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Montag, 24. Juni 2013

Queens of the Stone Age (Support: The Virginmarys, Masters of Reality),Zitadelle Spandau, Berlin, 22.06.2013

Wer meinen Blog länger kennt, der weiß, dass ich ein hardcore QotSA Fan bin und eigentlich nach jedem Konzert vor mich hinschwärme. Liegt halt einfach daran, dass diese Band live niemals Gefangene macht und auf der Bühne immer alles gibt. Ich hab in den vergangenen 12 Jahren, in denen ich regelmäßig ihre Berliner Konzerte besuche, nie einen Abend erlebt, an dem sie ihr Set irgendwie lieblos runtergespielt hätten, davon können sich andere Bands ne Scheibe abschneiden.

20130622, Qotsa, Masters of Reality, The VirginmarysDiesmal gab es gleich einen Dreierpack an guten Bands. The Virginmarys sagten mir im Vorfeld nichts, aber ihr Set hat mir richtig gut gefallen, druckvoller Rock, der in die Beine ging, schön unprätentiös vorgetragen. Ihre aktuelle Scheibe "King of Confidence" wurde gleich am Sonntag gekauft.
Desktop1Danach dann der wunderbare Chris Goss mit seinen Masters of Reality. Meine Güte ist das lange her, seit dem ich ihn das letzte Mal auf der Bühne gesehen habe. Im C-Club nach der Veröffentlichung von "Deep in the Hole" mit Unterstützung von Josh Homme und Nick Olivieri an Gitarre und Bass. Auch eines der Konzerte, die ich nie vergessen werde. Gefühlte 50 Grad im Club, und der Mann stand da mit Winterparka und Wollmütze auf der Bühne. Ich hab damals schon gedacht, cooler als Goss gehts nicht.
Er hatte Schwierigkeiten mit der Stimme am Samstag, und auch der Whiskey wollte nicht helfen, trotzdem war's ein gelungenes Set aus Titeln wie "Tilt-a-Whirl", "Third Man on the Moon", "High Noon Amsterdam", "Domino", etc. Was natürlich daran liegt, dass Goss eine hochtalentierte Band im Rücken hat, die zum einen alle schon ein gewisses Alter haben, in dem sie profimäßig völlig in sich ruhen, aber noch genug Lust am Rock haben, um auf der Bühne richtig loszulegen. Mir hats tierisch Spaß gemacht, und ich denke, sie haben auch dem restlichen Publikum ziemlich gut eingeheizt.

DesktopNach einer recht kurzen letzten Umbaupause kamen die Queens gegen 21:15 Uhr auf die Bühne und eröffneten ihr Set mit einem Stück aus dem neuen, wieder sehr gelungenen Album "Like Clockwork", nämlich "Keep Your Eyes Peeled", es folgte "You Think I Ain't Worth A Dollar..." (ihr Debütalbum und "Rated R" haben sie Samstag leider mit Nichtachtung gestraft, aber man kann auch nicht alles haben). Spätestens zu dem Zeitpunkt war das Publikum in der ausverkauften Zitadelle schon in totaler Partystimmung. Man hat sie halt eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen auf deutschen Bühnen, Hommes lange, gesundheitsbedingte Auszeit und eine gewisse Verunsicherung, was die Zukunft der Band angeht, dazu ein weiterer Personalwechsel (Jon Theodore ersetzte den langjährigen Drummer Joey Castillo - und machte eine gute Figur an den Drums) sind weder an den Beteiligten noch an den sehnsüchtigen Fans spurlos vorbeigegangen. Mann, wir haben sie vermisst! Und das Schöne: Sie uns offensichtlich auch. Schon bei Betreten der Bühne sieht man entspannte, gelöste Gesichter, Homme und van Leeuwen feixen sich eins (gut, Michael Shuman schaut immer sehr konzentriert und angespannt aus, aber innerlich tanzt der bestimmt auch *g*), man merkte einfach, die hatten richtig Bock.
Es folgte eine perfekt abgestimmte Mischung aus Titeln der letzten drei sowie dem neuen Album, und wir erlebten tatsächlich Homme an den Tasten, ein fast schon intimer Moment während "The Vampyre of Time and Memory". "No One Knows" - DER Krachersong, der in früheren Konzerten gerne als letzte Zugabe gegeben wurde, damit die Fans noch mal alles rauslassen konnten, wurde relativ am Anfang abgefrühstückt, solche Stimmungsmacher hat man mittlerweile gar nicht mehr nötig, wo man aus einem solchen Songfundus schöpfen kann und auch die nagelneuen Titel des ja nun gerade erst in diesem Monat erschienenen "Like Clockwork" extrem gut von den Fans aufgenommen wurden.
Die Band selbst war hoch erfreut über die fantastische Stimmung im Publikum, und das perfekte Open Air Wetter mit 25 Grad und leichtem Wind war wie gemacht für den Abend, wie Homme bei der Textzeile "Heaven smiles above me" ("No One Knows") lächelnd bemerkt.
Um 23.00 Uhr war Schluss mit lustig, ein herrlich in die Länge gezogener "Song for the Dead" entließ uns in die Nacht, verschwitzt und glücklich. QotSA bleiben eine der besten Live Bands. Punkt.

Am 01.07. geht's wieder in die Zitadelle, dann ist kraftvoller Bluesrock mit ZZ Top angesagt, ein ewiger Wunsch von mir, die bärtigen Herren einmal live zu erleben, wird Wirklichkeit. Was ich Samstag gelernt habe: Anti-Mückenspray benutzen (die Viecher haben mich sozusagen ausgelutscht) und mich zum Ende des Konzerts hin schon mal langsam Richtung Ausgang zu bewegen. Was viele nicht wissen, die die Zitadelle nicht kennen: Da geht man nicht einfach hinaus. Es gibt für die vielen Menschen nur ein kleines 3,60m breites Nadelöhr, durch das man sich hindurch pressen muss, überwacht von Securities, weil die historische Zugbrücke bei einem ganzen Schwall voller trampelnder Füße brechen könnte. Also viel Zeit fürs Verlassen des Geländes einberechnen. Und dann kommen die Berliner Verkehrsbetriebe auch nicht auf die Idee, abends spät ein bis zwei Sonderzüge fahren zu lassen. Maximal 10.000 Besucher passen auf das Gelände und verteilen sich im Anschluss auf die Bahnsteige der U7 oder der S-Bahn, die dann allesamt nur im 10-15 Min.-Takt fahren. Von Konzertende bis zur tatsächlichen Ankunft zuhause in F'Hain war ich inklusive all der Wartezeit 2,5 Std unterwegs. Mit dem Auto ist man in der Zeit schon fast an der Ostsee *lach*.

Nachfolgend jeweils ein Video zu The Virginmarys, Masters of Reality und dem Hauptact.
Und hier noch die komplette Set der Queens via Setlist.fm:
Keep Your Eyes Peeled / You Think I Ain't Worth a Dollar, but I Feel Like a Millionaire / No One Knows / My God Is the Sun / Burn the Witch / Sick, Sick, Sick / First It Giveth / The Vampyre of Time and Memory / Turnin' on the Screw / If I Had a Tail / Little Sister / I Sat by the Ocean / Make It Wit Chu / I Think I Lost My Headache / A Song for the Deaf / I Appear Missing / /Encore: …Like Clockwork / A Song for the Dead



Mehr wie immer hier.

Montag, 21. Dezember 2009

Rückblick 2009: August- Musik

Puh, der August hatte es musikalisch in sich. Dabei will ich gar nicht behaupten, dass die unten aufgeführten Alben zu den Besten überhaupt zählen, aber sie sind es in jedem Fall wert, erwähnt zu werden.

arctic monkeysDie Arctic Monkeys brachten mit "Humbug" ihr drittes Studioalbum heraus. Vorab war schon lang und breit zu lesen, dass Josh Homme sich den jungen Engländern angenommen und ihren Drittling produziert hat. Das hört man allerdings auch heraus - einige Stücke tragen einen Hauch QOTSA in sich (z.B. "My Propeller"), trotzdem blieben die Monkeys sich treu. Ich bin ehrlich: ihre letzten beiden Alben mag ich grundsätzlich lieber, finde sie tanzbarer und rockiger. So habe ich einige Hördurchläufe gebraucht, bis ich auch "Humbug" zu meinen Jahresfavoriten zählen konnte, welches eindeutig ruhiger daher kommt und oftmals mehr die Stimme von Alex Turner im Vordergrund steht, die ich bei früheren Songs eher als eine Art weiteres Instrument wahrgenommen habe. Außerdem lässt sich feststellen, dass Turners Songwriting sich noch weiter verbessert hat, weiterhin sind es Alltagsbeobachtungen mit einer unweigerlich komischen Note, so dass man häufig schmunzelt, wenn man den Texten lauscht, etwa bei "Cornerstone" - wenn der Ärmste in allen möglichen Frauen seine Verflossene zu sehen glaubt und eine Abfuhr erhält, wenn er das Mädchen fragt, ob er sie beim Namen seiner Ex ansprechen kann - und das ist nicht mal das beste Beispiel. Abgesehen davon finde ich immer noch, dass "Cornerstone" anfangs so klingt, als würde Robbie Williams singen. "Crying Lightning"  geht da schon ein bisschen mehr ab. "Dance Little Liar" beinhaltet wieder eine gesunde Portion Surfpop und schafft beim Zuhörer eine relaxte Spannung, da spürt man irgendwie den Sommerabend. "Dangerous Animals" ist eine perfekte Symbiose aus dem typischen Arctic Monkeys Klang plus Josh Homme Produktion, könnte mir vorstellen, dass so ein Titel es auch auf die Desert Sessions geschafft hätte, den Song mag ich richtig gerne. "Fire And The Thud" hat etwas tierisch Doors-mäßiges finde ich,  trotz der sperrigen Bridge ein sehr eingängiger Sound, der mich erst nach mehrmaligem Hören angesprochen hat. Ich mag Alex Turners sanften Gesang bei dem Titel. "Pretty Visitors" steht sehr in der Tradition von "Favorite Worst Nightmares" - ist vermutlich auch daher der Song, der mich zuallererst am meisten angesprochen hat und nach wie vor einer meiner absoluten Favoriten auf dem Album. "The Jeweller's Hands" wäre dann die Soundperle am Ende, wenn man an dem Punkt angelangt ist, dass man sich wünscht, da käme noch viel mehr. "Humbug" ist sicherlich mein Album des Monats.

mastersofreality
Chris Goss, Mastermind der Masters of Reality bringt alle paar Jahre ganz relaxt ein neues Album raus - und jedes Mal bin ich hin und weg, so auch bei "Pine/Cross Dover". Der Mann, der gerne als Urvater des Stonerrocks bezeichnet wird, hats einfach noch richtig drauf. Mit Musikern wie Dave Catching, John Leamy, Mark Christian und Brendan McNichol hat er ein ziemlich pumpendes, grooviges Album eingespielt, welches insbesondere in seinen Instrumental-Passagen überzeugt. Eigentlich etwas, worauf ich normalerweise gar nicht so stehe, hier aber echt auf den Geschmack gekommen bin. Gleich der Opener "King Richard TLH" macht Laune, treibende Gitarrenriffs, ein teilweise fast schon choralhafter Gesang, da kommt man gleich in die richtige Stimmung. Mit "Absinthe Jim and me" kommt dann ein Vertreter des Stonerrocks zu Gehör, in dem Goss einen mit seinem hypnotischen Gesang einlullt, da fühlt man sich ein bisschen wie ein potentielles Opfer der Schlange Ka. Und irgendwie bekomme ich bei dem Titel so ein Livegefühl, kann mir vorstellen, wie das Stück live abgehen muss. "Worm in the Silk" fängt richtiggehend funkig an, geht in eine Art dub-bass über und klingt insgesamt eher experimentell - insbesondere das eingearbeitete Cover dieses Easy Listening-Titels ist der Hammer, passt so gar nicht und dann auch wieder doch. "Always" finde ich tatsächlich noch schwieriger, klingt mitunter völlig atonal - und trotzdem fesselnd. "Up in it" klingt genauso wie das was man von jemandem erwartet, der Kyuss und das erste QOTSA Album produziert hat. "Alfafa" - der Schlusstitel - ist dann ein gutes Beispiel dafür, wie gut instrumentale Rockmusik klingen kann und schlägt auch mit 12 Minuten üppig zu Buche, fast ein kleines Album für sich.  So gut wie "Deep in the Hole" - oder eher: so eingängig wie... - ist "Pine/Cross Dover" sicherlich nicht, aber es lohnt sich, reinzuhören.

juliette lewis

Juliette Lewis verabschiedete sich mit "Terra Incognita" plötzlich vom rotzigen Schweinerock ihrer früheren Alben (und von den Licks) und versuchte mal etwas anderes, experimenteller, sperriger, aber auch ausdrucksstärker und kraftvoller (mit den New Romantics). Sie dehnt ihre Stimme in alle Richtungen, so dass man sich manchmal an Patti Smith und dann wieder an PJ Harvey erinnert fühlt. Da gefällt sicherlich nicht jeder Song, aber der Opener "Noche Sin Fin" ist schon ziemlich besonders und gelungen, und vor allem sehr gefühlvoll. "Hard Lovin' Woman" hätte auch einer Janis Joplin gut zu Gesicht gestanden, und Lewis macht da stimmlich das Allerbeste draus. Sie singt einfach glaubwürdig. "Fantasy Bar" ist eine Uptempo Rocknummer, die ich mir als Single auch gut vorstellen könnte. "Romeo" fängt etwas sphärisch an, und ab der Mitte denke ich irgendwie immer an den großartigen Kathyrn Bigelow Film "Strange Days" und könnte mir den Titel noch im Nachhinein als Teil des Soundtracks vorstellen. Bei diesem Film ist mir damals auch das erste Mal Juliette Lewis Gesang aufgefallen, mit dem sie auch bei "All is for good" punkten kann. Spätestens bei dem Titel hab ich nachgeschaut, wer das Album produziert hat und wunderte mich dann auch nicht mehr, als ich den Namen Omar Rodriguez-Lopez las. Ohne Frage hört man die Handschrift des The Mars Volta-Masterminds heraus. Ich finde nach diesem Album kann man nicht mehr verleugnen, dass Miss Lewis eine verdammt talentierte Musikerin ist, auch wenn oder weil "Terra Incognita" sicherlich keine leichte Kost ist.

jandelayJan Delay veröffentlichte mit "Wir Kinder vom Bahnhof Soul" sein zweites Soloalbum. Auch wenn ich seine näselnde, nölige Stimme bisweilen schwierig finde - der Mann hat ohne Frage den Soul im Blut. Seine Vorbilder sind klar herauszuhören, doch nie wirken seine Titel wie die Kopien eines blassen Nordlichts, welcher mal "funky" sein möchte. Titel wie "Oh Jonny", "Überdosis Fremdscham" oder "Abschlussball" (mit herrlichem Falco-Sample) gehen einfach in die Beine. "Hoffnung" könnte eine wirklich wunderschöne Ballade sein, leider ist gerade bei diesem Titel Jan Delays Stimme im Weg und man wünscht ihm eine Polypen-OP. Das ist gemein, ich weiß, aber ich finds halt schade, weil an dem Song sonst alles stimmt: Text, Melodie und Stimmung. "B-Boys & Disko-Girls" gehört ohne Frage zu meinen Lieblingstiteln auf dem Album.
Delay orientiert sich insbesondere an den Soul der 70er Jahre, tanzbar, spaßig und musikalisch raffiniert. Da können sich einige der jetzigen US-Soul"Stars" ein Scheibchen von abschneiden.

finefrenzyAußer den oben beschriebenen Platten brachte auch A Fine Frenzy mit "Bomb In A Birdcage" ihren Nachfolger raus, der erneut mit schönen folkpoppigen Melodien glänzt und von der Stimme Alison Sudols profitiert, die ihre Titel sehr einfühlsam interpretiert und somit für wohlige Stimmung beim Zuhörer sorgt. Anspieltipps: "New Heights", "Electric Twist" und "Elements". Als jahrelanger Hörer von Emilliana Torrini finde ich ja deren diesjähriges Album relativ schwach und stelle fest, dass A FineFrenzy momentan die bessere Alternative für zauberhaften Frauenpop ist.






In Sachen Musik also ein abwechslungsreicher Monat!