Sonntag, 23. November 2008

Guns'n'Roses - Chinese Democracy

Tja, nun habe ich - man kann es fast schon so schreiben - beinahe mein halbes Leben lang auf ein neues Guns N' Roses Album gewartet. Was heißt "auf ein neues" - auf DAS neue, nämlich Chinese Democracy. Man muss hier gar nicht die ganze lächerliche Geschichte um diese Scheibe Revue passieren lassen, darüber wird schon genug berichtet. Ich verabschiede mich ganz bewusst schon vor dem Hören von der Hoffnung, dass die neuen Songs sicherlich nicht mehr die gleichen Gefühle aufkeimen lassen wie damals nach "Appetite For Destruction" oder dann die Monsteralben "Use Your Illusion I+II". Schlussendlich bin ich auch keine 18 Jahre mehr *schnief*. Hier der Versuch über "Chinese Democracy" zu urteilen, als wäre es einfach nur ein ganz normales neues Rockalbum. Also:
Chinese Democracy coverScheiße, das ist ein richtig gutes Album *lach*. Ich hab mit allem gerechnet nur nicht damit. Hatte mich innerlich auf absolute Enttäuschung eingerichtet und wurde stattdessen mehr als positiv überrascht.
Nicht jeder Song entwickelt die gleiche Kraft, das Qualitätsniveau bleibt auch nicht durchweg auf dem gleichen Level, aber "Chinese Democracy" rockt definitiv die Hütte.
Der Titel- und Einstiegstrack bestimmt durch einen schön-satten Bass, richtig laut aufgedreht erinnert er ein bisschen an Godsmack (die ich ja auch immer mochte). Im übrigen auch einer der wenigen Songs, in denen Axl Rose mit "normaler" Stimme singt. Durch die Bank irritierend finde ich nämlich an der Platte, dass Rose sehr häufig in den höheren Tönen unterwegs ist und dabei manchmal wie ein Mädchen klingt. Das manifestiert sich dann in Track 2 "Shackler's Revenge", dessen Refrain ein wenig wirkt, als hätte Trent Reznor mit den Fraggles und der Allwissenden Müllhalde einen Song aufgenommen. Dieses Teil geht dann zum letzten Drittel hin gar nicht mehr - einer der zwei Totalausfälle auf "Chinese Democracy" für mich.
Dafür hat sich nach dreimaligem Durchhören der Scheibe Track 3 "Better" zu einem meiner absoluten Lieblingssongs gemausert. In den ersten Anfangssekunden denkt man noch "huch, was ist das", dann geht's aber rund zur Sache und das Möhrenraspeln blieb liegen, weil ich unbedingt erstmal durch die Küche tanzen musste *lach*. Ja, es sind nicht mehr die gleichen Musiker, aber Amateure hat sich Rose da auch nicht gerade ins Boot geholt. Nach wie vor beeindruckt mich sein Songwriting, schon damals fand ich seine Texte lesenswert, das hat sich glücklicherweise nicht geändert. Der Hang zu bombastischen Arrangements und Melodien, die sich unauslöschbar ins Hirn brennen, ist ihm auch geblieben. Das mag an manchen Stellen etwas altmodisch anmuten - gerade wenn es in Richtung ruhigere Songs geht, die beinahe schmalztriefend daher kommen. Ein Titel wie "November Rain" damals ist heute einfach nicht mehr zeitgemäß. Sowas findet sich auf "Chinese Democracy" zweimal - Track 4 "Street of Dreams", der mich jedoch nicht so überzeugen kann und Track 13 "This I Love", der zu meinem zweiten Lieblingstitel avancierte. Track 5 "If The World" fängt ein wenig orientalisch an und mausert sich dann zum absoluten Power-Pop Song, dessen Rhythmus in die Hüften geht. Ein Titel, den ich tatsächlich nur als "elegant" beschreiben kann, wunderschönes Stück. Track 6 "There Was A Time" könnte man als bitteren Blick zurück in die Vergangenheit deuten, zugleich ist dies auch der Song auf dem Album, de noch am ehesten an die "Use Your Illusion" Zeit erinnert. Hier ertönt so ziemlich alles, was man an Instrumenten kennt, trotzdem bleibt kein Musikmus übrig, sondern ein perfekt arrangierter Titel.
"Catcher In The Rye" zählt für mich zu den Füllstücken der Scheibe, außerdem möchte ich Axl Rose nicht "lalala" singen hören *lach*. Sorry. Nicht wirklich schlecht, hätte aber auch B-Seite gereicht.
Track 8 "Scraped" geht richtig gut ab. Hochgeschwindigkeit, kräftiger Bass, richtiges Gitarrenbrett und schöne Textzeilen wie "Sometimes I feel like my life's a catastrophe - Can't understand why it seems like it has to be... Don't you try to stop us now (I would have never made it so far)..." Wenn das 'ne Kampfansage ist, dann sei ihm der Sieg gegönnt.
Danach jedoch "Riad N' Beduins" - finde ich nur nervig, der zweite Totalausfall. Hier muss ich beim nächsten Hören weiterskippen. Track 10 "Sorry" gefällt mir dafür wieder ausnehmend gut, besonders der Leadguitar-Part klingt schön bekannt, ein bisschen Rudolf-Schenker-Gedenk-Gitarre. Schönes ruhigeres Stück, wieder mit einem guten Text versehen, altmodisch und zu Herzen gehend.
"IRS" - naja, oookay. Kein Bringer, aber es gibt Schlimmeres. Das muss man überhaupt erwähnen, wenn Rose & Co. hier enttäuschen, dann auf verdammt hohem Niveau. Ein wenig unfair ist das natürlich schon, da kommt nach zig Jahren ein neues Album raus und man misst es automatisch an den alten Meilensteinen. Wenn eine neue Band ohne diese Historie solche Songs rausbringen würde, wäre man vermutlich voll des Lobes. Track 12 "Madagascar" und Track 14 "Prostitute" gefallen mir beide sehr gut, sind für meine Begriffe etwas zu lang, weil sie dann zum Ende hin leicht nervig werden. Die Länge ist dafür bei "This I Love" perfekt wie überhaupt alles an dem Song, der mir leicht geklaut vorkommt, zumindest war mir die Melodie sofort sehr vertraut. Aber das ist so ein "Hach"-Titel, Kerzen an und sich freuen, dass Axl irgendwie immer noch klingt wie Axl (und wieder die Rudolf-Schenker-Gedenk-Gitarre, hat Solist Robin Finck alte Scorpions Songs gehört zwischendurch?).

Ach, Alex, dieses Album hätte dir gefallen!! Ob du die Titel wohl gehört hast? Laut genug hab ich sie ja gespielt! Es hätte sicherlich nicht jahrelang dauern müssen bis zum Erscheinen, aber es ist auch alles andere als die erwartete Enttäuschung oder Götterdämmerung.page23up7_halb

4 v. 5 Pkt

Guns N' Roses - Chinese Democracy
Geffen Records, erschienen am 22.11.2008
Genre: Rock







Donnerstag, 6. November 2008

Grace Jones - Hurricane

HurricaneSo, nun habe ich mir eine Meinung von dem kompletten Album bilden können. Ehrlich, dass ist die beste Scheibe, die ich in den letzten Wochen und Monaten gehört habe. Ich kann kaum fassen, warum diese talentierte Frau in fast zwanzig Jahren nichts mehr veröffentlicht hat. Sie hätte die Musiklandschaft um einiges bereichert. Aber wie sie selbst sagte, hatte sie von dem ganzen Trubel wohl einfach die Nase voll. Na, gut, dass sie ihre Meinung wieder geändert hat. Sie hat immer noch so eine schöne, klare Stimme mit hohem Wiedererkennungswert und ist nach wie vor scheinbar interessiert an neuen Sounds, an allem, was etwas anders klingt.
Neun Songs sind auf "Hurricane" vertreten und keiner davon ist schlecht oder durchschnittlich, das macht es schwer, Anspieltipps zu nennen. "This is" - der Eröffnungstrack gibt eigentlich schon ziemlich genau die Stimmung des Albums wieder, mit Tribal-Drums, fett produziert, kann man sich von dem Lied nicht lösen. "I'm Crying (Mother's Tears)" stellt ihre gesanglichen Fähigkeiten in den Vordergrund, "Well Well Well" und "Sunset Sunrise" sind vom Reggae beeinflusst, ihre jamaikanischen Wurzeln unüberhörbar. Was sicherlich auch an dem Produzententeam Sly&Robbie liegt, mit denen sie bereits damals in den 80ern zusammengearbeitet hat. "Hurricane" weht einen tatsächlich förmlich weg, eine schöne Soundbastelei mit wuchtigem Bass und einer kraftvollen Grace Jones, hier hatte Tricky seine Finger mit im Spiel. "Love You To Live" fällt ein wenig aus dem Rahmen, jedoch auch nur, weil der Titel relativ gefällig klingt und wahrscheinlich am ehesten konsensfähig ist. Radiotauglich. Deswegen aber nicht schlecher. Der Abschluss mit "Devil In My Life" ist nochmal eine hochdramatische Songperle.
Und sie hat uns noch viel zu sagen, es ist ein Muss, nicht nur ihrer Stimme, sondern auch ihren Worten zu lauschen, in ihren Texten geht es um wichtigere Dinge als Beziehungsprobleme.
Tolles Album und hoffentlich lässt sie sich für den Nachfolger nicht wieder 19 Jahre Zeit.

5 v. 5 Pkt

Grace Jones - Hurricane
Wall Of So (Rough Trade), erschienen am 07.11.2008
Genre: Pop, Electronic


Hier noch eine Aufzeichnung eines Auftritts mit dem Titel "Williams Blood".







Corporate Cannibal

Grace Jones ist zurück. Eine der coolsten und gleichermaßen seltsamsten Frauen der 80er Jahre. Fantastische Musik hat sie damals gemacht mit "Slave To The Rhythm", "Pull Up To The Bumper" oder ihre Version des "La Vie En Rose", nur um die bekanntesten zu nennen. Ihr androgyner Look war ihr Markenzeichen, Fotos, die in dieser Zeit entstanden sind, sind heute sehenswerte Klassiker. Und sie bleibt der einzige Grund, warum ich immer noch beim Bond Film "Im Angesicht des Todes" hängenbleibe *lach*.
Was die Frau wirklich dazu bewogen hat, nach so vielen Jahren mit mittlerweile 60 Jahren noch einmal ein Album aufzunehmen, weiß ich nicht. Vielleicht hat sie uns einfach nur wieder etwas mitzuteilen. Aber während andere Künstler bereits mit 40 beginnen, ihre "Alterswerke" zu veröffentlichen, denen man anhört, dass die jugendliche Frische nicht mehr vorhanden ist, kommt Frau Jones mit einem hochmodernen, erstklassigen Machwerk zurück. Nicht nur die Musik ist hervorragend, auch die Texte sind alles andere als belanglose Sinnlosigkeiten, sondern das Erzeugnis einer Frau, die erst Kunst machte und dann selbst zur Kunstfigur wurde. Ich habe bisher nur Teile ihres Albums "Hurricane" gehört, die mich jedoch restlos begeistert haben. Während eine Madonna mit 50 noch mal das Aeorobic-Mädchen oder die dominante Hupfdohle aus sich herausholt und (für meine Begriffe) damit immer unglaubwürdiger wird, zeigt Grace Jones, wie das geht: nämlich mit 60 Lenzen völlig abgehoben mit ihrer Musik wieder Impulse zu setzen. Das kann sonst nur noch David Bowie, der Dorian Gray des Rock, der einfach nicht älter wird, nur schöner und besser.
Hier das Video zu "Corporate Cannibal" - macht euch selbst ein Bild.




Metallica - Death Magnetic

Death MagneticKontrastprogramm *lach*. Erst über Annett Louisan schreiben und sich dann die alten Metal-Helden vornehmen. Ich hab schon erwähnt, dass mich "St. Anger" vor vier (fünf?) Jahren nicht vom Hocker gerissen hat, auch wenn da vom großen Comeback der doch sehr zum Mainstream abgedrifteten Metallica die Rede war.
Viele der Blogger und Leser, die hier bei Blog.de ein Zuhause gefunden haben, sind viel zu jung, um noch zu wissen, warum man als Metallica-Fan der frühen Stunde im Laufe der langen Bandgeschichte häufig den Kopf geschüttelt hat. Von Verrat war bisweilen die Rede, nachdem das Black Album "Metallica" damals rauskam. Plötzlich erreichten sie mit ihrer Musik irrsinnige Massen, man unterstellte ihnen einen Krieg mit den zu der Zeit ebenfalls großen Guns 'n' Roses. Kaum noch was von der rohen Gewalt übrig, die Scheiben wie "Kill 'Em All", "Master of Puppets" und "...And Justice for All" mit dem legendären "One", transportierten. Von Album zu Album wurden sie dann melodiöser, perfekt produziert von Bob Rock, der ihnen auch von den eher poppigen Scheiben "Load" und "Reload" nicht abgeraten hat *lach*. Haben wir damals noch als 16jährige im Nordhorner "Pferdestall" die Mähnen dazu geschüttelt und unsere Mütter gezwungen, uns Geld für Motorradlederjacken zu geben, war der Hauch des "Besonderen" dann irgendwie weg, als "Enter Sandman" auf MTV rauf und runter lief, gefolgt von einer Ballade (!!), nämlich "Nothing Else Matters", die seitdem sicherlich den Weg auf Kuschelrock & Co. Alben gefunden hat. Irgendwann wurde der Begriff Metallica zu einer eigenen Marke, ihre Streitigkeiten mit Napster trugen dazu bei, die Fanbase ein wenig zu durchlüften. Dennoch finden sich in meiner Plattensammlung alle Alben der Band, denn auch wenn sie massentauglicher wurden, heißt das nicht, dass sie nur noch Mist produziert hätten. Auch auf "Load", "Reload" oder meinetwegen den "Garage Inc" fanden sich beachtliche Songperlen. Und James Hetfield hat sich gesanglich stark verbessert. Lediglich die Aufnahmen mit dem San Francisco Symphony Orchestra unter Leitung von Michael Kamen gingen für mich gar nicht. Das war einfach zu viel Hollywood. Ich weiß, ich habe damals noch mit einem Freund gescherzt, wann sie schlußendlich ihr Rentenengagement in Las Vegas annehmen würden.
Gut, dann folgte eine lange Pause, in der sich die Bandmitglieder ihren eigenen Dämonen stellen mussten, der Trockenlegung von Hetfield, etc. Und 2003 war "St.Anger", die Rückkehr zur Brachialgewalt, zum Metal. Nicht mein Ding, weil ich auch bei harten Klängen etwas Melodik schätze, die mir hier definitiv gefehlt hat.

Viel Vorgeschichte. Der Punkt ist, das Metallica-Album "Death Magnetic" liegt seit seiner Veröffentlichung im September bei mir zuhause, in "echt" gekauft, mit Hülle und Booklet und so *lach*. Und ich habe mich bisher nicht getraut da reinzuhören. Bescheuert, ja. Ich weiß jetzt schon, dass es mir mit "Chinese Democracy" ähnlich gehen wird. Hauptsache HABEN. Aber bitte ohne Enttäuschung. Aber nach fast zwei Monaten dachte ich mir "Augen zu und durch".
Tatsächlich ist "Death Magnetic" das erste Metallica-Album seit langem, welches mich von erster bis letzter Sekunde fesselt. So haben sie schon mal geklungen, vor zwanzig Jahren, als meine Mutter mein Zimmer stürmte "Mach um Gotteswillen den Krach leiser!" was mich nur in meiner Fanliebe bestärkte. Stakkato-Drums, Gitarrengewitter, brachiale Klänge, noch einen Tick schneller und mir würde der Kopf abfallen (Track 5 "All Nightmare Long"). Düster, gewaltig und doch melodisch. Perfekter Metal für meinen Geschmack. Auch, wenn sie sich zwischenzeitlich selbst zitieren wie bei der aktuellen Single "The Day That Never Comes", die es locker auch 1986 auf die "Master of Puppets" geschafft hätte. Während sich "Cyanide" auch gut auf der "And Justice For All" gemacht hätte. Insofern ist ihre aktuelle Scheibe zwar ein großer Schritt zurück und alles andere als eine Weiterentwicklung. Wie damals bei U2, die für ein Album, nämlich "Pop" mal was anderes versucht haben, um danach wieder fast verschämt ihren alten Sound aufzugreifen. Bei den Metalheads hat die Experimentierphase etwas länger gedauert. Dazu kann man stehen wie man will. Ich persönlich finde es schön, dass die Herren ihren Jungbrunnen gefunden haben und klingen, als hätte es die letzten 17 (sag ich mal so) Jahre nicht gegeben. Und sich auch die kleine Frau Flinkwert beim Hören und durchs Wohnzimmer hüpfen wieder fühlt wie 16 (auch wenn "Master of Puppets" unerreicht bleibt). Hat sich die Entscheidung, sich Rick Rubin als Produzent wieder ins Boot zu holen, doch gelohnt. Danke.

Anspieltipps: die erwähnten "The Day That Never Comes", "All Nightmare Long" und "The Unforgiven III".

4 v. 5 Pkt.

Metallica - Death Magnetic
Mercury (Universal), erschienen am 12.09.08
Genre: Metal


Randbemerkung für die ganz jungen Leser :)) Als Metallica und Guns 'n' Roses so groß wurden, dass sie die Massen anzogen und Stadiontouren gaben, galt die Grungebewegung als Gegenpol. Mit ebenfalls härteren Klängen aber dem deutlichen Independent-Stempel sollten Bands wie Nirvana, Pearl Jam, Alice in Chains oder Soundgarden den Heavy Metal Helden den Rang ablaufen. Ironie pur, wie sich der Grunge dann selbst zum Massengeschmack entwickelt hat...

Annett Louisan - Teilzeithippie

Teilzeithippie"Mach dir keinen Kopf, Sexy Loverboy, Liebe gibt es täglich neu..."
Das ist ein Grund dafür, dass ich doch lieber englischsprachige Musik höre, da kann ich mein inneres Übersetzungstool ausschalten und einfach nur der Musik lauschen, ohne die Texte zu verstehen. Bei deutschen Lyrics geht das leider nicht. Abgesehen davon ist die Melodie dazu ziemlich von einem Simon & Garfunkel Klassiker geklaut.
Ach. "Drück die 1" fand ich so vielversprechend. Ich dachte, hey, kriegt sie die Kurve und wird endlich etwas poppiger. Doch "Teilzeithippie" beginnt zunächst mit deutschem Schlager, ohne Schingeling und ohne Frage niveauvoller als das was uns Carmen Nebel präsentiert. Mit den für Louisan typischen Inhalten wie Zwischenmenschlichkeiten, bei denen die Ich-Person meistens die Stärkere ist (also Annett), vorgetragen mit der möglichst unschuldig wirkenden Kleinmädchenstimme, die dem Partner oder Zuhörer suggeriert "ist doch alles nicht schlimm, wir tun das alle...". Das war ganz zu Anfang beim "Spiel" doch angenehm frivol und neu, mittlerweile ist aber jeder Überraschungsmoment verpufft.
Erst beim vierten Track,"Die Siezgelegenheit" kommt Louisans Stärke wieder hervor, nämlich mit ihrer Musik zu flirten und dabei ein wenig rauchig und anrüchig zu klingen - da passt dann das Lolita-Getue wieder. "Die Siezgelegenheit" kommt übrigens mit einem wirklich schönen Text.
Mit dem nächsten Titel "Ich brauch Stoff" wirds musikalisch besser, und wir verlassen endlich die Studentinnen-WG. "Ich brauch Stoff" ist ein richtig guter Song, mit tollem Sound (der Louisans dünnem Stimmchen mehr Kraft verleiht), einer dramatischen Melodie, einem erwachsenen Text. Mein Lieblingsstück auf der Scheibe, da möchte man sogar - unglaublicherweise - dazu tanzen. Danach jedoch wieder mäßiges mit "Die nächste Liebe meines Lebens" und "Wir nicht", während dann die Single "Drück die 1" und "Teilzeithippie" mehr Rhythmus haben, Spaß machen. In denen die Texte eigentlich auch nur eine Ansammlung von Belanglosigkeiten sind, aber charmant verpackt und vorgetragen, was überhaupt okay ist, denn gäbe es in unserem Leben keinen Platz für Belanglosigkeiten, was dann? Dann müssten Blog.de & Co. bald schließen *lach*.
Das wars dann aber auch, der Rest zählt zur Sparte "Lieder, die die Welt nicht braucht".
Tja, ein Playlisten-Album also. Drei, vier Songs kann man sich raussuchen und in irgendwelche Playlisten schieben und zwischendurch genießen, das Album in voller Länge ist leider nur mäßig, langweilig, überraschungslos und nur für Hardcore-Louisan-Fans zu empfehlen. Da hat auch der neue Look der Dame nichts genutzt.

1,5 v. 5 Pkt

Annett Louisan - Teilzeithippie
Sony BMG, erschienen am 17.10.08
Genre: Pop, Schlager

Take Back The City

Ich würde hier auch gerne das aktuelle Video von Snow Patrol zeigen, deren neues Album ich mir sozusagen "blind" zugelegt habe, aber leider lassen sich die auf YouTube gefundenen Filmchen nicht einbetten. Dann machen wir es ebenso - mit dem guten, nützlichen SeeqPod. Die Single gefällt mir ganz gut.






The Day That Never Comes

Ist 2008 das Jahr der alten Helden? In Kürze erfahren wir endlich, was Axl Rose noch drauf hat. Dass Metallica es immer noch können, ist ja kein Geheimnis, wenn mir "St. Anger" auch nicht sonderlich gefallen hat. Macht mich "Death Magnetic", ihr neues Album, wieder glücklicher?
Die Single "The Day That Never Comes" ist auf jeden Fall schon ein guter Vorgeschmack, auch wenn mich der Stil doch irgendwie sehr an "Welcome Home (Sanitarium)" erinnert. Aber wer will bei den alten Metal Gods schon pingelig sein.





Drück die 1

Annett Louisan kann mich ja nicht immer komplett begeistern. Ihr Debüt fand ich klasse, dazwischen flachten die Songs nach meinem Geschmack wieder etwas ab. Seit Ende September ist nun "Teilzeithippie" raus. Die Single "Drück die 1" wartet nicht nur mit einem wirklich netten Video auf, sondern gefällt mir richtig richtig gut. Und über das aktuelle Album schreib ich noch was.





Calexico - Carried To Dust

Calexico Nachdem ich nun endlich das neue Album gehört habe, ärgert es mich ja doch ein wenig, dass ich das Calexico-Konzert in Berlin Anfang Oktober verpasst habe. Aber ich bleibe dabei, dass ihre Musik live und draußen viel besser klingt als in einer miefigen Konzerthalle (man kann sich alles schönreden).
Zu "Carried To Dust" kann man eigentlich nur sagen: wunderschön!
Calexico haben sich ja ihre eigene kleine Musiknische gebastelt, bei der sehr speziellen Mischung aus amerikanischem Folk, spanisch-mexikanischen Einflüssen und Mariachi-Klängen würde jeder grundlegende Richtungswechel das musikalische Korsett sprengen. So verwundert es auch nicht, wenn der erste Titel "Victor Jara's Hands" zunächst einmal sehr bekannt klingt.
Insofern kommen Begriffe wie "Weiterentwicklung" immer nur bedingt zum tragen. Eher lässt sich feststellen, dass sie sich in ihrem Kosmos immer wieder bis an den äußersten Rand wagen, bei "Garden Ruins" z.B. gab es einige rocklastigere Songs. Auf "Carried To Dust" werden die Träumer unter uns wieder besser bedient. Die Titel kommen wie schon damals auf "Feast auf Wire" mit Dub- und Jazz-Anleihen daher, allerdings weniger beschwingt. Am Mikro finden sich erneut Gäste wie Amparo Sanchez (Amparanoia), Sam Beam (Iron & Wine), Pieta Brown, etc., die jedem Calexico-Song ihren eigenen Stempel aufdrücken. Jedoch bleibt Joey Burns Stimme, der rote, schmeichelnde Faden des Albums, wenn er hier oftmals auch mehr flüstert als singt, Geschichten erzählt, so wirkt seine Stimme in manchen Momenten - trotz der immer hörenswerten ernsten Texte - wie eine klanggewordene Streicheleinheit. Ich kanns nicht anders ausdrücken, ein gut gemachtes Calexico-Album schießt mich jedes Mal ins Land der Träume. Während ich ihrer Musik lausche, bauen sich Bilder vor meinem inneren Auge auf, von Straßen, Landstrichen, Familienszenen, etc. So auch hier.
Als Anspieltipps würde ich "Victor Jara's Hands", "Man Made Lake", "Inspiracion", "Contention City" empfehlen. Definitiv eine Scheibe, mit der man den Herbst verdrängen und einem lauen Sommerabendgefühl Platz machen kann.


Wertung: 4 v. 5 Pkt

Calexico - Carried To Dust
City Slang (Universal), erschienen am 05.09.08
Genre: Americana/Folk


Hier noch Track 8 "House of Vaparaiso"







Two Silver Trees

Auch Calexico haben seit einigen Wochen ein neues Album draußen, eine kleine Rezension meinerseits folgt. Hier vorab das wie immer unprätentiöse Video zu "Two Silver Trees" (Track 2 des Albums), welches einen leicht asiatischen Einschlag hat. Also die Melodie - nicht das Video.






Mittwoch, 5. November 2008

Eagles of Death Metal - Heart On (Partymusik gesucht? HIER!)

EODM Juhu. Seit Ende Oktober ist die neue, mittlerweile dritte Scheibe der Eagles of Death Metal im Handel (bei Amazon übrigens zu einem unverschämten Preis von 20€! Da lohnt sich dann iTunes.). "Heart On" führt den Weg seiner Vorläufer konsequent weiter. Schmutziger, höchst rhythmischer und tanzbarer Minimalisten-Rock mit schrammeligen Gitarren, Falsettgesang. Kurze, knackige Songs und sexy ohne Ende! Also wer immer schon mal wissen wollte, zu welcher Musik Frau Flinkwert nicht still sitzen kann - nicht mal jetzt, während sie den Eintrag schreibt - der ist jetzt schlauer.
Was Jesse Hughes und Josh Homme hier gezaubert haben, macht erneut unendlich viel Spaß. Die Titel klingen wieder ähnlich roh wie auf dem Debut "Peace Love Death Metal", aber auch experimentierfreudiger als beide vorherigen Alben. Schön, zeigt dies doch deutlich, dass sich die Eagles musikalisch in keiner Sackgasse befinden, sondern da immer noch etwas geht.
Die Anfänge der Rolling Stones (als sie sich noch nicht xml wiederholt haben) klingen in einigen Tracks durch, speziell im Opener "
Anything 'Cept the Truth" oder "How Can a Man with So Many Friends Feel So Alone". "Tight Pants" klingt richtig fett produziert, und man meint, Billy Gibbons (ZZ Top) an der Gitarre zu hören. Darauf folgt "High Voltage", der so klingt, wie der Titel es verspricht und sich auch auf dem letzten Millionaire-Album (oder einer Desert Sessions) finden könnte. Die erste Singleauskopplung "Wannabe in LA" ist ein echter Stimmungsmacher und als Anspieltipp empfohlen. "Secret Plans" ist dann wieder ein 1A Zappelsong. Bei "Now I'm A Fool" versucht sich Jesse Hughes bei einer langsameren Nummer zu behaupten, gut, dafür ist sein Stimmchen ein bisschen zu dünn. Kein Totalausfall der Titel, aber auch nicht überzeugend. Mit "Shoot To Kill" geht's dann wieder rockiger weiter, hier ist der Einfluss Hommes ziemlich deutlich zu hören, finde ich (nicht nur wegen des Falsett-Gesangs) ebenso wie bei "Cheap Thrills", der ebenfalls gut auf ein QOTSA-Album passen könnte, als Bonus Track oder so. "Solo Flights" ist dafür dann leider wirklich überhaupt nicht mein Ding, ein Titel, den ich weiterskippe, weil er mich geradezu nervös macht. Wird aber glücklichweise durch "Prissy Prancin'" und "I'm Your Torpedo" wieder ausgebügelt, letzterer mit einem klasse Rhythmus und so schön dreckig dahingesungen. Toll.


Ja, was soll ich noch schreiben? Bin hin und weg und freue mich schon jetzt auf das nächste Live-Konzert!

Wertung: 5 v. 5 Pkt

Eagles of Death Metal - Heart On
Cooperativ (Universal), erschienen am 31.10.08
Genre: Rock




Heart_Innen

Wannabe in LA

Die aktuelle Single der Eagles of Death Metal. Cooles Video wie ich finde. Simpel und doch effektiv. Oder effizient - Chica, wie war das nochmal? *lach*
Eine Beschreibung ihres neuen Albums "Heart On" folgt natürlich!






Kaiser Chiefs - Off With Their Heads

KaiserChiefsIm vergangenen Herbst habe ich an dieser Stelle äußerst begeistert von dem KC-Konzert in der Berliner Columbiahalle geschwärmt. Ich mochte ihr erstes Album "Employment" ganz gerne, war dann von dem Nachfolger aus 2007 "Yours Truly Angry Mob" völlig hingerissen. Beste britische Popperlen, die man sowohl im stillen Kämmerlein für sich hören als auch bei anderen Gelegenheiten (wie im Konzert) laut mitgröhlen kann. Musik, die gute Laune macht und mich morgens auf dem Weg zur S-Bahn mit Hilfe meines iPods beschwingt in den Tag brachte. Kopfnicken und Fußwippen inklusive.
Das ließ schon erahnen, dass das dritte Album fast nur noch schwächer werden könnte. Seit dem 17. Oktober ist es nun hierzulande im Handel: "Off With Their Heads". Nun, geköpft wird da keiner, so viel lässt sich gleich vorwegnehmen. Ich mag die eingängigen Melodien der Chiefs, mag Ricky Wilsons Art zu singen, immer ein bisschen durch die Nase, etwas schnoddrig. Die Nähe zu den Kinks ist glücklicherweise auch noch vorhanden. Aber die neuen Songs klingen mir einfach zu poppig, als hätten die Jungs mehr auf die Bremse als aufs Gaspedal gedrückt. Der Sound ist nahezu perfekt, was mir persönlich zu glatt wirkt. Mark Ronson mag ein genialer Produzent sein, aber diese minimale Kleinst-Punk-Attitüde hätte er der Band aus Leeds ruhig lassen können. Perfektion auf Kosten von Leidenschaft. Sicherlich schafft es auch der eine oder andere Song, mich mitzureißen und wird sich in eine meiner Playlisten wiederfinden, jedoch wie bisher das Album in Gänze hören, werde ich in diesem Fall wohl nicht mehr. Die guten: "Tomato In The Rain" (der Anfang ist alleine schon ziemlich klasse), "Half The Truth" (m.E. der einzige wirklich tanzbare Song der Scheibe), "Addicted To Drugs". Das wäre dann das letzte Drittel, da wartete ich also lange auf einen richtig guten Titel. Der Rest wäre dann eher mit mäßig zu beschreiben.

P.S. Allerdings habe ich festgestellt, dass die aktuelle Single, nämlich "Never Miss A Beat" zur Hymne der Telefonzentrale meiner Firma werden könnte... *lach* It's cool to know nothing... *sing*

Wertung: 2,5 v. 5 Pkt

Kaiser Chiefs - Off With Their Heads
Polydor, erschienen am 17.10.2008
Genre: Pop

Never Miss A Beat

Das Video zur aktuellen Kaiser Chiefs Single "Never Miss A Beat". Eine kurze Beschreibung des Albums "Off With Their Heads" folgt.






Ein Quentchen Trost musikalischer Art...

... da ich leider noch bis Freitag Abend warten muss, bis ich den neuen Bond "Ein Quantum Trost" sehen kann, vertreibe ich mir mal heute die Zeit mit dem zweitliebsten Gesprächsthema von mir, nämlich Musik. Die ist ein wenig zu kurz gekommen in den letzten Monaten, dabei habe ich doch gerade den mehr oder weniger erfolgreichen iTunes-Großeinkauf hinter mir mit sehnlichst erwarteten neuen Scheiben z.B. von Calexico, den Kaiser Chiefs, natürlich den Eagles Of Death Metal etc.
Also wird mein Blog am heutigen Tage ganz meinem musikalischen Geschmack gewidmet. Da muss der kernige 007 halt noch warten!