Mittwoch, 4. Juni 2008

Silberhöschen, Staublunge, ein Teufel, ungewolltes Peeling, wüsteGitarren, Sonne und Erholung

Teil 2:
Montag = Ruhetag (Wellness & Friseur)
Dienstag, 03.06. - Creature With The Atom Brain, Eagles Of Death Metal, Queens Of The Stone Age, Zitadelle Spandau


Das Line-up dieses „Wüstenabends“ wurde ja kurzfristig leicht geändert. Statt der Masters of Reality, auf die ich mich persönlich sehr gefreut hatte, sprangen die „Creatures With The Atom Brain“ ein. Meine Kenntnisse über die Musik der Band halten sich insofern sehr in Grenzen, als dass ich vor dem 3.6. noch nie was von ihnen gehört hatte.

Die Zitadelle Spandau als „Austragungsort musikalischer Spiele“ ist empfehlenswert. Irgendwie kam man schon beim Betreten des Geländes in eine relaxte Stimmung, ein bisschen Festivalfeeling tat sich auf. Die Leute machten es sich erstmal bequem, gerne auch auf den wenigen Parkbänken, die am Rand standen. Falls ihr gerade auf den Link zum Foto geklickt habt: diese beiden Damen dort auf der Bank (mitte und links) irgendwie hab ich bei dem Anblick, wie sie da so mit ihren Handtaschen sitzen, damit gerechnet, dass sie gleich ihr Strickzeug rauspacken. Gut, ich war auch nicht besser, habe die Wartezeit bis zu den Atom Brains damit verbracht, „Heilige Kühe im Erzgebirge – ein Bollywoodroman“ zu lesen *lol*.
Irgendwann am frühen Abend kamen dann ein paar Männer auf die Bühne, stellten Wasser und Bier hin, griffen sich die Instrumente und ich dachte „okay, ein letzter Check, ehe die Atom Brains kommen“. Nö. Das waren sie schon. Legten auch gleich los, kein „Hallo wir sind...“ oder so. Spielten auf den Gitarren, als galt es einen Wettbewerb zu gewinnen - „wer ist wohl am schnellsten wieder von der Bühne“. Während ihres ca. 30minütigen Sets haben sie es auch nicht einmal geschafft sich vorzustellen, was die beiden Jungs rechts von mir, die von dem Line-up Wechsel nichts wussten, am Ende zu der Frage bewegte „Das waren aber doch nicht die Masters of Reality, oder“? Nein, waren sie nicht. Haben aber trotzdem gute Musik gemacht, wenn man darüber hinweg sehen kann, dass die Lieder alle ziemlich gleich klangen. Und ich weiß immer noch nicht, was der Mann am Mikro gemacht hat, außer Gitarre zu spielen. War das Singen? Manchmal meinte ich nur ein leises Flüstern zu hören und dann klang's wie ein Grunzen. Der Sound war einfach nicht wirklich gut während ihres Sets.
Eine nur kurze Umbaupause später, und plötzlich war richtig Stimmung in der Menge. Die Eagles of Death Metal erstürmten die Bühne mit "Dont Speak (I came to make a Bang)" und Frontmann Jesse "The Devil" Hughes brachte sogleich mit einer guten Mischung der beiden bisherigen Alben die Meute zum Toben, die Frauen zum Kreischen und die Puppen zum Tanzen :) Anfangs mal als Sideproject von Josh Homme gestartet, um seinen deprimierten Kumpel Jesse auf andere Gedanken zu bringen, sind die Eagles mittlerweile komplett aus dem Schatten der Wüstenköniginnen getreten und beweisen sich von Mal zu Mal mehr als 1A-Liveband. Die Stücke sitzen, die Band hat ihren Spaß und Jesse ist der geborene Rockposer. Also mehr posen geht nicht! Dass die Musik der Eagles mächtig in die Beine geht, zeigte sich auch am Dienstag wieder. Kaum einer, der nicht mitgetanzt oder wenigstens mit dem Kopf gewippt hat. Ne knappe Stunde mit den Eagles war viel zu wenig. Meinetwegen hätten sie ruhig noch weiterspielen können, ich hätte an diesem Abend sogar dafür auf die Queens verzichtet, die im Übrigen während des Eagles-Sets am Bühnenrand standen und amüsiert das Treiben ihrer Kumpel beobachteten (zumindes van Leeuwen, Castillo und Fertitia habe ich ausmachen können). Ihr Set beendeten sie mit dem knackigen „Nineteen“, und damit ließen sie die Fans gut durchgeschüttelt und in bester Stimmung zurück.
Relativ fix danach eröffneten die Queens mit „Misfit Love“ ihre Show und gaben damit dem Set schon mal die Richtung vor: Klanggewitter, Rock und ein Hauch Psychedelic umwehte uns für den Rest des Abends. Da gabs „Turning the Screw“ neben „No One Knows“, „Sick sick sick“, „3's and 7's“, „Feel good hit...“, „Millionaire“, etc. Nichts Neues im Endeffekt, aber die Reihenfolge der Songs machte daraus ein einzigartiges Gitarrenbrett, und ich glaube, der meiste Wind schlug uns von der Bühne entgegen. Die einzige Atempause – so blieb es mir in Erinnerung – kam dann mit „Make it wit chu“, dem Freund Jesse gewidmet, der dann auch auf die Bühne dazu kam, um ein bisschen mitzuspielen, und – den größten Applaus während des QOTSA-Sets erhielt *lach*. Denn auch wenn die Stimmung bei den Queens ebenfalls großartig war und die Fans offenbar ihren Spaß hatten: Jesse „The Devil“ Hughes war eindeutig der Star des Abends.  Das sei ihm gegönnt!
Die Queens boten den würdigen Abschluss für einen perfekten Sommerabend: trocken und staubig wie die Wüste, mit einem leichten Abendwind, der das Hitzegefühl nahm und dafür sorgte, dass man ausdauernd tanzen und jubeln konnte. Ein bisschen kurz fand ich ihr Set, aber vielleicht war ich auch noch von den drei Stunden Die Ärzte am Sonntag Abend verwöhnt. Ach, und wer will nach so einem schönen Abend schon mäkelig sein?
Mit Schrecken nahm ich allerdings mein Spiegelbild später im Fenster der S-Bahn war. Und eine Erinnerung an meine Kindheit tat sich auf: Wenn ich nach dem Spielen so verdreckt nach Hause gekommen bin, musste ich mich als Kind immer bis auf den Schlüppi vor der Haustür ausziehen, weil meine Mutter mich so verschmutzt nicht ins frisch geputzte Haus gelassen hat. Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei *lach*.  Mein Gesicht, Füße, Arme, Dekolté waren schwarz. Während sich beim Die Ärzte-Konzert am Sonntag der ganze Staub „nur“ in meinen Lungen gesammelt hatte, trug ich ihn jetzt auf meiner Haut nach Hause. Ich Dreckspatz. Hatte aber immerhin den Effekt, dass ich nachts unter der Dusche kein Peeling-Duschgel brauchte, das besorgten die Staubkörner auf meiner Haut von selbst.
Zu Teil 1

2 Kommentare

  1. ich bin ganz ersch�pft vom Lesen deiner "Urlaubs"berichte... wie kannst du dich denn dabei erholen? (aber lassen wir das, ich h�re in meinen Worten gerade meine eigene Mutter und die ist 85)... :))

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  2. *lach* Meine Mutter sagte sowas wie "WAS? Du bist nachts alleine nach Hause?" *lachtot*
    Also ich hab mich gut erholt :) Und heute ist ja noch was vom Urlaub �brig und das Wochenende...

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