Montag, 18. Mai 2009

Nach dem ESC ist vor dem ESC

Was mich ja jedes Jahr aufs Neue und am meisten amüsiert, ist die Berichterstattung nach der (schon regelmäßigen) deutschen Pleite bei dem Song Contest. BILD zitiert gerade mit größter Freude den ARD-Koordinator Unterhaltung, Thomas Schreiber, der sich "für radikal neue Wege" in der Suche nach dem nächsten Teilnehmer ausspricht. BILD meint auch zu wissen, dass ARD und Pro7 sich an einen Tisch setzen wollen, um die Mission Sieg gemeinsam anzupacken. Vielleicht mit Raabs Hilfe?
So frage ich mich alljährlich, warum man sich nicht einfach mal weniger Druck aufbürdet, statt dass man die gesamte Veranstaltung zu einem Viertel (von unseren Gebühren) bezahlt und daher meint, unbedingt gewinnen zu müssen? Etwas weniger Finanzspritze und eine Bewerbung wie von allen anderen Teilnehmerstaaten auch, die vielleicht schon im Halbfinale endet (Risiko also inkl.), und dann trauert man ein wenig und versucht es im nächsten Jahr wieder. Das wäre doch viel entspannter. So wie jetzt wirkt es immer, als wäre da ein Krieg zu gewinnen und kein popeliger Song Contest.
Jetzt werden sich also wieder alle überschlagen, mit neuen und besseren Ideen. Ich warte schon auf den Kommentar von Ralph Siegel, und Bohlen wird sagen, wenn wir da einen Daniel Schuhmacher hinschicken würden, hätten wir bessere Chancen. Jeder meint, die Lösung parat zu haben, keiner denkt daran, dass dieser Wettbewerb einfach in erster Linie Spaß machen und den Ländern die Chance geben soll, sich da musikalisch zu präsentieren und den Contest ins eigene Land zu holen, um den Tourismus anzukurben. Dabei scheint der NDR auch nicht geschnallt zu haben, dass der ESC in Deutschland einen ganz anderen Stellenwert hat. Hier ist es bloß musikalische Unterhaltung, ein bisschen lästern oder ganz ignorieren, weil man das alles peinlich findet (genauso wie auch keiner DSDS guckt). Während in anderen Ländern da ein ganz anderes patriotischen Gefühl mitschwingt. Da möchte man, dass sein LAND gewinnt, damit man sich beim Sieg und der Ausrichtung des nächsten ESC ganz toll präsentieren kann. Da ist man stolz auf die Künstler, die man da hinschickt und drückt ihnen die Daumen, selbst wenn der Song nicht ganz dem eigenen Musikgeschmack entspricht. So fahren die Künstler anderer Länder teilweise mit ganz anderem Rückenwind im Gepäck zu ihrem Auftritt. Deswegen können die Franzosen auch eine Patricia Kaas schicken und für England entblödet sich Sir Andrew Lloyd Webber (dessen Musik man gerne hassen kann, seine wichtige Position im Musik und vor allem Musical-Geschäft darf man jedoch nicht ignorieren) nicht, am Piano zu sitzen.
Das Grundverständnis ist bei uns völlig anders. Ob der Song gut oder schlecht ist, peinlich ist der ESC doch irgendwie ein bisschen. Wenn man eine höhere Platzierung ergattert, wie mit den Spaßsongs von Horn und Raab, dann freuen sich alle gemeinsam, und wenn man hinten landet, dann habens eh alle gewusst. Ich nehme mich von dieser Haltung auch nicht aus, schließlich sitze ich mit meinen Freunden einmal im Jahr zusammen in voller Erwartung, das alles Scheiße zu finden. Warum man also in der ARD daraus jedesmal so einen Staatsakt machen muss, verstehe ich nicht.
Wenn ich dazu auch noch vergleiche, was sich Serbien im vergangenen und Moskau in diesem Jahr haben einfallen lassen, in Sachen Bühnenbau und -dekoration und dann daran denke, wie unsere Echo-Verleihung aussah, dann wäre mir sowieso lieber, der ESC käme nicht nach Deutschland, wo wir uns dann so präsentieren würden. Am besten mit Schöneberger und Pocher als Moderatorenteam *lach*. Nee.

13 Kommentare

  1. Nee, nee, wir schicken da mit Absicht solche Typen hin, sonst m�ssten wir gar noch die n�chste Veranstaltung ausrichten. Was das dann kosten w�rde... ,)

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  2. Das irre daran ist, welchen Stellenwert der ganze Bl�dsinn mittlerweile genie�t....Kaum zu glauben, da� sich ein Land mit 10 Millionen ohne Job f�r so einen M�ll interessiert.
    Viele Gr��e aus S�damerika!

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  3. ja. Dabei sind es ja nicht mal die Zuschauer, die diesen Buhei machen, sondern der Sender, das ist das Irre. Allen anderen geht es doch gediegen am Allerwertesten vorbei.
    Gr��e nach S�damerika :)

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  4. Eben, lieber die n�chsten Jahre kleinere Br�tchen backen und sparen f�r den Sieg *lach*

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  5. Brot & Spiele, ich wei�. Hier sind die t�glichen Telenovelas ebenfalls nicht aus dem Leben der Leute wegzudenken..leider, und noch dazu sind sie sowas von Schei�schlecht....
    Wer h�tte geahnt, da� der Fernseher eines Tages der wichtigste Freund des Menschen wird ;-(
    Viele Gr��e aus Paraguay!

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  6. n�chstes jahr werde ich mich bewerben, ich habe bereits gestern damit begonnen, mir die haare wachsen zu lassen (kommen dann mit den windmaschinen besser zur geltung), ich plane eine reine tanzeinlage, singen wird, auf rum�nisch, eine in wei�ru�land geborene s�dukrainerin, die jetzt in serbien-montenegro lebt und schwedische wurzeln hat.
    das sollte klappen!

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  7. Rum�nisch, Englisch und Franz�sisch - der Gesang meine ich. Und wen holst du als Showeffekt auf die B�hne?
    Ihr m�sst dann aber auch dem NDR verklickern, dass ihr das ganz doll ernst meint und unbedingt gewinnen WOLLT!

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  8. �h, der show-effekt wird mein wallendes haar, gepaart mit meinem ausdruckstanz sein.
    der ndr hat zudem kaum eine andere m�glichkeit, au�er raab vielleicht.
    und, ich werde politisch nicht korrekt sein, versprochen!!!

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  9. Vielleicht auch im glitzernden t�rkisen Strampler wie der albanische T�nzer?

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  10. gute idee, hatte urspr�nglich vor dem alex-swings&sings, oder wie der hei�t, seine silberne glitzer-leggins abzukaufen

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  11. na, wenn da ein freund von mir nicht schneller war, der fand die auch ganz toll.

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  12. wenn es deinen Blog nicht g�be, w�sste ich �BERHAUPT nichts �ber den ESC (noch nicht einmal, dass es diese Abk�rzung daf�r gibt). Ist das nun gut oder schlecht? ;)

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  13. *lach* Das wei� ich nicht, ob das gut oder schlecht ist. Das musst du schon f�r dich entscheiden. Ob das die richtige Abk�rzung daf�r ist, wei� ich ebenfalls nicht, aber ich hab auch keinen Nerv immer Eurovision Song Contest zu schreiben, das ist mir zu lang.
    Aber, auch wenn du es hier nicht gelesen h�ttest, du hast eh nichts verpasst. Dieser Wettbewerb geh�rt zu den unwichtigsten Dingen der Welt, aber �ber ihn zu diskutieren macht trotzdem Spa�.

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