Sonntag, 22. September 2013

Berlin Festival 2013 - Tag 2 (07.09.2013, Flughafen Tempelhof)

Am Samstag habe ich mich erst etwas später Richtung Tempelhof begeben. Und schlussendlich war der Tag dann auch etwas durchwachsener - mit einigen Fluchten, aber auch zwei echten Highlights.

Zunächst war ich gespannt auf Ellie Goulding, es gibt so zwei-drei Titel von ihr, die ich wirklich mag, und ich finde, sie hat eine interessante Stimme. Also fand ich mich um 16.00 Uhr vor der Mainstage ein, muss aber zugeben, dass ich relativ schnell das Weite gesucht habe. Während der ersten 20 Minuten ist man bei ihrem Set fast eingeschlafen, spätestens bei ihrer Interpretation von Elton Johns "Your Song" wollte ich mir am liebsten die Haut von den Armen kratzen. Danach kam zwar ein bisschen Bewegung auf die Bühne bei "Only You", aber richtig überzeugt hat mich das auch nicht.

Dann fiel mir ein, dass mir eine Freundin die Londoner Band Is Tropical empfohlen hat, also schnell zur Pitchfork Stage, da kam ich gerade rechtzeitig zum Beginn ihres Sets und war echt angetan. So rein optisch wirken die drei schon ziemlich abgerissen, aber die Elektro/Rock-Mischung ist einfach mal richtig klasse. Mir hat absolut jeder Titel gefallen, die drei kamen sympathisch und eher schüchtern rüber, trotzdem gelang es ihnen, ne tolle Stimmung zu schaffen und die Fans abtanzen zu lassen. Super.

Im Anschluss bin ich irgendwie bei S O H N gelandet. Da hab ichs aber nicht lange ausgehalten, dieses typische R'n'B Gesäusel am Klavier ist einfach nicht mein Ding. Hohe Stimmen bei Männern gehen für mich eh nur bei den Queens of the Stone Age, Muse und Eagles of Death Metal *lach*. Letztlich kann ich gar nicht beurteilen, ob das gut oder schlecht war, weil ich diese Art von Musik eben selbst überhaupt nicht höre. Alle anderen um mich herum standen aber sehr andächtig da...

Ich bin dann lieber wieder vor die Mainstage getrabt und hab die zweite Hälfte des White Lies Sets gehört. Und das war gar nicht schlecht. Ich kann nun nicht behaupten, dass mir ihre Musik durchweg gefällt, da gibts eben auch nur zwei oder drei Titel, die ich richtig mag, aber live kommen sie gut rüber, toller Sound und deutlich druckvoller als ausm Studio.

Auf der Suche nach was Eßbarem bin ich dann aber erstmal bei The Mighty Oaks hängengeblieben. Eine Berliner Combo, die aus einem Deutschen, einem Italiener, einem Briten und einem Ami besteht (das hab ich  mir gemerkt), die einen wirklich sehr amerikanischen Sound spielt. So ein bisschen Folk, etwas Country, ein bisschen Calexico (ohne Mariachis), alles sehr ruhig und handgemacht. Auf Dauer wäre es mir etwas zu gleichförmig, aber einzelne Titel haben mir gut gefallen. Die Jungs sind noch ziemlich neu in der Szene, spielten daher auch auf der "First we take Berlin"-Stage, erst im Laufe des Jahres wird es ihr Debüt Album geben.

Als ich mich dann für den besten Hot Dog entschieden habe, den man sich vorstellen kann, hatte ich keinen Nerv, mich damit vor irgendeine Bühne zu drängeln. Also setzte ich mich mit Blick auf die Mainstage in sicherer Entferung auf ne Bank fürs Abendbrot und ließ mir dieses von Casper würzen. Wie schon erwähnt, stehe ich nicht auf deutschen Hip Hop. Aber ich muss dann schon zugeben, dass mir Caspers Set echt super gefallen hat, keine Ahnung wie das Ganze auf CD klingt, live hat der aber die Bühne zum Wackeln gebracht, allerdings mit einer fantastischen Band im Hintergrund, die ziemlich gerockt haben.

Nach Casper hab ich schon mal versucht, einen guten Platz für das nachfolgende Konzert von Björk zu ergattern. Dazu muss ich etwas ausholen. Björk mochte ich zu Sugarcubes Zeiten und dann auch zu Beginn ihrer Solokarriere. Ich glaube, es sind ihre ersten drei Alben, deren Titel ich nach wie vor gerne höre und die mich zwischenzeitlich zu einem Fan werden ließen. Doch irgendwann veränderte sich ihr Sound, wurde immer experimenteller und befindet sich mittlerweile recht weit weg von meinem Musikgeschmack. Trotzdem war ich neugierig, die Chance, Björk mal live zu erleben, wollte ich mir nicht nehmen lassen. Zuvor wurde der Wunsch der Künstlerin auf der Leinwand eingeblendet, doch bitte keine Fotos oder Videos von ihrem Auftritt zu machen, das würde sie irritieren. Ich hab zumindest bei Showbeginn zweimal geknipst, dann aber brav meine Kamera weggesteckt, finde es okay, wenn sie nicht auf lauter Smartphone Bildschirmen gucken will, und es wurde ja kein Verbot ausgesprochen.
Was man unbedingt erwähnen muss, ist der phänomenale Bühnenaufbau. Mit relativ überschaubaren Mitteln wurde eine einzigartige Atmosphäre geschaffen, irgendwie zwischen Polarnacht und Mystik. Was sich da visuell abgespielt hat, war Schokolade für die Augen, daran gibts gar keine Zweifel. Björk selbst, die im gelben Kostüm und mit einer Kopfbedeckung, die irgendwie an eine futuristische Pusteblume erinnerte, auf die Bühne kam, war ebenfalls mehr als sehenswert.
Was mich aber als erstes etwas abschreckte, war der Frauenchor, der Björk unterstütze. Ich mag keine Chöre, mag engstirnig sein, aber diese Art von Gesang liegt mir einfach nicht. Und dann fokussierte Björk nun eher auf ihr aktuelles musikalisches Schaffen, eben genau der Sound, der mir bei ihr nicht mehr gefällt. Ich bin halt ein Rock-Fan, experimentelle Klanggewände sind schlicht nicht mein Fall. Nach einer halben Stunde habe ich mich dann gegen Björk und für die Klaxons entschieden, was eine gute Wahl war.

Ich bin pünktlich zu Beginn des Klaxons Sets zur Zippo Stage gekommen und durfte dann noch einmal eine knappe Stunde mit größter Freude tanzen. Die Briten, auf deren neues Album ich nun sehr gespannt warte, haben echt die kleine Bühne gerockt, ich hatte in der Zwischenzeit ganz vergessen, was für geile Songs sie in der Vergangenheit rausgebracht haben. Stillzustehen war unmöglich, dafür hatten die Jungs aber auch selbst viel zu großen Spaß an ihrer Musik und ihrer Performance. Zwischendurch gabs technische Probleme, die zu einer unfreiwilligen Unterbrechung des Sets führten, was die Band aber sympathisch-professionell weggesteckt hat, vermutlich auch, weil das Publikum einfach während der Pause munter weiter gesungen hat. Wer so entspannte und motivierte Fans hat, der kommt dann natürlich auch mit breitestem Grinsen wieder zurück auf die Bühne und missachtet auch das vorgegebene Ende des Sets und überzieht etwas. Sehr schön. Die Klaxons waren für mich neben Is Tropical das zweite echte Highlight des zweiten Festivaltages.

Um noch mal was Generelles zum Berlin Festival loszuwerden: Ich finde - und dies wurde mir von anderen Besuchern bestätigt - dass dort einfach eine wirklich schöne, sehr entspannte Atmosphäre herrscht. Die Leute gehen alle nett miteinander um, man nimmt Rücksicht auf andere, ist kontaktfreudig, so dass sich häufig nette Gespräche ergaben, und die Location mit dem stillgelegten Flughafen Tempelhof ist meines Erachtens echt nicht zu toppen. Darüber hinaus ist musikalisch eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei.
Auch was den Service anbetrifft, kann ich nicht meckern, das ging beim Einlass alles völlig unkompliziert, die Toiletten waren sogar noch am späten Abend begehbar und vor allem ausreichend vorhanden, die Preise für Getränke und Essen waren okay wie ich fand, keine Abzocke. Und wer zwischendurch seine Augen mal von den Bühnen abwenden wollte, konnte sich im Art Village umgucken oder die Weite des Tempelhofer Flugfeldes beobachten.
Nun war uns auch der Wettergott hold, an beiden Tagen herrschte einfach nur perfektes Spätsommerwetter, wie man es sich wünscht, das hat sicherlich zur guten Stimmung beigetragen.
Mal sehen, wer sich fürs nächste Jahr ankündigt, aber ich gehe davon aus, dass ich auch 2014 wieder dabei sein werde.

Hier noch die Klaxons mit "Atlantis to Interzone"

4 Kommentare

  1. Aw, Björk <3
    Versuche grad sie mir mit einem Chor vorzustellen, mag Chormusik eigentlich nur im Kontext von Opern oder Symphonic Metal (:

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    1. Zu ihrer Musik passte das schon, also zu allem, was sie aktuell so macht, was dann eben nicht so mein Ding ist.

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    2. Oh btw, ich hab hier alle Einstellungen durchprobiert, bekomme aber nach wie vor keine Benachrichtigungsmails, wenn ihr auf einen meiner Kommentare antwortet. Momentan hab ich in den Bookmarks einen Ordner, in den ich alle Seiten ableg, auf denen ich was kommentier, und schau später nach, ob's ne Antwort gab. Falls ich auf einen eurer Kommentare nicht reagier (insbesondere bei direkten Fragen), liegt's daran, dass ich ihn nicht wahrgenommen hab, nicht an etwaigem bösem Panda-Willen (Ignorieren tu ich grundsätzlich eh nur Herren, muahaha).

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    3. Ja, das ist in der Tat ein bisschen blöd. Normalerweise müsste beim Anklicken von "Ich möchte Benachrichtigungen erhalten" das mit der Kommentarbenachrichtigung funktionieren. Ich weiß nicht wie ich das lösen kann.
      Von einem anderen blog.de Nutzer hab ich jetzt erfahren, dass er gar nicht kommentieren kann. Warum haben wir auch noch nicht herausgefunden.

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