Donnerstag, 6. November 2008

Metallica - Death Magnetic

Death MagneticKontrastprogramm *lach*. Erst über Annett Louisan schreiben und sich dann die alten Metal-Helden vornehmen. Ich hab schon erwähnt, dass mich "St. Anger" vor vier (fünf?) Jahren nicht vom Hocker gerissen hat, auch wenn da vom großen Comeback der doch sehr zum Mainstream abgedrifteten Metallica die Rede war.
Viele der Blogger und Leser, die hier bei Blog.de ein Zuhause gefunden haben, sind viel zu jung, um noch zu wissen, warum man als Metallica-Fan der frühen Stunde im Laufe der langen Bandgeschichte häufig den Kopf geschüttelt hat. Von Verrat war bisweilen die Rede, nachdem das Black Album "Metallica" damals rauskam. Plötzlich erreichten sie mit ihrer Musik irrsinnige Massen, man unterstellte ihnen einen Krieg mit den zu der Zeit ebenfalls großen Guns 'n' Roses. Kaum noch was von der rohen Gewalt übrig, die Scheiben wie "Kill 'Em All", "Master of Puppets" und "...And Justice for All" mit dem legendären "One", transportierten. Von Album zu Album wurden sie dann melodiöser, perfekt produziert von Bob Rock, der ihnen auch von den eher poppigen Scheiben "Load" und "Reload" nicht abgeraten hat *lach*. Haben wir damals noch als 16jährige im Nordhorner "Pferdestall" die Mähnen dazu geschüttelt und unsere Mütter gezwungen, uns Geld für Motorradlederjacken zu geben, war der Hauch des "Besonderen" dann irgendwie weg, als "Enter Sandman" auf MTV rauf und runter lief, gefolgt von einer Ballade (!!), nämlich "Nothing Else Matters", die seitdem sicherlich den Weg auf Kuschelrock & Co. Alben gefunden hat. Irgendwann wurde der Begriff Metallica zu einer eigenen Marke, ihre Streitigkeiten mit Napster trugen dazu bei, die Fanbase ein wenig zu durchlüften. Dennoch finden sich in meiner Plattensammlung alle Alben der Band, denn auch wenn sie massentauglicher wurden, heißt das nicht, dass sie nur noch Mist produziert hätten. Auch auf "Load", "Reload" oder meinetwegen den "Garage Inc" fanden sich beachtliche Songperlen. Und James Hetfield hat sich gesanglich stark verbessert. Lediglich die Aufnahmen mit dem San Francisco Symphony Orchestra unter Leitung von Michael Kamen gingen für mich gar nicht. Das war einfach zu viel Hollywood. Ich weiß, ich habe damals noch mit einem Freund gescherzt, wann sie schlußendlich ihr Rentenengagement in Las Vegas annehmen würden.
Gut, dann folgte eine lange Pause, in der sich die Bandmitglieder ihren eigenen Dämonen stellen mussten, der Trockenlegung von Hetfield, etc. Und 2003 war "St.Anger", die Rückkehr zur Brachialgewalt, zum Metal. Nicht mein Ding, weil ich auch bei harten Klängen etwas Melodik schätze, die mir hier definitiv gefehlt hat.

Viel Vorgeschichte. Der Punkt ist, das Metallica-Album "Death Magnetic" liegt seit seiner Veröffentlichung im September bei mir zuhause, in "echt" gekauft, mit Hülle und Booklet und so *lach*. Und ich habe mich bisher nicht getraut da reinzuhören. Bescheuert, ja. Ich weiß jetzt schon, dass es mir mit "Chinese Democracy" ähnlich gehen wird. Hauptsache HABEN. Aber bitte ohne Enttäuschung. Aber nach fast zwei Monaten dachte ich mir "Augen zu und durch".
Tatsächlich ist "Death Magnetic" das erste Metallica-Album seit langem, welches mich von erster bis letzter Sekunde fesselt. So haben sie schon mal geklungen, vor zwanzig Jahren, als meine Mutter mein Zimmer stürmte "Mach um Gotteswillen den Krach leiser!" was mich nur in meiner Fanliebe bestärkte. Stakkato-Drums, Gitarrengewitter, brachiale Klänge, noch einen Tick schneller und mir würde der Kopf abfallen (Track 5 "All Nightmare Long"). Düster, gewaltig und doch melodisch. Perfekter Metal für meinen Geschmack. Auch, wenn sie sich zwischenzeitlich selbst zitieren wie bei der aktuellen Single "The Day That Never Comes", die es locker auch 1986 auf die "Master of Puppets" geschafft hätte. Während sich "Cyanide" auch gut auf der "And Justice For All" gemacht hätte. Insofern ist ihre aktuelle Scheibe zwar ein großer Schritt zurück und alles andere als eine Weiterentwicklung. Wie damals bei U2, die für ein Album, nämlich "Pop" mal was anderes versucht haben, um danach wieder fast verschämt ihren alten Sound aufzugreifen. Bei den Metalheads hat die Experimentierphase etwas länger gedauert. Dazu kann man stehen wie man will. Ich persönlich finde es schön, dass die Herren ihren Jungbrunnen gefunden haben und klingen, als hätte es die letzten 17 (sag ich mal so) Jahre nicht gegeben. Und sich auch die kleine Frau Flinkwert beim Hören und durchs Wohnzimmer hüpfen wieder fühlt wie 16 (auch wenn "Master of Puppets" unerreicht bleibt). Hat sich die Entscheidung, sich Rick Rubin als Produzent wieder ins Boot zu holen, doch gelohnt. Danke.

Anspieltipps: die erwähnten "The Day That Never Comes", "All Nightmare Long" und "The Unforgiven III".

4 v. 5 Pkt.

Metallica - Death Magnetic
Mercury (Universal), erschienen am 12.09.08
Genre: Metal


Randbemerkung für die ganz jungen Leser :)) Als Metallica und Guns 'n' Roses so groß wurden, dass sie die Massen anzogen und Stadiontouren gaben, galt die Grungebewegung als Gegenpol. Mit ebenfalls härteren Klängen aber dem deutlichen Independent-Stempel sollten Bands wie Nirvana, Pearl Jam, Alice in Chains oder Soundgarden den Heavy Metal Helden den Rang ablaufen. Ironie pur, wie sich der Grunge dann selbst zum Massengeschmack entwickelt hat...

2 Kommentare

  1. Der Unterschied zum Grunge war das die Bands niemals so einen status haben wollten. Kurt freute sich �ber den erfolg seiner band, aber er hasst es ber�hmt zu sein... was ihn vll ein st�ck n�her dem suizid brachte. Sie haben sich in der �ffentlichkeit teilweise wie richtige assis verhalten(nirvana hat spontan konzerte abgesagt, kurt sang absichtlich richtig schei�e) das komische ist, normal verliert man so Fans doch sie bekamen dadurch noch mehr. Nirvana hatte da etwas losgetretten was absolute eigen Dynamic hatte... und mit nichts vergleichbar ist, deswegen finde ich den vergleich von Nirvan, Pearl Jam und co weit hergeholt(die sowieso alle unterschiedliche musik machten, ausser vll Nirvana und Mudhoney sie klangen �hnlich aber nicht gleich gut).... sie hatten Kommerzielen erfolg, aber schau bis auf Nirvana stand nie eine Band in Lampenricht.... die andern verkauften still ihre platten... und Cobain zahlte daf�r mit seinem Leben... da gegen hatte es Metallica immer leicht.... Und wenn man die Werke(deswegen zog sich Pearl Jam nach seinem tot, aus der �ffentlichkeit zur�ck keine Interviews ect mehr) h�rt von Pearl Jam, Nirvana Alice in Chains Mudhoney.... das ist einfach mehr Leidenschaft zu h�ren und zu f�hlen als bei Metallica, und das wars was die Leute wollten echte Musik. Nicht das Metallica unecht war, aber bei den Grunge Bands hatte man das gef�hl das, alles was sie sangen einfach rausgebr�llt werden musste.
    Ich kenne nur ein Lied vom aktuellen Album es ist schon sch�n irgendwie, aber ich steh in sachen Metallica irgendwie wie die meisten auf die anfangs werke... Garage Inc fand ich auch noch sehr gelungen, alerdings war es f�r mich nie eine Band wo ich sagen w�rde sie w�ren hammer genial.

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  2. Oh, musikalisch m�chte ich auch auf keinen Fall Bands wie Metallica oder Guns N'Roses mit Nirvana und Co. vergleichen. Die hatten einen komplett unterschiedlichen Anspruch, unterschiedliche Ideale. Das meinte ich mit Ironie, dass ausgerechnet aus den Anfangsstr�mungen des Grunge, als Bands wie Nirvana und Pearl Jam einfach nur Musik machen wollten, abseits des Konsensgeschmackes und ohne im Rampenlicht zu stehen, sich so eine Eigendynamik entwickelte, die schlie�lich dazu f�hrte, dass genau diese Bands zum absoluten Hype wurden und zuguterletzt auch noch hunderte von Trittbrettfahrern dem folgten. Aus einer anfangs guten Idee und einer Musikrichtung, die so viele Stilarten miteinander vereinte und zu etwas Neuem schuf, wurde leider relativ schnell Mainstream.
    Danke f�r den ausf�hrlichen Kommentar, �brigens. Hat mich gefreut :) Frohe Weihnachten

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