Samstag, 17. September 2011

Kitty, Daisy & Lewis - live in der C-Halle, Berlin, 16.09.2011

snapshot20110917215346Ein paar Worte zu dem gestrigen Hammerkonzert in der C(olumbia)-Halle in Berlin möchte ich noch verlieren. Meine Motivation, mir Kitty, Daisy & Lewis live anzusehen, war eher Neugier. Ihr aktuelles Album "Smoking in Heaven" finde ich zwar ganz gut, aber es hat auch irgendwie was von altmodisch und "so tun als ob". Ein Gefühl, das sofort verschwindet, wenn man die Band live auf der Bühne erlebt. Der musikalische Stil, ihr Look - das hat nichts mit Verkleidung zu tun, sondern alles wirkt so gelebt, so echt, dass man eher als Zuschauer eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit macht.

Die Geschwister Durham treten gemeinsam mit ihren Eltern - Graeme Durham an der Gitarre und die wahnsinnig gute Ingrid Weiss am Kontrabass - auf. Zu fünft und mit dem bald 80jährigen Gasttrompeter Eddie „Tan Tan" Thornton ist es einfach nur fantastisch, welche Energie und Lebensfreude diese Gruppe rüberbringt, und zwar ohne, dass da wer über die Bühne hüpfen muss, sondern nur dank ihres unglaublichen Talents. Die drei sind Multiinstrumentalisten, wechseln sich daher auch häufiger an den Instrumenten ab, während die jüngste - Kitty - ein wahres Genie an der Mundharmonika ist, die älteste - Daisy - einen recht eigenwilligen Drumstil hat und der mittlere - Lewis - ein begnadeter Gitarrist ist. Dass sie seit ihrer Kindheit zusammenspielen, merkt man daran, dass sie sich blind verstehen, perfekt aufeinander eingespielt sind.
In ihrer Setlist wechseln sich uriger Rhythm & Blues, Dixieland und Bluegrass ab, als Eddie „Tan Tan" Thornton die Bühne entert, gibts auch leichte Jamaica-Klänge zu hören, dann wieder fühlt man sich am Strand von Honolulu. Der Sound ist erdig und rauh, der Rhythmus - der dank Bass und Drums immer im Fokus steht -  geht sofort in die Beine, oder man müsste schon völlig apathisch sein. Während Lewis eher croont, Kitty eine warme, sehr weibliche Stimme hat, klingt Daisy im Gesang geradezu schnoddrig-frech. Auf diese Weise ergänzen sie sich gegenseitig.
Diese geballte Ladung Talent, überdies noch garniert dadurch, dass alle drei auch noch hübsch aussehen und sich recht unglamourös bescheiden geben, ließ mich in einer Mischung aus purer Begeisterung, Respekt und blankem Neid zurück *lach*. Die Partystimmung im Publikum tat ihr Übriges, erwähnenswert hier vielleicht, dass das Durchschnittsalter eher bei 35+ lag, und somit ganz junge Fans in der totalen Minderheit waren. Das erlebe ich sonst eher andersherum.

Im Vorprogramm spielte die bezaubernde Gemma Ray, die in ihrem braven Mädchenkleid mit Gitarre und unterstützt von zwei weiteren Musikern schöne, bisweilen sehr dramatische Songs zum Besten gab, ein wenig Blues, ein wenig Country, ein bisschen Surferballade, sehr mädchenhaft mit klugen Texten. Für mich gestern eine echte Entdeckung und der perfekte Einstieg in einen fantastischen Konzertabend! Das Konzert wurde gefilmt und sollte eigentlich als Live-Stream auf der RollingStone-Seite zu sehen sein, kann dort aber nix finden.

Hier noch ein Kitty, Daisy & Lewis-Mitschnitt von "Polly Put The Kettle On"

Mehr hier.

Montag, 12. September 2011

Der Konzertherbst ist eröffnet

Nach einer kleinen, zweimonatigen Sommerpause gehts für mich konzerttechnisch wieder in die Vollen. Den Anfang machte am vergangenen Freitag der erste Tag des Berlin Festivals, der mich wieder daran erinnerte, dass Live Musik einfach das Schönste überhaupt ist *lach*.
In den nächsten Monaten freue ich mich auf Kitty, Daisy & Lewis (am Freitag) - mal was ganz anderes, wenn man meinen Musikgeschmack sonst so kennt, der November ist mit Bush (alte Liebe rostet nicht), Kasabian und The Wombats prall gefüllt, und für Dezember stehen The Vacchines an. Mal schauen, ob ich im Oktober um meinen Italienurlaub herum noch was unterkriege, vielleicht doch Band of Skulls???


Das wird ein guter Herbst :)

Samstag, 10. September 2011

Berlin Festival am 09.09.2011, Flughafen Tempelhof, Berlin

SAM_0112Das Berlin Festival in den Hangars des Flughafen Tempelhof startete gestern mittag und ist heute noch im vollen Lauf. Aus Kostengründen und weil mir das Line-up des zweiten Festivaltages nicht so gefällt, hab ich mir lediglich die Tageskarte für gestern gegönnt und dies auch nicht bereut: Recht unterschiedliche Bands, was musikalische Schubladen anbetrifft, die aber allesamt live überzeugen konnten.
Schön auch, dass den Besuchern das zeitweilig etwas feuchte Wetter nichts anhaben konnte, Bühnen und Zuschauerräume waren ja überdacht, wer dann zwischendurch gar nicht mehr stehen konnte, fand überall Sitzgelegenheiten (wenn man sich nicht einfach auf den Boden setzen wollte), und *hurra* die Klos waren auch begehbar.
So gut besucht, wie ich eigentlich dachte, sah es allerdings nicht aus. Selbst am Abend konnte eigentlich noch jeder einen relativ guten Platz vor den Bühnen ergattern, die Zuschauermassen, die zwischen den Stages hin- und herliefen, wirkten überschaubar, was auch erklärt, warum es ganz entspannt noch Tickets an der Tageskasse gab. Entspannung machte sich auch auf dem Festivalgelände breit, Platz war wie erwähnt genug, kein Gedrängel, die Securities hatten so gut wie nichts zu tun und waren daher auch immer für ein kleines Pläuschchen zu haben. Ansonsten ist man schnell mit anderen Festivalgästen ins Gespräch gekommen, bei CSS stand ich in einer Franzosengruppe, mit denen ich echt sehr viel gelacht hab, bei Primal Scream wars ein asiatisches Pärchen auf Berlinurlaub, die vorab die Ruhe selbst waren und während des Sets herrlich ausgetickt sind, und bei Suede waren wir dann eine spanisch-britisch-deutsche Gruppe, in der wir gegenseitig auf unsere Taschen & Jacken aufgepasst und uns ansonsten meist nur breit angegrinst haben *lach*.
Die Konzerte wurden allesamt gefilmt und werden ab heute Abend ab 20.00 Uhr in ZDFkultur gezeigt, ob komplett oder nur Ausschnitte kann ich nicht sagen. Sollten Ausschnitte von CSS gezeigt werden, wenn ihr da ne dunkelblonde, dicke Frau im schwarzen Shirt in der ersten Reihe seht, könnte das eure Frau Flinkwert sein, denn der Typ mit der Kamera stand aus unerfindlichen Gründen ständig vor mir.
Los gings für mich ab 15.30 Uhr mit Austra, die Band, die ich erst kürzlich entdeckt habe und deren Debütalbum "Feel It Break" bei mir momentan in Heavy Rotation auf dem iPod läuft. Dementsprechend wollte ich sie auf keinem Fall verpassen, war aber skeptisch, ob der hohe Gesang von Frontfrau Katie Stelmanis live auch so gekonnt rüberkommt. Absolut. Sie haben ein gutes Set gespielt, haben rein optisch den guten alten New Wave der 80er wieder aufleben lassen (es gibt tatsächlich noch Schulterpolster *lach*), und soundtechnisch haben sie total überzeugt. Stelmanis war mit ihren theatralischen Gesten auf Dauer zwar etwas unfreiwillig komisch, aber bei Stimme ist die Frau! Hier weiß ich jetzt schon, dass ich Austra sehr gerne nochmal in Clubatmosphäre sehen möchte.
Anschließend habe ich mir dann noch die letzten 20 Minuten von Dry the River gegeben, die ich vorher nicht kannte. Die Londoner Band verbindet offenbar Folkanleihen mit Rock, die Songs, die ich gehört hab, fingen in der Regel allesamt ruhig an, so hübsch mit Akkustikgitarre, Geige und leisem Gesang und erreichten dann immer einen Punkt, an dem es dann richtig abging. Also sowas macht mir ja Spaß. Hat mir richtig gut gefallen, hier werde ich mir mal deren aktuelles Album laden.
Danach bin ich fix zurück zur Hauptbühne und habe mir The Rapture gegeben. Das war dann wohl mein totales Überraschungshighlight gestern. Ich habe glaube ich den einen oder anderen Song von ihnen auf meinem iPod, sie aber nie so wirklich wahrgenommen. Meine Herren, die waren großartig. Ein Sound, bei dem man absolut nicht still stehen kann, was nicht heißt, dass sich apathische Leute nicht überall finden lassen, aber an mir wollte alles loszappeln. Sänger Luke Jenner hat zwar eine Stimme, die bisweilen etwas ins Nervige abdriftet, aber das könnte man über Muses Matt Bellamy auch sagen *lach*, auf jeden Fall ist der Rhythmus ihrer Musik genau mein Ding. Die hätten meinethalben den ganzen Abend weiterspielen können (dachte ich zumindest in dem Moment). Tolle Instrumentalisten, eingängige Kompositionen, ein sympathischer Frontmann, der sich beim Abschluss persönlich per Handschlag von der gesamten ersten Reihe verabschiedet. Ja, so lob ich mir das. Angeblich kommen sie im Herbst wieder nach Berlin - da muss ich dann hin.
So ging ich danach megagutgelaunt zum Hangar 4, um mir endlich mal die brasilianischen CSS (Cansei de ser sexy) live anzusehen. Seit Jahren kaufe ich regelmäßig ihre Alben, live habe ich sie bisher noch nie genießen können. Deren Frontfrau Lovefoxx, die in Zwiebeloptik auf die Bühne kam und der es deswegen gelang, innerhalb der ersten drei Songs ihr Outfit immer neu zu variieren, gelang es dann auch, als erste sowas wie Partystimmung loszutreten. Bei CSS ging es im Publikum wirklich total ab, viele Franzosen waren übrigens dort, das fiel richtig auf. Ein sehr gutes Set haben sie gespielt, sehr spaßig, die Band hat toll aufgespielt, und Lovefoxx schaffte die Balance zwischen putzig, sexy und professionell. Absolute gute Laune Band, die angeblich im Herbst nochmal nach Berlin kommt, das muss ich noch prüfen und dann Karte kaufen. Leider war der Auftritt viel zu kurz. Ich glaube, sie waren für eine Stunde vorgesehen, hatten aber scheinbar anfangs noch leichte technische Probleme, was von ihrer Bühnenzeit natürlich hinterher fehlte.
Danach hab ich erstmal in Ruhe was Vegetarisch-Indisches gesessen, ein Bier getrunken und bin dann wieder zurück zur Hauptbühne gelaufen. Dort waren Battles schon am spielen. Die Amerikaner haben mich mit ihrer Musik zunächst völlig umgehauen, diese Mischung aus Elektro und ich sag mal "richtigen" Instrumenten, das klang stellenweise absolut genial, insbesondere im Zusammenspiel mit dem Bühnenbild. Aber auf Dauer finde ich hauptsächlich instrumentale Stücke immer etwas ermüdend, so dass ich dann auch ganz dankbar war, als das Set irgendwann beendet war. Bei der Main Stage blieb ich dann auch.
Denn weiter gings mit Primal Scream, auch so eine Band, deren Karriere ich seit Jahren mitverfolge, wenn mir auch nicht immer jeder ihrer Titel gefällt, die ich aber noch nie live gesehen habe. Das Bühnenbild hatte was leicht Psychedelisches, die Band war gut aufgelegt und spielfreudig. Das Set allerdings leicht unausgegoren, wie ich fand, klar, sie spielten ihr Album "Screamadelica" in der gleichen Reihenfolge wie die Songs auf der CD angeordnet sind, trotzdem: während man mit den ersten drei Songs gleich in die Vollen ging und die Zuschauer richtig aufpushte, folgte danach ein ruhiger Titel nach dem anderen, so dass zumindest bei mir die Luft irgendwann ein bisschen raus war, ehe es dann etwas schneller weiterging. Ihre Gastsängerin war im Übrigen der Hammer, habe den Namen nicht mitbekommen. Bobby Gillespie war gut bei Stimme, die Songs wurden etwas aufgebläht wie ich fand, aber musikalisch ansonsten alles top. Und bei "Rocks" dürfte keiner mehr stillgestanden haben.
Nein, bis auf den etwas zu ruhigen Mittelpart sehr gut.
Tja, und danach wollte ich eigentlich zu Wire. Wollte ich wirklich *lach*. Aber der innere Schweinehund, der sagte, dass ein Platz in der ersten Reihe mittig für Suede doch eigentlich perfekt ist, siegte natürlich. Wobei mir von vornherein klar war, dass sich ein einstündiger Festivalauftritt nie im Leben mit dem genialen Londoner Konzert im Mai vergleichen lassen kann. So wars dann auch, sie waren wie immer sehr gut, keine Frage. Aber wenn man weiß, dass Brett Anderson in der Regel nach einer Stunde - wo andere schon erste Erschöpfungsanzeichen zeigen - erst so RICHTIG aufdreht, dem war der Auftritt natürlich zu kurz *lach*. Nichts desto trotz ein absolut schöner Abschluss einen perfekten Konzerttages mit feuchtem Anderson Händedruck *g*.
Videos habe ich diesmal keine aufgezeichnet, wozu auch, dafür gibts ja ZDFkultur- wie gesagt, ab 20.00 Uhr heute Abend.
Hier aber noch ein paar Fotoeindrücke.
Austra
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Dry The River
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The Rapture
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CSS
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Primal Scream
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Suede
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