Montag, 11. November 2013

Passenger (Support: Stu Larsen), 10.11.2013, Astra Berlin

Mal wieder ein bisschen Musik, nachdem ich das Mgmt Konzert im Oktober im wahrsten Sinne verpennt habe und Warpaint letzte Woche im Heimathafen Neukölln mich irgendwie zu keiner Regung - weder in positiver noch negativer Hinsicht - bewegt haben (mir ging es da in etwa wie dem Autoren dieser Zeilen), hier ein paar Worte zum gestrigen Konzert des diesjährigen Durchstarters im Singer/Songwriter Gefilde: Passenger.

Dazu muss man erwähnen, dass ich das mit dem Durchstarten nicht so richtig mitbekommen habe. Da ich dieses Jahr über so gut wie gar kein Radio gehört habe (oder sagen wir: wenig) ist mir entgangen, dass Passenger mit seinem "Let Her Go" einen veritablen Hit gelandet hat. Sein Album "All the Little Lights" hab ich nach zufälligem Hören des Titels "Holes" Anfang des Jahres gekauft und die Songs hübsch in meine iPod Playlisten eingefügt und war dann etwas überrascht, dass das Astra gestern Abend a) ausverkauft war, mich b) verzweifelte Menschen fragten, ob ich mein Ticket verkaufen möchte und c) dass sowohl die Mittfünfziger Kegeltruppe als auch viele ganz aufgeregte junge Mädchen im Publikum waren.
Letzteres - also die Mischung - sorgte aber eben auch dafür, dass die Stimmung wirklich angenehm relaxt war.

Als Support kam Stu Larsen um 20.00 Uhr auf die Bühne, auch einer der Mutigen, die nur mit Klampfe bewaffnet vors Mikro treten und singen. Ist im Grunde nicht meine Welt, Musik ohne Bass und Drums - keine Ahnung, da fehlt mir was, Passenger selbst - der ebenfalls alleine auftrat - hat hinterher gezeigt, wie trotzdem funktionieren kann, was bei Larsen nicht klappen wollte. Der Australier, der seit drei Jahren mit Passenger unterwegs ist und nach dessen Bekunden nicht nur Support Act, sondern auch Tourmanager, Roadie, bester Kumpel ist, hat ohne Zweifel eine richtig schöne Stimme, und seine Songtexte sind - zumindest die wenigen, die wir zu hören bekamen - auch nicht übel, aber es fehlt ihm an Bühnenpräsenz. So ein bisschen stand er da wie bestellt und nicht abgeholt, auch seine Versuche, zu den Songs etwas zu erzählen, kamen nicht locker genug rüber. Da ist also durchaus noch Potential zur Verbesserung.

Genau das ist es aber, was dann beim Hauptact Passenger für die durchweg ausgelassene Atmosphäre gesorgt hat. Der Gute ist einfach entwaffnend bezaubernd. Anders kann man es nicht beschreiben. Als er ebenfalls nur mit Akkustikgitarre auf die Bühne kam, stöhnte ich innerlich schon auf. Für eine halbe Stunde ist sowas (für mich) ja ganz nett, aber ein komplettes Konzert, uargh. Aber er sorgte bereits vor seinem ersten Titel ("Fairytales and Firesides") für auflockerndes Lachen im Publikum und auch mit seinen späteren Geschichten um die Titel und seinen Werdegang herum, brachte er uns permanent zum Kichern, fand aber dann auch immer wieder geschickt den Übergang zu manch trauriger Hintergrundstory wie beispielsweise dem alten, lungenkrebskranken Biker, der ihn zu seinem neuen Song "Riding to New York" inspiriert habe, eine Story, die für einen Moment glaube ich eine ganze Halle berührt hat. Man merkt ihm die fünf Jahre Erfahrung als Straßenmusiker an, der direkte Kontakt zu seinen Zuhörern, ein gewisses Entertainerpotential und vor allen Dingen unglaublich viel Hingabe zu seiner Musik.

Nicht zu vergessen, dass man mit 'ner Akkustikgitarre auch ganz schön Lärm machen kann und neben seinen leicht poetischen Texten gerne mal ein Cover eingestreut wurde (z.B. eine interessante Version von Simon & Garfunkels "The Sound of Silence" und eine kleine Exkursion in Daft Punks "Get Lucky").

Das war ein richtig netter, beschwingter Wohlfühlabend mit einem Publikum, dass beinahe gespenstisch perfekt mitgesungen hat (klingt ja doch meistens scheiße, wenn wir Zuschauer singen, aber das war diesmal regelrecht melodiös).

Hier noch ein kleines Video mit einem Song, der dank Handyklingeln im ruhigsten Moment für einen DER gestrigen Lacher sorgte.

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