Montag, 28. November 2011

Der Familie Popolski - Postbahnhof, Berlin, 27.11.2011

SAM_0008Die Popolskis waren eigentlich gar nicht vorgesehen in meiner Novemberplanung. Nach Bush, Kasabian und den Wombats war meine Geldbörse etwas leer, und das Konzert zu dem Zeitpunkt, als ich überhaupt mitbekommen habe, dass die Popolskis Berlin beehren, eh schon ausverkauft. Aber überraschenderweise habe ich letzte Woche zwei Karten gewonnen - welch Freude. Also Schwester eingepackt und hin. Meine Schwester kannte die lustige "Familie" bisher noch nicht, ich dagegen hatte schon einige Ausstrahlungen der "Popolski-Show" auf dem WDR gesehen.
Wer mit der Fake-Familie nichts anfangen kann: Die Popolskis kommen aus Polen und folgen dem Ansinnen, das Vermächtnis von Opa Piotrek Popolski zu bewahren, der um die Jahrhundertwende 128.000 Popsongs komponiert hatte, die ihm jedoch gestohlen wurden und über die Jahre unter der Hand an die Pop-Stars dieser Welt verkauft wurden. Die übrig gebliebenen Familienmitglieder bemühen sich nun, dem Publikum die "wahren" Songs näherzubringen, in ihrer urtümlichen Version, die meist als Polka daherkommt.
Soweit die Rahmenhandlung.
Gegründet wurden die Popolskis von Achim Hagemann, dem Hauskomponisten von Hape Kerkeling, der in der Inszenierung als Pavel auftritt, die Handlung moderiert und ziemlich gekonnt das Schlagzeug malträtiert. Auf der Bühne stehen von der Familie außerdem die eineiigen Zwillinge Henjek und Stenjek an den Bläsern, Mirek an der Gitarre, Danusz am Keyboard und Gesang, Janusz - das Küken der Familie - am Bass, Marek am Akkordeon - außerdem ist er für die feine Kameraarbeit zuständig - und zuguterletzt Cousine Dorota und der verschollen geglaubte Cousin Bogdan, den man im Heizungskeller des Postbahnhofs nach langen Jahren wieder gefunden hat, als Gäste am Mikro.

Begeisternd ist, mit welchem Ernst die Band bei der Sache ist. Allesamt großartige Musiker gelingt es ihnen, aus sogar übelsten Songs wie Heintjes "Mama" und anderen richtig geile Live-Musik zu machen, in dem sie die Titel neu arrangieren. So wird aus Roberto Blancos "Ein bisschen Spaß muss sein" eine rührige Ballade, aus DJ Ötzis "Hey Baby" ein jazziger Scatsong (sehr gekonnt von Daniel Basso alias Danusz) und aus Modern Talkings "Cherry Cherry Lady" ein energiestrotzender Nu Metal Song, der gleichzeitig auch zur bestandenen Polka-Prüfung des Nesthäkchens Janusz wird, der trüben Tasse, wie Pavel ihn gerne nennt.
Dazwischen sorgt sexy Cousine Dorota in ihren immer kürzeren Kleidern für Aufregung bei den Herren im Publikum und überzeugt ansonsten auch mit ihrer tollen Stimme und ihren Interpretationen von Madonnas "Material Girl" und anderen Hits. Und der Mann aus dem Postbahnhofer Heizungskeller, Bogdan, bringt mit seiner soulig weichen Stimme die Halle zum Tanzen.
Da muss man als Zuschauer auch schön mitmachen, mitsingen, -klatschen, -tanzen und leider auch -schunkeln, aber das tut man ja gerne, schließlich sorgt die Band persönlich dafür, dass man gleich zu Beginn lockerer wird, indem von der Bühne aus erstmal der Wodka ans Publikum verteilt wird.
Alles in allem ein sehr lustiger, gelungener Abend mit vielleicht einem Wermutstropfen, nämlich einer gut 20 Minuten langen Pause nach der ersten Dreiviertelstunde, die leider dazu führte, dass man nach dem ersten Spaß wieder mächtig "runterkühlte". Dafür war dann aber die zweite Hälfte deutlich besser und energiegeladener, und vor allen Dingen die Zugaben sollten auch den letzten Zweifler überzeugt haben.

Hier ein kleiner Blick auf die eineiigen Zwillinge Henjek und Stenjek und ihrer Polka Dance Explosion - die beiden Herren sind mir während des Sets gestern richtig ans Herz gewachsen. Auf meinem YouTube-Kanal gibt's dann auch noch die Polka-Prüfung des Janusz.

Donnerstag, 24. November 2011

The Wombats - 23.11.2011, Astra Kulturhaus, Berlin

SAM_000230 Minuten leichte Langeweile und 90 Minuten größten Spaß. So lässt sich der gestrige Abend wohl am besten beschreiben. Für die Wombats sollten uns die Jungs von Viva Brother aufwärmen, die noch sehr jung wirkende englische Band aus Slough spielte aber eher so gefälligen Schrammelrock, den man kaum gehört schon wieder vergessen hat. War aber okay, und im Publikum schienen sie einige Fans zu haben. Dafür haben sie viele Sympathien gewonnen, als sie dem Rat eines Freundes folgten und ein saftiges "Fuck Mediaspree" in die Halle riefen, eine Halle, deren Existenz bei Ausführung aller Mediaspree-Baumaßnahmen beendet wäre. Was im Übrigen sehr schade wäre, ich war gestern tatsächlich das allererste Mal im Astra Kulturhaus und hab mich dort sehr wohl gefühlt, zumal auch der Sound für Berliner Hallenverhältnisse recht gut ist.
Die Liverpooler Wombats standen pünktlich um 22.00 Uhr auf der Bühne, die drei gaben sich angenehm unprätentiös und sympathisch, besonders Bassist Tord Øverland-Knudsen bewies Qualitäten als Rampensau, aber Bassisten sind ja immer Poser *lach*. Das Publikum - hauptsächlich bestehend aus Mädchen im Alter von 14-25, so dass sich eure Frau Flinkwert bisweilen ein wenig wie Oma Duck vorkam - war von erster Sekunde an in Feierlaune und äußerst textsicher.
Es sind aber auch traumhafte Gute Laune-Songs, selbst wenn man noch so mies drauf ist, muss man bei Titeln wie "Kill The Director" oder "Girls/Fast Cars" völlig high vor sich hingrinsen. Geht gar nicht anders. Die kleinen Geschichtchen, die in den Songs herrlich ironisch erzählt werden, machen Spaß, und die begleitenden Whooohooos und Whooohaaas animieren zum Mitsingen, ähnlicher Effekt wie bei den Kaiser Chiefs. Die Titel ihres zweiten Longplayers gewinnen übrigens deutlich an Schlagkraft, wenn man sie live hört, da tun sich völlig neue Welten auf.
Viel mehr muss man gar nicht schreiben - hüpfen, tanzen, singen bis der Arzt kommt, tolle Stimmung und am Ende viele glückliche Menschen.

Setlist:
Perfect Disease, Kill the Director, Girls/Fast Cars, Party In A Forest, Jump Into The Fog, Patricia the Stripper, Schumacher the Champagne, Techno Fan, Last Night I Dreamt, Lost in the Post, 1996, Little Miss Pipedream, Moving to New York, My First Wedding, Tokyo
Zugaben: Anti-D, Walking Disasters, Let's Dance to Joy Division
The Wombats_03The Wombats_06The Wombats_05

Mittwoch, 23. November 2011

Vorfreude auf heute Abend

Und auch heute gibt's wieder einen Grund zur Freude - ab 21.00 Uhr stehen im Astra Berlin die guten Liverpooler The Wombats auf der Bühne. Wenn ich deren aktuelles Album "This Modern Glitch" zwar nicht ganz so gelungen finde wie zuletzt "A Guide to Love, Loss & Desperation", freue ich mich dennoch auf die Gute Laune Songs.
Hier ein älteres Stück zur Einstimmung :)

Dienstag, 15. November 2011

Kasabian - 14.11.2011, Huxley's Neue Welt, Berlin

kasabian_09Ja, was soll ich schreiben - ich hatte hohe Erwartungen, und die wurden übererfüllt. Ein absolut fantastisches Konzert erwartete uns gestern im ausverkauften Huxley's, wenn's auch am Sound hier und da ein klein bisschen gehapert hat.
Auf eine Supportband haben die Jungs aus Leicester verzichtet, war auch nicht nötig bei der Hammermusik, die uns vom Band zuvor entgegenrauschte und unsere Ohren schon mal auf den kommenden Lärmpegel einstellte.
Als sie da so mit ihren Sonnenbrillen zu den ersten Tönen von "Days Are Forgotten" auf die Bühne kamen, habe ich erst etwas entmutigt gedacht: 'oh je, noch so eine cooler-als-cool Band' und erwartete schon so eine seelenlose Vorstellung, wie ich sie bei den Arctic Monkeys im Frühsommer erlebt habe (ein Konzert, welches ich nachträglich zu den schlechtesten diesen Jahres zählen würde). Aber das kann man Kasabian nun wirklich nicht vorwerfen. Sie waren gut drauf, hatten offenbar selbst viel Spaß auf der Bühne, lachten viel und freuten sich mit den Fans über einen gelungen Abend, bei dem - so glaube ich - schon beim zweiten Song die Menge am Kochen war und wirklich fast jeder zur Musik mittanzte. Bei "Re-Wired" - etwa zur Mitte des Sets - war ich bereits heiser und nassgeschwitzt, das unendlich nette holländische Pärchen neben mir, die extra für die Show nach Berlin gereist sind, ebenfalls, und viele andere vermutlich auch. Und spätestens bei "Fast Fuse", den Kasabian am Ende herrlich mit dem Pulp Fiction Theme vermengt haben, konnte man die Glückshormone durch die Halle fliegen sehen.
Sänger Tom Meighan war sich für große Gesten nicht zu schade und wurde von Gitarrist Serge Piozzorno am Mikro unterstützt.
Ihr abwechslungsreicher, vielfältiger Sound und die entsprechend superb zusammengestellte Setlist (siehe unten) sorgten halt automatisch dafür, dass gar keine Monotonie aufkommen konnte. Live klingt die Musik noch deutlich brachialer als auf Platte, die digitale Version kann man im Vergleich schon als milde bezeichnen. Das machte sich insbesondere beim Start der Zugaben mit "Switchblade Smiles" bemerkbar, Toupetträger hätten da ihren Kopflappen festhalten müssen, der Sound blies einen förmlich aus den Schuhen, ich schrieb einer Freundin glaube ich etwas von "gefühlten 500 bpm". Das fühlt sich vermutlich künftig wie "Kasabian light" an, wenn ich die Titel wieder über den iPod höre.

Insofern sind Kasabian ganz klar für die Bühne gemacht, die sollte man sich live nicht entgehen lassen. kasabian_07Berlin war Auftakt ihrer kurzen Deutschlandtournee, die im Zickzackkurs heute nach Köln, am 16.11. nach Hamburg und am 19.11. nach München führt. Sehr genial das.

Setlist: Days Are Forgotten, Shoot The Runner, Velociraptor!, Underdog,
Where Did All The Love Go?, I.D., Man Of Simple Pleasures, Take Aim, Club Foot, Re-wired, Empire, La Fée Verte, Fast Fuse, Pulp Fiction, Goodbye Kiss, L.S.F. (Lost Souls Forever)
Zugaben: Switchblade Smiles, Vlad The Impaler, Fire


Hier noch ein kleiner Mitschnitt von "I.D."

Montag, 14. November 2011

Vorfreude auf heute Abend



Kasabian heute ab 20.00 Uhr im ausverkauften Huxley's :) Bin sehr auf die Playlist gespannt. Wird hoffentlich ein guter Abend.

Dienstag, 8. November 2011

Bush (Support: Evaline), 07.11.2011, Huxley's Neue Welt, Berlin

Bush_06Alte Liebe rostet nicht, wie es so schön heißt. Ich mochte Bush immer ganz gerne, guter Rocksound, eingängige Melodien und die Stimme Rossdales, die so angenehm belegt klingt und den einen oder anderen Song übers Mittelmaß hinaushob. Und ich fands schade, dass wir so lange nichts mehr von ihnen gehört haben, insofern war ich auch eine der ersten, die ein Ticket für die Comeback-Tour gelöst haben und gespannt aufs neue Album "Sea of Memories" waren. Gut, das Album ist jetzt nicht wirklich der Burner, eher milde klingen die meisten Songs, mehr Pop als Rock, und ich brauche wahrscheinlich noch ein paar Hördurchgänge, bevor ich mir über die "Perlen" im Klaren bin.

Aber das Konzert gestern im Huxley's in Berlin war dagegen deutlich energiegeladener.
Zuvor spielten Evaline aus San Francisco ihr Supportset. Anfangs empfand ich die Jungs als etwas sperrig, der ADHS-Frontman sowie die Schrammelkings an Gitarre und Bass hätten einen Red Bull weniger vertragen können, der Sound war aber recht gut, und die Stimme des Sängers klingt nicht 08/15 mäßig. Aber die ersten Titel konnten mich noch nicht überzeugen, zur Mitte ihres Sets kams mir dann vor, als hätte die Band nen Schalter umgelegt, die zweite Hälfte war echt großes Kino, sehr klasse Songauswahl, insbesondere (und ich wünschte, ich hätte ne Setlist, dann wüsste ich wie die Titel hießen) als sich vier Mann an Schlagzeug und Trommeln betätigten, war ich im Glück. Einer meiner Chefs, der gestern Abend auch dort war, gab allerdings zu bedenken, dass der Poser von einem Schlagzeuger ungefähr zum selben Zeitpunkt, als mir die Band anfing zu gefallen, sein Shirt ausgezogen hat, aber ehrlich, das kann meine Meinung definitiv nicht beeinflusst haben, zumal mir das auch erst sehr spät aufgefallen ist *lach*. Am Ende des Beitrags hier gibts einen kleinen Musikhappen, den ich beim Konzert mitgefilmt habe, da könnt ihr euch dann selbst ein Bild machen.

Bush_08Durch Evaline und die beiden netten Damen neben mir, mit denen sich eine angenehme Unterhaltung ergab, war ich denn auch allerbester Laune, als Bush die Bühne betraten. Und hier muss ich sagen: Respekt! Die Herren haben es sich nicht einfach gemacht. Sie hätten letztlich mit einem ihrer Gassenhauer starten können, ein "Everything Zen" o.ä. zu Beginn hätte sicher die ausverkaufte Halle innerhalb von Sekunden zum Kochen gebracht, stattdessen starteten sie mit den der breiten Masse eher unbekannteren neuen Songs. Hatte zwar auch bei mir den Effekt, dass ich erstmal ein wenig brauchte, um in die Konzertatmosphäre einzutauchen, andererseits hat das natürlich den Vorteil, dass die neuen Stücke, auf die es für die Band jetzt ankommt, im Fokus standen und zwischen einem Best of nicht untergingen. Was nicht heißen soll, dass sie ihre großen Hits nicht gespielt hätten, also Fans konnten sich gestern bezüglich der Musikauswahl sicher nicht beklagen.
Rossdale hat noch ordentlich Pfeffer, aber man merkt schon, dass ein paar Jahre seit den letzten Konzerten ins Land gegangen sind. Die Hüpfer sind eher verhalten und Stagediving ist auch aus. Ein Glück, möchte man sagen, wenn man mehrfach beobachtet hat, wie Rossdale bei früheren Konzerten immer ausgerechnet in die Ecken mit den kleinen Teeniemädchen gesprungen ist, die ihn nicht halten konnten *lach*, wenigstens hat er dazugelernt und klettert nun mehr von der Bühne runter über die Absperrung und läuft durchs Publikum... Und wie CharlesDexterWard mir gestern schon twitterte, ansehnlich ist der Herr natürlich auch immer noch (nur über die Bühnenklamotten sollte man nochmal nachdenken, die waren grässlich).
Als Zugabe gabs unter anderem auch wieder das Beatles "Come Together" Cover, und schlussendlich war ich nassgeschwitzt als ich raus in die Kälte kam und im Großen und Ganzen ziemlich zufrieden mit dem Abend. Eine gut aufgelegte Band, der man ein wenig Nervösität angemerkt hat (hat Rossdale zwischendurch tatsächlich Berlin mit Hamburg verwechselt?), die aber noch nicht müde und gesättigt wirkt, so dass zu hoffen bleibt, dass da noch ein bisschen mehr kommt.

Sollte sich wer bei setlist.fm erbarmen und die Songs niederschreiben, die Bush zum Besten gebracht haben, werde ich diese hier noch einfügen.

Und zum Abschluss die erwähnten Evaline mit "Beneath The Fire".
Edit:
Und hier noch nachträglich die Setlist.
The Heart of the Matter, The Sound of Winter, All My Life, Little Things, Everything Zen, All Night Doctors, Greedy Fly, Swallowed, The Chemicas Between Us, The People That Whe Love, Machinehead, The Afterlife
Zugaben: Come Together (Beatles cover), Glycerine, Comedow

Freitag, 4. November 2011

Rock stirbt nicht aus ...

... so lange es so putzige Nachfolger gibt, die mal eben Metallias "Enter Sandman" covern, und das alles andere als schlecht.