieder mal swingend um die Drums herum, und Rod post ein bisschen auf der anderen Seite *lach*, da darf man halt nix anderes erwarten. Dafür hat mir die Lösung mit den Leinwanden und die effektiv - weil nicht übertrieben - eingesetzte Lightshow sehr gut gefallen.

Alles in allem wieder ein sehr schöner Abend mit der selbsternannten besten Band der Welt.

Die Setlist gibt auf setlist.fm. Und wer mag, kann das Video unten anklicken für ein bisschen Liveatmosphäre, wie immer schön verwackelt, ich muss meinem Stil ja treu bleiben...

Freitag, 1. Juni 2012

Soundgarden (Support: The Gaslight Anthem), 31.05.2012, Zitadelle,Berlin

Völlig überraschend ging es gestern für mich in die Zitadelle Spandau zum Soundgarden Konzert. Überraschend deshalb, weil eine liebe Kollegin und ehemalige Blogfreundin (die leider leider ihren schönen Blog nicht mehr führt) an zwei Freikarten gekommen ist und mich mitgenommen hat.

Obwohl ich Soundgarden damals eine ganze Zeit lang mochte, wäre ich jetzt nicht bereit gewesen, etwas über 50€ fürs Ticket auszugeben, insofern hat sich das dann gestern super gefügt. Und im Laufe des Abends musste ich daran denken, wie sich manchmal so ein Kreis schließt: Vor fast genau zwanzig Jahren bin ich das erste Mal auf Soundgarden aufmerksam geworden. Damals, am 26.05.1992, spielten sie gemeinsam mit Faith No More als Support für Guns 'n' Roses im Berliner Olympiastadion. Eines der besten Konzerte, die ich in Erinnerung habe. Ich weiß noch, dass ich damals dachte - die sind irgendwie gut, und seltsam, aber auch gut. Und wenig später lief "Badmotorfinger" bei mir auf und ab *lach*. Und jetzt zwanzig Jahre später feiert man ihre Reunion. Komisch irgendwie.
Das gestrige Soundgarden Konzert war zugleich die Eröffnung der Open Air Saison der Zitadelle Spandau, schade, dass es wettertechnisch buchstäblich ins Wasser fiel. Bin heute Nacht wirklich völlig verfroren und klatschnass nach Hause gekommen und wundere mich fast, dass ich heute nicht völlig in den Seilen hänge.

Aber zum Konzert:
Um 19.00 Uhr begannen The Gaslight Anthem ihr Support Set. Ich konnte sie nicht sofort einordnen, aber die drei Hardcore Fans neben uns klärten uns dann auch auf, wer da auf der Bühne steht (so ist das, wenn man völlig uninformiert ins Konzert geht...). Hat mir gefallen, würde es eher so als Radiorockmucke einordnen, wenig Highlights, sondern eher konstant okay. Aber sie haben gute Stimmung gemacht und dafür gesorgt, dass man dem bis dato Nieselregen noch trotzig die Nase entgegenstreckte.
In der Umbaupause wurde der Regen heftiger, und auch während des kompletten Soundgarden Gigs gab es leider keine Erholung. Kleidungstechnisch nicht auf den Abend eingerichtet, fand ich das Wetter schon ziemlich fordernd, meine Begleiterin war diesbezüglich deutlich härter im Nehmen, ich hab die letzte halbe Stunde des Abends dann doch bibbernd unterm Schirm eines der Bierzelte verbracht und meine Jacke ausgewrungen *lach*.

Soundgarden eröffneten ihr Set mit "Searching With My Good Eye Closed" und legten mit "Spoonman" schön brachial nach. Eine abwechslungsreiche Setlist mit neuen Songs und nem Best of der alten Sachen sorgte dafür, dass es nicht langweilig wurde. Älter sind sie geworden, das lässt sich nicht übersehen, aber spieltechnisch haben sie es noch voll drauf, und Chris Cornells Stimme ist immer noch der Überhammer, unglaublich, wo der die Töne hervorkramt, ohne einmal Luft zu holen. Fast zwei Stunden haben sie gespielt, und ich denke, die Hardcorefans - zu denen ich mich nicht zähle - waren sicherlich sehr angetan.
Wirklich beschweren kann ich mich über das Konzert auch nicht, mir wars nur einfach zu professionell abgespult. Also da gibts einfach wenig, was sich zu berichten lohnt, keine wirklichen Highlights, nichts woran man sich später noch großartig erinnern wird, um nicht zu sagen, dass ich bis morgen alles schon vergessen haben werde.
Mir war das alles einfach viel zu bierernst, Rock macht mir immer dann am meisten Freude, wenn auch eine Spur Ironie darin zu finden ist. Zumindest sollte die Band auch ein bisschen Spaß am Spielen haben, das empfand ich gestern nicht so. Aufgefallen  ist mir, dass es zwischen den Bandmitgliedern kaum Interaktionen gab. Jeder spielte so vor sich hin auf seinem angestammten Platz, lediglich Cornell bewegte sich über die Bühne, und das, was man sonst von anderen Bands kennt, dass man sich mal gegenseitig anlächelt, mal rumfrotzelt, sich abspricht oder so, fehlte irgendwie, was den Eindruck eines perfekt durchgeplanten Abends nur verstärkte.

Insofern: ich fands nett, aber müsste das nicht ein zweites Mal haben, und das liegt nicht am Wetter. Im Übrigen sind ne ganze Menge Leute schon recht früh gegangen, das habe ich dann von meiner kleinen Trockenstelle, an der ich die letzte halbe Stunde verbracht habe, beobachten können (durchaus regenbejackte und somit trockene Besucher).

Hier gehts zu den Setlisten: The Gaslight Anthem / Soundgarden
Und hier ein Video von gestern Abend zu "Spoonman" (nicht von mir, ich war ja wie gesagt schlecht ausgerüstet *lach*)

Samstag, 26. Mai 2012

Eurovision Song Contest 2012 - Liveticker

Diesmal bin ich null vorinformiert, die Halbfinales habe ich mir überhaupt nicht gegeben, den deutschen Beitrag finde ich sowieso völlig langweilig, insofern lass ich mich überraschen, was die anderen zu bieten haben.
Die Showeröffnung mit diesen Hampelmännern erinnert mich an große 80er Jahre Shows mit Fernsehballett. Das ist nicht mein Ding. Ah okay, weitere Tänzer und Trommer, man versucht halt Folklore mit Dance Elementen zu verbinden. Mir gefällt die Folkore besser. Ich hab irgendwo gelesen, dass sich die Organisatoren von Baku Hilfe aus Deutschland holten, insofern finden sich im Bühnenaufbau Ähnlichkeiten zu Düsseldorf letztes Jahr. Warum auch nicht? Das war ja schon ziemlich klasse, was man damals auf die Beine gestellt hat.
Ach herrjeh, und natürlich muss man sich diesen Kaufhaussong, der im letzten Jahr gewonnen hat, auch nochmal antun. Gähn. Da ist man ja schon eingeschlafen, bevor der Wettbewerb richtig angefangen hat.
Zwei hübsche Damen in Weiß moderieren, ich hab ihre Namen vergessen. Oh, jetzt kommt noch ein weißgewandeter Herr dazu, Eldar - ein Elb? *lach* Dankenswerterweise kommentiert das Urgestein Peter Urban wieder für uns deutsche Zuschauer.
Nun nachfolgend meine persönlichen Kommentare zu den einzelnen Songs, wie immer höchst subjektiv und frei von political correctness.

Großbritannien, Engelbert Humperdinck mit "Love Will Set You Free"
-> Der alte Schmalzer will es noch mal wissen, mit Mitte 70, geliftet und mit deutlich weniger Haaren und minimalistischer Bühnenshow singt er eine Ballade, die klingt, als sei sie aus nem 08/15 Musical geklaut. Oh nein, furchtbar. Wie bitte, Peter Urban, super gesungen? Ähm nein.

Ungarn, Compact Disco mit "Sound Of Our Hearts"
-> Peter Urban erkennt hier Depeche Mode wieder, hm, wegen dem Synthesizer? Recht altmodischer Song, den auch Roxette vor 20 Jahren hätten komponieren können. Gibt aber Schlimmeres.

Albanien, Rona Nishliu mit "Suus"
-> Ein Klagelied. Oh je. Die Dame hat lustige Haare und ein furchtbares Kleid an (Klingonische Galauniform?), der aufs Dekolltee geklebte Zopf ist eklig, und irgendwie erinnert sie an Björk, nur im Gesang etwas melodischer. Der Song gewinnt mit der Zeit, auf jeden Fall ist die Frau extrem gut bei Stimme.

Litauen, Donny Montell mit "Love Is Blind"
-> Beginnt wie ein 70er Disco-Song, irgendwie warte ich, dass es gleich losgeht mit dem Beat. Warum hat der ne Augenbinde, hab ich was verpasst? Schöne Stimme aber. Ah, jetzt kommt der Rhythmus, total altmodisch, Disco-Fox wir kommen *lach*. Zeitreise in die 70er, lustig irgendwie, und der Bengel ist noch so jung. Nette Show aber dahinten auf dem riesigen Screen.

Bosnien-Herzegowina, Maya Sar mit "Korake ti znam"
-> Katja Ebstein in jung mit ebenfalls klingonischen Schulterpolstern am Klavier. Aber klare, schöne Stimme, macht die ansonsten langweilige Ballade aber auch nicht spannender.


Russland, Buranowski Babuschki mit "Party For Everybody!"
-> Ah, jetzt kommen die Plätzchen backenden russischen Omas. Die sind so schräg, dass man sie irgendwie mögen muss in ihren Folklorekleidchen. Man fühlt sich irgendwie wie im falschen Film, und der Song ist auch schrecklich, aber die Omis sind halt irgendwie süß..


Island, Greta Salome & Jónsi "Mundu Eftir Mér"
-> Oh Gott, wenn Peter Urband schon was von Mystik faselt. Ja, ich ahnte es. Dann lieber Enya *lach*. Wasserstoffblonde Sängerin im Ballkleid und Partner mit ja geradezu "verwegener" Frisur machen einen auf Iren. Peter Urban findet's toll, ich nicht.


Zypern, Ivi Adamou mit "La La Love"
-> Ach du je. DA fällt mir echt gar nichts mehr zu ein. Stampfbeat mit Hupfdohlen, Eurodancetrash. Übelst. La la la la lalalala Love. Wahnsinn.Vor Schreck ist mir gerade meine Wohnzimmerglühbirne durchgebrannt, kein Witz.


Frankreich, Anggun mit "Echo (You And I)"
-> Okay, die Dame ist also keine Unbekannte, wie Urban uns aufklärt. Sie hat komische Sportler auf der Bühne, die in Trainingshosen Salti schlagen. Hm. Hat sie das mit der Eröffnung der Olympischen Spielen verwechselt. Der Titel ist übrigens schlecht, ihr Kleid fast durchsichtig, obs das aber rausreißt? Also eigentlich hat ihr Jean Paul Gaultier nur eine Korsage geschneidert und hatte noch etwas transparenten Stoff übrig, mit dem die Windmaschinen frech spielen. Song übrigens auch Eurodancetrash.


Italien, Nina Zilli mit "L'Amore È Femmina (Out Of Love)"
-> Oh, ENDLICH ein Song, bei dem man nicht sofort wegschalten möchte. Ein bisschen Amy, ein bisschen 40er Swing, klasse! Und richtig hübsch ist die Dame auch, aber keine Barbie, tolle Stimme, sexy.


Estland, Ott Lepland mit "Kuula"
-> Also ich könnte schwören, dass ich diesen Song in verschiedenen Sprachen schon zigmal bei unzähligen ESCs gehört habe. Typische Ballade, aber sehr gefühlvoll vorgetragen. Könnte auch aus Malta stammen *lach*. Tierisch dramatisch, für mich etwas too much.


Norwegen, Tooji mit "Stay"
-> 1. ist der Typ scheiße angezogen, 2. hätt ich schwören können, dass der griechische Beitrag wäre, die kommen immer mit solchen totalen Dance-Geschichten. Tooji ist eigentlich Iraner, erklärt Urban. Ich meine gut, wer's mag, ich hab schon Schlimmeres gesehen und gehört, typischer Radiodancesong.


Fast Halbzeit, 12 Songs sind schon geschafft, nur einer - aus Italien - dabei, den ich gerne auf den vorderen Plätzen sehen würde.


Aserbaidschan, Sabina Babayeva mit "When The Music Dies"
-> Deutlich schöner als der aserbaidschanische Siegersong aus dem letzten Jahr. Sehr schöne Stimme, dramatische Ballade und ein Special Effects Kleid. Gute Popballade, darf auch nach vorne.


Rumänien, Mandinga mit "Zaleilah"
-> Kubanische Beats und hauptsächlich spanischer gesungener Song aus Rumänien, sagt Urban. Hat man auch nicht alle Tage. Oh je, aber nein, das ist doch irgendwie Plastikpoplambada. Geht gar nicht! Aber nun, besoffene Ballermann Touristen mögen's.


Dänemark, Soluna Samay mit "Should've Known Better"
-> Die Klamotten sind vermutlich ein Statement "ich mach diesen Hupfdohlenquark nicht mit", okay, wäre aber auch ohne Sgt Pepper Look gegangen. Song ist okay, Singer/Songwriter Stuff mit Avril Lavigne Einschlag.


Griechenland, Eleftheria Eleftheriou mit ""Aphrodisiac"
-> Typischer Beitrag aus Griechenland. Leichtbekleidete dünnstimmige Hupfdohle (diesmal wieder weiblich) hüpft angespornt von den Windmaschinen über die Bühne. "You make me dance like a manic, you make me want your aphrodisiac" - dem  kann man nichts mehr hinzufügen. Aber die haben auch eh kein Geld, um im nächsten Jahr den ESC auszurichten *hüstel*.


Schweden, Loreen mit "Euphoria"
-> Schweden wird wie immer als Favorit gehandelt. Ich würde mich weigern, von diesen Windmaschinen angepustet zu werden, die kommen da doch alle mit ner Bindehautentzündung raus *lach*. Warum kneift die sich in die Brüste??? Loreen ist aber auch selbst ein Wirbelwind, macht irgendwie Spaß, ihr zuzusehen. Der Song hat David Guetta Clubtauglichkeit. Nicht mein Geschmack, aber okay. Haha, meine Schwester fühlt sich bei ihrem Tanzstil an Jackie Chans betrunkenem Affen-Kampfstil erinnert. Ja. Stimmt.


Türkei, Can Bonomo mit "Love Me Back"
-> Ein Seefahrerlied?? Sagt zumindest Urban. Normalerweise mag ich die türkischen Beiträge. Auf der Bühne siehts auch nett aus, und ach, ich mag halt diese türkischen Folkloreklänge. Leider kann der Bengel nicht singen und die tanzenden Fledermäuse im Hintergrund find ich auch etwas seltsam. Ah, jetzt stellen sie gemeinsam ein Boot dar. Das ist so schräg, dass es mir fast wieder gefällt.


Spanien, Pastora Soler mit "Quédate Conmigo"
-> Wow, sehr sehr schöne Stimme dieser Flamencosängerin. Schade, dass sie immer so böse guckt. Dramatische Ballade, in der der Refrain doch ein bisschen zu häufig wiederholt wird, wollte man die 3 Min voll kriegen? Aber Hammerstimme!


Deutschland, Roman Lob mit "Standing Still"
-> Nimm mal die Scheißwollmütze ab. Echt, muss das denn sein? *nerv*. Langweiliger Tralala Popsong, aber das wusste ich ja vorher. Immerhin aber sicher, sympathisch und gut vorgetragen. Vielleicht nutzt der Bambiblick ja was.


Malta, Kurt Calleja mit "This Is The Night"
-> Und wieder Eurodancetrash. Bin immer wieder überrascht (jedes Jahr beim ESC), wie viel man diesen 08/15 Beat immer noch einsetzt. Ah, minimalistische Choreographie *lach*. Ist das ne Band oder sind das Tänzer mit Instrumenten? Sehne mich gerade zurück in Ray's Guesthouse mit Triggerfinger... Mieser Song, richtig mies!!!


Oh Mensch, da fällt mir mein Prosecco ein. Guter Zeitpunkt für Alkohol...


Mazedonien, Kaliopi mit "Crno I Belo"
-> Also die Frauen haben diesmal (mit ein, zwei Ausnahmen) deutlich die besten Stimmen. Gefällt mir der Song, insbesondere wegen des rockigen Teils. Kann man sich anhören, bitte auch auf die vorderen Plätze (hinter Italien, Aserbaidschan und so).


Irland, Jedward mit "Waterline"
-> Ach, die ADHS Zwillinge mag ich irgendwie, die haben immer noch Welpenschutz. Singen können sie aber immer noch nicht, und der Titel diesmal ist schwächer als letztes Jahr. Das Partyfeeling fehlt, da fallen dann die schlechten Stimmen auch deutlicher auf...


Serbien, Zeljko Joksimovic mit "Nije Ljubav Stvar"
-> Ah, Serbien kommt häufig mit Drama, und meisten gefallen mir die melancholischen Titel auch. Nichts, was ich so im Radio hören wollte, aber schön.


Ukraine, Gaitana mit "Be My Guest"
-> Boah, schon so rein optisch weiß man nicht, wo man zuerst hingucken soll. Den furchtbaren Blumenkranz auf dem Kopf oder dieses Fransenkleid. Die Dame hat ne klasse Stimme, reiht sich aber in diese Dancemucke ein, allerdings um Welten besser als beispielsweise der griechische Beitrag. Wieder so ne David Guetta Nummer. Und sie mags bunt, wenn man sich die Bühne so betrachtet.


Moldau, Pasha Parferly mit "Lautar"
-> Deren Beiträge mochte ich in den letzten Jahren auch immer. Ah ein moldawischer Colin Farrell in seltzsamen Klamotten und mit bonbonbunten Tänzerinnen, haut mich diesmal nicht so um.


So, jetzt lehne ich mich zurück und warte ab, wie abgestimmt wird. Ich bin für Italien, Aserbaidschan, Mazedonien. Ansonsten meinetwegen noch Dänemark und Schweden.


Und so sehen die ersten 10 Plätze aus:
Schweden, Russland, Serbien, Aserbaidschan, Albanien, Estland, Türkei, Deutschland, Italien, Spanien.
Damit kann ich leben. Schade, dass Mazedonien nur auf dem 13. Platz gelandet ist, und meine Überraschung, dass Roman Lob es tatsächlich in die Top Ten geschafft hat.


Die Veranstaltung war okay, schöne Halle, aber ziemlich blasse Moderatoren (gerade im Vergleich zum Vorjahr).
Geschafft. Freuen wir uns aufs nächste Jahr...

Ray's Guesthouse, 24.05.1012, Postbahnhof, Berlin

Zunächst: ich lebe noch. Aus Zeitnot bin ich gerade bei Facebook aktiver als hier, ich kanns momentan nicht ändern. Aber ein paar Worte zu einem fantastischen Donnerstag Abend muss ich natürlich loswerden.

Leute in meinem Alter können sich noch an glanzvolle MTV Zeiten erinnern, als der Sender auch bei uns noch in Englisch sendete und Leute vor der Kamera standen, die mehr waren als einfache Moderatoren.
Ray Cokes war so einer. Ob zunächst in "Ray's Request" oder im später ausschließlich auf ihn gemünzten "Most Wanted". Für mich war es damals tatsächlich Pflicht, am Montag Abend Ray Cokes einzuschalten, ganz gleich, was sonst in der Kiste lief.

Cokes war gleichermaßen Comedian, Fan, Musikjournalist, mir hat er überhaupt vernünftiges Englisch beigebracht (nach Schule und Ausbildung) und meinen Musikgeschmack erweitert. Bei ihm waren Superstars zu Gast und Künstler, die noch recht frisch und noch nicht im Mainstream angekommen waren. Und wenn er sich mit ihnen unterhalten hat, dann hat man wirklich etwas über die Leute erfahren oder sie in einer Art und Weise erlebt, wie man sie bisher nicht kannte - denn er war immer vorbereitet und konnte absolut jeder Situation durch seine Spontanität und Schlagfertigkeit etwas abgewinnen. Ray, Rob-The Kameran und Lovely Nina waren in den 90ern meine Helden dank "MTV's Most Wanted".

Als dann MTV Deutschland entstand und wir es mit diesen von Kärtchen ablesenden Hampelmännern zu tun bekamen (abgesehen von Christian Ulmen damals in "MTV's Hot"), war es für uns mit Ray Cokes vorbei.
Mittlerweile lebt Ray in Belgien und arbeitet - glaube ich - für einen französischen Sender, vom Hamburger Reeperbahn Festival gibt's seit 2009 die "Ray's Reeperbahn Revue" im Schmidt Theater.

Dieses Jahr hat er mehr oder minder in Eigenregie das "Ray's Guesthouse" auf die Beine gestellt, mit dem er in wenigen deutschen Städten auf Tour war. Sinn und Zweck der Übung ist es, neue Künstler vorzustellen, ein bisschen Personality Show und der Talk mit den musikalischen Gästen, alles in einem sehr familiären gemütlichen Rahmen, in dem die Künstler mitten im Publikum sitzen und Ray einfach auf seine typisch clowneske, hypersympathische Art das Publikum bei Laune hält. Ein Drehbuch gibts dabei nicht - bei Ray kann immer alles passieren.

Bei uns in Berlin waren folgende Acts zu Gast, die jeweils 2 Songs gespielt haben: Me and My Drummer, Admiral Black, Fiva und das Phantom Orchester, Plan B, Two Trick Pony und zuletzt die auf der gesamten Tour anwesenden Triggerfinger, die offenbar zu Rays Lieblingen gehören (kein Wunder) und gleich 3 Titel im Gepäck hatten.
Ich persönlich kannte keinen der erwähnten Künstler, bin aber von Me and My Drummer sehr begeistert gewesen, die Sängerin hat eine absolut fantastische Stimme, und bei den beiden Songs hatte ich richtig Gänsehaut. Fiva und ihr Phantom Orchester fand ich wahnsinnig charmant, und auch wenn ich nicht unbedingt auf diese Art Sprechgesang abfahre, die Songs haben gefallen. Fiva, die offenbar eigentlich Nina heißt, hat sich dann auch beworben, mit Ray an der Bingo Wall of Death (noch aus Most Wanted-Zeiten) zu spielen, um die 150 Euro zu gewinnen, über die sie sich am Ende dann auch tierisch gefreut hat. Tja. Brotlose Kunst, zumindest so lange man nur durch kleine Clubs tingelt.

Irritierend fand ich diesen hauchenden Iren Admiral Black, mittlerweile in Berlin lebend, den ich irgendwie überhaupt nicht ernst nehmen konnte. Plan B, die alten deutschen Punker, die nach 20 Jahren bei Ray nun ihren ersten öffentlichen Auftritt hatten und nun ihr Comeback feiern, waren zwar sehr sympathisch und insbesondere der Sänger im Talk mit Ray sehr mitteilsam (und der Bassist rockte auf der Bühne so herrlich asynchron zur Musik), aber musikalisch umgehauen hat mich das nicht.
Die dänische Frauencombo Two Trick Pony jedoch haben mir gut gefallen. Und die bekamen auch ein paar Sympathiepunkte mehr, weil sie gleich mit einer Gruppe von Hardcorefans aus Kopenhagen angereist sind, die dann während der beiden Songs direkt vor der Bühne standen (während wir in unseren Stuhlreihen saßen) und ihre Band anfeuerten. Wer so liebenswerte Fans hat, muss irgendwas richtig machen.
In dem Zusammenhang muss man auch die beiden Dänen erwähnen, die während der zweiten Hälfte der Show die Bar auf der Bühne "bedient" haben. Wie schon ihre Vorgänger in der ersten Showhälfte wurden sie von Ray persönlich aus dem Publikum ausgewählt, durften umsonst trinken und sollten vornehmlich die Künstler bedienen. Während das erste Pärchen aber kaum auffiel und hauptsächlich selbst trank, waren die beiden Dänen regelrechte Akkordarbeiter, die dann auch irgendwann das ganze Publikum bedient haben, und besonders der junge Typ wurde mehr und mehr zu Robs Sidekick, hatte sichtlich Spaß auf der Bühne hinter der kleinen Bar und zog mit seiner entspanntend Partylaune alle Blicke auf sich. Das war so nett, dass man irgendwann vergaß, wo man sitzt, sondern sich wie im eigenen Wohnzimmer unter Freunden fühlte. Ich mag Dänen. So.

Den musikalischen Abschluss bildeten die belgischen Bluesrocker Triggerfinger. Und bei denen hat sich sofort mindestens der halbe Postbahnhof gefragt, wie man diese geniale Band bisher nicht wahrnehmen konnte. Der Sänger mit einer unglaublich tollen Stimme, mal rockig tief und rauh, mal soft und streichelnd wie Chris Isaacs. Nicht nur mich hat deren Auftritt total geflashed, Freitag früh wurde gleich iTunes geplündert und am Ende ihres Minisets gabs Standing Ovations.

Und Ray? Der machte zwischendurch das, was er am besten kann. Witzig und spontan sein, Interaktion mit dem Publikum, immer sympathisch und liebenswert. Immer noch der Alte - und am Ende des Abends wünschte man sich, man könnte sich wenigstens ein Mal im Moment bei Ray einfinden und seine Lieblingsmusik hören.
Sehr angenehm fand ich übrigens die Tatsache, dass er sich scheinbar die Bands selbst zusammengesucht hat, so dass es da kein Schaulaufen irgendwelcher Labelhoschis gab, sondern im Publikum einfach nur ganz normale Fans saßen.

Hier ein kleiner Zusammenschnitt vom Berliner Abend.
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Tja, bitte mehr davon!!!
Und hier Triggerfinger mit der Single "I Follow Rivers".

Dienstag, 8. Mai 2012

Foster The People - Live in der C-Halle, Berlin, 02.05.2012

SAM_0020Meine Güte, eine Woche her und schon fast gar nicht mehr war, trotzdem wollte ich doch noch ein paar Worte zum Konzert der Kalifornier loswerden. Und ich machs kurz: Spaß hat's gemacht. Aber hallo.
Ich war nicht ganz darauf vorbereitet, dass die Band so viele Teeniemädchen anzieht, die dann u.a. sogar mit selbstgebasteltem Pappschild mit Herzchen in der ersten Reihe standen, insofern kam ich mir als Enddreißigerin hin und wieder etwas fehl am Platze vor.
Das ändert aber natürlich nichts an der fantastischen Musik, und entsprechend kann ich nur allen, die sich bisher mit Foster The People nicht beschäftigt haben, das geniale Album "Torches" aus dem letzten Jahr ans Herz legen, dessen Songs live noch viel rhythmischer rüberkommen. Den Impuls loszutanzen kann man nicht verdrängen, da möchte sich einfach jeder Muskel bewegen. Dabei kommt die Band noch sehr sympathisch rüber, sind halt noch sehr jung, aber treten selbstbewusst und professionell auf, ohne es an Charme fehlen zu lassen. Sänger Mark Foster ist an allen Ecken und Enden zu finden, hat ne tolle Livestimme, spielt Gitarre, bedient das Keyboard und stellt sich auch an den Drums nicht schlecht an. Dazu ist er noch recht "niedlich", so dass es kaum verwundert, dass die kleinen Mädels kreischen. Eine Gruppe von fünf Teenies wurde dann auch sehr glücklich gemacht, als sie zu "Call It What You Want" auf die Bühne geholt wurden und mittanzen durften.
Die Setlist war abwechslungsreich, die nicht ganz ausverkaufte C-Halle stimmungstechnisch gut drauf, und das erfrischende Alster am Ende hatte ich echt nötig. Ihre Deutschland-Tour ist mittlerweile vorbei, sollten sie aber das nächste Mal in unseren Gefilden spielen, kann ich die Band wirklich nur empfehlen, wenigstens das wollte ich noch mitteilen. Wenn man etwas kritisieren will, dann die leicht übertriebene Lightshow, das hatte eher was von nem Stadion Act und passte nicht so wirklich in die C-Halle.

Mittwoch, 25. April 2012

Manic Street Preachers - live im Huxley's Neue Welt, Berlin, 24.04.2012

MSP_06Im vergangenen Jahr warfen die Manic Street Preachers eine Singles Collection auf den Markt - mit der sie zur Zeit auch einige Konzerte in Europa spielen. Ich war zwar nie ein hardcore MSP-Fan, aber von ihrem ganzen Schaffen bisher gibt es ca. 10-12 Songs, die ich einfach nur genial finde, während der Rest eher so "okay" für mich ist. Grund genug, die Band endlich mal live zu sehen.

Zunächst spielten Peace, vier Jungs aus Birmingham, die in ihrem Sound alles zusammenmischen, was in der britischen Indie-Szene momentan an Musikströmungen zu finden ist. Und das machen sie gar nicht schlecht, ihr Set hat mir gut gefallen, und sie hatten auch echt Glück mit dem Sound und gingen nicht - wie häufig üblich - als Supportband unter. Tja, "Entertainment" müssen sie halt noch lernen, stehen auf der Bühne wie bestellt und nicht abgeholt, die Ponys bis zum Kinn, Kopf nach unten, guckt uns bloß nicht an, liebes Publikum, eigentlich würden wir viel lieber mit dem Rücken zu euch spielen... *lach*. Aber gut, die haben noch Welpenschutz.

Als ich während der Umbaupause dann so auf die Bühne blickte, musste ich leicht schmunzeln. Leuchtende Plastikbäume, Tierfiguren und lauter Gedöns um Nicky Wires Mikrofonständer gezwirbelt - das sah so aus, als hätte man kurz vorm Auftritt noch schnell Deko Behrendt (Berliner Kultladen) geplündert, irgendwie will das alles nicht so zusammenpassen, aber hauptsache Dekoration und bunt.

Die Manics selbst tun mir dann um 21.15 Uhr den Gefallen, mit meinem ultimativen MSP-Lieblingssong den Abend zu eröffnen: "Motorcycle Emptiness" - der Song, der von Francis Ford Coppolas "Rumble Fish" inspiriert wurde und den ich immer noch in Dauerrotation hören kann. Im ersten Drittel werden generell schon die meisten meiner MSP Favoriten abgefeuert, was letztlich bedeutet, dass es für mich auch eine längere "Durststrecke" zu überwinden gab, als nämlich mehrere von den oben erwähnten "okayen" Titel nacheinander gespielt wurden. Ab "Suicide is Painless" (der live einfach nur göttlich klingt, Mann, hat James Dean Bradfield eine schöne Livestimme) geht's für meinen Geschmack wieder aufwärts. Beschlossen wird der Abend mit "If You Tolerate This" nach gut 100 Minuten ohne Pause (dafür auch ohne Zugabe), den ich für einen Abschlusssong ja ein klein wenig zu jammerig finde, aber das ist natürlich Ansichtssache, ich hätte fürs Finale was Rockigeres ausgewählt.
Bis auf "Miss Europa Disco Dancer" habe ich keinen meiner Lieblingstitel vermisst. Die Band war richtig gut drauf, Nicky Wire versuchte sich immer mal gerne mit deutschen Ansagen und wurde dafür von James Dean Bradfield belächelt, und Gitarrenfans kamen dank Bradfields Können auch auf ihre Kosten. Der Sound war diesmal echt klasse, glasklar, zumindest an meinem "Stammplatz" im Huxley's. Und die Stimmung im Publikum war 1A. Der Altersdurchschnitt dürfte bei um die 30 gelegen haben, viele Teenies haben sich zumindest nicht dorthin verirrt. Doch ein paar gabs, die hab ich draußen nach dem Konzert am Eingang reden hören, als sie den kostenlos verteilten Musikexpress durchblätterten und beim Beitrag über die Entstehung des Britpops murmelten, dass sei ja alles vor ihrer Zeit gewesen. Da kam ich mir kurz uralt vor *lach*.

Ein schöner Abend war das gestern. Nicht so lustig wie bei Kakkmaddafakka, aber die Norweger waren halt auch sehr speziell. Eine Setlist kann ich nicht liefern - wer mag, kann ja mal bei setlist.fm die Kölner Setlist aufrufen, sind in etwa die gleichen Songs in leicht abgewandelter Reihenfolge.
Hier noch ein kleines Video von dem Intro und "Motorcycle Emptiness" mit echter Bootleg Qualität *lach*, soll heißen: Sound ist scheiße, und ich konnte die Kamera nicht gerade halten.

Sonntag, 15. April 2012

Kakkmaddafakka - live im Astra, Berlin, 12.04.2012

Ich hab einfach ein Herz für Bands mit coolem Bandnamen *lach*. Ich finde, Kakkmaddafakka toppt so ziemlich alles, und nach dem knapp 90minütigem Konzert habe ich am vergangenen Donnerstag völlig unerwartet eine neue Lieblingsliveband für mich gefunden.

Aus Norwegen kommen sie, genauer aus Bergen, und wenn man solche Nordlichter erstmal von der Leine lässt, ist in der Regel Spaß garantiert. Kakkmaddafakka - das sind fünf Musiker und ein Backing Chor bestehend aus drei Männern. Insbesondere der Backing Chor hat mich am Donnerstag Abend begeistert, drei Jungs, die sich zu fast jedem Song eine spezielle Choregraphie haben einfallen lassen und das mit so einer Begeisterung über die Bühne bringen, dass man sie einfach liebhaben muss.
Auch die Musiker, von denen vier auch am Mikrofon anzutreffen sind, bringen absolute Spiel- und Lebensfreude rüber. Alle wirken unglaublich frisch, haben einen gesunden Sinn für Humor und wirken auf der Bühne wie junge, herumtollende Hunde, insbesondere wenn sie ihre Shirts fliegen lassen und wie angestochen über die Bühne tanzen. Und diese Freude überträgt sich natürlich im Nu auf das Publikum, so dass man durchweg ein fettes Grinsen im Gesicht trägt. Die Jungs sind einfach auf sympathische Art ein bisschen durchgeknallt, Keyboarder Jonas Nielsen im Speziellen, der Typ ist echt schräg *lach*, dabei darf man aber nicht vergessen zu erwähnen, dass sie wirklich gute Musiker sind.

Viele ihrer Songs kannte ich Vorfeld nicht, nur die paar Sachen, die in den letzten Monaten im Radio zu hören waren, gut gemachte Popperlen, eingängiger Sound, frische Texte. Daher kann ich auch keine Setlist wiedergeben, dabei waren "Touching", "Self-Esteem", "Cool", "Drø Sø" und andere. Überzeugt hat mich aber das komplette Set, selbst wenn zwischendurch sogar Reggae-Klänge (i hate it normalerweise) zu hören waren. Und am Ende sind wir bei der zweiten Zugabe zu Befehl auch alle hübsch auf die Knie gefallen.

Kurz: Kakkmaddafakka sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man auch richtig gut dargebotene Pop-Musik steht und dabei einen wirklich spaßigen Abend erleben will, dessen gute Laune noch den ganzen nächsten Tag hält :) Dass die Stimmung in der Halle richtig gut war, muss ich wohl nicht mehr erwähnen!

Hier ein paar Eindrücke:
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Und hier für ein paar Videos anklicken: Intro "Touching" (da wirds allerdings erst nach 2 Minuten hell); Tanzeinlage des Chors, die ganze Band tanzt, und der Abschluss mit  "Halo" - wie immer entschuldige ich mich für den schlechten Sound, meine kleine Konzertkamera packt das einfach nicht.

Dienstag, 14. Februar 2012

Der Song zum Tag

Deichkind komponierten wieder mal nen Song zu meinem Lebenssoundtrack...



Der passt gerade so gut, dass er hier spielt.

Sonntag, 5. Februar 2012

Kommende Konzerte

Nach dem Einstand am 1.1.2012 mit Austra folgen im ersten Halbjahr noch einige Konzerte, und zwar:

08.03.2012 - Boy, Huxleys Neue Welt, Berlin
12.04.2012 - Kakkmaddafakka, Astra, Berlin
24.04.2012 - Manic Street Preachers, Huxleys Neue Welt, Berlin
02.05.2012 - Foster The People, Astra, Berlin
10.05.2012 - The Rapture, Lido, Berlin
im Juni - Die Ärzte, Wuhlheide (Tickets dank wunderbare CDW)

Jetzt wisst ihr, was euch an Konzertreviews erwartet. Ich hoffe immer noch auf ein cooles Konzert zwischen dem 10. und 13.05. in London, bisher tut sich da nur Westlife auf, aber das muss ich wirklich nicht haben *lach*.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Austra - live in der Volksbühne, Berlin, 01.01.2012

Endlich komme ich dazu, ein paar Zeilen zu dem wirklich wunderbaren Austra Konzert am 1. Januar zu schreiben, es gibt tatsächlich kaum einen besseren Start ins neue Musikjahr.
Zunächst einige Worte zum Support Act, ein junger deutscher Herr, der sich "Touchy Mob" nennt, mit Wildwuchs. Die Mareille Mathieu Gedenkfrisur gepaart mit rauschigem Vollbart. In abgerissenen Klamotten stand er gerne Flamingo mäßig einbeinig auf der Bühne und versorgte uns eher mit Sounds als mit Melodien. Ich hab am Ende des Eintrags mal einen kurzen Videomitschnitt eingestellt, der allerdings auch den Tiefpunkt von Touchy Mobs Set dokumentiert, es gab durchaus Stücke, die besser klangen. Seine Musik ist für mich eher schwer zu beschreiben, "strange" fällt mir dazu nur ein. Mit Computer, Beatbox und Gitarre bewaffnet, kreierte er Klangwelten, die mal sehr melodisch klangen, dann aber wieder eher verstörend. Immer wenn sich meine Ohren an den jeweiligen Sound gewöhnten, kam etwas total Gegensätzliches dazwischen. Er selbst hat eine ganz hübsche Stimme, aber dieses verhuschte Gehabe auf der Bühne ließ einen irgendwie glauben, dass er sich absolut nicht wohl fühlte. Also schwierig...

Austra hingegen sind für die Bühne gemacht. Sehr bedächtig und intensiv fing ihr Set mit einer am Klavier sitzenden Katie Stelmanis an, die sich zu "The Beast" selbst begleitete. Ein wundervoller Einstieg in ein Konzert, bei dem es schon nach wenigen Songs niemanden mehr auf den Sitzen hielt. Und ALLE haben sich zur Musik bewegt. Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz kommt der Musik von Austra sehr entgegen, ich war ziemlich beeindruckt von dem klaren, satten Sound, der uns von der Bühne entgegenschlug, gerade was die sehr hohe Stimme von Katie anbetrifft, hätte das bei schlechterer Akkustik echt anstrengend werden können. Besser noch als bei ihrem Auftritt auf dem Berlin Festival im vergangenen September entfaltete sich die ganze Kraft ihrer Songs. Für mich hat das ja etwas Urtümliches, Ursprüngliches, ein Rhythmus, der den ganzen Körper anspricht zwischen milde und bedrohlich, live ist das einfach nur bombastisch und hat was von nem positiven Hexensabbat *lach*.
Dazu wird man auch optisch gefangengenommen von dem Auftritt. Die großen Gesten von Stelmanis in ihren Goldlamée Zigeunerlook und ihrer Angewohnheit, mit dem Rock genauso rumzuwedeln wie Stevie Nicks seinerzeit, die durchweg tanzenden sehr guten Backingsängerinnen (die Zwillingsschwestern Sari and Romy Lightman) im ebenfalls ausgefallenen Look (die eine als 80er Jahre Geschäftsfrau, die andere mit orientalischem Gesichtsschmuck), der androgyne Keyboarder Ryan Wonsiak im caramellfarbenen Kapuzenbody und schwarzen Strumpfhosen. Drummerin Maya Postepski kann immerhin mit ihrer weißen Brille punkten. Nur Bassist Dorian Wolf hat sich dem Dresscode entzogen und sieht mit seinem weißen Shirt und der Jeans irgendwie wie der Fehler im Bild aus *lach*, macht aber nix, denn die geniale Musik ist es ja, die zählt.

Eine Setlist könnte ich nicht wiedergeben, sie haben eigentlich ihr komplettes erstes Album "Feel It Break" gespielt, außer "Shoot the Water" (glaube ich zumindest), dafür aber mit einer Coverversion von Joni Mitchells "Woodstock" als letzte Zugabe.
Tolles Konzert. Nachfolgend ein paar Eindrücke sowie der versprochene kurze Videomitschnitt von Touchy Mob.
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