Posts mit dem Label robbie williams werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label robbie williams werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 11. November 2009

Robbie Williams und das Glaubwürdigkeitsproblem

Ich war sicherlich nie ein Megafan, habe aber tatsächlich im Laufe der Jahre alle Soloalben von Robbie Williams gekauft. Als er sich damals von Take That lossagte, empfand ich das als mutigen Schritt eines jungen Künstlers, von dem ich Großartiges erwartete. Und dann gabs noch die schön-freche Moderation des Europäischen MTV Awards in London 1996... Das 1997er Album "Life Thru A Lens" zählt nach wie vor zu meinen absoluten Lieblingsalben, wenn auch nicht jeder Song überzeugen konnte und kann, war dies doch bester Rockpop - eingängige Melodien, teilweise rotzige Texte und eine unwiderstehliche Portion Ironie. "I've Been Expecting You" ein Jahr später konnte da noch mithalten, insbesondere "No Regrets" und "Karma Killer" bewegen und erfreuen mich immer noch. Bei "Sing When You're Winning" klang Robbie schon ein Stück zuviel nach Stadion, massenkompatibel und Radio RS2 tauglich, bis auf "Kids" - das Hammerduett mit Kylie Minogue - hat mich da nicht wirklich was vom Hocker gehauen. Seine Alkohol- & Drogeneskapaden, Frauengeschichten und vor allem die zu Beginn seiner Karriere mediengehypte Aversion gegen Liam Gallagher zementierten den Rockstarstatus eines Popkünstlers, der doch eigentlich alle nur unterhalten wollte, und dies auch tat mit mitreißenden Bühnenperformances. Seine stete Weigerung, wieder mit den ehemaligen Weggefährten Take That auf die Bühne zu gehen, hat mich beeindruckt, für viel Geld wären andere weich geworden, doch er schien sich seine Selbständigkeit bewahren zu wollen.
Von da an gings bergab. "Swing When You're Winning" seine Anbiederung an die Swinggötter Dean Martin, Sammy Davis jr., Frank Sinatra & Co. war zwar noch ganz hörenswert und nett, aber die darauf folgende "Escapology" war schon extrem weichgespült, und "Intensive Care", die erste Scheibe ohne Guy Chambers, hätte auch einem gealterten Bryan Adams gut zu Gesicht gestanden und besaß nichts mehr von der jugendlichen Frische, mit der Robbie damals die Popwelt überfallen hatte.
Im Sommer 2006 sah ich ihn noch live im Olympiastadion und hatte einen wirklich tollen Abend mit einem großartigen Entertainer. Danach kam "Rudebox", naja, dazu hatte ich hier schon was geschrieben, eine unterirdische Platte, die ich wohlwollend als schlechten Scherz bezeichnen möchte. Und bei allem was danach an Neuigkeiten über Robbie Williams Leben in L.A., angeblichen Alien-Sichtungen etc. zu lesen war, schien er munter auf einen ziemlichen Tiefpunkt zuzusteuern.
Insofern spürte ich dieses Jahr eine gewisse Freude, als das neue Album angekündigt wurde. Und jetzt, nachdem ich es gehört habe, bin ich etwas ratlos. Wie alt ist der Mann? "Reality Killed The Video Star" bietet sicherlich keine ganz schlechten Songs, aber es ist völlig austauschbar, perfekte Hintergrundmusik, die dudeln kann, ohne dass man sich bei seinen eigentlichen Tätigkeiten gestört fühlt. Von Trevor Horn produziert könnte man meinen, ein langsam in die Jahre kommender Popstar, der sich von allen aktuellen Einflüssen abgenabelt hat, hätte ein Comeback gestartet. Wenn statt Williams Elton John auf dem Cover zu sehen sein würde, ich würde mich nicht wundern. Aus einem rebellischen, frischen und vor allem witzigen Musiker ist ein Hintergrundgeräuschler geworden. Schade.
Und morgen tritt er wieder mit Take That auf. Auch wenn es sich um ein Benefizkonzert handelt - es beweist doch wieder den guten alten Beckenbauer-Slogan "Was schert mich mein Geschwätz von gestern?". Für die gute Presse und den erfolgreichen Verkauf seines "Comeback"-Albums sind dann Gary Barlow, Howard Donald, Mark Owen und Jason Orange wieder gut genug - und Robbie Williams leider äußerst unglaubwürdig.

Mittwoch, 25. Oktober 2006

Robbie Williams - Rudebox (Review)

*nachWortensucht*
Es fällt mir wirklich schwer, einen Verriss zu diesem Album zu schreiben, mir wäre lieber, ich würde den Meinungen aller Kritiker da draußen nicht zustimmen.
Fangen wir also mit den positiven Punkten an:

Der tatsächlich beste Song der Scheibe ist das Manu Chao cover King of the Bongo, witzigerweise der Titel, bei dem ich im Vorfeld am skeptischsten war, was Robbie daraus machen würde. Gut, im Endeffekt hat er den Song 1:1 nachgespielt, das ist nun keine Glanzleistung, aber wenigstens nett anzuhören. Einzig der französische Part am Schluß ist ein bisschen daneben geraten, eine muttersprachliche Backgroundsängerin wäre da wohl besser gewesen.
Überhaupt sind die Songs, bei denen andere Leute ihre Finger im Spiel haben bzw. das Original geschrieben haben, die positiven Überraschungen des Albums.
Das Lewis Taylor cover Lovelight würde sich in der Form auch auf dem aktuellen Justin Timberlake-Album gut machen. Robbie singt relativ hoch, aber im Gegensatz zu den restlichen Songs kommt hier wenigstens ansatzweise sein stimmliches Talent zum Ausdruck. Ein nettes, swingendes Stück, bei dem man sich unweigerlich mitbewegt.
The Actor transportiert den 80er Jahre Sound erfolgreich ins Jetzt, ziemlich tanzbar und groovig. Und insbesondere die von einer weiblichen Stimme gesprochenen, eingespielten Schauspieler-Klischee-Sprüche ("when I'm on stage, I feel alive" und anderes blabla) geben dem Stück die nötige ironische Würze.
We're the Pet Shop Boys, eine der beiden Collabos mit den Pet Shop Boys gefällt mir wahrscheinlich nur deswegen so gut, weil ich als Kind/Teenie deren Songs wirklich unheimlich gerne gehört habe und sie für ihr Gespür für Melodien inmitten des damaligen Synthie-Einheitsbreis immer sehr verehrt habe. "We're the Pet Shop Boys" ist ein ultimativer Tribute an Neil Tennant und Chris Lowe, der Text bietet zahlreiche Anspielungen an ihre Hits und die Tatsache, dass man Tennants Stimme sehr deutlich heraushört, ist ein weiterer Grund, im Anschluss auf repeat zu drücken.

Und das wärs auch schon. Vier (4!) gute Songs von 17 (inkl. Bonustrack). Das ist eine ziemlich magere Ausbeute. Und es ist auch nicht so, als wäre der Rest einfach nur uninteressant oder "nicht-so-toll", nein, die restlichen 13 Titel sind wirklich richtig schlecht. Und ich meine S C H L E C H T. Ich habe mich beim mittlerweile dreimaligen Hören der Scheibe unglaublich beherrschen müssen, nicht andauernd weiterzuskippen.
Um mal im Pet Shop Boys-Jargon zu bleiben: Die EMI-Verantwortlichen, die vor einigen Jahren den höchstdotierten Plattenvertrag mit Robbie über 80 Mio € geschlossen haben, müssen sich eigentlich nach diesem Album fragen "What have I done to deserve this?".

Der Titelsong Rudebox ist ja noch einigermaßen erträglich. Viva Life On Mars ist langweilig. She's Madonna, die andere Zusammenarbeit mit PSB zeigt eigentlich auch nur sehr deutlich, dass deren Glanzzeit mittlerweile vorbei ist. Ein Titel ohne Ecken und Kanten, weichgespült, unwichtig.
Keep on ist ausdruckslos. Good Doctor fängt nach einer Minute einfach nur an, schrecklich zu nerven. Never Touch That Switch - was soll das? Und so könnte ich endlos weitermachen. Absolut übelstes Stück auf "Rudebox" ist The 80s, das ist peinlich, nein, oberpeinlich, hier ist sogar der Text absolut unterirdisch.

Hat Robbie das Singen verlernt? Er hat eine wirklich sehr schöne Stimme, die hier bis auf wenige Ausnahmen (und da muss man schon genau hinhören) überhaupt nicht zur Geltung kommt. Er singt monton, ausdruckslos, als würde er sich nur ein bisschen die Zeit vertreiben wollen. Das können Erstrunden-Casting-Teilnehmer besser.
Aber selbst darüber freut man sich noch, denn die Alternative, seine Möchtegern-Rapeinlagen, sind dagegen völlig unerträglich. Was ist passiert? Hat er zuviel Mike Skinner/The Streets gehört? Robbie rappt ohne jegliches Rhythmusgefühl, ohne "Flow", wie es so schön heisst. Er quetscht die Textzeilen irgendwie gerade eben mit aller Mühe in die Melodie, dass es furchtbar stümperhaft und holprig klingt. Über die z.T. Anfängertexte will ich mich hier gar nicht erst auslassen. Und die Musik drumherum ist ebenfalls austauschbar.

Ehrlich, ich kann nur sagen Finger weg von diesem Schrott.

Freitag, 28. Juli 2006

Danke, Robbie, für das schöne Konzert gestern!

Ooookay... Das war richtig toll! Ich muss zugeben, ich hätte nicht gedacht, dass mich Robbie Williams dann doch so mitreißen würde, gestern im Berliner Olympiastadion. Er hat einfach eine klasse Stimme, macht im Großen und Ganzen schöne Musik, ist sexy und extrem witzig. Wir haben uns zwischendurch einfach nur weggeschmissen vor Lachen.

Zwei (oder drei) Sätze zu den Vorbands:
Orson waren einfach nur total langweilig, jedes Lied klang gleich, dementsprechend Null Stimmung in dem zu diesem Zeitpunkt erst 1/3vollen Stadion.
Basement Jaxx dagegen waren ein Ohren- und Augenschmaus mit ihren drei Wuchtbrummen (und ich meine das sehr positiv), die mit am Start waren. Die Ladies waren nicht nur gut bei Stimme, sie hatten mächtig Rhythmus im Blut und in den Beinen, haben richtig Stimmung gemacht und die coolsten, schrillsten Kostüme aus ihrer Bühnengarderobe mitgebracht, die ich seit langem gesehen habe. Die drei Trompeter kamen in 70er Jahre-Retro-Trainingsanzügen in schwedischen Nationalfarben. Wirklich tolle Band und ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn sie uns den ganzen Abend unterhalten hätten, dachte ich zumindest zu dem Zeitpunkt, aber dann kam Robbie...

Mit Feuersäulen und -werk auf der Bühne begrüßten wir Robbie Williams, der sein Set mit "Radio" begann und damit gleich die Richtung für den Abend vorgab: eine energiegeladene und tanzbare Show, nicht selten unterbrochen durch allerfeinsten Humor à la Robbie.

Es folgten "Rock DJ", "Trippin", "Monsoon" (nein, nicht der, durch den Tokio Hotel waten), der im Übrigen so ein richtig geiler Stadionsong ist, "Millennium", "Make me pure".
Dann einmal tief durchatmen. Zwischendurch immer wieder Robbie im Gespräch mit dem Publikum. Das Olympiastadion war nicht ausverkauft, sah man ganz gut an den Rängen links von der Bühne. Wie sagte Robbie, die Plätze wären eigentlich von Zidanes Familie reserviert worden. Überhaupt Fußball - dieses Thema begegnete uns noch oft an diesem Abend. Robbie, selbst erklärter Fußballfan, weiß natürlich, wie man die deutschen Zuschauer auf seine Seite zieht.
"Give me a Bi… give me an öhrlin… give me a Di… give me an oitschländ ….
Say Kay… say linnsmän … Klinnsmän ist klasse!"

Seit 15 Jahren, sagte er, käme er regelmäßig nach Deutschland und fühlt sich nach eigenem Bekunden hier sauwohl. Auch seine Deutschkenntnisse nötigen uns Respekt ab "alles fit im Schritt, over there?" LOL.
Zur Halbzeit rief er seinen Best Buddy Jonathan Wilks auf die Bühne, vielen noch bekannt von dem "Swing when you're winning"-Album. Gemeinsam performten sie "Me and my shadow", dazu wird sich natürlich noch mal klassisch das Jacket über das verschwitzte T-Shirt gezogen. Danach folgte eine kleine Comedyeinlage der beiden, die, wie man meinen könnte, ihnen von allen Anwesenden noch am meisten Spaß machte. Einen Wettstreit hätten sie laufen, meinte Robbie. Wer von ihnen den kleinen Minifußball am weitesten ins Publikum treten könne. Nach einigen Albereien (u.a. ein gemeinsam mit Fistelstimme angesungenes "Staying alive") wurde dies dann auch geprüft, man hätte es als Unentschieden werten können. Quittiert wurde das Ganze dann von einem feinen Kopfstoß Robbies á la Zidane gegen Wilks. Frenetisch bejohlt und gefeiert von uns Fans natürlich.
Und ehe Wilks von der Bühne verbannt wurde, gab es noch ein gemeinsam vorgetragenes "Strong" in Karaoke-Version (Lyrics auf den Leinwänden) mit dem Erfolg, dass nun jeder, aber auch wirklich jeder mitsang.
Wirklich witzig wurde es wieder, als Robbie an seine Take That-Zeit erinnerte. Mit typischen Boyband-Tanzposen sang er diverse Take That-Songs kurz an. Vielleicht auch, um dem Mädel in der vorderen Reihe, mit dem er leicht geflirtet hatte und die gerade noch den Kopf schüttelte, als Robbie sie fragte, ob sie denn auch Take That gemocht habe, was zu beweisen? Nein, hat er wohl nicht nötig. Letztenendes gabs dann aber doch ein komplettes "Back for good" für uns. Die darauffolgenden Songs kenn ich nicht oder kann mich nicht erinnern. Erst "Come undown" sagte mir wieder was, mag ich immer noch nicht das Lied, aber als Robbie am Ende des Songs in ein "Take a walk on the wildside" hinüberglitt, wurde es wieder interessant.
Dann noch "Feel" und ich merkte langsam, wie meine Stimme kippte. Hatte dann aber auch etwas Zeit zum Ausruhen, ehe es mit den Zugaben weiterging.
"Let me entertain you" - Ja, Robbie, machst du doch schon und das erstklassig. Damit startete der Zugabenblock, das an KISS-angelehnte Video lief im Hintergrund. "Angels" noch und zum krönenden Abschluss als letzte Zugabe dann ein fantastisches, rockiges "Kids" im Duett mit einer seiner Backing-Sängerinnen, die Kylie würdig vertreten konnte.

Übrigens fand auch der neue, bisher unveröffentlichte Song "Rudebox" (o.ä.) den Weg in die Zugaben, der einem schon einen Ausblick auf das nächste Album geben sollte. Ich hoffe, das war nur ein Witz, ich fand den Song nämlich übelst. Robbie kann ja vieles, aber er kann nun mal nicht rappen.

Hinterher gibt es immer irgendein Lied, was man vermißt hat, aber nun ja: c'est la vie.

Wichtig ist: wir hatten einen fantastischen, spaßigen Abend mit einem sehr gut aufgelegten, frechen und manchmal auch charmanten Gastgeber, ich habe heute keine Stimme mehr, die schwirrt noch durchs Olympiastadion und werde vermutlich noch einige Zeit an diesen schönen Sommerabend zurückdenken!

Hier noch ein paar Bilder. Ich Erdnuckel konnte leider nicht wirklich auf die Bühne schauen, aber wozu gibt es Leinwände ...

BasementJaxx_01 Robbie_01

Robbie_JonathanWilks Robbie_02

Mehr in meinem Profil unter Medien.