Freitag, 27. November 2009

Ssion (Support von The Gossip), 26.11.09, Columbiahalle, Berlin

Ich hab selten genug erlebt, dass mich der Support der Hauptband so beeindruckt, dass ich am liebsten sofort deren Album kaufen möchte und mich schlau mache, ob sie vielleicht demnächst noch mal einen "eigenen" Gig spielen, bei dem man sie dann in voller Länge erleben darf. Biffy Clyro waren das vor den Queens Of The Stone Age in Hamburg im letzten Jahr oder - um bei QOTSA zu bleiben - die Kamikaze Queens vor zwei Jahren. Auch Blonde Redhead als Support von Interpol vor zwei Jahren hatten zumindest die Wirkung, dass ich echt neugierig auf deren aktuelle Platte war. Und in solchen Fällen sollte man die Vorband nicht irgendwie mit zwei Sätzen abhaken, sondern ihnen einen eigenen Eintrag widmen, finde ich.
Gestern vor The Gossip waren es nun Ssion, eine Band, von der ich bis dato überhaupt noch nichts gehört habe, glücklicherweise haben sie ein MySpace-Profil, wo man ein klein wenig über sie erfährt. Zunächst hab ich das alles für einen schlechten Scherz gehalten. Da kam ein zotteliger Gitarrist auf die Bühne in einer Art wabbeligem Pyjama, einem klitzekleinen braunen Lederhandtäschchen und Zehensocken, der sich ans Mikro stellte und völlig unverständliches Zeug brabbelte. Zu dem Zeitpunkt schauten meine Schwester und ich uns an und waren uns einig, das kann nur österreichische Comedy sein (sorry, Österreicher!). Aber nein, weit gefehlt, zu dem Menschen an der Gitarre (der sich im Verlauf des Sets als höchst talentierter Gitarrist, namens J. Ashley Miller herausstellte) gesellten sich dann Sänger Cody Critcheloe und der Drummer (namenslos, irgendwie finde ich die entsprechenden Infos nicht im Web). Ein Teil der Musik kam vom Band, den Rest besorgten die drei auf der Bühne und spielten eine richtig schöne, durchgeknallte Genremischung, die man vielleicht am ehesten mit Discopunk beschreiben kann, sehr tanzbare Musik mit punkiger Attitüde halt, toll performt von echt bunten Vögeln, die zwischendurch auch eine Gruppe von mehr oder minder bekleideten und angemalten Tänzern auf die Bühne holten. Für einen kurzen Moment kam noch eine Assoziation zu Sacha Baron Cohens "Brüno" auf, diese verschwand dann aber schnell innerhalb des toll gespielten Sets, welches übrigens noch von einer Videoprojektion unterstützt würde. Im besten Sinne trifft der Begriff "Performance" hier vielleicht am ehesten zu. Das Berliner Publikum war leider zu großen Teilen ziemlich unbeweglich während ihres Auftritts, doch immerhin einigen schien die Band - oder zumindest Cody Critcheloe, der übrigens für das Artwork von Yeah Yeah Yeahs "Fever to tell" Album zuständig war und auch sonst ein ziemlich umtriebiger Künstler zu sein scheint - ein Begriff zu sein, die tanzten fleißig mit. Was Gitarrist J. Ashley Miller anbetrifft - der lebt definitiv in seiner eigenen Welt, frage mich, ob der außer seinem eigenen Gitarrenspiel überhaupt noch etwas mitbekommen hat.
Kurz: Ssion haben tierisch viel Spaß gemacht und - wenn man den gesamten Abend betrachtet - passten wunderbar als Vorband zu The Gossip. Von deren fantastischen Auftritt berichte ich später auch noch.
Hier erst mal ein kleiner Ssion-Teaser von der Kölner Show am 18.11.2009.









Ach so, das aktuellste Album von Ssion hört auf den Namen "Fools Gold" und erschien bereits im Februar 2008.

2 Kommentare

  1. Ganz deiner Meinung. Wenn ich mir allerdings die Videos im Netz von Ssion ansehe/anh�re, dann klafft da ein gro�er Graben zwischen den Studioergebnisssen und der Live-Performance. Wobei die Life-Performance um L�ngen gewinnt. Das Schlagzeug und die Gitarre kommen Life viel besser r�ber und bringen ordentlichen Tanzbeat. Die Videos sind m.E. eher Keybord-lastig. Reine Clubmusik der zwar spleenigen Art aber dann doch leider zu weichgesp�lt. Life ein Muss aber die CD... Die Text allerdings sind unschlagbar.

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  2. ja, die Videos hab ich mir auch angesehen, das ist wirklich nicht das gleiche. Bei iTunes gibts, wenn ich richtig gesehen habe, auch Remixe von dem aktuellen Album, da werde ich bei Gelegenheit mal reinh�ren.

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