2011 ist für mich das Konzertjahr schlechthin, was einfach daran liegt, dass ich ausnahmsweise mal einen Silvestervorsatz eingehalten habe, nämlich meine Konzerttaktung wieder deutlich zu erhöhen, und dabei dann nicht immer nur auf die "altgedienten" Künstler zurückzugreifen (wobei es diese natürlich auch gab), sondern sich auch mal auf neue Sounds einzulassen. Auf diese Weise bin ich auf das eine oder andere überraschend gute Liveerlebnis gestoßen.
Eine Best of Liste lässt sich dabei nicht zusammenstellen. Sagen wir so, das Suede Konzert in der Brixton O2 Academy in London im Mai lässt sich in Sachen Fan-Stimmung und Spielfreude der Band kaum toppen. Die Foo Fighters haben als absolute Spaßband alle Erwartungen mehr als erfüllt. Sehr überraschend war für mich die Show von Kitty, Daisy & Lewis, bei der ich kaum Erwartungen hatte und dann sehr beeindruckt und tierisch gut gelaunt aus der Columbiahalle kam. Für mich neuentdeckt habe ich durch das Berlin Festival The Rapture, die ich vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, deren Album aber immer noch in Heavy Rotation auf meinem iPod dudelt. Auch Kasabian empfand ich als erfrischend und habe mich von der tollen Stimmung in der Halle mitreißen lassen, und die Wombats waren ebenfalls gut.
Eher enttäuschend waren Fleet Foxes, deren Show ich schon Tage später wieder vergessen habe, mir wars einfach einen Tick zu langweilig, hübsche Harmonien hin oder her. Die gab es im Übrigen auch bei Stornoway im Frühling und dazu eine Band, die so liebenswert schüchtern und sympathisch auf der Bühne stand, dass uns allen ganz warm ums Herz wurde. Dagegen haben mich die Arctic Monkeys dieses Jahr zweifach enttäuscht, nicht nur ein uninspiriertes neues Album eingespielt, auf dem sie nun mittlerweile klingen wie jede andere xbeliebige Band, sondern auch ein entsprechend uninspiriertes Konzert im Admiralspalast gespielt, bei dem mir nur der Support Auftritt von Miles Kane trotz schlechtem Sound in richtig guter Erinnerung ist. Regelrecht geärgert habe ich mich bei dem The Kills Konzert, dieses Abspulen von Rockklischees hat mich null berührt, da wollte kein einziger Funke überspringen.
Bands wie The Good Charlotte, The Pretty Reckless, The Vaccines, Bush haben abgeliefert, bei Kyuss Lives! kam noch ein gewisser Kultfaktor hinzu, der die Show gefühlsmäßig vermutlich ein bisschen besser machte, als sie eigentlich war. Naja, und bei Bryan Ferry fühlte ich mich ein bisschen wie ein Küken auf Zeitreise in die 80er... Außerhalb jeder Wertung waren natürlich die Popolskis, das muss man eh selbst erlebt haben, um da mitreden zu können *lach*.
Bei den Plattenveröffentlichungen sah es düsterer aus. Tatsächlich gab es nur ganz wenige neue Scheiben (oder iTunes-Downloads *g*), bei denen ich wirklich behaupten kann, dass man sie vom ersten bis letzten Song genießen könnte. Dazu gehört "Feel It Break" von Austra, die ich ebenfalls auf dem Berlin Festival klasse fand und am 1.1. zum Neujahreskonzert in der Volksbühne wieder sehe. Aber auch das selbstbetitelte Debüt von Young The Giant und "Palace" von Chapel Club. Dazu Hammeralben von Florence + The Machine ("Ceremonials"), Foster The People ("Torches"), The Rapture ("In The Grace Of Your Love"), Art Brut ("Briliant! Tragic") und The Vaccines ("What Did You Expect From The Vaccines") sowie der deutschen Entdeckung Boy ("Mutual Friends").
Traurig fand ich stattdessen einige Veröffentlichungen meiner bisherigen Lieblingsbands. Mit dem aktuellen Album von den Kaiser Chiefs "The Future Is Medieval" kann ich beispielsweise überhaupt nichts anfangen. Über die Red Hot Chili Peppers Scheibe breite ich mal komplett den Mantel des Schweigens. Die enttäuschende Arctic Monkeys Veröffentlichung habe ich weiter oben bereits erwähnt. Auch die Wombats konnte mit dem neuen "This Modern Glitch" qualitativ nicht an ihrem Debüt anschließen. Das neue Foo Fighters Album "Wasting Light" hat mich nun auch nicht sooo vom Hocker gerissen, war aber okay, live funktionieren die Songs sehr gut, dies gilt auch für "Velociraptor!" von Kasabian.
Bei meinem kürzlichen Reinhören in Coldplays "Mylo Xyloto" habe ich gegrübelt, ob Coldplay mittlerweile das heutige Äquivalent zu Phil Collins in den 80/90ern sind, sicherlich nach wie vor keine wirklich schlechte Musik, aber spießig, langweilig und ohne Ecken und Kanten.
Dafür haben mich beide Alben der ehemaligen Oasis-Gründer und Brüdel Noel ("Noel Gallagher's High Flying Birds") und Liam (mit Band Beady Eye "Different Gear, Still Speeding") Gallagher positiv überrascht. Beide vom Sound her sehr unterschiedlich, beide alles andere als perfekt, aber angenehm zu hören.
Ich bin gespannt, wohin die Richtung im nächsten Jahr geht, irgendwie fehlt mir momentan der Funke der Veränderung, wenige Bands/Künstler, die ich über "meine" Radiosender so zu hören bekomme, bringen noch etwas wirklich Neues zustande, meist handelt es sich um ein Sammelsurium aus bekannten Genres. Aber neugierig bleiben - so lautet meine Devise. Fürs kommende Jahr sind schon einige Live-Tickets gesichert, und ich lass mich gerne überraschen, was so manche Band sich noch aus der Hüfte leiern kann (warte beispielsweise sehnsüchtig auf ein neues Queens Of The Stone Age Album, nur als Beispiel).
Meine Jahres Best-of, die ich an Freunde verschickt habe, liest sich demnach so (entsprechend meines Musikgeschmacks halt sehr britisch geprägt...):
CD 2