Donnerstag, 5. Juli 2007

Gestriges Konzert, 2. Teil: Queens of the Stone Age

Es gibt Dinge im Leben und im Universum, auf die ist Verlaß. Unter anderem darauf, dass Konzerte der Queens of the Stone Age immer gut sind. Immer. Die können nicht schlecht. Gut, ich gebe zu, bei der "Lullabies to Paralyze"-Tour habe ich Nick Olivieri schmerzlich vermisst, dieser irre Kerl fehlte einfach auf der Bühne. Hinzu kam, dass ich auch mit dem letzten Album zum ersten Mal in der Queens-Geschichte nicht wirklich viel anfangen konnte und sich manche Titel erst z.T. Monate später in meinem Gehörgang festgesetzt haben. So fand ich das letzte Konzert vor zwei(?) Jahren leicht enttäuschend. Nun, "das Leben ist kein Wunschkonzert" wie mein ehemaliger Chef gerne zu sagen pflegte, und jetzt hab auch ich mich damit abgefunden, dass Olivieri weiterhin kein Mitglied meiner Lieblingsband ist - auch wenn der Job des Bassisten nach wie vor vakant ist und nur temporär neu besetzt wird.
Und im vergangenen Monat kam die neue Scheibe "Era Vulgaris" raus. Anfangs noch als etwas sperrig betrachtet, liebe ich dieses Album mittlerweile, kann mich gar nicht satt daran hören. Viel homogener kommt die Musik wieder daher, zwar nach wie vor mit Stilbrüchen und Tempowechseln versetzt, lässt sich "Era Vulgaris" prima als Ganzes hören.
Als ein Ganzes konnte man die Band auch am gestrigen Abend in der Columbiahalle bewundern. Olivieri fehlte nicht mehr wirklich. Stattdessen wirkten Troy van Leeuwen (Gitarre) und Joey Castillo (Bass) mit dem Hünen Josh Homme in ihrer Mitte wie ein fest zusammenhängendes, harmonisches Trio. Zur Live-Unterstüzung kamen hinzu: Michael Shuman am Bass (die Bassparts auf dem Album wurden erneut von van Leeuwen/Homme eingespielt) und Dean Fertita an den Keyboards und dritter Gitarre.
Das Schöne an dieser Band ist ja: die kommen gleich zur Sache. Halten sich nicht großartig mit irgendwelchen aufgebauschten Bühnenshows auf. Deko? Ha. Dagegen wird beim "perfekten Dinner" in der Tischdeko ja richtig geklotzt. Ein paar Lüster hingen von der Bühnendecke, sahen eher aus wie Geräte, die Dr. Frankenstein zur Erweckung seiner Patchwork-Leichen gebrauchen könnte, und das wars dann auch. Kein langes Intro, nein. BANG! "Regular John", gefolgt von "Feel Good Hit of the Summer", "If Only" und "3's and 7's" starteten voll durch, keine Pausen, keine Ansagen, ein reines Rockbrett. "FGHOTS" wurde leicht abgewandelt bzw. eine Textzeile wurde hinzugefügt:"Everybody knows you dance like you fuck / you dance like you fuck / you dance like you fuck/ everybody knows you dance like you fuck / so dance like you fuck with me". Im Nu (oder in 15 Min.) war man naßgeschwitzt und glücklich. Zum Tanzen forderte uns Homme sowieso immer wieder auf, der ganzen Welt sollten wir via Livestream zeigen, wie Berlin tanzen kann - nicht dass wir eine Extraeinladung gebraucht hätten. Er selbst kam am Stock auf die Bühne, hatten wir das nicht schon mal? Was macht der Mann ständig mit seinen Füßen? Weiter gings mit einem guten Querschnitt ihrer bisherigen Alben. Klar, man vermisst dann schon mal ein "Lost Art of Keeping a Secret" o.ä., kam dafür aber in den Genuss von "Better Living Through Chemistry" oder anderen eher seltener gezeigten Titeln. Vom neuen Album schafften es sieben Songs auf die Setlist. Die Krönung wäre natürlich ein kurzes auf-der-Bühne-vorbeischauen von Mark Lanegan gewesen, aber hey, wer will sein Glück schon herausfordern. Das Publikum zumindest ging ab wie Schmidts Katze, super Stimmung auch auf der Tribüne.
Ansagen und Interaktionen mit den Fans sind nicht Hommes Stärken, hat er auch nicht nötig, da auch so die volle Aufmerksamkeit des Publikums auf ihm liegt. Dieser Baum von einem Kerl, 2m hoch, breites Kreuz, ein bisschen pummelig isser geworden, der Gute, wirkt auf mich immer so, als könnte er nur mit einer ausladenen Armbewegung versehentlich 10 Leute k.o. schlagen. Daneben der gegen Homme fast zierlich wirkende Troy van Leeuwen, wie immer gentlemanlike im Anzugchic. Joey Castillo erinnert mich ja ein wenig an das Tier aus der Muppetshow, nur mit kurzen Haaren. Aber ein begnadeter Drummer (okay, er kann es nicht mit Grohl aufnehmen, aber wer kann das schon?). Fertita hab ich gar nicht wirklich wahrgenommen, dafür wirkte Shuman ziemlich selbstbewußt und schien seinen Spaß zu haben. Spaß ist überhaupt ein Stichwort: noch nie habe ich bei der Band (egal in welcher Formation) erlebt, dass sie ihr Programm unmotiviert runterspulen. Immer wirkt es so, als hätten sie sich den ganzen Tag genau wie wir Fans auf den Konzertabend gefreut.
Die insgesamt ca. 100 min. Spieldauer (die Pause vor den Zugaben war so kurz, die kann man gar nicht mitzählen) gingen um wie nix, es kam mir vor, als hätten sie gerade mal erst eine Stunde gespielt, als die Lichter in der Columbiahalle wieder angingen. Hätte gerne noch eine weitere Stunde so weitergehen können. Ein schöner Abend!
Die Setlist gibts auf der nächsten Seite.

Setlist
1.  Regular John
2.  Feel Good Hit Of The Summer (Everybody knows you dance like you fuck)
3.  If Only
4.  3's And 7's
5.  Do It Again
6.  Go With The Flow
7.  Misfit Love
8.  Into The Hollow
9.  River In The Road
10. Little Sister
11. Battery Acid
12. Leg Of Lamb
13. Turnin' On The Screw
14. Better Living Through Chemistry
15. A Song For The Deaf
16. Sick Sick Sick
Zugaben
17. Burn The Witch
18. A Song For The Dead
19. No One Knows

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