Sonntag, 22. September 2013

Berlin Festival 2013 - Tag 1 (06.09.2013, Flughafen Tempelhof)

Das erste Septemberwochenende wars, fast schon gar nicht mehr war, so lange scheint das her. Nach einem Jahr Pause hat es mich diesmal wieder zum Berlin Festival gezogen, zwei Tage voller Musik, netter Gespräche mit fremden, gut gelaunten Menschen und viel Beinarbeit (von Bühne zu Bühne und Tanzen).

Schön wars wieder, das wollte ich hier wenigstens noch loswerden. Hauptsächlich habe ich die Tickets gelöst, um das einzige Deutschlandkonzert eine meiner alltime Lieblingsbands - Blur - zu erleben und einmal einen Blick auf Björk zu werfen. Aber auch sonst boten beide Tage gut gemischte Musik aus unterschiedlichen Genres.

Am Freitag ging es für mich mit Bastille los, von deren Set ich allerdings nur noch das Ende mitbekommen habe und das alles grundsätzlich nicht sonderlich spektakulär fand, aber ich kann mit Bastilles Sound auch generell nur wenig anfangen.

Dann gings rüber zu The Majority Says, eine noch recht unbekannte schwedische Band, die gute Laune Pop zum Besten boten und klamottentechnisch die 80er wieder aufleben ließen. Nichts, was ich persönlich nun unbedingt auf meinem iPod haben möchte, aber war okay.

Nebenan hatten OK Kid technische Schwierigkeiten, und es dauerte etwas, ehe es tatsächlich losging, ich konnte eh nur kurz bleiben, weil ich unbedingt Bosnian Rainbows sehen wollte. Aber dafür, dass ich deutschem Sprechgesang eigentlich nicht so richtig zugetan bin, haben mir einige Songs zumindest vom Beat her ziemlich gut gefallen. Das ist dann auch der Mehrwert, den man aus so einem Festival zieht, sich Bands/Künstler anzusehen, für die man normalerweise kein Ticket kaufen würde, man sich dann aber in entspanntem Rahmen ein Bild von ihren Livequalitäten machen kann. Insofern war ich von OK Kid positiv überrascht.
Bosnian Rainbows habe ich im Frühjahr bereits als Support für die Yeah Yeah Yeahs in der Columbiahalle gesehen und war damals schon sehr angetan von Musik und Frontfrau Teri Gender Bender, insbesondere aufgrund ihrer leicht schrägen Bewegungsform. Inzwischen habe ich mir ihr selbstbetiteltes Debütalbum gekauft, muss aber einfach feststellen, dass ihre Titel live viel viel besser klingen als ausm Studio. Da ist eine Kraft in den Liveperformances, so richtig wuchtig, das kommt hübsch abgemischt einfach nicht rüber. Und Teri Gender Bender hat eben auch eine wirklicht tolle Livestimme. Deren knapp einstündiges Set habe ich sehr genossen, war dann auch mein erstes Highlight am Freitag.

Dafür habe ich The Sounds verpasst, die - wie mir andere Festivalbesucher erzählten - auf der Main Stage richtig Stimmung gemacht haben sollen, sind sehr gut angekommen. Stattdessen zog ich mich nach den Bosnian Rainbows zur britischen Band NYPC, früher unter New York Pony Club bekannt, von denen ich zumindest bewusst noch nie einen Song gehört habe. Ich bin auch nur hängengeblieben, weil mich deren Cover eines Evergreens (dessen Titel sich gerade aus meinem Hirn verabschiedet hat) total begeistert hat, so dass ich mir ihr restliches Set auch noch gegeben habe. So viel ist klar, wenn ihr neues Album rauskommt, werde ich mich damit mal beschäftigen, die haben eienn guten Sound und Sängerin Tahita Bulmer eine interessante Stimme mit Wiedererkennungswert - und eine recht coole Attitüde auf der Bühne.

Wo ich dann gelandet bin, dürfte jeden wundern, der mich kennt, denn: Eigentlich hasse ich dieses theatralische Deutsch-Pop-Gehabe von MIA. Ach, ich finde die ganz furchtbar, wenn ich auch zugeben muss, dass ich das "Hungrige Herz" auch schon mal mitschmettere, wenn es im Radio läuft. Aber ich stand mit meinem indischen Gemüsecurry irgendwie gerade vor der Mainstage, als sie auf die Bühne kamen und dachte, "flüchten kann ich immer noch". Muss aber zugeben, dass ihre Musik live erstaunlich rockig rüberkommt, Mietze eine tolle Livestimme hat, und die Stimmung im Publikum einfach gut war. Die Theatralik bleibt natürlich, bei jedem Titel musste ein neues Kostüm oder Accessoire her, und als dann diese grottige Zirkusnummer kam, bin ich gedanklich kurz ausgestiegen. Trotzdem auch hier eine eher positive Überraschung, da man mich normalerweise nur mit Waffengewalt in ein MIA. Konzert kriegen könnte.

Denrestlichen Abend blieb ich dann auch vor der Mainstage. Zum einen, weil ich neugierig war, wie wohl ein Pet Shop Boys Konzert sein würde, zum anderen, weil danach Blur spielten und ich mich schon mal langsam nach vorne drängeln wollte. Geht ja gar nicht, dass ich bei Blur nicht irgendwo in der ersten oder zweiten Reihe stehe :)
Was die Pet Shop Boys anbetrifft, würde ich jetzt mal sagen: Hab ich nun einmal gesehen, reicht, brauche ich nicht nochmal. Klar, haben sie ne tolle Bühnenshow. Das fängt mit den ausgefallenen Kostümen an, in denen Neil Tennant und Chris Lowe auftreten und die sie mehrfach wechseln. Das gilt auch für die Lasershow und die beiden tollen Tänzer, die wenigstens etwas Bewegung auf die Bühne brachten. Aber Tennant und Lowe selbst sind einfach  nur langweilig. Und bei einem 90minütigen Set fällt dann doch schmerzlich auf, dass ihre Songs nicht kaum unterscheiden, dass es nur eine kaum merkliche Weiterentwicklung gegeben hat, und die größte Stimmung im Publikum dann aufkommt, wenn sie ihre 80er Jahre Gassenhauer spielen, mit denen ich halt ebenfalls aufgewachsen bin. Also visuell war das alles ganz spannend, musikalisch jedoch war ich danach nicht überzeugt.

Dafür stand ich dann aber bei Blur tatsächlich in der ersten Reihe und hatte an diesem Tag das zweite, eigentlich kaum zu toppende, Highlight. Das letzte Mal, dass ich Blur live gesehen habe, ist zehn Jahre her, damals kam "Think Tank" raus und man musste auf der Bühne ohne einen Graham Coxon auskommen. Mittlerweile haben sich glücklicherweise wieder alle lieb, und die Band gabs in Originalbesetzung. Da sie nun kein neues Album draußen haben, war klar, dass wir eher ein "Best of" Konzert erleben würde, dabei war aber die Mischung der Titel so gekonnt, dass eigentlich keine Wünsche offen blieben. Damon Albarn springt - diesmal ganz in Jeans gekleidet - immer noch wie ein junger Hüpfer über die Bühne, Coxon bleibt ein Gitarrengott, Alex James posiert nach wie vor am Bass und Dave Rowntree hinter den Drums ist wie eh und je der Unauffälligste.
Das Schöne an den Blur Titeln ist einfach, dass sie immer noch zeitgemäß klingen, dass sowas wie "Boys and Girls" mittlerweile fast 20 Jahre auf dem Buckel hat, mag man kaum glauben. Einen Beweis für die "Heutigkeit" ihrer Songs liefert Damon Albarn, als er "Out of Time" den Menschen in Syrien widmet. Die Zeiten haben sich eben nicht so sehr verändert, wie wir glauben wollen. Da passen Titel wie "Parklife" und "Country House"eben immer noch.
Neben der hervorragend aufgelegten Band war aber auch das Publikum nicht ohne, schon gleich zu Beginn bei den ersten Klängen von "Girls and Boys" kochte die Stimmung und kühlte über den ganzen Abend nicht mehr ab. Konnte man gut während "Tender" hören, da waren die Besucher schließlich lauter zu hören als Damon Albarn. Und textsicher waren sowieso alle.
Man mochte kaum glauben, dass sich die tolle Atmosphäre tatsächlich noch steigern konnte, aber als Blur dann als letzte Zugabe den göttlichen "Song 2" spielten, hätte man sich auch nicht mehr gewundert, wenn wir alle mitsamt der Bühne dank unserer freudigen Energie regelrecht vom Boden abgehoben hätten.
Ich sag mal so, wenn Blur wissen wollten, ob sie bei deutschen Fans noch eine gewisse Relevanz besitzen, dann haben sie jetzt den Beweis. Und bedanken sich dafür hoffentlich bald mit einem guten, neuen Album.

Guter erster Tag.
Ein paar Videos hab ich gemacht, natürlich entsprechend verwackelt. Als Beispiel mal hier Blurs "To The End" (am Anfang ist noch der Schluss von "Tender" zu hören).

5 Kommentare

  1. Klingt super und lässt mich grad mit traurigen Panda-Augen gucken, weil ich dieses Jahr kein einziges Musik-Festival mitnehmen konnte. Blur und "Go West" von den Pet Shop Boys würd ich gern mal live erleben :) Bei letzteren kann ich gut nachvollziehen, dass ein komplettes Konzert auf die Dauer wohl etwas eintönig klingt xD

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    1. Go West - eines meiner ewigen Hasslieder *lach*, aber ich hab mich schon über einzelne PSB Hits gefreut, die mich an meine Kindheit denken ließen, nur in Gänze war der Sound etwas zu ähnlich.
      Aber Blur kann ich immer uneingeschränkt empfehlen.
      Wie siehts nächstes Jahr für dich aus, wieder etwas hoffnungsvoller?

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    2. Japp, wenn sie bei Rock am Ring mal wieder gescheite Bands bringen (Spaß beiseite, Green Day, The Killers und KoRn waren in 2013 natürlich super, aber das Lineup in den Stunden davor im Vergleich zu 2012 very durchwachsen... xD)

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    3. Tja, Rock am Ring, auch auf meiner Liste der Dinge, die ich irgendwann mal tun sollte.

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    4. Einmal im Leben, find ich, sollte man's erlebt haben xD

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