Dienstag, 26. November 2013

Rogen&Franco vs. Kanye West - Bound 3 vs. Bound 3

Der Song wird durch die Videoparodie von Seth Rogen und James Franco zwar nicht besser, aber das Video wenigstens erträglicher. Lustig gemacht.

Freitag, 22. November 2013

Jake Bugg (Support: HoneyHoney), 19.11.2013, Huxley's Neue Welt, Berlin

Und einen Tag nach Suede gabs den nächsten Briten live auf der Bühne zu bewundern. Jake Bugg. Ich bin nun nicht als Fan dorthin gegangen, eher aus Neugier, weil ich drei-vier Songs auf seinem selbstbetitelten Debütalbum total gerne mag und gespannt war, wie sich der erst 19jährige Bengel live so schlägt.
Ich hatte mich innerlich auf einen Singer/Songwriter-Abend eingestellt, so ein bisschen wie bei Passenger vor einer Woche, vielleicht etwas temporeicher.

Temporeich war schon mal der wunderbare Support in Gestalt von HoneyHoney, einem Duo aus Nashville, Tennessee. Die beiden hatten das Huxley's ganz schnell in der Hand, die Stimmung war während ihres Sets richtig gut, und sie spielten so einen herrlichen Country/Hillbilly-Sound, sehr launig und tanzbar, sehr sympathisch. Hätte ich auch den ganzen Abend über hören können. 

Als Bugg dann mit seinen beiden Musikern die Bühne betrat, wurde ich dann doch etwas überrascht. Womit ich nämlich nicht gerechnet hatte war, dass der Junge im Laufe des Abends das Huxley's wirklich derbe rockt. Er selbst wirkt noch etwas schüchtern, man muss bedenken, 19 Jahre - das ist in Männerjahren gerechnet gerade mal 14 - klar, dass man da noch nicht so auf Entertainer macht und locker mit dem Publikum interagiert oder mit den kreischenden Teeniemädchen flirtet. Nee, da gibt man sich noch betont cool und abgezockt. Insofern beschränkten sich Ansagen eher auf "The next song is from my first album..." niedlich. Was man ihm jedoch uneingeschränkt attestieren muss, ist großes Talent. Jeder Titel auf den Punkt gesungen, das klang wirklich ganz fantastisch, hier stimmte der Sound auch wieder im Gegensatz zu Suede am Vorabend, und Gitarre spielen kann er auch.

Sein diese Woche erschienenes neues Album "Shangri La" ist ja schon deutlich rockiger als das Debüt, live haben die drei auf der Bühne aber richtig schön Lärm gemacht. Es war herrlich zu erleben, wie Bugg mal eben durch 50 Jahre Rockgeschichte marschiert ist, es dabei aber nie so wirkte, als spiele er einen bestimmten Sound nach, sondern das schlicht verinnerlicht hat. Bedeutet also, dass man auch wirklich abtanzen konnte. Ein kleines Break gab es ungefähr nach der Hälfte der Show, da schickte Bugg seine Musiker hinter die Bühne, holte die Akkustikgitarre hervor und spielte vier Songs, bei denen ihm die Besucher im ausverkauften Huxley's andächtig lauschten. Normalerweise: Akkustik-Sets innerhalb eines Konzerts, insbesondere, wenn ich schon "angerockt" wurde - der totale Horror. I hate it. Aber am Dienstag war's irgendwie okay, vielleicht weil ich genau diesen Sound für die gesamte Konzertlänge erwartet hatte. Dass er nach diesem Break wieder in die Vollen ging und sogar Anleihen bei den Ramones nahm, verstand sich an diesem Abend von selbst.

Also ich kann nur sagen, bin zwar nicht als Fan dorthin gegangen, habe aber das Konzert als solcher verlassen. Das war einfach mal ein richtig geiler Abend, tolle Stimmung, fantastische Musik und ein junger Künstler, bei dem man sich jetzt schon fragen darf, wohin der sich noch entwickeln soll. Vielleicht noch ein bisschen lockerer werden, aber musikalisch ist Jake Bugg schon ziemlich weit oben angelangt!!

Setlist:
There's A Beast And We All Feed It / Trouble Town / Seen It All / Simple As This / Storm Passes Away / Two Fingers / Messed Up Kids / Ballad Of Mr. Jones / Country Song / Pine Trees / A Song About Love / Slide / Green Man / Kingpin / Taste It / Slumville Sunrise / What Doesn't Kill You
Zugaben:
Broken / Hey, Hey, My, My (Neil Young cover) / Lightning Bolt

Und auch hier noch Videos von HoneyHoney und Jake Bugg:

Suede (Support: Mark Fernyhough / Teleman), 18.11.2013, Huxley's Neue Welt, Berlin

Ja, am Montag war es mal wieder Zeit für ein Suede Konzert. In diesem Jahr konnte man sich besonders darauf freuen, da die Band nach drei Jahren Reunion und Best-of Touren (die ich auch sehr genossen habe) nun seit Frühling ein neues Album draußen hat und man somit in den Genuss kam, aktuelles Material zu hören.

"Bloodsports" konnte qualiativ sicher nicht an die allerersten Suede Alben anschließen, machte aber das schwache "A New Morning" aus 2002 locker vergessen und war der schlagende Beweis für  meine Überzeugung, dass diese Band tatsächlich eine Zukunft hat und nicht nach einer lukrativen Best of Tour wieder in der Versenkung verschwindet. Insofern war "Bloodsports" tatsächlich so eine Art "Glücklich-mach-Album".

Bevor Suede am Montag im nicht ausverkauften Huxley's zum Zuge kamen, musste ich allerdings durch die Support Hölle. Naja gut, leicht übertrieben, aber der Beginn mit Mark Fernyhough, der es unglaublich wichtig fand, mehrmals zu erwähnen, dass er sich Mark mit "k" schreibt, war schon echt anstrengend. Bereits bei Suedes Berliner Konzert vor drei Jahren stand Fernyhough als "Anheizer" auf der Bühne, auch damals fand ich das eher unglücklich gewählt, weil sein Set extrem einschläfernd war, aber zumindest musste man ihm zugute halten, dass er mit seinem Singer/Songwriter Appeal sympathisch wirkte. Das fehlte Montag völlig. Mit zwei Musikern im Schlepptau und in einem zu eng sitzenden Konfirmandenanzug schien mir der Gute etwas zu sehr von sich überzeugt. Sicher hatte er die Arschkarte gezogen, in dem er sein Set nun wirklich nur vor einer Handvoll von Leuten spielen mussten, die sich alle noch munter miteinander unterhielten. Das ist halt keine schöne Ausgangssituation, und man kommt sich da auf der Bühne dann bestimmt ein bisschen doof vor mit seinen zwei Musikern, allerdings finde ich, dass man da auch locker drüber stehen kann. Stattdessen merkte man ihm an, dass er von der Situation leicht angefressen war, irgendwann auch dazu überging, seine Titel so seltsam zu beenden von wegen "hört ja eh keiner richtig zu".
Gut, dazu kommt, dass ich seine Musik einfach wirklich nicht sonderlich mag, da kann man sich noch so anbiedern und als Neu-Prenzlberger lauter Songs über Berlin schreiben, wenn ich dann dramatisch vorgetragene Textzeilen höre wie (in etwa): "There are places in Berlin where no one speaks English" - hm, tja, nee, sorry, nicht meine Baustelle.

Teleman haben mir danach deutlich besser gefallen. Die zugeknöpften, hüftsteifen Briten waren mir völlig unbekannt und hatten zwei, drei Songs im Gepäck, die ich richtig klasse fand. Der NME beschreibt sie "Teleman look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian", was ich ausnahmsweise (für den NME) mal treffend finde.

Und Suede? Da gibt's nach wie vor nichts zu kritisieren. Die Band selbst steht im Hintergrund wie ein Fels in der Brandung, während Sänger Brett Anderson die Bühne beherrscht und glücklicherweise nach wie vor nicht hüftsteif ist. Ich bin immer fasziniert wie fantastisch seine Stimme auch live klingt, selbst wenn er sich wieder auf Tuchfühlung durchs Publikum schlängelt und von lauter fremden Menschen angegrapscht wird (eine furchtbare Vorstellung für mich *lach*). Und ich habs schon einmal nach einem früheren Konzert geschrieben, Anderson leuchtet auf der Bühne. Auf der Straße würde er mir nicht auffallen, aber sobald die ersten Töne erklingen, mutiert er zu einem leicht überirdischen Wesen, was sicherlich durch seine extrem theatralischen Gesten noch unterstrichen wird. Wie dem auch sei: Ich sehe und höre dem Mann (und der Band natürlich) unglaublich gerne zu.
Die Songauswahl fand ich erfrischend couragiert, gleich die ersten drei Stücke des Sets vom neuen Album zu nehmen, da hätten es sich andere Musiker vermutlich einfacher gemacht. Generell wurde viel von "Bloodsports" gespielt, die üblichen Gassenhauer wie "Can't Get Enough", "Beautiful Ones" (wie immer als letzte Zugabe), "So Young", "Animal Nitrate" etc. fehlten zwar auch nicht, aber selbst da ließ man sich was Anderes einfallen, spielte beispielsweise "She's in Fashion" in einer berückenden akkustischen Version, die dem Song etwas völlig Neues abrang. Schön ist es auch zu wissen, dass sie ihre Setlisten von Show zu Show verändern, wie mir meine Freundin, die Suede gestern in Köln gesehen hat, bestätigt.
Wenn man etwas bemängeln möchte, dann vielleicht die Reihenfolge der Titel. Ich mag es grundsätzlich nicht so gerne, wenn man plötzlich mitten im Konzert einen ganzen Block von ruhigen Songs präsentiert bekommt, da wird man so runtergepegelt, wobei sich gerade bei den ruhigen Stücken eine herrlich intime Stimmung ergab. Außerdem gönne ich Brett Anderson natürlich seine Erholungspausen, der Gute springt und tanzt sich auf der Bühne ja nun wirklich die Seele aus dem Leib, was wie ich finde, von den Zuschauern einfach nicht zur Genüge gewertschätzt wurde. Das wäre tatsächlich ein kleiner Kritikpunkt zum Abend, für den Suede selbst nix können. Das Publikum war in Sachen Zuspruchsbekundung eher moderat. Freundlich ausgedrückt. Von meinem Standpunkt aus konnte ich zwar sehen, dass in der Mitte vor der Bühne ordentlich abgefeiert wurde, also so wie es sich gehört, während ich mal wieder in der Arme-verschränken-starr-geradeaus-glotzen-Ecke stand und die einzige war, die tatsächlich richtig getanzt hat. Berliner können sonst bei bestimmten Bands tierisch abgehen, habe schon viele Konzerte erlebt, wo die Luft am Kochen war. Aber das eher "gesetztere" Publiku ab 35 wollte am Montag einfach nicht so herumtoben.
Insbesondere im Vergleich zu dem einfach nicht zu toppenden Abend in der Brixton Academy vor zwei Jahren in London, wo ich in den ersten fünf Minuten nach Konzertbeginn buchstäblich das Gefühl hatte, um mein Leben kämpfen zu müssen, bis ich mich drauf einlassen konnte, war das Montag nicht die beste Leistung meiner Mitberliner.

Ansonsten lässt sich noch festhalten, dass das Huxley's nicht wirklich geeignet ist für den Suede Sound. War ähnlich wie im Dezember vor drei Jahren in der gleichen Halle: Die Anlage kommt mit den hohen Gitarrentönen irgendwie nicht klar, das klang schon sehr unsauber bis kreischig und tat nach einigen Songs ein wenig in den Ohren weh. Also bitte Suede, beim nächsten Mal ab ins Astra oder in die Columbiahalle :)

look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian
Read more at http://www.nme.com/reviews/teleman/14560#XcmUSrW6u6QBKoeJ.99
look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian
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look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian
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War wieder ein richtig schöner Abend mit den Herren, bitte bald wiederkommen, andere Halle und ohne Fernyhough.

Setlist:
Faultline / Barriers /  It Starts And Ends With You / Trash / Animal Nitrate / We Are The Pigs / He's Dead / Sometimes I Feel I'll Float Away / Sabotage / The Drowners / Can't Get Enough / Filmstar / Daddy's Speeding / Still Life / Down / For The Strangers / So Young / Metal Mickey
Zugabe:
She's In Fashion / Beautiful Ones

Und wer kurz bei Teleman und Suede reinschauen will, kann das hier tun:

Montag, 11. November 2013

Passenger (Support: Stu Larsen), 10.11.2013, Astra Berlin

Mal wieder ein bisschen Musik, nachdem ich das Mgmt Konzert im Oktober im wahrsten Sinne verpennt habe und Warpaint letzte Woche im Heimathafen Neukölln mich irgendwie zu keiner Regung - weder in positiver noch negativer Hinsicht - bewegt haben (mir ging es da in etwa wie dem Autoren dieser Zeilen), hier ein paar Worte zum gestrigen Konzert des diesjährigen Durchstarters im Singer/Songwriter Gefilde: Passenger.

Dazu muss man erwähnen, dass ich das mit dem Durchstarten nicht so richtig mitbekommen habe. Da ich dieses Jahr über so gut wie gar kein Radio gehört habe (oder sagen wir: wenig) ist mir entgangen, dass Passenger mit seinem "Let Her Go" einen veritablen Hit gelandet hat. Sein Album "All the Little Lights" hab ich nach zufälligem Hören des Titels "Holes" Anfang des Jahres gekauft und die Songs hübsch in meine iPod Playlisten eingefügt und war dann etwas überrascht, dass das Astra gestern Abend a) ausverkauft war, mich b) verzweifelte Menschen fragten, ob ich mein Ticket verkaufen möchte und c) dass sowohl die Mittfünfziger Kegeltruppe als auch viele ganz aufgeregte junge Mädchen im Publikum waren.
Letzteres - also die Mischung - sorgte aber eben auch dafür, dass die Stimmung wirklich angenehm relaxt war.

Als Support kam Stu Larsen um 20.00 Uhr auf die Bühne, auch einer der Mutigen, die nur mit Klampfe bewaffnet vors Mikro treten und singen. Ist im Grunde nicht meine Welt, Musik ohne Bass und Drums - keine Ahnung, da fehlt mir was, Passenger selbst - der ebenfalls alleine auftrat - hat hinterher gezeigt, wie trotzdem funktionieren kann, was bei Larsen nicht klappen wollte. Der Australier, der seit drei Jahren mit Passenger unterwegs ist und nach dessen Bekunden nicht nur Support Act, sondern auch Tourmanager, Roadie, bester Kumpel ist, hat ohne Zweifel eine richtig schöne Stimme, und seine Songtexte sind - zumindest die wenigen, die wir zu hören bekamen - auch nicht übel, aber es fehlt ihm an Bühnenpräsenz. So ein bisschen stand er da wie bestellt und nicht abgeholt, auch seine Versuche, zu den Songs etwas zu erzählen, kamen nicht locker genug rüber. Da ist also durchaus noch Potential zur Verbesserung.

Genau das ist es aber, was dann beim Hauptact Passenger für die durchweg ausgelassene Atmosphäre gesorgt hat. Der Gute ist einfach entwaffnend bezaubernd. Anders kann man es nicht beschreiben. Als er ebenfalls nur mit Akkustikgitarre auf die Bühne kam, stöhnte ich innerlich schon auf. Für eine halbe Stunde ist sowas (für mich) ja ganz nett, aber ein komplettes Konzert, uargh. Aber er sorgte bereits vor seinem ersten Titel ("Fairytales and Firesides") für auflockerndes Lachen im Publikum und auch mit seinen späteren Geschichten um die Titel und seinen Werdegang herum, brachte er uns permanent zum Kichern, fand aber dann auch immer wieder geschickt den Übergang zu manch trauriger Hintergrundstory wie beispielsweise dem alten, lungenkrebskranken Biker, der ihn zu seinem neuen Song "Riding to New York" inspiriert habe, eine Story, die für einen Moment glaube ich eine ganze Halle berührt hat. Man merkt ihm die fünf Jahre Erfahrung als Straßenmusiker an, der direkte Kontakt zu seinen Zuhörern, ein gewisses Entertainerpotential und vor allen Dingen unglaublich viel Hingabe zu seiner Musik.

Nicht zu vergessen, dass man mit 'ner Akkustikgitarre auch ganz schön Lärm machen kann und neben seinen leicht poetischen Texten gerne mal ein Cover eingestreut wurde (z.B. eine interessante Version von Simon & Garfunkels "The Sound of Silence" und eine kleine Exkursion in Daft Punks "Get Lucky").

Das war ein richtig netter, beschwingter Wohlfühlabend mit einem Publikum, dass beinahe gespenstisch perfekt mitgesungen hat (klingt ja doch meistens scheiße, wenn wir Zuschauer singen, aber das war diesmal regelrecht melodiös).

Hier noch ein kleines Video mit einem Song, der dank Handyklingeln im ruhigsten Moment für einen DER gestrigen Lacher sorgte.

Sonntag, 29. September 2013

Converse Empty Space

Normalerweise verbanne ich ja jegliche Werbung auf meinen Blogs. Durch Zufall hab ich jedoch vor einigen Tagen auf YouTube die "Empty Space"-Reihe von Converse entdeckt. Bekannte Acts spielen live in cooler Kulisse (ohne Publikum, weil "empty") einen ihrer Songs. Produziert werden diese in einer Zusammenarbeit von Converse und La Blogotheque, und die Showcases finden immer in speziellen Locations ins Paris statt.

So geschehen bisher u.a. von den Foals in der Bibliothèque de l'Hôtel de Ville de Paris im Februar 2013 mit ihrem Titel "Late Night" oder Franz Ferdinand mit "Love Illumination" in Hotel de Crillon im Juli 2007.
Weitere Künstler waren bisher Sigur Rós und Suuns. 
Ich finde, dabei sind bisher echt sehenswerte inoffizielle Videos rausgekommen, und werde die Reihe in jedem Fall weiterverfolgen.

Dienstag, 24. September 2013

Franz Ferdinand, 20.09.2013, Volksbühne Berlin

Endlich!!! Wie lange wollte ich Franz Ferdinand schon live sehen, aber entweder hat es zeitlich  nicht gepasst (auch diesmal hatte ich eigentlich ein Ticket für Portugal.The Man, bin das aber doch noch losgeworden, man muss ja Prioritäten setzen), oder es ging dann schon in die viel zu großen Hallen für viel zu viel Geld.

Da passte es doch, dass die Briten die neue Saison in der Volksbühne Berlin mit ihrem Konzert einläuteten, in einem überschaubaren Rahmen (fast zum Anfassen) und für nicht mal 30 Euro. Die Konzerttour im nächsten Frühjahr, die nach Hamburg, Köln, Wiesbaden und München führt, wird dann wieder deutlich teurer.

Und was soll ich schreiben? Schön wars. Natürlich. 90 Minuten pures Tanzvergnügen mit lauter ausgelassenen Menschen um mich herum, die es glücklicherweise schon beim ersten Ton nicht mehr auf den Sitzen der (bestuhlten) Volksbühne hielt und sowohl alte als auch neue Songs gut aufgenommen haben. Während wir Fans es genossen, die Band mal in so einer kleinen Location zu erleben, war der Abend für Franz Ferdinand natürlich eine perfekte Marketingstrategie. Wie sonst kann man das gerade vor einem Monat in den Regalen angekommene neue Album "Right Thoughts, Right Words, Right Action", welches bei mir seit Wochen hoch und runter läuft, es ist einfach so geil!!, besser promoten? So spielten sie auch (bis auf "The Universe Expanded" und "Brief Encounters") fast alle neuen Songs und füllten die Lücken mit ihren größten Hits, wobei die Mischung einfach sehr gut passte. Eigentlich kam man gar nicht zum Verschnaufen, zumal die Titel live auch alle viel druckvoller und rockiger klingen als im Studio abgemischt. Da war "Fresh Strawberries" als Intro ein geradezu milder Einstieg ins Konzert.

Ich hätte mir Alex Kapranos etwas geschwätziger vorgestellt, aber gut, ich brauch da auf der Bühne auch nicht unbedingt nen Conférencier, er war gut bei Stimme und hatte wie die anderen Ferdinands offensichtlich beste Laune, wobei Bassist Robert Hardy doch leicht stoffelig wirkte. Was ich schön fand, war dass man nicht das Gefühl hatte, eine total satte Band zu erleben, denen man anmerkt, dass sie bestimmte Hits nur noch aus Pflichtgefühl runterspulen, sondern sich so präsentieren, als gelte es auch für sie noch etwas zu beweisen. Deswegen machts eben doppelt Spaß, einer Wüstenrockambition wie "Love Illumination" zu lauschen oder der schön langgezogenen Hommage an Giorgio Moroders/Donna Summers Discohit "I Feel Love" mit "Can't Stop Feeling". Mein Lieblingssong vom Album - "Bullet" - durfte natürlich auch nicht fehlen, das ist immer der Titel, bei dem ich von anderen Leuten in der Berliner S-Bahn leicht schräg angeguckt werde, weil ich mit fettem Grinsen im Gesicht und Kopfhörern im Ohr zur für andere nicht hörbaren Musik sitztanze.

Alles in allem ein sehr gelungener Abend.
Hier ein Video (nicht von mir) zu "Can't Stop Feeling":


Setlist lt. setlist.fm:
Fresh Strawberries / No You Girls / Right Action / Do You Want to / Tell Her Tonight / Evil Eye / The Dark of the Matinée / Walk Away / Stand on the Horizon / Can't Stop Feeling / The Fallen / Bullet / Michael / This Fire / Take Me Out / Love Illumination
Zugaben:
Treason! Animals / Ulysses / Goodbye Lovers & Friends / Jacqueline

Sonntag, 22. September 2013

Berlin Festival 2013 - Tag 2 (07.09.2013, Flughafen Tempelhof)

Am Samstag habe ich mich erst etwas später Richtung Tempelhof begeben. Und schlussendlich war der Tag dann auch etwas durchwachsener - mit einigen Fluchten, aber auch zwei echten Highlights.

Zunächst war ich gespannt auf Ellie Goulding, es gibt so zwei-drei Titel von ihr, die ich wirklich mag, und ich finde, sie hat eine interessante Stimme. Also fand ich mich um 16.00 Uhr vor der Mainstage ein, muss aber zugeben, dass ich relativ schnell das Weite gesucht habe. Während der ersten 20 Minuten ist man bei ihrem Set fast eingeschlafen, spätestens bei ihrer Interpretation von Elton Johns "Your Song" wollte ich mir am liebsten die Haut von den Armen kratzen. Danach kam zwar ein bisschen Bewegung auf die Bühne bei "Only You", aber richtig überzeugt hat mich das auch nicht.

Dann fiel mir ein, dass mir eine Freundin die Londoner Band Is Tropical empfohlen hat, also schnell zur Pitchfork Stage, da kam ich gerade rechtzeitig zum Beginn ihres Sets und war echt angetan. So rein optisch wirken die drei schon ziemlich abgerissen, aber die Elektro/Rock-Mischung ist einfach mal richtig klasse. Mir hat absolut jeder Titel gefallen, die drei kamen sympathisch und eher schüchtern rüber, trotzdem gelang es ihnen, ne tolle Stimmung zu schaffen und die Fans abtanzen zu lassen. Super.

Im Anschluss bin ich irgendwie bei S O H N gelandet. Da hab ichs aber nicht lange ausgehalten, dieses typische R'n'B Gesäusel am Klavier ist einfach nicht mein Ding. Hohe Stimmen bei Männern gehen für mich eh nur bei den Queens of the Stone Age, Muse und Eagles of Death Metal *lach*. Letztlich kann ich gar nicht beurteilen, ob das gut oder schlecht war, weil ich diese Art von Musik eben selbst überhaupt nicht höre. Alle anderen um mich herum standen aber sehr andächtig da...

Ich bin dann lieber wieder vor die Mainstage getrabt und hab die zweite Hälfte des White Lies Sets gehört. Und das war gar nicht schlecht. Ich kann nun nicht behaupten, dass mir ihre Musik durchweg gefällt, da gibts eben auch nur zwei oder drei Titel, die ich richtig mag, aber live kommen sie gut rüber, toller Sound und deutlich druckvoller als ausm Studio.

Auf der Suche nach was Eßbarem bin ich dann aber erstmal bei The Mighty Oaks hängengeblieben. Eine Berliner Combo, die aus einem Deutschen, einem Italiener, einem Briten und einem Ami besteht (das hab ich  mir gemerkt), die einen wirklich sehr amerikanischen Sound spielt. So ein bisschen Folk, etwas Country, ein bisschen Calexico (ohne Mariachis), alles sehr ruhig und handgemacht. Auf Dauer wäre es mir etwas zu gleichförmig, aber einzelne Titel haben mir gut gefallen. Die Jungs sind noch ziemlich neu in der Szene, spielten daher auch auf der "First we take Berlin"-Stage, erst im Laufe des Jahres wird es ihr Debüt Album geben.

Als ich mich dann für den besten Hot Dog entschieden habe, den man sich vorstellen kann, hatte ich keinen Nerv, mich damit vor irgendeine Bühne zu drängeln. Also setzte ich mich mit Blick auf die Mainstage in sicherer Entferung auf ne Bank fürs Abendbrot und ließ mir dieses von Casper würzen. Wie schon erwähnt, stehe ich nicht auf deutschen Hip Hop. Aber ich muss dann schon zugeben, dass mir Caspers Set echt super gefallen hat, keine Ahnung wie das Ganze auf CD klingt, live hat der aber die Bühne zum Wackeln gebracht, allerdings mit einer fantastischen Band im Hintergrund, die ziemlich gerockt haben.

Nach Casper hab ich schon mal versucht, einen guten Platz für das nachfolgende Konzert von Björk zu ergattern. Dazu muss ich etwas ausholen. Björk mochte ich zu Sugarcubes Zeiten und dann auch zu Beginn ihrer Solokarriere. Ich glaube, es sind ihre ersten drei Alben, deren Titel ich nach wie vor gerne höre und die mich zwischenzeitlich zu einem Fan werden ließen. Doch irgendwann veränderte sich ihr Sound, wurde immer experimenteller und befindet sich mittlerweile recht weit weg von meinem Musikgeschmack. Trotzdem war ich neugierig, die Chance, Björk mal live zu erleben, wollte ich mir nicht nehmen lassen. Zuvor wurde der Wunsch der Künstlerin auf der Leinwand eingeblendet, doch bitte keine Fotos oder Videos von ihrem Auftritt zu machen, das würde sie irritieren. Ich hab zumindest bei Showbeginn zweimal geknipst, dann aber brav meine Kamera weggesteckt, finde es okay, wenn sie nicht auf lauter Smartphone Bildschirmen gucken will, und es wurde ja kein Verbot ausgesprochen.
Was man unbedingt erwähnen muss, ist der phänomenale Bühnenaufbau. Mit relativ überschaubaren Mitteln wurde eine einzigartige Atmosphäre geschaffen, irgendwie zwischen Polarnacht und Mystik. Was sich da visuell abgespielt hat, war Schokolade für die Augen, daran gibts gar keine Zweifel. Björk selbst, die im gelben Kostüm und mit einer Kopfbedeckung, die irgendwie an eine futuristische Pusteblume erinnerte, auf die Bühne kam, war ebenfalls mehr als sehenswert.
Was mich aber als erstes etwas abschreckte, war der Frauenchor, der Björk unterstütze. Ich mag keine Chöre, mag engstirnig sein, aber diese Art von Gesang liegt mir einfach nicht. Und dann fokussierte Björk nun eher auf ihr aktuelles musikalisches Schaffen, eben genau der Sound, der mir bei ihr nicht mehr gefällt. Ich bin halt ein Rock-Fan, experimentelle Klanggewände sind schlicht nicht mein Fall. Nach einer halben Stunde habe ich mich dann gegen Björk und für die Klaxons entschieden, was eine gute Wahl war.

Ich bin pünktlich zu Beginn des Klaxons Sets zur Zippo Stage gekommen und durfte dann noch einmal eine knappe Stunde mit größter Freude tanzen. Die Briten, auf deren neues Album ich nun sehr gespannt warte, haben echt die kleine Bühne gerockt, ich hatte in der Zwischenzeit ganz vergessen, was für geile Songs sie in der Vergangenheit rausgebracht haben. Stillzustehen war unmöglich, dafür hatten die Jungs aber auch selbst viel zu großen Spaß an ihrer Musik und ihrer Performance. Zwischendurch gabs technische Probleme, die zu einer unfreiwilligen Unterbrechung des Sets führten, was die Band aber sympathisch-professionell weggesteckt hat, vermutlich auch, weil das Publikum einfach während der Pause munter weiter gesungen hat. Wer so entspannte und motivierte Fans hat, der kommt dann natürlich auch mit breitestem Grinsen wieder zurück auf die Bühne und missachtet auch das vorgegebene Ende des Sets und überzieht etwas. Sehr schön. Die Klaxons waren für mich neben Is Tropical das zweite echte Highlight des zweiten Festivaltages.

Um noch mal was Generelles zum Berlin Festival loszuwerden: Ich finde - und dies wurde mir von anderen Besuchern bestätigt - dass dort einfach eine wirklich schöne, sehr entspannte Atmosphäre herrscht. Die Leute gehen alle nett miteinander um, man nimmt Rücksicht auf andere, ist kontaktfreudig, so dass sich häufig nette Gespräche ergaben, und die Location mit dem stillgelegten Flughafen Tempelhof ist meines Erachtens echt nicht zu toppen. Darüber hinaus ist musikalisch eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei.
Auch was den Service anbetrifft, kann ich nicht meckern, das ging beim Einlass alles völlig unkompliziert, die Toiletten waren sogar noch am späten Abend begehbar und vor allem ausreichend vorhanden, die Preise für Getränke und Essen waren okay wie ich fand, keine Abzocke. Und wer zwischendurch seine Augen mal von den Bühnen abwenden wollte, konnte sich im Art Village umgucken oder die Weite des Tempelhofer Flugfeldes beobachten.
Nun war uns auch der Wettergott hold, an beiden Tagen herrschte einfach nur perfektes Spätsommerwetter, wie man es sich wünscht, das hat sicherlich zur guten Stimmung beigetragen.
Mal sehen, wer sich fürs nächste Jahr ankündigt, aber ich gehe davon aus, dass ich auch 2014 wieder dabei sein werde.

Hier noch die Klaxons mit "Atlantis to Interzone"

Berlin Festival 2013 - Tag 1 (06.09.2013, Flughafen Tempelhof)

Das erste Septemberwochenende wars, fast schon gar nicht mehr war, so lange scheint das her. Nach einem Jahr Pause hat es mich diesmal wieder zum Berlin Festival gezogen, zwei Tage voller Musik, netter Gespräche mit fremden, gut gelaunten Menschen und viel Beinarbeit (von Bühne zu Bühne und Tanzen).

Schön wars wieder, das wollte ich hier wenigstens noch loswerden. Hauptsächlich habe ich die Tickets gelöst, um das einzige Deutschlandkonzert eine meiner alltime Lieblingsbands - Blur - zu erleben und einmal einen Blick auf Björk zu werfen. Aber auch sonst boten beide Tage gut gemischte Musik aus unterschiedlichen Genres.

Am Freitag ging es für mich mit Bastille los, von deren Set ich allerdings nur noch das Ende mitbekommen habe und das alles grundsätzlich nicht sonderlich spektakulär fand, aber ich kann mit Bastilles Sound auch generell nur wenig anfangen.

Dann gings rüber zu The Majority Says, eine noch recht unbekannte schwedische Band, die gute Laune Pop zum Besten boten und klamottentechnisch die 80er wieder aufleben ließen. Nichts, was ich persönlich nun unbedingt auf meinem iPod haben möchte, aber war okay.

Nebenan hatten OK Kid technische Schwierigkeiten, und es dauerte etwas, ehe es tatsächlich losging, ich konnte eh nur kurz bleiben, weil ich unbedingt Bosnian Rainbows sehen wollte. Aber dafür, dass ich deutschem Sprechgesang eigentlich nicht so richtig zugetan bin, haben mir einige Songs zumindest vom Beat her ziemlich gut gefallen. Das ist dann auch der Mehrwert, den man aus so einem Festival zieht, sich Bands/Künstler anzusehen, für die man normalerweise kein Ticket kaufen würde, man sich dann aber in entspanntem Rahmen ein Bild von ihren Livequalitäten machen kann. Insofern war ich von OK Kid positiv überrascht.
Bosnian Rainbows habe ich im Frühjahr bereits als Support für die Yeah Yeah Yeahs in der Columbiahalle gesehen und war damals schon sehr angetan von Musik und Frontfrau Teri Gender Bender, insbesondere aufgrund ihrer leicht schrägen Bewegungsform. Inzwischen habe ich mir ihr selbstbetiteltes Debütalbum gekauft, muss aber einfach feststellen, dass ihre Titel live viel viel besser klingen als ausm Studio. Da ist eine Kraft in den Liveperformances, so richtig wuchtig, das kommt hübsch abgemischt einfach nicht rüber. Und Teri Gender Bender hat eben auch eine wirklicht tolle Livestimme. Deren knapp einstündiges Set habe ich sehr genossen, war dann auch mein erstes Highlight am Freitag.

Dafür habe ich The Sounds verpasst, die - wie mir andere Festivalbesucher erzählten - auf der Main Stage richtig Stimmung gemacht haben sollen, sind sehr gut angekommen. Stattdessen zog ich mich nach den Bosnian Rainbows zur britischen Band NYPC, früher unter New York Pony Club bekannt, von denen ich zumindest bewusst noch nie einen Song gehört habe. Ich bin auch nur hängengeblieben, weil mich deren Cover eines Evergreens (dessen Titel sich gerade aus meinem Hirn verabschiedet hat) total begeistert hat, so dass ich mir ihr restliches Set auch noch gegeben habe. So viel ist klar, wenn ihr neues Album rauskommt, werde ich mich damit mal beschäftigen, die haben eienn guten Sound und Sängerin Tahita Bulmer eine interessante Stimme mit Wiedererkennungswert - und eine recht coole Attitüde auf der Bühne.

Wo ich dann gelandet bin, dürfte jeden wundern, der mich kennt, denn: Eigentlich hasse ich dieses theatralische Deutsch-Pop-Gehabe von MIA. Ach, ich finde die ganz furchtbar, wenn ich auch zugeben muss, dass ich das "Hungrige Herz" auch schon mal mitschmettere, wenn es im Radio läuft. Aber ich stand mit meinem indischen Gemüsecurry irgendwie gerade vor der Mainstage, als sie auf die Bühne kamen und dachte, "flüchten kann ich immer noch". Muss aber zugeben, dass ihre Musik live erstaunlich rockig rüberkommt, Mietze eine tolle Livestimme hat, und die Stimmung im Publikum einfach gut war. Die Theatralik bleibt natürlich, bei jedem Titel musste ein neues Kostüm oder Accessoire her, und als dann diese grottige Zirkusnummer kam, bin ich gedanklich kurz ausgestiegen. Trotzdem auch hier eine eher positive Überraschung, da man mich normalerweise nur mit Waffengewalt in ein MIA. Konzert kriegen könnte.

Denrestlichen Abend blieb ich dann auch vor der Mainstage. Zum einen, weil ich neugierig war, wie wohl ein Pet Shop Boys Konzert sein würde, zum anderen, weil danach Blur spielten und ich mich schon mal langsam nach vorne drängeln wollte. Geht ja gar nicht, dass ich bei Blur nicht irgendwo in der ersten oder zweiten Reihe stehe :)
Was die Pet Shop Boys anbetrifft, würde ich jetzt mal sagen: Hab ich nun einmal gesehen, reicht, brauche ich nicht nochmal. Klar, haben sie ne tolle Bühnenshow. Das fängt mit den ausgefallenen Kostümen an, in denen Neil Tennant und Chris Lowe auftreten und die sie mehrfach wechseln. Das gilt auch für die Lasershow und die beiden tollen Tänzer, die wenigstens etwas Bewegung auf die Bühne brachten. Aber Tennant und Lowe selbst sind einfach  nur langweilig. Und bei einem 90minütigen Set fällt dann doch schmerzlich auf, dass ihre Songs nicht kaum unterscheiden, dass es nur eine kaum merkliche Weiterentwicklung gegeben hat, und die größte Stimmung im Publikum dann aufkommt, wenn sie ihre 80er Jahre Gassenhauer spielen, mit denen ich halt ebenfalls aufgewachsen bin. Also visuell war das alles ganz spannend, musikalisch jedoch war ich danach nicht überzeugt.

Dafür stand ich dann aber bei Blur tatsächlich in der ersten Reihe und hatte an diesem Tag das zweite, eigentlich kaum zu toppende, Highlight. Das letzte Mal, dass ich Blur live gesehen habe, ist zehn Jahre her, damals kam "Think Tank" raus und man musste auf der Bühne ohne einen Graham Coxon auskommen. Mittlerweile haben sich glücklicherweise wieder alle lieb, und die Band gabs in Originalbesetzung. Da sie nun kein neues Album draußen haben, war klar, dass wir eher ein "Best of" Konzert erleben würde, dabei war aber die Mischung der Titel so gekonnt, dass eigentlich keine Wünsche offen blieben. Damon Albarn springt - diesmal ganz in Jeans gekleidet - immer noch wie ein junger Hüpfer über die Bühne, Coxon bleibt ein Gitarrengott, Alex James posiert nach wie vor am Bass und Dave Rowntree hinter den Drums ist wie eh und je der Unauffälligste.
Das Schöne an den Blur Titeln ist einfach, dass sie immer noch zeitgemäß klingen, dass sowas wie "Boys and Girls" mittlerweile fast 20 Jahre auf dem Buckel hat, mag man kaum glauben. Einen Beweis für die "Heutigkeit" ihrer Songs liefert Damon Albarn, als er "Out of Time" den Menschen in Syrien widmet. Die Zeiten haben sich eben nicht so sehr verändert, wie wir glauben wollen. Da passen Titel wie "Parklife" und "Country House"eben immer noch.
Neben der hervorragend aufgelegten Band war aber auch das Publikum nicht ohne, schon gleich zu Beginn bei den ersten Klängen von "Girls and Boys" kochte die Stimmung und kühlte über den ganzen Abend nicht mehr ab. Konnte man gut während "Tender" hören, da waren die Besucher schließlich lauter zu hören als Damon Albarn. Und textsicher waren sowieso alle.
Man mochte kaum glauben, dass sich die tolle Atmosphäre tatsächlich noch steigern konnte, aber als Blur dann als letzte Zugabe den göttlichen "Song 2" spielten, hätte man sich auch nicht mehr gewundert, wenn wir alle mitsamt der Bühne dank unserer freudigen Energie regelrecht vom Boden abgehoben hätten.
Ich sag mal so, wenn Blur wissen wollten, ob sie bei deutschen Fans noch eine gewisse Relevanz besitzen, dann haben sie jetzt den Beweis. Und bedanken sich dafür hoffentlich bald mit einem guten, neuen Album.

Guter erster Tag.
Ein paar Videos hab ich gemacht, natürlich entsprechend verwackelt. Als Beispiel mal hier Blurs "To The End" (am Anfang ist noch der Schluss von "Tender" zu hören).

Dienstag, 2. Juli 2013

ZZ Top (Support: Ben Miller Band), Zitadelle Spandau, Berlin, 01.07.2013

20130701, ZZ Top, Ben Miller Band, ZitadelleGut eine Woche nach dem nahezu perfekten Wüstenabend ging es gestern erneut in die Zitadelle Spandau. Diesmal hab ich mir einen langjährigen Traum erfüllt: Wenigstens einmmal wollte ich ZZ Top live sehen. Dabei bin ich jetzt kein Hardcorefan, aber Gott, ich liebe ihren Gitarrensound! Und irgendwann muss man den Tatsachen ins Auge sehen - die Männer werden nicht jünger, und jede Tour könnte die letzte sein, die sie sich antun wollen.

Und - ich hatte einen wirklich schönen Abend. Bin zwar erst spät in der Zitadelle angekommen - 5 Min. bevor die Vorband angefangen hat - dank diverser Bahnverspätungen, aber dadurch, dass ein etwas älteres Publikum vor Ort war, standen die Leute eigentlich eher locker verteilt, so dass ich mich noch entspannt bis nach vorne schieben konnte.

Um 19.00 Uhr kam zunächst der Support, die Ben Miller Band, auf die Bühne. Da stellte sich spontane Verknalltheit bei mir ein. Rein optisch denkt man zunächst, einem Hillbillie Klischee zu begegnen. In Hinterland-Slasher-Filmen ist das der Moment, wo man schnell Reißaus nimmt, um nicht als Gebärmaschine für Inzestfamilien zu enden (sorry, aber ich bin nun mal Fantasy Filmfest geprägt), in Wahrheit waren es aber drei hoch sympathische und vor allem unglaublich talentierte Musiker. Innerhalb von fünf Minuten war ich restlos begeistert. Sie spielen eine Mischung aus Country, Bluegrass und Bluesrock, das geht alles tierisch in die Beine - während die ruhigeren Stück die Seele berühren. Und ich bin wahrlich kein Countryfan.
Bei einem Publikum jenseits der 40 hat es den Vorteil, dass nicht jeder während des Supportsets mit seinem Handy oder anderen Ablenkungen beschäftigt ist, die Leute haben interessiert gelauscht und sich ebenso schnell von dem Lebenshunger der Band mitreißen lassen wie ich.

Nach einer relativ überschaubaren Umbaupause gings mit dem Hauptact weiter. Endlich. ZZ Top. Sie eröffneten mit "Got Me Under Pressure" und spielten nachfolgend eine abwechslungsreiche Mischung ihrer Songs, wenn ich doch auch ein paar der reinen Bluesstücke vermisst habe. Hätte gerne sowas wie "Shiek" gehört, der ihre Musikalität besser unter Beweis stellt als beispielsweise "Gimme All Your Lovin". Aber ich will nicht meckern. Die alten Herren haben abgeliefert. Seit über 30 Jahren spielen sie in Originalbesetzung und sind entsprechend eingespielt. Also spontane Aktionen darf man da nicht erwarten. Ich würde auch wetten, dass sie ihre Setlist während der Tour nicht einmal abändern. Hat ein bisschen was von texanischer Las Vegas Show auf der Bühne *lach* mit ihren Jackets mit Glitzerapplikationen - aber das ist halt auch ne andere Generation, fand ich okay. Auf jeden Fall holt Billy Gibbons immer noch jeden erdenklichen Ton aus seiner Gitarre heraus, für Gitarrenfans war das gestern Abend generell der Himmel.

Aber der tat sich dann nach einer Stunde auf. Wir hatten bis kurz vor 21.00 Uhr gutes Wetter, dann wurds schwarz und plötzlich sehr windig, und dann goss es auch schon aus Kübeln. Zu dem Zeitpunkt sind ZZ Top gerade in die Zugabepause gegangen.

Und ich nehme einfach an, dass man backstage beschlossen hat, dann "schnell fertig" zu werden, denn innerhalb kürzester Zeit war die Bühne nass, und über der Zitadelle blitzte und donnerte es recht heftig. Insofern sind ZZ Top nur noch für eine kurze Zugabe raus, und das wars dann schon. Tatsächlich, stand ich um 21.20 Uhr schon wieder an der Bushaltestelle vor der Zitadelle und war trotz Regenjacke klatschnass, der Regen kam so plötzlich und heftig, dass die Jacke nicht viel geholfen hat.
So großartig die Band war, es war halt etwas kurz. Andererseits verstehe ich aber natürlich die Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere auch unter dem Aspekt, dass es schwierig ist, mehrere tausend Leute von dem Festivalplatz durch das bekannte Nadelöhr zu schleusen, während ein Unwetter wütet.

Im Ganzen war's eine schöne Erfahrung, zwei gute Bands, und ein Publikum, welches altersmäßig zwischen 40 und 60 lag, was mich fast zu einem Küken machte, hab ich auch nicht so oft, diese Situation. Entsprechend lag eine gelöste Stimmung in der Luft, kein Drücken, Schieben, egoistisches Rumhüpfen /-pogen, sondern freundliche, entspannte Menschen, die zur Musik getanzt haben. Und wieder erstaunlich Frauen lastig. Muss dann immer schmunzeln, wenn ich am nächsten Tag im Büro davon berichte und dann erstaunte Gesichter sehe, die nicht glauben können, dass Frauen zu "solchen Bands" gehen, aber okay, in meinem neuen Büro bin ich eh umgeben von ignoranten Snobs, da darf das auch nicht mehr verwundern.

Eine Setlist hab ich nicht. Aber ein paar Livevideos. Nachfolgend zunächst ein mir unbekannter Titel von der Ben Miller Band - man achte bitte auf den unglaublichen Sound, den Doug Dicharry aus seinem Waschbrett rausholt.
Danach dann den ZZ Top Kultsong schlechthin. Viel Spaß.


Montag, 24. Juni 2013

Queens of the Stone Age (Support: The Virginmarys, Masters of Reality),Zitadelle Spandau, Berlin, 22.06.2013

Wer meinen Blog länger kennt, der weiß, dass ich ein hardcore QotSA Fan bin und eigentlich nach jedem Konzert vor mich hinschwärme. Liegt halt einfach daran, dass diese Band live niemals Gefangene macht und auf der Bühne immer alles gibt. Ich hab in den vergangenen 12 Jahren, in denen ich regelmäßig ihre Berliner Konzerte besuche, nie einen Abend erlebt, an dem sie ihr Set irgendwie lieblos runtergespielt hätten, davon können sich andere Bands ne Scheibe abschneiden.

20130622, Qotsa, Masters of Reality, The VirginmarysDiesmal gab es gleich einen Dreierpack an guten Bands. The Virginmarys sagten mir im Vorfeld nichts, aber ihr Set hat mir richtig gut gefallen, druckvoller Rock, der in die Beine ging, schön unprätentiös vorgetragen. Ihre aktuelle Scheibe "King of Confidence" wurde gleich am Sonntag gekauft.
Desktop1Danach dann der wunderbare Chris Goss mit seinen Masters of Reality. Meine Güte ist das lange her, seit dem ich ihn das letzte Mal auf der Bühne gesehen habe. Im C-Club nach der Veröffentlichung von "Deep in the Hole" mit Unterstützung von Josh Homme und Nick Olivieri an Gitarre und Bass. Auch eines der Konzerte, die ich nie vergessen werde. Gefühlte 50 Grad im Club, und der Mann stand da mit Winterparka und Wollmütze auf der Bühne. Ich hab damals schon gedacht, cooler als Goss gehts nicht.
Er hatte Schwierigkeiten mit der Stimme am Samstag, und auch der Whiskey wollte nicht helfen, trotzdem war's ein gelungenes Set aus Titeln wie "Tilt-a-Whirl", "Third Man on the Moon", "High Noon Amsterdam", "Domino", etc. Was natürlich daran liegt, dass Goss eine hochtalentierte Band im Rücken hat, die zum einen alle schon ein gewisses Alter haben, in dem sie profimäßig völlig in sich ruhen, aber noch genug Lust am Rock haben, um auf der Bühne richtig loszulegen. Mir hats tierisch Spaß gemacht, und ich denke, sie haben auch dem restlichen Publikum ziemlich gut eingeheizt.

DesktopNach einer recht kurzen letzten Umbaupause kamen die Queens gegen 21:15 Uhr auf die Bühne und eröffneten ihr Set mit einem Stück aus dem neuen, wieder sehr gelungenen Album "Like Clockwork", nämlich "Keep Your Eyes Peeled", es folgte "You Think I Ain't Worth A Dollar..." (ihr Debütalbum und "Rated R" haben sie Samstag leider mit Nichtachtung gestraft, aber man kann auch nicht alles haben). Spätestens zu dem Zeitpunkt war das Publikum in der ausverkauften Zitadelle schon in totaler Partystimmung. Man hat sie halt eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen auf deutschen Bühnen, Hommes lange, gesundheitsbedingte Auszeit und eine gewisse Verunsicherung, was die Zukunft der Band angeht, dazu ein weiterer Personalwechsel (Jon Theodore ersetzte den langjährigen Drummer Joey Castillo - und machte eine gute Figur an den Drums) sind weder an den Beteiligten noch an den sehnsüchtigen Fans spurlos vorbeigegangen. Mann, wir haben sie vermisst! Und das Schöne: Sie uns offensichtlich auch. Schon bei Betreten der Bühne sieht man entspannte, gelöste Gesichter, Homme und van Leeuwen feixen sich eins (gut, Michael Shuman schaut immer sehr konzentriert und angespannt aus, aber innerlich tanzt der bestimmt auch *g*), man merkte einfach, die hatten richtig Bock.
Es folgte eine perfekt abgestimmte Mischung aus Titeln der letzten drei sowie dem neuen Album, und wir erlebten tatsächlich Homme an den Tasten, ein fast schon intimer Moment während "The Vampyre of Time and Memory". "No One Knows" - DER Krachersong, der in früheren Konzerten gerne als letzte Zugabe gegeben wurde, damit die Fans noch mal alles rauslassen konnten, wurde relativ am Anfang abgefrühstückt, solche Stimmungsmacher hat man mittlerweile gar nicht mehr nötig, wo man aus einem solchen Songfundus schöpfen kann und auch die nagelneuen Titel des ja nun gerade erst in diesem Monat erschienenen "Like Clockwork" extrem gut von den Fans aufgenommen wurden.
Die Band selbst war hoch erfreut über die fantastische Stimmung im Publikum, und das perfekte Open Air Wetter mit 25 Grad und leichtem Wind war wie gemacht für den Abend, wie Homme bei der Textzeile "Heaven smiles above me" ("No One Knows") lächelnd bemerkt.
Um 23.00 Uhr war Schluss mit lustig, ein herrlich in die Länge gezogener "Song for the Dead" entließ uns in die Nacht, verschwitzt und glücklich. QotSA bleiben eine der besten Live Bands. Punkt.

Am 01.07. geht's wieder in die Zitadelle, dann ist kraftvoller Bluesrock mit ZZ Top angesagt, ein ewiger Wunsch von mir, die bärtigen Herren einmal live zu erleben, wird Wirklichkeit. Was ich Samstag gelernt habe: Anti-Mückenspray benutzen (die Viecher haben mich sozusagen ausgelutscht) und mich zum Ende des Konzerts hin schon mal langsam Richtung Ausgang zu bewegen. Was viele nicht wissen, die die Zitadelle nicht kennen: Da geht man nicht einfach hinaus. Es gibt für die vielen Menschen nur ein kleines 3,60m breites Nadelöhr, durch das man sich hindurch pressen muss, überwacht von Securities, weil die historische Zugbrücke bei einem ganzen Schwall voller trampelnder Füße brechen könnte. Also viel Zeit fürs Verlassen des Geländes einberechnen. Und dann kommen die Berliner Verkehrsbetriebe auch nicht auf die Idee, abends spät ein bis zwei Sonderzüge fahren zu lassen. Maximal 10.000 Besucher passen auf das Gelände und verteilen sich im Anschluss auf die Bahnsteige der U7 oder der S-Bahn, die dann allesamt nur im 10-15 Min.-Takt fahren. Von Konzertende bis zur tatsächlichen Ankunft zuhause in F'Hain war ich inklusive all der Wartezeit 2,5 Std unterwegs. Mit dem Auto ist man in der Zeit schon fast an der Ostsee *lach*.

Nachfolgend jeweils ein Video zu The Virginmarys, Masters of Reality und dem Hauptact.
Und hier noch die komplette Set der Queens via Setlist.fm:
Keep Your Eyes Peeled / You Think I Ain't Worth a Dollar, but I Feel Like a Millionaire / No One Knows / My God Is the Sun / Burn the Witch / Sick, Sick, Sick / First It Giveth / The Vampyre of Time and Memory / Turnin' on the Screw / If I Had a Tail / Little Sister / I Sat by the Ocean / Make It Wit Chu / I Think I Lost My Headache / A Song for the Deaf / I Appear Missing / /Encore: …Like Clockwork / A Song for the Dead



Mehr wie immer hier.

Samstag, 18. Mai 2013

ESC 2013

Dieses Jahr gehe ich ja völlig unbeleckt in die ESC Übertragung, sonst schau ich vorab wenigstens mal eines der beiden Halbfinale oder hör vorab schon mal in die Songs rein, diesmal lass ich mich völlig überraschen und werde nachfolgend meine spontanen Eindrücke zu den jeweiligen Songs inklusive einer persönlichen Top Five festhalten.
Und natürlich die ESC App auf meinem iPad ausprobieren, vielleicht vote ich ja sogar mal mit *lach*.

So es beginnt und wir erleben per Einspielfilm die Reise einer aserbaidschanischen Raupe durch Europa. Nun ja, ganz putzig gemacht, obwohl man sich über die Tourenplanung des possierlichen Tieres etwas wundern darf *lach*. Erklärt allerdings das hübsche Schmetterlingslogo des diesjährigen ESCs. Eingangs die aktuelle von den ABBA Bs komponierte Hymne des Musikfestivals. Meine App bietet mir gleich den Kauf des Titels an, nein danke. Alle Teilnehmer (inklusive der bereits in den Halbfinals ausgeschiedenen) kommen mitsamt Flagge auf die Bühne, naja, etwas steif finde ich das, ist doch keine Olympiade. Und es nimmt kein Ende.

Und dann die Moderatorin - ein (Alb)Traum in Pink - Petra Merde, hübsche Frau, aber dieses Kleid und die dazugehörigen Schuhe tun in den Augen weh. Später werden wir efahren, dass Gaultier das Kleid designt hat. Während der Show tritt sie allerdings wenig in Erscheinung. Dafür dann aber während der Votingphase.
In der Pause gibts die vorige Gewinnerin Loreen mit neuem Titel und noch ein bisschen "Euphoria". Die schwedischen Comedyeinspieler sind teilweise wirklich lustig, und ich mochte auch den Pausensong von Metra Merde, die schwedische Eigenheiten und Klischees auf die Schippe nimmt und alles, was die Welt so meint, über die Schweden zu wissen. Vom Girl with a dragon tattoo über Midsomer zum schwedischen Festbuffet, bisherigen schwedischen ESC Gewinnern etcpp. Eine hübsche Revuenummer. Schön auch ihr Hinweis, dass man, wenn man an diesem Abend gewinnt, eine Show gestalten muss, die sich kein Land leisten kann *lach*.

Hier jetzt klicken für die einzelnen Titel:

Mittwoch, 8. Mai 2013

Yeah Yeah Yeahs, C-Halle, Berlin, 06.05.2013

CollageYYYWas für ein fantastischer Abend vorgestern. Erst begeistern mich die Bosnian Rainbows so sehr, dass ich (im ersten Moment) auch auf den Hauptact verzichtet hätte, wenn die Rainbows dafür noch ein wenig länger gespielt hätten.

Und dann kommen die Yeah Yeah Yeahs auf die Bühne, und die tolle Vorband ist sofort vergessen. Seit über zehn Jahren sind Karen O und ihre Band gut im Geschäft, und seitdem mag ich ihre Musik, auch wenn sie sich im Lauf der Jahre etwas verändert hat, bei mir aber immer die richtigen Knöpfe drückte, zu einem Konzert hab ich es in der Vergangenheit aber nie geschafft, Karen O's Ruf als Rampensau zum Trotz.

Was mich am Montag dann erwartete, war ein hervorragender Songmix aus ihrem bisherigen Schaffen inkl. einiger Titel aus dem aktuellen, etwas ruhigeren Album "Mosquito" und eine extremst gutlaunige Band. Drummer Brian Chase hätte an diesem Abend wohl nix die Laune verhagelte, der grinste und lachte während des gesamten Konzerts so als hätte er den Spaß seines Lebens.
Und Karen O hatte die Meute in der fast ausverkauften C-Halle mit dem ersten Ton im Griff. Im knallroten Anzug, der bei mir leichte Erinnerungen an einen Las Vegas Elvis hervorriefen und mit einem völlig unpassenden Umhang mit Zebramuster betrat sie zu "Gold Lion" die Bühne und gab gleich das Tempo für den Abend vor. Die Frau sprang unaufhörlich über die Bühne, bog ihren Körper in allen Richtungen, tanzte, sang, quietschte, schrie, lachte, mal reichte sie ihr Mikrofon durch die erste Reihe, um ihre Fans singen zu hören und dann wieder zeigte sie sich verletzlich und nachdenklich beim stimmungsvollen "Despair". Spätestens beim ultimativen Partysong "Heads Will Roll" hingen wir alle völlig entfesselt in der Luft und brüllten uns die Seele aus dem Leib, weils einfach Spaß macht, dem Alltag mal für zwei Stunden zu entfliehen und ihm ein "Off with your head, dance 'til you're dead" entgegenzuschreien.

Am Ende konnten wir die YYYs sogar noch für eine zweite Zugabe herauslocken, sichtlich erschöpft und k.o. wie die meisten der Fans auch.
Ein echt toller Abend, an dem die Frauen (Teri Gender Bender beim Support und Karen O später) die C-Halle zum Beben gebracht haben. Die Collage oben zeigt die Frontdame in Action und nachfolgend zwei Videos vom Konzert.

Dienstag, 7. Mai 2013

Bosnian Rainbows (Support für die Yeah Yeah Yeahs), C-Halle, Berlin,06.05.2013

IMG_20130507_164157Normalerweise binde ich die Vorbands immer in meinem Eintrag zur Hauptband ein, aber gestern Abend haben mich die Bosnian Rainbows derart begeistert, dass es einen Extrablogpost gibt.
Nachdem ich hinterher zuhause ein wenig über die noch recht neue Band nachgelesen habe und nun weiß, dass The Mars Volta Mitglieder Omar Rodríguez-López und Deantoni Parks hinter diesem Projekt stecken und die Bosnian Rainbows im vergangenen Jahr gründeten und sich fürs Mikro Teri Gender Bender und für die Keyboards Nicci Kasper dazuholten, wundert mich der Sound nicht mehr. Auch wenn das nicht unbedingt nach The Mars Volta klingt, so lässt sich doch eine deutliche Handschrift (wieder)erkennen.

Mich hat das halbstündige Supportset völlig geflasht. Da wäre zum einen der großartige Rocksound, der in den Ohren klingelt, im Bauch brummt und dann direkt in die Beine geht, weil hier eben sowohl Punkeinflüsse als auch 80er Jahre Synthiesound zu hören sind, die das Ganze tanzbar machen. Dazu die sehr schöne Stimme von Sängerin Teri, die die zarten Töne genauso anschlagen kann wie sie auch locker mit den Gitarrenriffs mithalten kann. Manchmal fühlte ich mich an Blonde Redhead erinnert, dann wieder an Siouxsie and the Banshees.

IMG_20130507_164306Zuallererst muss man sich jedoch an Teris Bühnenperformance gewöhnen. Die hübsche Dame bewegt ihren grazilen Körper auf eine Art und Weise, bei der entweder Samara ("Der Ring") selbst das Fürchten kriegt oder man meinen könnte, sie wäre direkt aus der Wildnis ins Hier und Jetzt katapultiert worden. Im ersten Moment ist das belustigend, aber dann zieht es immer weiter in den Bann, und man kann irgendwann die Augen von dieser Frau, die breitbeinig auf dem Boden hockt und an das Balzverhalten stolzer Vögel erinnert, zwischendurch einen Nylonstrumpf auszieht und sich ihn in den Mund stopft, nicht mehr entziehen. Diese Teri Gender Bender - wie sie sich nennt und vorher in der mexikanischen Band "Le Butcherettes" gesungen hat, was ihre gehauchten "Muchas gracias" erklärt - ist nicht nur unglaublich talentiert, sondern schlicht und einfach ein höchst faszinierendes Geschöpf.

Da halt auch die Musik voll meinen Geschmack getroffen hat, freue ich mich jetzt schon auf die Veröffentlichung des Debütalbums im Juni; und allen anderen kann ich raten, sich die Bosnian Rainbows unbedingt mal live zu geben.

Hier zwei Live-Mitschnitte:

Montag, 18. März 2013

Of Monsters And Men (Support: Mugison), C-Halle, Berlin, 14.03.2013

Jetzt gerade fällt mir ein, dass ich Ende Februar gar nichts zum netten Biffy Clyro Konzert im Berliner Huxley's geschrieben habe. Das war wirklich schön, und die Biffys sind einfach super sympathisch. Allerdings war ich an dem Abend so erschossen, dass ich eher stummer Beisitzer war und dem Geschehen auf der Bühne von ganz hinten gefolgt bin und somit eigentlich nicht die Art Zuschauer war, den die Schotten verdient hätten.

Am vergangenen Donnerstag sah die Sache anders aus. Of Monsters And Men - darauf hab ich mich richtig gefreut. Obwohl dieser Folkpop, den die Isländer spielen, nicht wirklich meine Musikrichtung ist, liebe ich ihr Debütalbum und spiele es seit fast einem Jahr rauf und runter. Vermutlich liegts an dieser fragilen Stimme von Nanna Bryndís Hilmarsdóttir gepaart mit dem sanften, melodischen Klang von Ragnar Þórhallsson Stimme, die beiden passen einfach perfekt zueinander. Das Ganze noch mit einem Hauch Shanty, einer Prise Hippie und viel Folk garniert, macht die Musik enorm viel Freude.
Live war in der ausverkauften C-Halle eine fantastische Stimmung, aber nicht jeder Song konnte mich mitreißen. Daran ist weniger die Band schuld als eher die Tatsache, dass ich dann doch mehr "Rockchick" bin und ungern zu ruhigeren Titeln (die ich zuhause auf meiner Couch sehr genieße) vor mich hin schunkele. Trotzdem sei erwähnt, dass die sympathischen isländischen Musiker toll aufgespielt haben und eine Menge positiv aufgeladener Energie aufs Publikum verschossen hat.
Nur die Bühnenoutfits müssten sie echt nochmal überdenken, das war schlimm *lach*.

Völlig geflashet hat mich der ebenfalls aus Island stammende Musiker Mugison, der als Ein-Mann-Band als Support auf die Bühne kam. Grundsätzlich ziehe ich vor allen Menschen den Hut, die sich so mutterseelenallein auf die Bühne trauen, während eine ganze Meute von Fans auf ihre Lieblingsband wartet. Der bärtige Knuddelbär begleitete sich während der ersten beiden Songs mit so einer Art "Soundboard" (keine Ahnung, wie man das wirklich nennt), dem er recht schräge Töne entlockte. Aber zusammen mit seiner sehr einschmeichelnden Stimme klang das ziemlich klasse. Und dann griff sich der Gute eine akkustische Gitarre und spielte während seines restlichen Sets erstklassigen Bluesrock. Das hat so viel Spaß gemacht, einem solchen Vollblutmusiker zuzusehen und zuzuhören, ich war schlicht begeistert. Vermutlich war aber auch das ein Grund dafür, dass ich danach so gar nicht mehr auf Folk eingestellt war, sondern viel lieber noch ein bisschen was von Mugison gehört hätte.

Hier noch die Setlist von Of Monsters And Men:
Dirty Paws, From Finner, Slow and Steady, Mountain Sound, Numb Bears, Skeletons, (Yeah Yeah Yeahs cover), Love Love Love, King and Lionheart, Lakehouse, Little Talks, Six Weeks
Encore: Sloom, Yellow Light

Und nachfolgend einmal Mugison mit "Jesus Is A Good Name To Moan" und Of Monsters And Men mit "Love, Love, Love".



Mittwoch, 2. Januar 2013

Gemma Ray, Volksbühne Berlin, 01.01.2012

P1040463Schon im letzten Jahr war ich beim Neujahrskonzert der Volksbühne in Berlin und hatte einen wirklich schönen musikalischen Start ins neue Jahr - damals waren es Austra, die mich begeistert haben. Am Dienstag lud die Singer/Songwriterin Gemma Ray zum Neujahrsfest. Als wir damals auf dem Kitty, Daisy & Lewis Konzert waren, hat uns ihr halbstündiges Supportset richtig gut gefallen.
Ruhige Töne, die aber auch mal in einen wunderbar basslastigen, tanzbaren Rhythmus fallen können, eine schöne Stimme - schwankend zwischen kesser Lolita und erwachsener Frau - und klugen Texten, die in der wirklich hervorragenden Akkustik der Volksbühne auch nicht in der Musik untergingen, sondern man ihren Worten gut lauschen konnte.

Komplettiert wurde das Ganze von ihren Musikern am Bass, den Drums und Keyboard (deren Namen ich mir mal wieder nicht gemerkt habe), und sogar Martin Wenk (u.a. Trompete bei Calexico) kam für zwei Songs kurz auf die Bühne.

Ihr Sound erinnert an 50er Jahre Surf Klänge und 60er Jahre Lee Hazlewood/Nancy Sinatra Kompositionen, und manchmal muss man einfach an den "Twin Peaks" Soundtrack denken.

Sie selbst kommt auf der Bühne einfach bezaubernd rüber. Tapfer steckte sie auch die "wardrobe malfunction" weg, denn die Bluse, die sie als Outfit auswählte, hatte einen Knopf, der sich irgendwie nicht mit der Gitarre vertrug, und das Aufknöpfen führt dann fast zu einem ungewollten Strip, den sie im letzten Moment noch verhindern konnte. Ich nehme mal an, dieses Kleidungsstück landet nicht mehr im Koffer mit der Bühnengarderobe *lach*. Ansonsten hat mich die Frau stark beeindruckt, als sie ihre Gitarre mit einem ordentlich großen Küchenmesser malträtierte und somit dem Instrument sehr schöne Klänge entlockte.

Wirklich gesprächig ist Gemma Ray nun nicht, man hat auch immer noch das Gefühl, dass sie sich regelrecht an der Gitarre festhält, aber das macht sie eigentlich nur sympathischer. Ihr Album Art Work wurde als Bühnenhintergrund auf Leinwand projiziert und vermittelte so eine Waikiki-Lagerfeuer Stimmung, die zu ihrem Sound natürlich wunderbar passt.

Alles in allem ein wirklich schöner Abend mit einer talentierten Künstlerin, von der ich gerne noch mehr hören möchte.

Hier noch ein Video, auf dem die Akkustik in der Halle leider nicht ganz so gut rüberkommt.
Ach, und da ich mir ja immer selbst zu Weihnachten was schenke, habe ich schon mal vorgesorgt, und mir Tickets für die Auftritte von Biffy Clyro, Of Monsters And Men, Black Rebel Motorcycle Club, Queens Of The Stone Age, ZZ Top und das Berlin Festival gesichert. Bleibe also auch diesem Jahr den Berliner Konzerthallen treu :)