Freitag, 27. November 2009

The Gossip, 26.11.2009, Columbiahalle, Berlin

Foto620Ich schrieb heute Nachmittag bereits über die tolle Vorband Ssion, kann an dieser Stelle nur noch darauf hinweisen, dass sie uns für das Konzert von The Gossip recht munter gemacht haben. Allerdings hielt das zunächst nicht lange, die berühmte Umbaupause schien nicht enden zu wollen, immer häufiger drängten sich Buhrufe unter den fordernden Applaus, als bei vielen Leuten nach über einer Stunde Pause die Geduld leicht am Ende war. Als The Gossip dann endlich die Bühne enterten, waren immer noch vereinzelte Buhs zu hören, doch Frau Ditto machte dem gleich ein Ende. Gehüllt in nichts anderem als einer Netzstrumpfhose, einem schwarzen Body und einem begürtelten Minikimono, dazu leichte Ballerinas, zeigte sie nicht nur Selbstbewusstsein und eine gewisse Portion Mut, sondern machte vor allen Dingen klar, dass sie an diesem Abend das Maß aller Dinge sein würde. Leicht heiser war sie, vielleicht eine Erklärung für den späten Start und die recht kurze Dauer der Show. Letzteres war tatsächlich der einzige Wermutstropfen, knappe 80 Min (großzügig) vergingen wie im Fluge, dafür wars aber das mit Abstand beste Konzert, welches ich seit langem gesehen habe. Vergiss Muse, vergiss die Foos, Beth Ditto hat gestern Abend allen gezeigt, wie man rockt, das Publikum anheizt, die Sau rauslässt und trotz alledem unglaublich sympathisch und geradezu bezaubernd sein kann. Was für eine süße Person, was für eine geile Stimme (trotz Heiserkeit), wie viel Power in dieser kleinen Person steckt - das war der absolute Hammer. Der Rest der Band geht da im Vergleich leider ein wenig unter, was schade ist, denn gute Musiker sind sie allesamt. An diesem Punkt noch ein kleines Hoch auf die Columbiahalle, deren Akkustik einfach mal mit die beste in Berlin ist. Was da von der Bühne zu uns nach oben in die Galerie drang, war allerfeinste Musik, die sich - für Nichtkenner von Gossip - am besten als eine Mischung aus Pop, Rock und Soul beschreiben lässt.Foto623
Mit "Dimestore Diamond" gings los, danach kamen Schlag auf Schlag die Titel des aktuellen Albums "Men in Love", unterbrochen von einigen wenigen Stücken des Vorgängers "Standing In The Way Of Control". Beth tanzte, kreischte, shakerte mit dem Publikum, sang sich die Seele aus dem Leib, hüpfte über die Bühne und war einfach nicht zu halten. Und vor der Zugabe gabs noch nen dicken Rülpser oben drauf. Ihr bei all dem zuzusehen, macht glücklich, es hat was Befreiendes aus voller Kehle mitzukreischen. Ständig sucht sie den Blickkontakt mit ihren Fans, man fühlte sich sogar auf der Galerie oben beinahe beobachtet. Neben den unsäglichen Plastikbechern, die auf die Bühne flogen (ihr Idioten!), gabs auch Fanzuwendungen in Form von unterschriebenen BHs, 'nem Partyhut und Blumen. Und als die dralle Dame mit dem knallig roten Haarschopf feststellte, dass ihre Kimonobluse dämlich verrutschte, zog sie diese einfach aus, verschenkte sie an ein Fanpärchen in der ersten Reihe, die minutenlang ihr Glück kaum fassen konnten, und bestritt das restliche Konzert in ihrem schwarzen Body, später dann mit dem umgeschnürten zugeworfenen BH als "Strumpfband". Sollten hier Leser sein, die glauben, das sei bei einer dicken Frau unästhetisch (ja, auch ich war mal arbeitslos und habe Talkshows mit dummen Menschen gesehen, die Dicke "eklig" finden) - nein, das wars nicht. Beth Ditto ist schon allein aufgrund ihrer selbstbewussten Ausstrahlung und der Selbstverständlichkeit, mit der sie herzeigt, was sie hat, einfach mal wunderschön und sexy. Das gepaart mit der Lust, mit der sie ganz offensichtlich auf der Bühne steht und die Leute unterhält, hat sicherlich dazu geführt, dass man nicht nur The Gossip-Fan ist, sondern ein Beth Ditto-Fan. Ich jetzt übrigens auch seit gestern Abend.
Die Leute in der Halle waren ebenfalls aus dem Häuschen, bei uns oben wurde entspannt abgetanzt, unten wurde gehopst und geschrieen, was das Zeug hielt. Im Übrigen ein schön durchgemischtes, hauptsächlich erwachsenes Publikum. Nach einer Stunde waren Stimme und Kraft ziemlich am Ende, verständlich bei dem Pensum. Nach einer kurzen Pause ging es dann auch eher gemächlich in die Zugabe, Tina Turners "What's Love Gotta Do With It" wurde angestimmt, und man vergaß völlig die Originalpowerfrau, die hinter diesem Song steckt, denn Miss Ditto interpretierte diesen Song fantastisch, gefühlvoll und ein Foto639wenig rotzig zugleich. Und dass sie das Bad in der Menge liebt, zeigte sie während des Titels deutlich. Nein, sie ging nicht nur einfach am Bühnengraben entlang und hielt ihre Hand in die Fanmenge, sie marschierte stattdessen schnurstracks mitten durch das Publikum, von oben war von der kleinen Frau nur noch ihr roter Haarschopf zu erkennen, sie schüttelte Hände, ließ sich mit den Handys der Fans fotografieren, entschuldigte sich, während sie sich durch die Masse drängelte - ein Albtraum für jeden Security Mann, ein Fest für die Fans. Auf ihrem Rückweg zur Bühne brachte sie gleich noch drei Grazien, wunderhübsch gestylte Transen, mit, die während der restlichen beiden Zugaben "Standing In The Way Of Control" und "Heavy Cross" auf der Bühne tanzten.

Einfach ein Wahnsinnskonzert, und wer bei der Süddeutschen Zeitung nach der Show in München die Frechheit hatte, von einer dünnen, oberflächlichen Stimme zu schreiben, der ist bei Bon Jovi Konzerten sicherlich besser aufgehoben. Unten gibts noch ein kleines Minivideo (sorry, mein Handy - nicht die beste Qualität) von ihrem Deutschversuch "Milch und Fleisch" :) Ich glaube, dass die Setlist von gestern mehr oder minder die Gleiche war wie am 18.11. in Köln, diese kann man hier sehen.

Ssion (Support von The Gossip), 26.11.09, Columbiahalle, Berlin

Ich hab selten genug erlebt, dass mich der Support der Hauptband so beeindruckt, dass ich am liebsten sofort deren Album kaufen möchte und mich schlau mache, ob sie vielleicht demnächst noch mal einen "eigenen" Gig spielen, bei dem man sie dann in voller Länge erleben darf. Biffy Clyro waren das vor den Queens Of The Stone Age in Hamburg im letzten Jahr oder - um bei QOTSA zu bleiben - die Kamikaze Queens vor zwei Jahren. Auch Blonde Redhead als Support von Interpol vor zwei Jahren hatten zumindest die Wirkung, dass ich echt neugierig auf deren aktuelle Platte war. Und in solchen Fällen sollte man die Vorband nicht irgendwie mit zwei Sätzen abhaken, sondern ihnen einen eigenen Eintrag widmen, finde ich.
Gestern vor The Gossip waren es nun Ssion, eine Band, von der ich bis dato überhaupt noch nichts gehört habe, glücklicherweise haben sie ein MySpace-Profil, wo man ein klein wenig über sie erfährt. Zunächst hab ich das alles für einen schlechten Scherz gehalten. Da kam ein zotteliger Gitarrist auf die Bühne in einer Art wabbeligem Pyjama, einem klitzekleinen braunen Lederhandtäschchen und Zehensocken, der sich ans Mikro stellte und völlig unverständliches Zeug brabbelte. Zu dem Zeitpunkt schauten meine Schwester und ich uns an und waren uns einig, das kann nur österreichische Comedy sein (sorry, Österreicher!). Aber nein, weit gefehlt, zu dem Menschen an der Gitarre (der sich im Verlauf des Sets als höchst talentierter Gitarrist, namens J. Ashley Miller herausstellte) gesellten sich dann Sänger Cody Critcheloe und der Drummer (namenslos, irgendwie finde ich die entsprechenden Infos nicht im Web). Ein Teil der Musik kam vom Band, den Rest besorgten die drei auf der Bühne und spielten eine richtig schöne, durchgeknallte Genremischung, die man vielleicht am ehesten mit Discopunk beschreiben kann, sehr tanzbare Musik mit punkiger Attitüde halt, toll performt von echt bunten Vögeln, die zwischendurch auch eine Gruppe von mehr oder minder bekleideten und angemalten Tänzern auf die Bühne holten. Für einen kurzen Moment kam noch eine Assoziation zu Sacha Baron Cohens "Brüno" auf, diese verschwand dann aber schnell innerhalb des toll gespielten Sets, welches übrigens noch von einer Videoprojektion unterstützt würde. Im besten Sinne trifft der Begriff "Performance" hier vielleicht am ehesten zu. Das Berliner Publikum war leider zu großen Teilen ziemlich unbeweglich während ihres Auftritts, doch immerhin einigen schien die Band - oder zumindest Cody Critcheloe, der übrigens für das Artwork von Yeah Yeah Yeahs "Fever to tell" Album zuständig war und auch sonst ein ziemlich umtriebiger Künstler zu sein scheint - ein Begriff zu sein, die tanzten fleißig mit. Was Gitarrist J. Ashley Miller anbetrifft - der lebt definitiv in seiner eigenen Welt, frage mich, ob der außer seinem eigenen Gitarrenspiel überhaupt noch etwas mitbekommen hat.
Kurz: Ssion haben tierisch viel Spaß gemacht und - wenn man den gesamten Abend betrachtet - passten wunderbar als Vorband zu The Gossip. Von deren fantastischen Auftritt berichte ich später auch noch.
Hier erst mal ein kleiner Ssion-Teaser von der Kölner Show am 18.11.2009.









Ach so, das aktuellste Album von Ssion hört auf den Namen "Fools Gold" und erschien bereits im Februar 2008.

Donnerstag, 26. November 2009

Heute Abend The Gossip :)

Um meine Livemusik-Entzugserscheinungen zu bekämpfen, mit denen ich mich seit Billy Talent am Montag herumschlage, werde ich es mir heute Abend in meiner Lieblingskonzerthalle in Berlin (der Columbiahalle) bequem machen und hoffentlich eine ordentliche The Gossip-Show genießen. Freue mich schon, das Konzert ist ausverkauft, die Band scheint - wenn man anderen Berichten zur aktuellen Tour Glauben schenkt - guter Laune zu sein, und die Musik mag ich ja sowieso.
Hier als Schmankerl ein etwas älteres Stück von ihnen ("Standing In The Way Of Control").







Mittwoch, 25. November 2009

Juhu, Sweethead spielen den Support für Them Crooked Vultures

Nur ein kurzer, glücklicher Eintrag für zwischendurch: Wer auch immer da gerade für Troy van Leeuwens neue Band Sweethead twittert, berichet, dass sie die Shows für Them Crooked Vultures in Europa vom 6.-18. Dezember 2009 eröffnen. Ich gebe ja zu, dass ich schon die leise Hoffnung hatte, dass das passiert, aber die Gewissheit ist schon nett :) Also Dave Grohl, Josh Homme & Troy van Leeuwen an einem Abend (Berlin, 07.12.09 Columbiahalle) - da freut sich das Kind, also eure Flinkwert...

Dienstag, 24. November 2009

Billy Talent (Support: Cancer Bats und Silverstein), 23.11.09,Velodrom, Berlin

billytalent04Jaaa, also das war doch überraschend nett gestern. Nicht, dass ich mich innerlich auf eine Katastrophe eingestellt hätte, aber wenn man mehr als Begleitung mitkommt und weniger als Fan, dann kann so ein Konzerterlebnis schon nach hinten losgehen. Aber ganz im Gegenteil, das war ein erfrischend unspektakuläres und doch rockiges Konzert. Ich bin jetzt nicht zum Hardcore-Fan mutiert, aber live klingen die Songs toll - glücklicherweise macht da auch der Sound im Velodrom mit. Sänger Benjamin Kowalewicz hüpft - sich völlig verausgabend - wie ein Flummi von rechts nach links über die Bühne. Ich kann mich nicht erinnern, dass der einmal stillgehalten hat, so einer, der auch beim Stehen zappelt *lach*. Da verwundert die relativ kurze Dauer von ca. 75 Min. auch nicht, die mich bei den Arctic Monkeys beispielsweise leicht enttäuscht hat. Dass Kowalewicz dieses Pensum unmöglich 90 Min aushalten kann, ist logisch. Was mich halt durchweg extrem amüsiert hat, ist Kowalewiczs Stimme, die für mich ja schon auf CD so klingt, als hätte er kurz vorher ein wenig Helium inhaliert. Live und in Farbe kommt das noch deutlicher rüber, zumal er auch so spricht. Nimmt man noch seine bescheidene Größe dazu, dann führte das schon mal zu einem garstigen Kommentar meinerseits á la "Pass auf, gleich kommt Gargamel und steckt den Rockschlumpf da in den Sack" *lach*.  Böse. Ja, ich weiß.
Wenn ich auch z.B. von dem Muse Bühnenaufbau so begeistert war, fand ich es hier wiederum nett, dass auf sonstwelche Konstruktionen komplett verzichtet wurde, zwei Leinwände rechts und links und Bandmitglieder - mehr gabs auf der Bühne nicht zu sehen - und hat auch völlig ausgereicht. Musikalisch kann man Billy Talent ansonsten natürlich nicht mit Muse o.ä. vergleichen, die Songs sind weniger virtuos, man kann sie halt auch mitsingen, wenn man 3-4 Bier intus hat. Das wurde uns zumindest von dem Pärchen vor uns vorgelebt. Ehrlich, ich achte sonst nicht darauf, wer sich wie oft ein Bier bei nem Konzert kauft, aber bei den beiden müssen das locker 7 gewesen sein. Nun gut, die Toiletten waren ja auch gleich in der Nähe *lol*.  Hauptsächlich haben Billy Talent Titel von dem jetzigen Album gespielt, was mich natürlich gefreut hat, weil ich das wirklich mag, hab dann aber festgestellt, dass ich auch den älteren Songs live etwas abgewinnen kann.
Die Vorbands waren Cancer Bats (!!) und Silverstein. Wobei erstere so klangen wie ihr Name, heftigen Heavy Metal spielten, auf die Bühne kamen, mit der Gitarre losbretterten und so klangen, als müssten sie gleich kotzen. Sowas find ich ja immer sehr lustig, das ist Musik, mit der ich nicht wirklich was anfangen mich aber drüber amüsieren kann. Hingucken konnte ich nicht groß, weil bei deren Auftritt zwei Lampen direkt auf unseren Block gerichtet waren, so dass ich nur noch rote Punkte sah, haha, Hellhound-Feeling *g*. Aber die waren echt schlecht, da hilft dann auch keine Chemo für die krebskranken Fledermäuse.
Silverstein waren nun auch nicht weltbewegend, aber okay. Zwischendurch echt schöne Melodien, aber die Refrains klangen alle irgendwie gleich. Mitunter haben sie mich (dunkel) an Faith No More erinnert, zumindest an deren erstes Album "We Care A Lot", wobei der Sänger nicht so ne gute Stimme hat wie Mike Patton, natürlich. Ach, die waren okay. Allerdings auch irgendwie bezeichnend, dass der größte Applaus kam, als sie "Apologize" von One Republic coverten.

Alles in allem ein richtig schöner Abend, wenn ich auch leicht knurrig war, weil sie "White Sparrow" nicht gespielt habe, die Billys *g*.

Und hier ein Ausschnitt vom gestrigen Konzert - "Surrender" (und auf der zweiten Seite gibt's die Setlist)











Setlist (da vertraue ich jetzt mal der Last-FM-Seite, da ich gerade die älteren Lieder nicht unbedingt mit Titeln kenne)

Devil in a Midnight Mass
This Suffering
Line & Sinker
Rusted From the Rain
Saint Veronika
Surrender
Tears Into Wine
The Dead Can't Testify
River Below
Diamond On A Landmine
This Is How It Goes
The Ex
Turn Your Back
Try Honesty

Encore:
Devil on My Shoulder
Fallen Leaves
Red Flag






Montag, 23. November 2009

Heute Abend Billy Talent

So, heute bekommt meine Schwester ihr Geburtstagsgeschenk, ihr Ticket zu Billy Talent und - noch viel besser - meine Begleitung *lach*. Bin sehr gespannt, da ich nun kein großer Billy Talent-Fan bin, das aktuelle Album aber ziemlich klasse finde. Mal sehen, wie die live so sind. Mit "Rusted From The Rain" stimme ich mich schon mal ein :)







Mittwoch, 11. November 2009

Robbie Williams und das Glaubwürdigkeitsproblem

Ich war sicherlich nie ein Megafan, habe aber tatsächlich im Laufe der Jahre alle Soloalben von Robbie Williams gekauft. Als er sich damals von Take That lossagte, empfand ich das als mutigen Schritt eines jungen Künstlers, von dem ich Großartiges erwartete. Und dann gabs noch die schön-freche Moderation des Europäischen MTV Awards in London 1996... Das 1997er Album "Life Thru A Lens" zählt nach wie vor zu meinen absoluten Lieblingsalben, wenn auch nicht jeder Song überzeugen konnte und kann, war dies doch bester Rockpop - eingängige Melodien, teilweise rotzige Texte und eine unwiderstehliche Portion Ironie. "I've Been Expecting You" ein Jahr später konnte da noch mithalten, insbesondere "No Regrets" und "Karma Killer" bewegen und erfreuen mich immer noch. Bei "Sing When You're Winning" klang Robbie schon ein Stück zuviel nach Stadion, massenkompatibel und Radio RS2 tauglich, bis auf "Kids" - das Hammerduett mit Kylie Minogue - hat mich da nicht wirklich was vom Hocker gehauen. Seine Alkohol- & Drogeneskapaden, Frauengeschichten und vor allem die zu Beginn seiner Karriere mediengehypte Aversion gegen Liam Gallagher zementierten den Rockstarstatus eines Popkünstlers, der doch eigentlich alle nur unterhalten wollte, und dies auch tat mit mitreißenden Bühnenperformances. Seine stete Weigerung, wieder mit den ehemaligen Weggefährten Take That auf die Bühne zu gehen, hat mich beeindruckt, für viel Geld wären andere weich geworden, doch er schien sich seine Selbständigkeit bewahren zu wollen.
Von da an gings bergab. "Swing When You're Winning" seine Anbiederung an die Swinggötter Dean Martin, Sammy Davis jr., Frank Sinatra & Co. war zwar noch ganz hörenswert und nett, aber die darauf folgende "Escapology" war schon extrem weichgespült, und "Intensive Care", die erste Scheibe ohne Guy Chambers, hätte auch einem gealterten Bryan Adams gut zu Gesicht gestanden und besaß nichts mehr von der jugendlichen Frische, mit der Robbie damals die Popwelt überfallen hatte.
Im Sommer 2006 sah ich ihn noch live im Olympiastadion und hatte einen wirklich tollen Abend mit einem großartigen Entertainer. Danach kam "Rudebox", naja, dazu hatte ich hier schon was geschrieben, eine unterirdische Platte, die ich wohlwollend als schlechten Scherz bezeichnen möchte. Und bei allem was danach an Neuigkeiten über Robbie Williams Leben in L.A., angeblichen Alien-Sichtungen etc. zu lesen war, schien er munter auf einen ziemlichen Tiefpunkt zuzusteuern.
Insofern spürte ich dieses Jahr eine gewisse Freude, als das neue Album angekündigt wurde. Und jetzt, nachdem ich es gehört habe, bin ich etwas ratlos. Wie alt ist der Mann? "Reality Killed The Video Star" bietet sicherlich keine ganz schlechten Songs, aber es ist völlig austauschbar, perfekte Hintergrundmusik, die dudeln kann, ohne dass man sich bei seinen eigentlichen Tätigkeiten gestört fühlt. Von Trevor Horn produziert könnte man meinen, ein langsam in die Jahre kommender Popstar, der sich von allen aktuellen Einflüssen abgenabelt hat, hätte ein Comeback gestartet. Wenn statt Williams Elton John auf dem Cover zu sehen sein würde, ich würde mich nicht wundern. Aus einem rebellischen, frischen und vor allem witzigen Musiker ist ein Hintergrundgeräuschler geworden. Schade.
Und morgen tritt er wieder mit Take That auf. Auch wenn es sich um ein Benefizkonzert handelt - es beweist doch wieder den guten alten Beckenbauer-Slogan "Was schert mich mein Geschwätz von gestern?". Für die gute Presse und den erfolgreichen Verkauf seines "Comeback"-Albums sind dann Gary Barlow, Howard Donald, Mark Owen und Jason Orange wieder gut genug - und Robbie Williams leider äußerst unglaubwürdig.

Montag, 9. November 2009

Arctic Monkeys (Support: Eagles of Death Metal), 08.11.09, Arena Berlin

Nun bin ich innerhalb von drei Wochen häufiger auf Konzerten gewesen als im ganzen restlichen Jahr, und die Auftritte und Bands hätten nicht unterschiedlicher sein können, wenn man mal davon absieht, dass sie allesamt ziemlich rocken. Musikalisch gehts diesen Monat auch weiter, Gossip stehen noch auf dem Programm und ein "Geheimevent", der Dezember startet dann mit Them Crooked Vultures.
Ich erwähnte gestern, dass ich mich eigentlich mehr auf die Eagles of Death Metal gefreut habe, deren knapp halbstündiges Set leider viel zu kurz war. Sie mögen musikalisch nicht mit den Arctic Monkeys mithalten können, aber der Fun Factor bei den Eagles ist einfach verdammt hoch, und es ist ein Genuss mitzuerleben, inwieweit Frontmann Jesse Hughes die ihm entgegenschlagende Fanliebe förmlich weginhaliert, bis ihm ein Dauergrinsen im Gesicht um den Schnurrbart herum steht. So hat er sich kaum noch eingekriegt, als der erste (und einzige) Schlüppi auf die Bühne geworfen wurde, so herzlich hat sich dafür bisher wohl selten jemand bedankt. Da möchte man nur noch fröhlich zurückrufen, ja Jesse, und du bist unser "ganz liebes Muschikätzchen" *lach* (Insider).  Aus meiner unsachlichen Fansicht heraus, war es ebenso schön mitzuerleben, wie die Besucher schon bei den Eagles abgingen, speziell bei den letzten drei Songs "Wannabe in L.A.", "Speaking Tongues" und "I Want You So Hard" (hoffe, das stimmt jetzt auch so) ging es vorne in den ersten Reihen mächtig ab, so dass ich mich gut durchgeschüttelt irgenwo weiter hinten wieder fand, tschüss zweite Reihe. Von  meiner Seite aus, hätten die Eagles auch gerne den kompletten Abend weiterspielen können, aber das soll nichts über die Qualität der Arctic Monkeys aussagen, denn:
Die eröffneten nach einer nicht endenwollenden, einstündigen Umbaupause mit "Dance Little Liar" ihr Set. Das musste ich heute nachlesen, denn von meinem derzeitigen Platz aus, war der Sound so unglaublich mies, dass ich den Eröffnungssong kaum erkennen konnte. Vielleicht hat aber auch der wabernde Bühnennebel meine Sinne geblockt. Gleich danach ging es mit "Brianstorm" in die Vollen. Dabei sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich hauptsächlich von 12-18jährigen umringt war, mir sowieso schon wie Oma Duck vorkam, mich der Beschützerinstinkt für ein schräg vor mir stehendes Kind ergriff und ich einfach feststellen musste, dass 20 Jahre jüngere Leute als ich mehr Energie haben. Ich hüpf auch mal mit, aber DA konnte ich  nicht mithalten. Wer vorne relativ mittig in den ersten Reihen gestanden hat, weiß wovon ich rede, da ging es einfach richtig heftig ab. Insofern wurde ich ein zweites Mal gut durchgeschüttelt und landete etwas weiter rechts. Das hatte aber den wunderbaren Effekt, dass der Sound dann wieder klarer klang. Machte sich insbesondere bei "I Bet You Look Good On The Dancefloor" und "Crying Lightning" bemerkbar, beide Songs sind live sehr stark. Ein Lob an dieser Stelle an Arctic Monkeys hervorragendem Gitarristen Jamie Cook, der den unverwechselbaren Sound der Monkeys extrem gut rüberbrachte. Und natürlich Alex Turner, dessen Stimme auch live hält, was sie auf CD verspricht und der so wahnsinnig brav wirkt auf der Bühne - selbst wenn er sich gemeinsam mit Cook die heftigeren Gitarrenriffs teilte. Als ich dann irgendwann direkt vor den Boxen stand, kam wieder der schlechte Sound zum Vorschein. Ich weiß nicht, ob es wirklich an der Akkustik in der Arena liegt, dass man an manchen Stellen in der Halle die Musik nur als Mus wahr nimmt, oder ob die Halle einzelnen Songs der Monkeys einfach nicht gewachsen ist. Zumindest war "The Jeweller's Hands" so unerträglich, dass meine Ohren trotz Stöpsel schmerzten, und auch mein heutiges Klingeln und Fiepen im rechten Ohr davon rührt. Da wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen als die Flucht nach hinten anzutreten. Dort habe ich a) die erwachsenen Zuschauer gefunden, b) gesehen, dass das Konzert weit entfernt von ausverkauft war und c) festgestellt, dass der Ton plötzlich wieder perfekt klang und ich den besten Ausblick auf die Bühne hatte, zudem noch entspannt zur Musik tanzen konnte, ohne mir blaue Flecken zu holen. Dort hab ich dann den restlichen Abend verbracht und die letzten Songperlen wie "When The Sun Goes Down" (I LOVE IT) genossen. Meine ultimativen Lieblingssongs kamen beide als Zugabe - "Fluorescent Adolescent" und "505", insofern endete das Konzert der sehr starken Arctic Monkeys mit großem Drama.
Ein kleines Manko: Es mag kleinkariert klingen, ich finde aber, dass eine Band, die mittlerweile drei Alben draußen hat, und ihr einziges Konzert in Deutschland spielt, sollte in der Lage sein, auf 90-Minuten Dauer zu spielen. Für die Ticketpreise, die mittlerweile verlangt werden, finde ich ein 75minütiges Set schlichtweg zu kurz und auch ein wenig arrogant. Hut ab aber vor den vielen Teenies gestern Abend mit gutem Musikgeschmack :)

Setlist der Arctic Monkeys auf Seite 2
Setlist vom 08.11.2009
Dance Little Liar
Brianstorm
This House Is A Circus
Still Take You Home
I Bet You Look Good On The Dancefloor
Sketchhead
My Propeller
Crying Lightning
Dangerous Animals
The View From The Afternoon
Cornerstone
If You Were There, Beware
Pretty Visitors
The Jeweller's Hands
Do Me A Favour
When The Sun Goes Down
Secret Door
--
Fluorescent Adolescent
505

Sonntag, 8. November 2009

Gleich... Die Arctic Monkeys

Ein kleiner Ausblick auf meinen heutigen Konzertbesuch. In 'ner guten Stunde mach ich mich auf den Weg und freue mich ehrlich gesagt in diesem Fall mehr auf den Support Eagles of Death Metal als auf die Hauptband. Vermutlich weil ich die Eagles mittlerweile schon live erlebt habe und weiß, dass deren Sets in der Regel irre viel Spaß machen. Und vermutlich weil mich das aktuelle Album "Humbug" der Arctic Monkeys nicht so komplett aus den Socken gehauen hat wie die beiden zuvor.
Hier ist "Cornerstone", live vorgetragen bei Craig Ferguson im September. Und findet ihr nicht, dass insbesondere der Anfang des Songs so klingt als würde der von Robbie Williams sein? *lach* Ich finde, der ist total Robbie!







Donnerstag, 5. November 2009

Foo Fighters, 04.11.09, Berlin Postbahnhof

rückenEin schöner Rücken kann auch entzücken - und damit wären wir beim einzigen ansatzweise verwertbaren Foto vom gestrigen Konzert. Aber wer braucht schon Fotos, wo sich doch das breit grinsende, zufriedene Gesicht eines Frontmanns vom Kaliber Dave Grohls sowieso bis in alle Ewigkeit einprägt?

Und warum war er so gut gelaunt? Weil gestern Abend im Postbahnhof beim spontan anberaumten "Geheimkonzert" der Foos (ich berichtete) einfach 1A Stimmung war. Ein erwachsenes Publikum, das die Band und deren Spielfreude frenetisch abgefeiert hat, insbesondere natürlich die Megagassenhauer wie dem Opener "Pretender", "My Hero", "Learn to Fly", "Monkey Wrench", "Times Like These", "Stacked Actors", "For All The Cows", "All my Life" und natürlich dem letzten Stück des Abends, DEM Burner schlechthin "Everlong". Außerdem dabei "Big Me" und "Skin and Bones", etc. Gute zwei Stunden spielten die Foos und zeigten eindrucksvoll einen gelungen Querschnitt durch knapp 15 Jahre Bandgeschichte, so dass auch Titel, die seltener live gespielt wurden wie z.B. "Young Man Blues" gestern Abend dran kamen. Außerdem natürlich das neue Stück "Word Forward", welches sich auf dem Ende Oktober erschienenem Best Of befindet.
Zu Atem kam man da als Fan kaum, zumal die Band ihre Stücke wieder und wieder mit echten Heavy Metal-Einlagen würzten, und wenn dann nur, wenn auch "das Grohl" zwischendurch mal Luft holen musste, was jedoch nicht allzu häufig vorkam. Überhaupt hatte man das Gefühl, eine extrem frische Band zu erleben, die es durchaus genoss, mal wieder in einer kleineren Halle vor einem überschaubaren Publikum zu spielen. Die ersten sechs (oder sieben) Songs kamen ohne Pause, totales Gitarrenbrett von der Bühne zu uns rübergepustet, wo man sich schon beinahe ängstlich fragte, ob die Band schnell fertig werden wolle. Aber dann taute der ewig gutgelaunte Dave auf und fing an zu quatschen. Wer schon mal bei einem Foo-Konzert war, weiß, dass er das gerne tut. Genauso gerne wie er auf der Bühne rülpst, seinen Drummer Taylor Hawkins veräppelt und zum "definitiv letzten Mal live" das Triangel-Solo des Gastmusikers ankündigt (welches ich nun zum dritten Mal erlebt habe *lol*) - immer wieder schön. Zwischendurch die besorgte Frage ans Publikum "are you done yet?", ob wir am nächsten Morgen wieder arbeiten müssen, und dass wir ihm schon signalisieren müssen, wenn wir nicht mehr können, weil sie sonst halt einfach weiterspielen würden. Wie immer sieht man von dem Rest der Band relativ wenig, Nate Mendel und Chris Shiflet stehen recht unscheinbar auf der Bühne und überlassen das Rockgehabe lieber ihrer Rampensau Dave. Pat Smear meine ich auch gesehen zu haben, hatte aber nicht die komplette Bühne im Blick. Der einzige, der sich hin und wieder etwas bemerkbar machen kann - schließlich ist er an den Drums auch tüchtig für den Lärm verantwortlich - ist Taylor Hawkins, dessen weiße Zähne im Dunkeln leuchten, übrigens, so you know *lach*. Und natürlich die schlichtweg atemberaubend schöne Violinistin Jesse Green, die mit Sicherheit an diesem Abend von vielen männlichen Zuschauern angehimmelt wurde.
Während Grohls Atempausen erfuhren wir dann auch, dass es das zweite Konzert für die Foos in diesem Jahr ist, man quasi noch "im Training" sei, wobei es - bis auf zwei, drei kleine Missverständnisse - kaum zu spüren war. Entweder man kanns oder man kanns nicht,  heißt das wohl. Wenn auch in den Medien in den letzten Tagen von einer angeblich längeren Pause der Band die Rede war, gestern Abend war davon nichts zu spüren, und auch Grohl deutete an, dass man mit einer Stadientour im nächsten Jahr rechnen könne und dann "one day" auch mal an einem neuen Album gearbeitet werden würde. Wollen wir's hoffen - und auch, dass das nächste Album wieder etwas deftiger wird, denn rocken können die gesetzten Herren immer noch wie die Weltmeister.
Wer die Foos gestern verpasst hat, der sollte heute in die MTV European Music Awards reinschauen. Dafür haben sie sich gestern nämlich warmgespielt :) Ein absolut fantastischer Abend, den die Arctic Monkeys mit den Eagles of Death Metal als Support am Sonntag erstmal toppen müssen (ein unmögliches Unterfangen).
Wenn ich noch einer kompletten Setlist habhaft werden kann, füge ich diese hier noch nachträglich ein.

Dienstag, 3. November 2009

Frostfüße und Schniefnase für Dave

Ja, was tut man nicht alles so als Fan. Nachdem  heute Mittag laut wurde, dass die Foo Fighters ein - nun nicht mehr ganz so - geheimes Konzert morgen Abend bei uns in Berlin spielen, im nahezu kuscheligen Postbahnhof, war klar: da muss ich hin. Wann hat man mal wieder die Möglichkeit, diese Band nicht in 'ner Riesenhalle oder auf 'ner Open Air Bühne zu sehen und dann auch für fast schon spärliche 30€? Nach der Arbeit also schnell das gekaufte Kaninchenstreu im Rucksack verstaut und ab zur Konzertkasse nach Kreuzberg, wird ja so früh noch nicht so voll sein... Leichter Irrtum an dieser Stelle. Ich sag mal so: um 20.00 Uhr öffnete die Kasse, von 19.15 Uhr bis 21:15 Uhr stand ich mir mit dünnen "Büroschühchen" die Füße in den Bauch, fror, was das Zeug hielt, sah die Erkältung förmlich auf mich zukommen, fühlte mich aber irgendwie so teeniemäßig unbedarft. Wann hab ich das letzte Mal für Konzertkarten angestanden? Wofür gibts Online-Ticketanbieter? Und was hätte ich gemacht, wenn ich kein Handy dabei gehabt hätte, um Kollegin anzurufen und sie nach ihrer Personalausweisnr zu fragen? Die brauchte ich nämlich, um für uns beide die Karten zu sichern. Was einen subtilen Hinweis darauf geben könnte, wie lange morgen Abend der Einlass dauert, wenn die auf den Tickets notierte Identnr mit der Personalausweis verglichen werden muss *lol*. Aber morgen hab ich warme Socken an *lach*.
Lustig ist aber immer wieder, welche nette Gespräche sich in einer Warteschlange ergeben, dass man von vorbeihuschenden Passanten angeglotzt wird wie ein gefüllter Truthahn auf 'ner Veggieparty sowie die Tatsache, dass die Leute im Oranienkiez die Foo Fighters offenbar nicht kennen. Jeder zweite fragte "wofür steht ihr hier an?" - "Foo Fighters." - "Wer ist das?" oder wahlweise und noch schöner "Wie? So mit Kampf und Blut, Alter?" Genau! Hätten wir "Bushido" geantwortet, hätten sie sich vermutlich ans Ende der Reihe gestellt :) Zu unserem Glück gibts in dieser Ecke auch sehr geschäftstüchtige Geschäftsinhaber, die die bibbernde Schlange zum Anlass nahmen, in regelmäßigen Abständen mit Tabletts voll mit dampfenden Pfefferminztee oder Kaffee vorbeizuschauen (1 Becher / 1 Euro), ein Service, den ich dankend annahm. Wenn mich der Kaffee auch nicht bis hin zu den Füßen gewärmt hat, so doch wenigstens bis zu den Knien.


Und woran merkt man, dass man alt wird? Zwei Stunden Schlange stehen sind einem einen Blogeintrag wert *lach*.
Foos