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Mittwoch, 8. Mai 2013

Yeah Yeah Yeahs, C-Halle, Berlin, 06.05.2013

CollageYYYWas für ein fantastischer Abend vorgestern. Erst begeistern mich die Bosnian Rainbows so sehr, dass ich (im ersten Moment) auch auf den Hauptact verzichtet hätte, wenn die Rainbows dafür noch ein wenig länger gespielt hätten.

Und dann kommen die Yeah Yeah Yeahs auf die Bühne, und die tolle Vorband ist sofort vergessen. Seit über zehn Jahren sind Karen O und ihre Band gut im Geschäft, und seitdem mag ich ihre Musik, auch wenn sie sich im Lauf der Jahre etwas verändert hat, bei mir aber immer die richtigen Knöpfe drückte, zu einem Konzert hab ich es in der Vergangenheit aber nie geschafft, Karen O's Ruf als Rampensau zum Trotz.

Was mich am Montag dann erwartete, war ein hervorragender Songmix aus ihrem bisherigen Schaffen inkl. einiger Titel aus dem aktuellen, etwas ruhigeren Album "Mosquito" und eine extremst gutlaunige Band. Drummer Brian Chase hätte an diesem Abend wohl nix die Laune verhagelte, der grinste und lachte während des gesamten Konzerts so als hätte er den Spaß seines Lebens.
Und Karen O hatte die Meute in der fast ausverkauften C-Halle mit dem ersten Ton im Griff. Im knallroten Anzug, der bei mir leichte Erinnerungen an einen Las Vegas Elvis hervorriefen und mit einem völlig unpassenden Umhang mit Zebramuster betrat sie zu "Gold Lion" die Bühne und gab gleich das Tempo für den Abend vor. Die Frau sprang unaufhörlich über die Bühne, bog ihren Körper in allen Richtungen, tanzte, sang, quietschte, schrie, lachte, mal reichte sie ihr Mikrofon durch die erste Reihe, um ihre Fans singen zu hören und dann wieder zeigte sie sich verletzlich und nachdenklich beim stimmungsvollen "Despair". Spätestens beim ultimativen Partysong "Heads Will Roll" hingen wir alle völlig entfesselt in der Luft und brüllten uns die Seele aus dem Leib, weils einfach Spaß macht, dem Alltag mal für zwei Stunden zu entfliehen und ihm ein "Off with your head, dance 'til you're dead" entgegenzuschreien.

Am Ende konnten wir die YYYs sogar noch für eine zweite Zugabe herauslocken, sichtlich erschöpft und k.o. wie die meisten der Fans auch.
Ein echt toller Abend, an dem die Frauen (Teri Gender Bender beim Support und Karen O später) die C-Halle zum Beben gebracht haben. Die Collage oben zeigt die Frontdame in Action und nachfolgend zwei Videos vom Konzert.

Dienstag, 7. Mai 2013

Bosnian Rainbows (Support für die Yeah Yeah Yeahs), C-Halle, Berlin,06.05.2013

IMG_20130507_164157Normalerweise binde ich die Vorbands immer in meinem Eintrag zur Hauptband ein, aber gestern Abend haben mich die Bosnian Rainbows derart begeistert, dass es einen Extrablogpost gibt.
Nachdem ich hinterher zuhause ein wenig über die noch recht neue Band nachgelesen habe und nun weiß, dass The Mars Volta Mitglieder Omar Rodríguez-López und Deantoni Parks hinter diesem Projekt stecken und die Bosnian Rainbows im vergangenen Jahr gründeten und sich fürs Mikro Teri Gender Bender und für die Keyboards Nicci Kasper dazuholten, wundert mich der Sound nicht mehr. Auch wenn das nicht unbedingt nach The Mars Volta klingt, so lässt sich doch eine deutliche Handschrift (wieder)erkennen.

Mich hat das halbstündige Supportset völlig geflasht. Da wäre zum einen der großartige Rocksound, der in den Ohren klingelt, im Bauch brummt und dann direkt in die Beine geht, weil hier eben sowohl Punkeinflüsse als auch 80er Jahre Synthiesound zu hören sind, die das Ganze tanzbar machen. Dazu die sehr schöne Stimme von Sängerin Teri, die die zarten Töne genauso anschlagen kann wie sie auch locker mit den Gitarrenriffs mithalten kann. Manchmal fühlte ich mich an Blonde Redhead erinnert, dann wieder an Siouxsie and the Banshees.

IMG_20130507_164306Zuallererst muss man sich jedoch an Teris Bühnenperformance gewöhnen. Die hübsche Dame bewegt ihren grazilen Körper auf eine Art und Weise, bei der entweder Samara ("Der Ring") selbst das Fürchten kriegt oder man meinen könnte, sie wäre direkt aus der Wildnis ins Hier und Jetzt katapultiert worden. Im ersten Moment ist das belustigend, aber dann zieht es immer weiter in den Bann, und man kann irgendwann die Augen von dieser Frau, die breitbeinig auf dem Boden hockt und an das Balzverhalten stolzer Vögel erinnert, zwischendurch einen Nylonstrumpf auszieht und sich ihn in den Mund stopft, nicht mehr entziehen. Diese Teri Gender Bender - wie sie sich nennt und vorher in der mexikanischen Band "Le Butcherettes" gesungen hat, was ihre gehauchten "Muchas gracias" erklärt - ist nicht nur unglaublich talentiert, sondern schlicht und einfach ein höchst faszinierendes Geschöpf.

Da halt auch die Musik voll meinen Geschmack getroffen hat, freue ich mich jetzt schon auf die Veröffentlichung des Debütalbums im Juni; und allen anderen kann ich raten, sich die Bosnian Rainbows unbedingt mal live zu geben.

Hier zwei Live-Mitschnitte:

Montag, 18. März 2013

Of Monsters And Men (Support: Mugison), C-Halle, Berlin, 14.03.2013

Jetzt gerade fällt mir ein, dass ich Ende Februar gar nichts zum netten Biffy Clyro Konzert im Berliner Huxley's geschrieben habe. Das war wirklich schön, und die Biffys sind einfach super sympathisch. Allerdings war ich an dem Abend so erschossen, dass ich eher stummer Beisitzer war und dem Geschehen auf der Bühne von ganz hinten gefolgt bin und somit eigentlich nicht die Art Zuschauer war, den die Schotten verdient hätten.

Am vergangenen Donnerstag sah die Sache anders aus. Of Monsters And Men - darauf hab ich mich richtig gefreut. Obwohl dieser Folkpop, den die Isländer spielen, nicht wirklich meine Musikrichtung ist, liebe ich ihr Debütalbum und spiele es seit fast einem Jahr rauf und runter. Vermutlich liegts an dieser fragilen Stimme von Nanna Bryndís Hilmarsdóttir gepaart mit dem sanften, melodischen Klang von Ragnar Þórhallsson Stimme, die beiden passen einfach perfekt zueinander. Das Ganze noch mit einem Hauch Shanty, einer Prise Hippie und viel Folk garniert, macht die Musik enorm viel Freude.
Live war in der ausverkauften C-Halle eine fantastische Stimmung, aber nicht jeder Song konnte mich mitreißen. Daran ist weniger die Band schuld als eher die Tatsache, dass ich dann doch mehr "Rockchick" bin und ungern zu ruhigeren Titeln (die ich zuhause auf meiner Couch sehr genieße) vor mich hin schunkele. Trotzdem sei erwähnt, dass die sympathischen isländischen Musiker toll aufgespielt haben und eine Menge positiv aufgeladener Energie aufs Publikum verschossen hat.
Nur die Bühnenoutfits müssten sie echt nochmal überdenken, das war schlimm *lach*.

Völlig geflashet hat mich der ebenfalls aus Island stammende Musiker Mugison, der als Ein-Mann-Band als Support auf die Bühne kam. Grundsätzlich ziehe ich vor allen Menschen den Hut, die sich so mutterseelenallein auf die Bühne trauen, während eine ganze Meute von Fans auf ihre Lieblingsband wartet. Der bärtige Knuddelbär begleitete sich während der ersten beiden Songs mit so einer Art "Soundboard" (keine Ahnung, wie man das wirklich nennt), dem er recht schräge Töne entlockte. Aber zusammen mit seiner sehr einschmeichelnden Stimme klang das ziemlich klasse. Und dann griff sich der Gute eine akkustische Gitarre und spielte während seines restlichen Sets erstklassigen Bluesrock. Das hat so viel Spaß gemacht, einem solchen Vollblutmusiker zuzusehen und zuzuhören, ich war schlicht begeistert. Vermutlich war aber auch das ein Grund dafür, dass ich danach so gar nicht mehr auf Folk eingestellt war, sondern viel lieber noch ein bisschen was von Mugison gehört hätte.

Hier noch die Setlist von Of Monsters And Men:
Dirty Paws, From Finner, Slow and Steady, Mountain Sound, Numb Bears, Skeletons, (Yeah Yeah Yeahs cover), Love Love Love, King and Lionheart, Lakehouse, Little Talks, Six Weeks
Encore: Sloom, Yellow Light

Und nachfolgend einmal Mugison mit "Jesus Is A Good Name To Moan" und Of Monsters And Men mit "Love, Love, Love".



Mittwoch, 21. November 2012

The Hives (Support: The Bronx), C-Halle, Berlin am 20.11.2012

TheHives_CollageEigentlich sind skandinavische Rockbands sowieso eine (fast) sichere Sache und haben mich live bisher nie enttäuscht. Die Chance auf liebenswert extrovertierte Größenwahnsinnige, die smart, humorvoll und trotz aller offensichtlichen Professionalität höchst sympathisch agieren, ist bei den Nordlichtern einfach extrem groß. Ob früher Gluecifer, Hellacopters, Turbonegro oder Mando Diao, The Hives und im Übrigen auch aktuell Royal Republic oder die eher Pop-affinen wunderbaren Finnen Kakkmaddafakka - man muss sie einfach lieben.

The Hives haben gestern ihrem guten Ruf alle Ehre gemacht. Ich sage mal, dass es absolut unmöglich ist, während dieses herrlichen Auftritts keine gute Laune bekommen zu haben.

Zunächst eröffneten The Bronx den Abend - mir persönlich kein Begriff, aber meiner Begleitung waren sie bekannt. Ist nicht so meine Musikrichtung, zugute halten muss man der Band die unbedingte Kuschelfähigkeit des Sängers, der sich - glaube ich - länger im Publikum aufgehalten hat als auf der Bühne. Ein, zwei Songs haben mir richtig gut gefallen, der Rest war halt okay.
Während der Umbaupause haben uns am meisten die Ninjas fasziniert. Roadie-Ninjas, die maskiert und in schwarzen Kampfanzügen (fehlten nur die Wurfsterne) über die Bühne huschten, um beim Aufbau zu helfen. Später beim Set waren sie u.a. auch für Percussion, Kabelentwuselei und andere Dinge zuständig, weiterhin in ihrer Maskerade. Die stillen Helfer, irgendwie ein cooles System. The Hives wissen halt, dass das Augenmerk der Fans auf der Band liegen muss.

Nach dem klassischen Intro ging es mit "Come On!" los, und fünf Herren kamen gutgelaunt im Frack gekleidet auf die Bühne und positionierten sich vor den überdimensionalen Buchstaben. Das Ganze hatte etwas von einer Revue, und im Verlaufe des Abends bin ich auch immer mehr zur Überzeugung gelangt, dass Sänger Per Almqvist in seinem früheren Leben sicher ein Revuegirl war. Heute führt er eine Zweitexistenz als Südstaaten Conferencier *lach*. In seiner professionellen Art, mit dem Publikum umzugehen, erinnert er an diese typischen US-Rockband-Showmacher, aber bei ihm wirkt das alles noch so verspielt, und eigentlich kommt man bei seinen Ansprachen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Zwischen dem netten Geschwatze wurde gerockt, was das Zeug hält, The Hives machen halt Partymusik und präsentierten eine schöne Mischung ihrer Alben.

Und das Publikum ging richtig schön mit, ich bin im Nachhinein dankbar, dass es uns nach oben auf die Galerie gezogen hat. Zum einen war die Sicht auf die Bühne natürlich fantastisch, und die Columbiahalle ist übersichtlich genug, dass man da oben trotzdem mittendrin ist, zum anderen wäre mir das unten einen Tick zu wild gewesen. Es war aber schön, dem Hüpfen und Schubsen im Innenraum zuzusehen und die Vibrationen bis oben auf der Galerie zu spüren.
Eine Setlist kann ich nicht liefern. Wer mag, kann sich den einen oder anderen Videomitschnitt auf YouTube ansehen, ein Beispiel nachfolgend.

Alles in allem ein wunderbarer Abend!

Dienstag, 8. Mai 2012

Foster The People - Live in der C-Halle, Berlin, 02.05.2012

SAM_0020Meine Güte, eine Woche her und schon fast gar nicht mehr war, trotzdem wollte ich doch noch ein paar Worte zum Konzert der Kalifornier loswerden. Und ich machs kurz: Spaß hat's gemacht. Aber hallo.
Ich war nicht ganz darauf vorbereitet, dass die Band so viele Teeniemädchen anzieht, die dann u.a. sogar mit selbstgebasteltem Pappschild mit Herzchen in der ersten Reihe standen, insofern kam ich mir als Enddreißigerin hin und wieder etwas fehl am Platze vor.
Das ändert aber natürlich nichts an der fantastischen Musik, und entsprechend kann ich nur allen, die sich bisher mit Foster The People nicht beschäftigt haben, das geniale Album "Torches" aus dem letzten Jahr ans Herz legen, dessen Songs live noch viel rhythmischer rüberkommen. Den Impuls loszutanzen kann man nicht verdrängen, da möchte sich einfach jeder Muskel bewegen. Dabei kommt die Band noch sehr sympathisch rüber, sind halt noch sehr jung, aber treten selbstbewusst und professionell auf, ohne es an Charme fehlen zu lassen. Sänger Mark Foster ist an allen Ecken und Enden zu finden, hat ne tolle Livestimme, spielt Gitarre, bedient das Keyboard und stellt sich auch an den Drums nicht schlecht an. Dazu ist er noch recht "niedlich", so dass es kaum verwundert, dass die kleinen Mädels kreischen. Eine Gruppe von fünf Teenies wurde dann auch sehr glücklich gemacht, als sie zu "Call It What You Want" auf die Bühne geholt wurden und mittanzen durften.
Die Setlist war abwechslungsreich, die nicht ganz ausverkaufte C-Halle stimmungstechnisch gut drauf, und das erfrischende Alster am Ende hatte ich echt nötig. Ihre Deutschland-Tour ist mittlerweile vorbei, sollten sie aber das nächste Mal in unseren Gefilden spielen, kann ich die Band wirklich nur empfehlen, wenigstens das wollte ich noch mitteilen. Wenn man etwas kritisieren will, dann die leicht übertriebene Lightshow, das hatte eher was von nem Stadion Act und passte nicht so wirklich in die C-Halle.

Samstag, 17. September 2011

Kitty, Daisy & Lewis - live in der C-Halle, Berlin, 16.09.2011

snapshot20110917215346Ein paar Worte zu dem gestrigen Hammerkonzert in der C(olumbia)-Halle in Berlin möchte ich noch verlieren. Meine Motivation, mir Kitty, Daisy & Lewis live anzusehen, war eher Neugier. Ihr aktuelles Album "Smoking in Heaven" finde ich zwar ganz gut, aber es hat auch irgendwie was von altmodisch und "so tun als ob". Ein Gefühl, das sofort verschwindet, wenn man die Band live auf der Bühne erlebt. Der musikalische Stil, ihr Look - das hat nichts mit Verkleidung zu tun, sondern alles wirkt so gelebt, so echt, dass man eher als Zuschauer eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit macht.

Die Geschwister Durham treten gemeinsam mit ihren Eltern - Graeme Durham an der Gitarre und die wahnsinnig gute Ingrid Weiss am Kontrabass - auf. Zu fünft und mit dem bald 80jährigen Gasttrompeter Eddie „Tan Tan" Thornton ist es einfach nur fantastisch, welche Energie und Lebensfreude diese Gruppe rüberbringt, und zwar ohne, dass da wer über die Bühne hüpfen muss, sondern nur dank ihres unglaublichen Talents. Die drei sind Multiinstrumentalisten, wechseln sich daher auch häufiger an den Instrumenten ab, während die jüngste - Kitty - ein wahres Genie an der Mundharmonika ist, die älteste - Daisy - einen recht eigenwilligen Drumstil hat und der mittlere - Lewis - ein begnadeter Gitarrist ist. Dass sie seit ihrer Kindheit zusammenspielen, merkt man daran, dass sie sich blind verstehen, perfekt aufeinander eingespielt sind.
In ihrer Setlist wechseln sich uriger Rhythm & Blues, Dixieland und Bluegrass ab, als Eddie „Tan Tan" Thornton die Bühne entert, gibts auch leichte Jamaica-Klänge zu hören, dann wieder fühlt man sich am Strand von Honolulu. Der Sound ist erdig und rauh, der Rhythmus - der dank Bass und Drums immer im Fokus steht -  geht sofort in die Beine, oder man müsste schon völlig apathisch sein. Während Lewis eher croont, Kitty eine warme, sehr weibliche Stimme hat, klingt Daisy im Gesang geradezu schnoddrig-frech. Auf diese Weise ergänzen sie sich gegenseitig.
Diese geballte Ladung Talent, überdies noch garniert dadurch, dass alle drei auch noch hübsch aussehen und sich recht unglamourös bescheiden geben, ließ mich in einer Mischung aus purer Begeisterung, Respekt und blankem Neid zurück *lach*. Die Partystimmung im Publikum tat ihr Übriges, erwähnenswert hier vielleicht, dass das Durchschnittsalter eher bei 35+ lag, und somit ganz junge Fans in der totalen Minderheit waren. Das erlebe ich sonst eher andersherum.

Im Vorprogramm spielte die bezaubernde Gemma Ray, die in ihrem braven Mädchenkleid mit Gitarre und unterstützt von zwei weiteren Musikern schöne, bisweilen sehr dramatische Songs zum Besten gab, ein wenig Blues, ein wenig Country, ein bisschen Surferballade, sehr mädchenhaft mit klugen Texten. Für mich gestern eine echte Entdeckung und der perfekte Einstieg in einen fantastischen Konzertabend! Das Konzert wurde gefilmt und sollte eigentlich als Live-Stream auf der RollingStone-Seite zu sehen sein, kann dort aber nix finden.

Hier noch ein Kitty, Daisy & Lewis-Mitschnitt von "Polly Put The Kettle On"

Mehr hier.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Fleet Foxes, 25.05.2011, Berlin, C-Halle

Josh T Pearson 02Gestern Abend hab ich mir ein kleines "Überraschungskonzert" gegeben, soll heißen, ich hatte überhaupt keinen Schimmer, was mich erwartet, da ich von Fleet Foxes bisher nur zwei Titel kannte, diese aber ganz nett fand. Doch wenn man einen Eventim-Gutschein geschenkt bekommt, schreit das ja förmlich danach, dass man sich mal ein Experiment leistet.
Ein bisschen bevorurteilt hab ich erwartet, dass ich ein Publikum voller Bärte sehe *lach*, aber tatsächlich war das alles gut gemischt, die Leute auch recht entspannt und locker. Offenbar gabs im Vorfeld und auch während des Sets von Fleet Foxes einige technische Probleme, die zum einen dazu führten, dass der ganze Abend etwas später begann und zum anderen dazu, dass sich FF-Sänger Robin Pecknold permanent beim Publikum entschuldigte, wobei ich persönlich keine Probleme heraushören konnte.
Als Support stand Josh T. Pearson auf der Bühne, ein echt komischer Kauz. Der kam irgendwann im Vorfeld auf die Bühne, spielte ein- und denselben Gitarrenakkord und nuschelte irgendwas im Singsang ins Mikro. Und plötzlich verschwand er wieder. Zu dem Zeitpunkt war ich dann sicher, dass das nur ein Roadie war, der 10 Min. lang Gitarre und Mikro getestet hat *lach*. Aber dann kam er pünktlich um 20.30 Uhr wieder auf die Bühne, redete dann etwas deutlicher, stellte seinen 10jährigen Bart vor und bewies durchaus Unterhalterqualitäten. Blöderweise spielte er aber erneut 30 Minuten lang den gleichen Gitarrenakkord, der ihn dann durch einige etwas entnervende Songs begleitete. Also Pearson war schräg/anstrengend, und ich war echt dankbar, als sein Set vorbei war.

Fleet Foxes 03Fleet Foxes begeisterten dann mit wirklich schönen Wohlfühlsongs im Harmoniegesang. Dass ich 98% der Songs nicht kannte, war auch mal 'ne Erfahrung, man kann sich live doch viel eher auf Neues einlassen. Ich stehe normalerweise nicht allzusehr auf Folk, was mir an FF aber gut gefällt, ist die leichte Ähnlichkeit zu alten Simon & Garfunkel Songs, da kommt man schnell in eine gewisse verträumte Stimmung, wenn die Texte auch durchaus ernstzunehmen sind. Dazu machte die Band einen höchst sympathischen Eindruck. Die Atmospäre in der Halle war entspannt, man lauschte andächtig den Songs, es wurde mitgesungen, aber nicht zu laut, schließlich wollte man die klare Stimme des Sängers noch hören, und nur zwischen den Titeln gabs dann heftigen Applaus und wohlmeinende Zurufe aus der Menge, die Robin Peckhold erfreut aufgenommen hat, wenn er auch sonst in Sachen Kommunikation noch was nachzuholen hat.
Insofern nicht so "mein typisches" Konzert, ich bin am Ende dann auch ein wenig zappelig geworden, weil das mehr der folkig-schunkelige Rhythmus war, und nicht jeder Titel konnte mich begeistern, aber alles in allem hab ich die C-Halle gut gelaunt verlassen (bis ich feststellte, dass irgendein Dödel mein Fahrrad zugeparkt hat und ich nur unter Aufbietung meiner letzten Kraftreserven meinen Drahtesel wieder freibekommen hab).
Liebe Grüße an Julia aus Fulda an dieser Stelle, ist doch immer wieder schön, wenn man mit anderen Konzertbesuchern nette Gespräche führen kann.

Hier ein kleines Live-Beispiel über YouTube:



Wen es interessiert, es gibt noch einen lesenswerten Spiegel-Artikel zum gestrigen Berlin-Konzert.

Donnerstag, 17. März 2011

Kyuss Lives - Berliner C-Halle am 16.03.2011

Ich machs kurz: Ein recht perfekter Stonerrock Abend. Schon die beiden Support-Bands haben mir gut gefallen. Die deutsche Band Burden spielte eher so den urtypischen Stonerrock und hatte dabei ein bisschen mit dem Sound zu kämpfen, das klang alles andere als perfekt, trotzdem nicht schlecht und Sänger Thorsten kam sehr sympathisch rüber. Danach ging es weiter mit den kalifornischen Musikern Waxy, die ich echt klasse fand. Die hatten auch eindeutig besseres Equipment dabei, so dass der Sound nicht ganz so breiig rüberkam. Die Songs waren etwas melodischer und variantenreicher als bei Burden. Muss mal bei iTunes schauen heute Abend, ob ich von denen schon was laden kann.
Kyuss Lives kamen gegen 22.00 Uhr auf die Bühne und spielten. Ja, Überraschung *lach*, aber mehr kann man das nicht ausschmücken. Keine Ansagen, null Interaktion mit dem Publikum, sondern einfach spielen. Mag das letztlich lieber als diese klischeemäßigen Phrasendreschereien von Musikern, die in den jeweiligen Städten immer die gleichen Sachen erzählen (anders sind natürlich "echte" Erzähler wie Dave Grohl oder so). Dann lieber ein ehrliches Klanggewitter von der Bühne, welches so perfekt gespielt wird und im Falle von Kyuss von deren altem Zauber lebt und dabei das Publikum in der ausverkauften C-Halle (ehemals Columbiahalle) richtig mitreißt. Nick Oliveri scheint ein wenig ruhiger geworden zu sein, John Garcia macht sich auch nicht tot auf der Bühne, kommen längere Instrumentalpassagen, dann verschwindet er halt auch mal minutenlang *lach*. Das ging gestern alles ziemlich lässig ab, der Inbegriff von cool halt. Das überschwängliche Dankeschön am Ende der Zugabe, als Kyuss Lives vom Publikum frenetisch gefeiert wurde, kam dann tatsächlich etwas überraschend.
Das Set war überschaubar, ca. 80 Minuten haben sie inklusive Zugabe gespielt, auf eine zweite Zugabe haben sie sich nicht eingelassen, obwohl wir Fans noch lange johlten, klatschten, kreischten, als bereits die Rausschmeißmusik lief und die Ausgänge geöffnet wurden.
Hier ein Blick auf die Setlist mit Dank an den freundlichen Menschen, der diese bei SetlistFm eingestellt hat.
Gardenia, Hurricane, One Inch Man, Thumb, Odyssey, Conan Troutman, Freedom Run, Allen's Wrench, Asteroid, Fatso Forgetso, Supa Scoopa and Mighty Scoop, Whitewater, El Rodeo, 100°
Zugaben: Molten Universe, Tangy Zizzle, Green Machine


"Demon Cleaner" hätte ich noch schön gefunden, sicherlich nicht der großartigste Song, den Kyuss je geschrieben haben, aber der, mit dem ich am meisten verbinde. Aber gut, man kann nicht alles haben und überhaupt mal in den Genuss zu kommen, die fantastischen Sounds von Kyuss mal live hören zu können, hat mich schon glücklich genug gemacht. Ich stand oben auf der Galerie und konnte das Treiben unter mir bestens beobachten, war dann am Ende froh, dass ich nicht unten geblieben bin, auf Dauer hätte ich das in meinem reifen Alter (höhö) nicht überlebt. Hab mal mit meiner Kamera die "Bodenbewegungen" eingefangen (siehe hier) und einen Teil von "Freedom Run" mitgefilmt als Soundbeispiel (siehe hier).
Klasse Abend. Noch ein paar Impressionen (anklicken zum Vergrößern):
Kyuss_01Kyuss_02Kyuss_06Kyuss_07Kyuss_08Kyuss_10

Sonntag, 5. Dezember 2010

Suede, Berlin, C(olumbia)-halle am 03.12.2010

Foto0053Zu Suede habe ich erst Mitte der Neunziger gefunden, mit dem Album "Coming Up" aus 1996, und als ich mich in Songs wie "Beautiful Ones", "Chemistry between us" und "Trash" unendlich verliebt habe, stimmte die Chemie dann auch plötzlich mit den ersten beiden Alben "Suede" und "Dog Man Star", die Songs enthalten, die sich nach wie vor noch in meinen aktuellen Playlisten finden. Heute ist es lediglich "A New Morning", das 2002er Comeback-Album, welches mich musikalisch irgendwie nicht erreicht. Das scheint nicht nur mir so zu gehen, denn auch die Band hat am Freitag Abend konsequent vermieden, auch nur einen Song davon in ihr Best of Set unterzubringen.
Ein Abend übrigens, von dem ich erst von einer Freundin mit sanftem Druck überredet werden musste. Das erste und einzige Konzert mit Suede habe ich erst 2002 erlebt, damals in der UNIVERSAL HALL, Mensch, Erfurterin, falls du das hier liest: so hieß die Halle, auf deren Namen wir Freitag nicht kamen! *lach*. Egal, der Abend damals war absolut genial, aber irgendwie war ich mir nicht sicher, ob ich mir so ein Best of Konzert mit einer Gruppe von Männern, die schon lange das Thema Suede abgeschlossen hatten, geben sollte. Also danke an dieser Stelle an she_said fürs Überreden. Für dich dann auf der nächsten Seite auch die Setlist :)
Daraus lässt sich ja schon ablesen, dass der Abend ein voller Erfolg war. Die großartige Stimmung in der beinahe ausverkauften C-Halle und die absolute Frische der Band haben vergessen lassen, dass der Sound diesmal leider nicht so gut war. Einen besseren Soundtechniker würde ich da dringend empfehlen, dem Spaß aber tat das keinen Abbruch. Die Band war klasse drauf, Brett Anderson fit wie ein 20jähriger, der das Bad in der Menge genoss und jeden Moment nutzte, um mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen (danke für den verschwitzten Händedruck, wäre ich 14, hätte ich seit Freitag meine Hand nicht mehr gewaschen *lautlach*). Immer noch tänzelt er selbstverliebt über die Bühne, um dann plötzlich in die totalen Rockstarposen überzugehen. Kein Gramm Fett am Körper der Mann, und bei anderen würde es lächerlich wirken, wenn sie ihr schwarzes Hemd bis zum untersten Knopf offen lassen und ihre Hühnerbrust zeigen, aber gut, Brett Anderson darf das. Sorry, ein bisschen rumschwärmen muss an dieser Stelle mal sein.
Ich persönlich hätte vermutlich ein etwas anderes Best of gewählt und war ein wenig enttäuscht, dass "Saturday Night" nicht den Weg in die Setlist fand oder "Chemistry Between Us", aber ich denke, mit der Auswahl der gespielten Songs konnte man als Fan grundsätzlich ziemlich gut leben. Die nette Erfurterin, die mit ihrem englischsprachigen Freund neben mir stand und mich in den Pausen bestens unterhalten hat (wenn ich bisher etwas über Richard Oakes nicht wusste, dann weiß ich es jetzt) war am Ende ebenso glücklich wie ich, und auch beim Rausgehen aus der Halle habe ich kein negatives Wort von anderen Besuchern gehört. Aber irgendwie bleibt auch ein Hauch Wehmut zurück, wenn man den Aussagen Brett Andersons Glauben schenkt, dann wird es keine neuen Suede Songs geben. Das mag man gar nicht glauben, wenn man die Band an diesem Abend erlebt hat, da MUSS doch noch was gehen!
Wenn jemand übrigens mit Suede nicht allzu viel anfangen kann, aber auf gute Rockmusik steht, der sollte einmal in mein Alltime Favorite "Killing Of A Flashboy" reinhören und sich dann klar machen, dass dieses Edelstück als B-Seite verbraten wurde. Dann wird man der Genialität dieser Band vielleicht gewahr.
Als Support war Mark Fernyhough dabei, Singer/Songwriter, dessen Stimme mich manchmal nahezu gespenstisch an Chris DeBurgh erinnerte, die Texte sehr politisch und kritisch, aber eben nur mit seiner Gitarre und einer hübschen Cellistin auf der Bühne. Und ich gebe zu: für zwei Songs finde ich sowas nett, aber bei 30 Minuten fehlen mir dann einfach die anderen Instrumente. Abgesehen davon war Fernyhough durchaus hörenswert.
Mann, das war ein tolles Konzert, und ich muss mich beherrschen, um jetzt nicht die nächsten Wochen nur noch Suede-Playlisten auf meinem iPod zu erstellen!!!!
Hier noch zwei Videos vom Abend - 1. Mark Fernyhough und 2. Suede mit "Beautiful Ones" (ein wirklich tolles Fan-Video!!!)


Setlist

Intro: "Bodies" von den Sex Pistols
This Hollywood Life
She
Trash
The Drowners
Animal Nitrate
We Are The Pigs
Pantomime Horse (danke an Besucher Dog Man Star für den Hinweis!)
By The Sea
Filmstar
Killing Of A Flashboy
Can't Get Enough
Everything Will Flow
The Next Life
The Asphalt World (oder in der Reihenfolge umgekehrt mit Next Life...)
So Young
Metal Mickey
Heroine
New Generation
The Beautiful Ones

Zugaben
The Living Dead (Brett allein mit Gitarre auf der Bühne)
The Wild Ones

Freitag, 24. September 2010

"It's all about the he said she said bullshit..." Limp Bizkit gestern Abend in der Berliner C-(olumbia)halle

FDLBIch hatte mal eine Nu Metal-Phase, da mochte ich besonders gerne Limp Bizkit, Korn und die Deftones. Das ist allerdings ziemlich lange her, und wenn ich die Songs heute höre, berühren sie mich kaum noch, mal abgesehen von einigen wenigen Titeln, die ich persönlich als zeitlos erachten würde (Korns "Falling Away From Me" beispielsweise oder eben LBs "Nookie", der besonders live immer noch unglaublich gut funktioniert). Da ich LB bisher noch nicht live gesehen hatte, bin ich gestern quasi "aus alter Liebe" in die Columbiahalle getigert, hab mich entspannt oben auf die Galerie gestellt und nicht viel erwartet... Und war dann selbst überrascht, dass mich die altbekannten Songs und ein Frontmann in "Thrombosestrümpfen" (naja, weiße Kniestrümpfe *lach*) und Baggypants noch so mitreißen können.
Ich kann mich der Meinung einiger Berufsrezensenten nicht anschließen, die in diversen Tageszeitungen nach den bisherigen LB Konzerten in Deutschland berichteten, die Band wäre nur noch eine Karikatur ihrer selbst. Die Männer haben gestern noch ordentlich Stimmung gemacht, wenn Durst sich auch auffallend oft mal hingesetzt oder -gekniet hat, aber vielleicht fehlts da auch nur am Bühnentraining. Ansonsten ist natürlich alles beim Alten geblieben, wer von der Band allen Ernstes eine neue musikalische Richtung erwartet hat, dürfte enttäuscht worden sein. Der Opener "Why Try" als einer der neuen Songs fügt sich unauffällig in die Riege der alten Hits ein. Die Klamotten sahen bereits vor 10 Jahren an den erwachsenen Männern scheiße aus, darüber braucht man sich dann heute auch nicht mehr aufzuregen, und als Musikrebellen habe ich sie schon damals nicht wahrgenommen, sondern die mit lauter Klischees und Platitüden vollgeladenen Songs einfach nur als 1A Party-Mucke empfunden. Wer weiß, was für die einen Scooter waren und sind, sind für die anderen Limp Bizkit *lach*.
Und ob man diese Musik noch braucht, darüber mag diskutiert werden, auffallend war gestern Abend jedoch, dass die Stimmung beim Publikum vom ersten bis zum letzten Ton der Band am Kochen war, und die ausverkaufte C-Halle (ehemals Columbiahalle) äußerst text- und rhythmussicher durch gemeinschaftliches Hüpfen der Tempelhofer Umgebung vermutlich ein kleines Erdbeben bescherte. Wenn 3.500 Menschen 'ne Party feiern, kann am Soundtrack ja nicht so viel verkehrt sein *g*. Wes Borland verkleidete sich diesmal übrigens als eine Art männliche, schwarze Endzeit-Ruslana, falls es wen interessiert.
Aber klar, da war nicht alles Gold was glänzt, wie immer, wenn Bands sich mehr auf vergangene Erfolge verlassen als mit wirklich neuem Material zu glänzen. Das gilt offenbar auch für das neue Album "Gold Cobra", bei welchem sich das Veröffentlichungsdatum immer weiter verschiebt. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich gestern - wie viele andere auch - viel Spaß hatte, die 100 Min. Konzert extrem genossen habe und nassgeschwitzt, heiser & glücklich nach Hause gekommen bin.
Setlist? Fragt mich nicht. Nookie, Take A Look Around, Re-Arranged, das furchtbare "Wir können zwar vor Testosteron kaum laufen, sind aber trotzdem total sensibel"-Behind Blue Eyes, My Generation waren definitiv dabei. Bei allem anderen könnte meine Erinnerung mich jetzt trügen. Der Sound war diesmal nicht ganz so gut in der Halle, man hätte das Micro von Herrn Durst (der im Übrigen wieder abgespeckt hat) etwas lauter einstellen können, er wurde doch ziemlich oft von den Instrumenten übertönt.
Beim Abschied ließen sie milde darauf schließen, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen, dann ja vielleicht mit der ominösen goldenen Kobra im Gepäck.
CrowdLBSupport waren übrigens die südwalisischen The Blackout. Die waren zwar wirklich wirklich schlecht, aber mit so einem gewissen sympathischen Dorfclubcharme (obwohl die ja durchaus bekannt sind) behaftet, dass sie zumindest recht unterhaltsam waren.
(Und warum ist es bei Konzerten eigentlich verboten, jemanden auf die Schulter zu nehmen? Ist mir schon beim letzten QOTSA-Konzert aufgefallen, als die Securities da jedesmal sofort eingriffen. Sowohl Josh Homme im August als auch Fred Durst jetzt haben die Ordnungshüter zu ein bisschen mehr Toleranz aufgerufen).

Mittwoch, 17. März 2010

Jan Delay & Disko No. 1 (Support: Das Bo), 15.03.2010, C-Halle Berlin

Jetzt möchte ich aber doch noch kurz eine Review zum Jan Delay & Disko No. 1 Konzert am Montag Abend in der Berliner Columbiahalle hinterherschießen.
Das Bo heizte ein, das funktionierte im Innenraum auch ganz gut, da herrschte schon bei seinen Hip Hop Beats gute Stimmung, oben auf der Galerie schauten die Leute eher verhalten auf die Bühne. Ich ebenso, nichts gegen Bo, das "türlich türlich sicher Dicker" gehört bei mir immer noch in diverse Playlisten, aber im Großen und Ganzen sind seine Texte weniger derb sondern eher dämlich. Und Hip Hop live hat für mich immer was von Trockenschwimmen, das fehlt einfach was, das gilt für mich übrigens für Livekonzerte von den Fanta 4, Afrob, LL Cool J und Outkast. Nicht mein Ding.
Relativ kurz nach dem Bo kamen auch schon die Musiker von Disko No. 1 auf die Bühne, gefolgt von den Delays (den drei Backing Vocal Damen) und schlussendlich Jan Delay. Und damit begann auch die Party. Was der Typ für eine Stimmung aus dem Hut gezaubert hat, war der Hammer. Schon wenige Takte nach der Eröffnung habe ich schlicht vergessen, dass ich seine Stimme und sein Genuschel eigentlich nicht wirklich mag, denn die Musik sprach für sich. Fantastische Musiker, talentierte Sängerinnen und ein höchst musikalischer Hamburger, der den ganzen Abend über die Bühne tanzte, keine Sekunde still stand, das Publikum zum Mittanzen animierte (welches auch gerne mitmachte, O-Ton Delay "Klar, wir sind ja hier in der Hauptstadt von D.Soest), und wenn er mit dem Handtuch wedelte wie bei "Oh Johnny", zogen die Fans ihre Schals, Mützen etc. aus der Kiste und wedelten mit. Und sein Drummer erfand während der Tour die neue Stadienhymne, die bei der WM die "Seven Nation Army" der White Stripes ablösen soll. Und alle Musikgenres wurden überzeugend präsentiert, ob Funk, Soul, Pop, Reggae/Dancehall, Hip Hop - bei ihm klingt alles authentisch, nie als würde er sich irgendwo anbiedern. Ein Kompliment muss man in diesem Zusammenhang auch dem Tontechniker machen, der dafür gesorgt hat, dass die Band einen Wahnsinnssound in die Columbiahalle gezaubert hat, totales Big Band Feeling.

Delay war der Dreh- und Angelpunkt des Abends - jedoch immer bereit, seine Band und die Sängerinnen ins Rampenlicht zu stellen. Mitunter ließen sich Mitglieder der Band auch von Delay dazu verleiten, zu ihm nach vorne zu kommen und ein bisschen mitzutanzen, die Vorstellung der Musiker erfolgte über ein Rapbattle - den meines Erachtens der Leadguitarrist gewonnen hat. Und die Delays tanzten barfüßig teilweise regelrecht entfesselt über die Bühne, bei Samples von "Superfreak"/"Don't touch it", "Push it" oder "Pump up the Jam" ging die Post ab, insbesondere bei "Pump up the Jam" entwickelte sich der Dancetrack zu einem geradezu hypnotischen Tribal Dance (unglaublich dass die Damen dabei auch noch weiterhin so gut singen konnten) - und diese Energie übertrug sich auch auf uns Zuschauer. Manchmal habe ich mich an die ersten Konzerte von "Seeed" erinnert gefühlt, die hatten zwar eine andere Choreographie, aber das Gefühl, welches man als Zuschauer hatte, war das gleiche. Wenn die Damen tanzten, war Delay häufig an den Bongos zu finden, wo er die Rhythm Section gekonnt unterstützte. Zwischendurch rief er auch Das Bo nochmal auf die Bühne, mit dem er zwei Songs gemeinsam performte. Und wenn der ewig tanzende Delay mal Luft holen musste, unterhielt er das Publikum mit seinem völlig entspannten, norddeutschen Humor, extrem sympathisch, machte Witze über die umgekehrte Pole Position von Hertha BSC und über Berlin im Allgemeinen. Und irgendwann wurde auch noch der Steve Tyler Gedächtnis-Mikroständer hervorgeholt.
Bei allem was er so erzählte - und natürlich in seinen Songtexten - merkt man unweigerlich, dass man es mit einem Typen zu tun hatte, der sich für viele Dinge interessiert und seine Meinungen dazu hat, keiner, der einfach nur seine Lyrics runterrasselte.
Stimmungstechnisch knüpfte die Show für mich an den Abend mit The Gossip an, tanzen, freuen, glücklich sein. Ein Hamburger Funk Soul Brother, der die Blues Brothers stolz gemacht hätte, um ihn herum fantastische Musiker und drei Sängerinnen, die nicht nur bezaubernd und sympathisch mit der Beleuchtung um die Wette gestrahlt haben, sondern auch noch gut bei Stimme waren. Klasse Abend!

Hier noch ein paar Fotos (zum Vergrößern anklicken).
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Dienstag, 8. Dezember 2009

Them Crooked Vultures, 07.12.2009, Columbiahalle Berlin

Achtung, das wird ein langer Eintrag.
Es gibt Konzertabende, die vergisst man niemals. Mein erstes KISS-Konzert z.B. in der Deutschlandhalle damals. Vor einigen Jahren ein Endfuffziger David Bowie, der uns nach fast drei Stunden Show in der Max-Schmeling-Halle völlig ausgepowert entließ und selbst völlig munter von der Bühne ging, während wir aus der Halle krochen, oder R.E.M. 2001 auf der Kölner Domplatte. Dann auch noch mein erstes QOTSA-Konzert 2001 oder Aerosmith Anfang der 90er. Das sind Konzerterlebnisse, an die man sich auch nach Jahren fast noch minutiös und vor allem gerne erinnert.


Them Crooked Vultures - die Supergroup bestehend aus Led Zeppelins John Paul Jones (Bass), Foo Fighters' (und Nirvanas) Dave Grohl (Drums) und QOTSAs Josh Homme (Gitarre/Gesang) spielten gestern in Berlin, nur wenige deutsche Auftritte waren den Fans auf der Europatournee vergönnt. Supergroup - ein Begriff, der bei mir immer leichte Irritationen auslöst, weil das Risiko einer grandiosen Enttäuschung einfach sehr hoch ist. Gerade live hätte es zwei negative Möglichkeiten geben können: 1) die Megaegos der jeweiligen Musiker sorgen dafür, dass sie sich gegenseitig im Weg stehen und man ihre Darbietung höchstens als sperrig bezeichnen könnte, oder 2) der alles überbordende Respekt zweier Jungspunde (ich glaub, das kann man bei Grohl und Homme noch sagen) gegenüber einer Musikerlegende wie Jones wirkt wie eine Barriere, und sorgt dafür, dass die Musik nicht homogen wirkt.
Beide Sorgen waren unberechtigt. Gut, das zeigte sich sicherlich auch schon auf dem Mitte November erschienenen selbstbetitelten Album, auf welches ich in meinem November-Rückblick noch detailliert eingehen werde. Doch so sehr ich das TCV-Debüt auch liebe, bleibt natürlich immer die Frage, wie das alles live klingt. Beim ersten Durchhören des Silberlings ließ sich feststellen, dass insbesondere Josh Homme mit seinem QOTSA-Sound dem Dreiergespann deutlich den Stempel aufgedrückt hat, zudem wurde er von Grohl und Jones auch noch dazu verdammt, die Frontsau zu spielen, weil die anderen beiden sich zierten (hierzu gibts ein schönes Interview in der Jubliäumsausgabe der Visions). Jedoch bei dem gestrigen Live Konzert sah die Sache schon ein bisschen anders aus, die Songs hatten immer noch einen Hauch QOTSA am Leib, aber entwickelten sich doch zu etwas Eigenständigem, zu einem absolut perfekten Sound. Aber der Reihe nach.
Sweethead eröffneten den Abend, hierzu habe ich bereits etwas geschrieben. Nach einer kurzen Umbaupause kamen Dave Grohl, Josh Homme und John Paul Jones auf die Bühne und wurden komplettiert von dem Multiinstrumentalisten Alain Johannes, der manchem - wenn man wie ich QOTSA-Fan ist - vielleicht schon ein Begriff war. Noch ehe auch nur ein einziger Ton gespielt wurde, wurde die Band frenetisch vom Publikum gefeiert, locker zwei Minuten vergingen, "John Paul Jones"-Sprechchöre erklangen (nicht das einzige Mal an diesem Abend, übrigens wurde der Mann deswegen verlegen, um dann von Homme aufmunternd angelächelt zu werden - irgendwie niedlich), bis Homme sich fassungslos an die Menge wandte und nur noch sagen konnte "I love you". Man nahm seine Positionen ein und los gings mit "Nobody Loves Me & Neither Do I" - auch der Opener auf dem Album. Ein Stück, welches Bluesrock neu definiert und mit einem letzten Drittel aufwartet, welches insbesondere live einfach nur noch als geil zu beschreiben ist. Testosteron pur, Kerle-Beats, die Mädchen anmachen *lach*. Kann ich nicht anders beschreiben. Schon zu dem Zeitpunkt war die Halle am Kochen, und auch bei mir hoch oben auf der Galerie wurden Mähnen geschüttelt und entrückte Gesichter entdeckt. Weiter gings mit "Dead End Friends" und "Scumbag Blues". Der geneigte QOTSA-Freund weiß, dass Josh Homme zum einen auf der Bühne nicht sonderlich gesprächig ist und zum anderen nun nicht unbedingt mit einer der besten Live-Stimmen gesegnet ist, was auf CD häufig fast Crooner-mäßig rüberkommt, klingt live oftmals nach Falsett-Gesang. Bei dieser Art von Musik stört das aber nicht weiter. Viel faszinierender war die Tatsache, welcher Qualitätsunterschied zu anderen Bands an diesem Abend zu hören war. Mit den vier Männern auf der Bühne standen dort auch vier absolute Ausnahmetalente, die entweder ein Instrument perfekt beherrschten oder im Falle von beispielsweise Jones oder Johannes gleich mehrere, und die eine außergewöhnliche Musikalität besitzen. Die Klänge von der Bühne waren um vieles klarer, reifer und definierter als ich es von anderen Bands gewohnt bin - auch von früheren Konzerten der Queens of the Stone Age. Dave Grohl und John Paul Jones bildeten mit der Drums/Bass Rhythmsection einen perfekten Klangteppich, ich habe den Bass selten so deutlich herausgehört. Und Grohl ging auf sein Schlagzeug los, als wenns kein Morgen gäbe. Mein lieber Kollege, der gestern auch dabei war, sagte heute ganz richtig, dass er es einfach nur faszinierend fand, mit welchem Automatismus Grohl seine Drums prügelte und zwischendurch immer wieder das Mikro heran- und hinwegschob für seine  Background Vocals. Schneller als meine Augen es manchmal erfassen konnten. Alain Johannes ist eine coole Sau von Gitarrist, der sich zudem perfekt in jede Art von Musikerkonstellation einbringen kann und eigentlich immer ein Gewinn ist. Und Josh Homme - man kann sagen über ihn was man mag, ich halte ihn für einen der besten Gitarristen und Musiker der Gegenwart. Welche Töne dieser Mann seinem Instrument entlockt, das ist schon hohe Kunst, insbesondere da er mit seinen Riffs oftmals die eigentliche Melodie konterkariert, um dann aber wiederum zur Melodie zu singen. Und wenn dann mal 'ne Gitarrensaite reißt, dann hält man die beim Solo mit den Zähnen fest und spielt einfach weiter. Was also die musikalischen Fähigkeiten der Herren anbetrifft, war das gestern Abend ein absoluter Aha-Effekt.
Zur Atmosphäre lässt sich folgendes schreiben. Seit 2001 gehe ich regelmäßig zu allen QOTSA und Foo Fighters-Konzerten, natürlich habe ich LedZep nicht mehr live erlebt. Man sollte meinen, dass da gestern alte Hasen auf der Bühne standen, die schon alles gesehen und erlebt haben. Mitnichten (ich liebe dieses Wort)! Them Crooked Vultures spielte genauso auf, wie man es von einer jungen Band, die erst seit wenigen Monaten zusammengefunden hat, erwartet. Aufgeregt, glücklich, strahlend. Dass Grohl immer von einem Ohr zum anderen grinst, ist man ja mittlerweile gewohnt. Jones wirkte teilweise richtig schüchtern und versteckte sich gerne auf der linken Seite der Bühne hinter den Lautsprechern. Daher ist mir wohl bei Homme am deutlichsten der Unterschied zu den letzten QOTSA-Shows aufgefallen, die ich gesehen habe. Um nicht falsch verstanden zu werden - schlecht drauf hab ich den Mann noch nie live erlebt. Aber es ist schon lange her, dass man mitansehen konnte, wieviel Lust am Spielen er auf der Bühne hat und aus dem Grinsen nicht mehr heraus kam. Dass die vier (mit Johannes) noch nicht perfekt aufeinander eingespielt waren, konnte man daran erkennen, wie sehr sie auf der Bühne noch mit Blicken, Gesten und Worten miteinander kommunizieren mussten - immer begleitet von einem Lachen. Ohne Frage hatten sie großen Spaß miteinander. Und dass ich noch erleben durfte, wie Mr Homme seine Gitarre zur Seite legt, das Mikro greift, in der anderen Hand eine Zigarette und wie ein freundlicher Tanzbär altherrensalsamäßig hüftwackelnd über die Bühne schwebt und entspannt vor sich hinsingt und tanzt, hätte ich mir im Leben nicht träumen lassen. Findigere Leute haben zu dem Zeitpunkt diesen Moment sicher gefilmt, ich war einfach nur hin und weg - wie immer, wenn ich feststelle, dass die Menschen, denen ich zusehe und -höre mit größtem Vergnügen bei der Sache sind. Allein dieser Augenblick hat mir deutlich gezeigt, dass die Gründung von Them Crooked Vultures sicherlich nicht das Ende von QOTSA oder den Foos bedeutet, aber ganz bestimmt eine wichtige Etappe für die Musiker zu sein scheint, um den Kopf wieder frei zu bekommen und neu anzufangen. Dafür mein Respekt.
90 Minuten lang haben sie gespielt, alle Songs des aktuellen Albums sowie "Highway Man" in einer Qualität, wie man sie live nur selten zu hören bekommt. Die Bühne machten sie im wahrsten Sinne zu ihrem Spielplatz, einzelne Songs wurden in Jamsessions zu 8Minütern aufgeblasen, die Freude nahm mehr Raum ein als der gegenseitige Respekt. Und ich bin froh, dass ich sie jetzt live gesehen habe, da ich annehme, dass bei den späteren Konzerten dieser Supergroup (ein Begriff, mit dem ich mich jetzt anfreunden kann) dann auch irgendwie der Alltag Einzug hält. Die Berliner feierten die Band an dem Abend bis zum Schluss ausgelassen. Und soviele Crowdsurfer (das ging minütlich mit jeweils 1-2 Leuten) habe ich noch nie bei einer einzigen Show gesehen.
Ein Abend, den ich so schnell ganz sicher nicht vergessen werde.


Hier noch einige Fotos (man beachte bitte die synchrone Beinarbeit von Josh Homme und Alain Johannes), und auf der zweiten Seite gibt's die Setlist, die ein fleißiger User auf setlist.fm veröffentlicht hat.
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Zum Vergrößern natürlich anklicken!


Setlist, 07.12.09, Columbiahalle


No One Loves Me & Neither Do I
Dead End Friends
Scumbag Blues
Elephants
Highway One
New Fang
Gunman
Bandoliers
Mind Eraser, No Chaser
Caligulove
Interlude With The Ludes
Spinning in Daffodils
Reptiles
Warsaw Or The First Breath You Take After You Give Up


Sweethead, 07.12.2009, Columbiahalle, Berlin (Support von Them CrookedVultures)

Auch hier - wie schon bei Ssion vor The Gossip - gilt: wenn eine Vorband so gut ist, dass man sich wünscht, sie würden einfach weiterspielen, sollte es 'nen eigenen Eintrag dazugeben.
Gestern Abend also vor den Them Crooked Vultures (dazu später mehr) die neue Band von Queens Of The Stone Age Gitarrist Troy van Leeuwen "Sweethead". Mit Norm Block und Eddie Nappi (Drums/Bass) von der Mark Lanegan Band (mit Nappi spielte van Leeuwen übrigens auch bei The Enemy) sowie der relativ frisch in der Szene aufgetauchten Serrina Sims am Mikrofon spielten sie gestern ein energiegeladenes, rockiges 30-Minuten Set. Miss Sims hat offenbar alle Rockchick-Posen gut eingeübt und bringt diese zum Besten, wobei man ihr hier und da  noch ein bisschen mehr Feuer wünschen würde, dafür hat sie aber eine tolle Live-Stimme, die irgendwo zwischen Courtney Love und Juliette Lewis rangiert. Darüber hinaus kann man Serrina Sims auch noch gut und gerne als Sex on Legs betiteln, cooles Weib. Dementsprechend dann auch die Rufe aus dem Zuschauerraum "You are so sexy", was Frau Sims dann natürlich sehr erfreute.
Dass van Leeuwen ein fantastischer Gitarrist ist, ist nun keine Neuigkeit, wurde von ihm gestern aber erneut bewiesen. Ich bin ja grundsätzlich immer erstaunt, dass der Mann gleichzeitig so toll spielen kann, dabei über die Bühne schliddert, die Füße verknotet und dabei nicht auf die Nase fällt. Abgesehen davon ist der Herr auch recht sehenswert ...
Meine Favoriten waren - wie auch schon auf ihrem selbstbetitelten Album - "Turned Our Backs", "The Sting", "Amazing Vanishing Contest" und "The Great Disruptors", übrigens auch allesamt gute Anspieltipps, wenn man mal in das im November erschienene Album reinhören möchte.
Das Publikum wirkte bei dem Sweethead-Set noch ein wenig unwillig, ein paar vereinzelt Tanzende gabs, der Rest gehörte dann eher so zur Kopfnicker-Fraktion. Was vermutlich auch daran lag, dass den meisten die Band noch kein Begriff war. Ich hoffe, das hat sich gestern Abend geändert, und dass ich die Möglichkeit habe, in den nächsten Monaten auch nochmal ein komplettes Set zu erleben. Eine Setlist kann ich nicht liefern, aber hier ein paar Fotos - von der Galerie oben geschossen (ich liebe mein neues Handy *lach*). Ich fand es wirklich ziemlich gelungen.

Zum Vergrößern natürlich anklicken.
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Freitag, 27. November 2009

The Gossip, 26.11.2009, Columbiahalle, Berlin

Foto620Ich schrieb heute Nachmittag bereits über die tolle Vorband Ssion, kann an dieser Stelle nur noch darauf hinweisen, dass sie uns für das Konzert von The Gossip recht munter gemacht haben. Allerdings hielt das zunächst nicht lange, die berühmte Umbaupause schien nicht enden zu wollen, immer häufiger drängten sich Buhrufe unter den fordernden Applaus, als bei vielen Leuten nach über einer Stunde Pause die Geduld leicht am Ende war. Als The Gossip dann endlich die Bühne enterten, waren immer noch vereinzelte Buhs zu hören, doch Frau Ditto machte dem gleich ein Ende. Gehüllt in nichts anderem als einer Netzstrumpfhose, einem schwarzen Body und einem begürtelten Minikimono, dazu leichte Ballerinas, zeigte sie nicht nur Selbstbewusstsein und eine gewisse Portion Mut, sondern machte vor allen Dingen klar, dass sie an diesem Abend das Maß aller Dinge sein würde. Leicht heiser war sie, vielleicht eine Erklärung für den späten Start und die recht kurze Dauer der Show. Letzteres war tatsächlich der einzige Wermutstropfen, knappe 80 Min (großzügig) vergingen wie im Fluge, dafür wars aber das mit Abstand beste Konzert, welches ich seit langem gesehen habe. Vergiss Muse, vergiss die Foos, Beth Ditto hat gestern Abend allen gezeigt, wie man rockt, das Publikum anheizt, die Sau rauslässt und trotz alledem unglaublich sympathisch und geradezu bezaubernd sein kann. Was für eine süße Person, was für eine geile Stimme (trotz Heiserkeit), wie viel Power in dieser kleinen Person steckt - das war der absolute Hammer. Der Rest der Band geht da im Vergleich leider ein wenig unter, was schade ist, denn gute Musiker sind sie allesamt. An diesem Punkt noch ein kleines Hoch auf die Columbiahalle, deren Akkustik einfach mal mit die beste in Berlin ist. Was da von der Bühne zu uns nach oben in die Galerie drang, war allerfeinste Musik, die sich - für Nichtkenner von Gossip - am besten als eine Mischung aus Pop, Rock und Soul beschreiben lässt.Foto623
Mit "Dimestore Diamond" gings los, danach kamen Schlag auf Schlag die Titel des aktuellen Albums "Men in Love", unterbrochen von einigen wenigen Stücken des Vorgängers "Standing In The Way Of Control". Beth tanzte, kreischte, shakerte mit dem Publikum, sang sich die Seele aus dem Leib, hüpfte über die Bühne und war einfach nicht zu halten. Und vor der Zugabe gabs noch nen dicken Rülpser oben drauf. Ihr bei all dem zuzusehen, macht glücklich, es hat was Befreiendes aus voller Kehle mitzukreischen. Ständig sucht sie den Blickkontakt mit ihren Fans, man fühlte sich sogar auf der Galerie oben beinahe beobachtet. Neben den unsäglichen Plastikbechern, die auf die Bühne flogen (ihr Idioten!), gabs auch Fanzuwendungen in Form von unterschriebenen BHs, 'nem Partyhut und Blumen. Und als die dralle Dame mit dem knallig roten Haarschopf feststellte, dass ihre Kimonobluse dämlich verrutschte, zog sie diese einfach aus, verschenkte sie an ein Fanpärchen in der ersten Reihe, die minutenlang ihr Glück kaum fassen konnten, und bestritt das restliche Konzert in ihrem schwarzen Body, später dann mit dem umgeschnürten zugeworfenen BH als "Strumpfband". Sollten hier Leser sein, die glauben, das sei bei einer dicken Frau unästhetisch (ja, auch ich war mal arbeitslos und habe Talkshows mit dummen Menschen gesehen, die Dicke "eklig" finden) - nein, das wars nicht. Beth Ditto ist schon allein aufgrund ihrer selbstbewussten Ausstrahlung und der Selbstverständlichkeit, mit der sie herzeigt, was sie hat, einfach mal wunderschön und sexy. Das gepaart mit der Lust, mit der sie ganz offensichtlich auf der Bühne steht und die Leute unterhält, hat sicherlich dazu geführt, dass man nicht nur The Gossip-Fan ist, sondern ein Beth Ditto-Fan. Ich jetzt übrigens auch seit gestern Abend.
Die Leute in der Halle waren ebenfalls aus dem Häuschen, bei uns oben wurde entspannt abgetanzt, unten wurde gehopst und geschrieen, was das Zeug hielt. Im Übrigen ein schön durchgemischtes, hauptsächlich erwachsenes Publikum. Nach einer Stunde waren Stimme und Kraft ziemlich am Ende, verständlich bei dem Pensum. Nach einer kurzen Pause ging es dann auch eher gemächlich in die Zugabe, Tina Turners "What's Love Gotta Do With It" wurde angestimmt, und man vergaß völlig die Originalpowerfrau, die hinter diesem Song steckt, denn Miss Ditto interpretierte diesen Song fantastisch, gefühlvoll und ein Foto639wenig rotzig zugleich. Und dass sie das Bad in der Menge liebt, zeigte sie während des Titels deutlich. Nein, sie ging nicht nur einfach am Bühnengraben entlang und hielt ihre Hand in die Fanmenge, sie marschierte stattdessen schnurstracks mitten durch das Publikum, von oben war von der kleinen Frau nur noch ihr roter Haarschopf zu erkennen, sie schüttelte Hände, ließ sich mit den Handys der Fans fotografieren, entschuldigte sich, während sie sich durch die Masse drängelte - ein Albtraum für jeden Security Mann, ein Fest für die Fans. Auf ihrem Rückweg zur Bühne brachte sie gleich noch drei Grazien, wunderhübsch gestylte Transen, mit, die während der restlichen beiden Zugaben "Standing In The Way Of Control" und "Heavy Cross" auf der Bühne tanzten.

Einfach ein Wahnsinnskonzert, und wer bei der Süddeutschen Zeitung nach der Show in München die Frechheit hatte, von einer dünnen, oberflächlichen Stimme zu schreiben, der ist bei Bon Jovi Konzerten sicherlich besser aufgehoben. Unten gibts noch ein kleines Minivideo (sorry, mein Handy - nicht die beste Qualität) von ihrem Deutschversuch "Milch und Fleisch" :) Ich glaube, dass die Setlist von gestern mehr oder minder die Gleiche war wie am 18.11. in Köln, diese kann man hier sehen.