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Mittwoch, 4. Januar 2012

Austra - live in der Volksbühne, Berlin, 01.01.2012

Endlich komme ich dazu, ein paar Zeilen zu dem wirklich wunderbaren Austra Konzert am 1. Januar zu schreiben, es gibt tatsächlich kaum einen besseren Start ins neue Musikjahr.
Zunächst einige Worte zum Support Act, ein junger deutscher Herr, der sich "Touchy Mob" nennt, mit Wildwuchs. Die Mareille Mathieu Gedenkfrisur gepaart mit rauschigem Vollbart. In abgerissenen Klamotten stand er gerne Flamingo mäßig einbeinig auf der Bühne und versorgte uns eher mit Sounds als mit Melodien. Ich hab am Ende des Eintrags mal einen kurzen Videomitschnitt eingestellt, der allerdings auch den Tiefpunkt von Touchy Mobs Set dokumentiert, es gab durchaus Stücke, die besser klangen. Seine Musik ist für mich eher schwer zu beschreiben, "strange" fällt mir dazu nur ein. Mit Computer, Beatbox und Gitarre bewaffnet, kreierte er Klangwelten, die mal sehr melodisch klangen, dann aber wieder eher verstörend. Immer wenn sich meine Ohren an den jeweiligen Sound gewöhnten, kam etwas total Gegensätzliches dazwischen. Er selbst hat eine ganz hübsche Stimme, aber dieses verhuschte Gehabe auf der Bühne ließ einen irgendwie glauben, dass er sich absolut nicht wohl fühlte. Also schwierig...

Austra hingegen sind für die Bühne gemacht. Sehr bedächtig und intensiv fing ihr Set mit einer am Klavier sitzenden Katie Stelmanis an, die sich zu "The Beast" selbst begleitete. Ein wundervoller Einstieg in ein Konzert, bei dem es schon nach wenigen Songs niemanden mehr auf den Sitzen hielt. Und ALLE haben sich zur Musik bewegt. Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz kommt der Musik von Austra sehr entgegen, ich war ziemlich beeindruckt von dem klaren, satten Sound, der uns von der Bühne entgegenschlug, gerade was die sehr hohe Stimme von Katie anbetrifft, hätte das bei schlechterer Akkustik echt anstrengend werden können. Besser noch als bei ihrem Auftritt auf dem Berlin Festival im vergangenen September entfaltete sich die ganze Kraft ihrer Songs. Für mich hat das ja etwas Urtümliches, Ursprüngliches, ein Rhythmus, der den ganzen Körper anspricht zwischen milde und bedrohlich, live ist das einfach nur bombastisch und hat was von nem positiven Hexensabbat *lach*.
Dazu wird man auch optisch gefangengenommen von dem Auftritt. Die großen Gesten von Stelmanis in ihren Goldlamée Zigeunerlook und ihrer Angewohnheit, mit dem Rock genauso rumzuwedeln wie Stevie Nicks seinerzeit, die durchweg tanzenden sehr guten Backingsängerinnen (die Zwillingsschwestern Sari and Romy Lightman) im ebenfalls ausgefallenen Look (die eine als 80er Jahre Geschäftsfrau, die andere mit orientalischem Gesichtsschmuck), der androgyne Keyboarder Ryan Wonsiak im caramellfarbenen Kapuzenbody und schwarzen Strumpfhosen. Drummerin Maya Postepski kann immerhin mit ihrer weißen Brille punkten. Nur Bassist Dorian Wolf hat sich dem Dresscode entzogen und sieht mit seinem weißen Shirt und der Jeans irgendwie wie der Fehler im Bild aus *lach*, macht aber nix, denn die geniale Musik ist es ja, die zählt.

Eine Setlist könnte ich nicht wiedergeben, sie haben eigentlich ihr komplettes erstes Album "Feel It Break" gespielt, außer "Shoot the Water" (glaube ich zumindest), dafür aber mit einer Coverversion von Joni Mitchells "Woodstock" als letzte Zugabe.
Tolles Konzert. Nachfolgend ein paar Eindrücke sowie der versprochene kurze Videomitschnitt von Touchy Mob.
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Samstag, 10. September 2011

Berlin Festival am 09.09.2011, Flughafen Tempelhof, Berlin

SAM_0112Das Berlin Festival in den Hangars des Flughafen Tempelhof startete gestern mittag und ist heute noch im vollen Lauf. Aus Kostengründen und weil mir das Line-up des zweiten Festivaltages nicht so gefällt, hab ich mir lediglich die Tageskarte für gestern gegönnt und dies auch nicht bereut: Recht unterschiedliche Bands, was musikalische Schubladen anbetrifft, die aber allesamt live überzeugen konnten.
Schön auch, dass den Besuchern das zeitweilig etwas feuchte Wetter nichts anhaben konnte, Bühnen und Zuschauerräume waren ja überdacht, wer dann zwischendurch gar nicht mehr stehen konnte, fand überall Sitzgelegenheiten (wenn man sich nicht einfach auf den Boden setzen wollte), und *hurra* die Klos waren auch begehbar.
So gut besucht, wie ich eigentlich dachte, sah es allerdings nicht aus. Selbst am Abend konnte eigentlich noch jeder einen relativ guten Platz vor den Bühnen ergattern, die Zuschauermassen, die zwischen den Stages hin- und herliefen, wirkten überschaubar, was auch erklärt, warum es ganz entspannt noch Tickets an der Tageskasse gab. Entspannung machte sich auch auf dem Festivalgelände breit, Platz war wie erwähnt genug, kein Gedrängel, die Securities hatten so gut wie nichts zu tun und waren daher auch immer für ein kleines Pläuschchen zu haben. Ansonsten ist man schnell mit anderen Festivalgästen ins Gespräch gekommen, bei CSS stand ich in einer Franzosengruppe, mit denen ich echt sehr viel gelacht hab, bei Primal Scream wars ein asiatisches Pärchen auf Berlinurlaub, die vorab die Ruhe selbst waren und während des Sets herrlich ausgetickt sind, und bei Suede waren wir dann eine spanisch-britisch-deutsche Gruppe, in der wir gegenseitig auf unsere Taschen & Jacken aufgepasst und uns ansonsten meist nur breit angegrinst haben *lach*.
Die Konzerte wurden allesamt gefilmt und werden ab heute Abend ab 20.00 Uhr in ZDFkultur gezeigt, ob komplett oder nur Ausschnitte kann ich nicht sagen. Sollten Ausschnitte von CSS gezeigt werden, wenn ihr da ne dunkelblonde, dicke Frau im schwarzen Shirt in der ersten Reihe seht, könnte das eure Frau Flinkwert sein, denn der Typ mit der Kamera stand aus unerfindlichen Gründen ständig vor mir.
Los gings für mich ab 15.30 Uhr mit Austra, die Band, die ich erst kürzlich entdeckt habe und deren Debütalbum "Feel It Break" bei mir momentan in Heavy Rotation auf dem iPod läuft. Dementsprechend wollte ich sie auf keinem Fall verpassen, war aber skeptisch, ob der hohe Gesang von Frontfrau Katie Stelmanis live auch so gekonnt rüberkommt. Absolut. Sie haben ein gutes Set gespielt, haben rein optisch den guten alten New Wave der 80er wieder aufleben lassen (es gibt tatsächlich noch Schulterpolster *lach*), und soundtechnisch haben sie total überzeugt. Stelmanis war mit ihren theatralischen Gesten auf Dauer zwar etwas unfreiwillig komisch, aber bei Stimme ist die Frau! Hier weiß ich jetzt schon, dass ich Austra sehr gerne nochmal in Clubatmosphäre sehen möchte.
Anschließend habe ich mir dann noch die letzten 20 Minuten von Dry the River gegeben, die ich vorher nicht kannte. Die Londoner Band verbindet offenbar Folkanleihen mit Rock, die Songs, die ich gehört hab, fingen in der Regel allesamt ruhig an, so hübsch mit Akkustikgitarre, Geige und leisem Gesang und erreichten dann immer einen Punkt, an dem es dann richtig abging. Also sowas macht mir ja Spaß. Hat mir richtig gut gefallen, hier werde ich mir mal deren aktuelles Album laden.
Danach bin ich fix zurück zur Hauptbühne und habe mir The Rapture gegeben. Das war dann wohl mein totales Überraschungshighlight gestern. Ich habe glaube ich den einen oder anderen Song von ihnen auf meinem iPod, sie aber nie so wirklich wahrgenommen. Meine Herren, die waren großartig. Ein Sound, bei dem man absolut nicht still stehen kann, was nicht heißt, dass sich apathische Leute nicht überall finden lassen, aber an mir wollte alles loszappeln. Sänger Luke Jenner hat zwar eine Stimme, die bisweilen etwas ins Nervige abdriftet, aber das könnte man über Muses Matt Bellamy auch sagen *lach*, auf jeden Fall ist der Rhythmus ihrer Musik genau mein Ding. Die hätten meinethalben den ganzen Abend weiterspielen können (dachte ich zumindest in dem Moment). Tolle Instrumentalisten, eingängige Kompositionen, ein sympathischer Frontmann, der sich beim Abschluss persönlich per Handschlag von der gesamten ersten Reihe verabschiedet. Ja, so lob ich mir das. Angeblich kommen sie im Herbst wieder nach Berlin - da muss ich dann hin.
So ging ich danach megagutgelaunt zum Hangar 4, um mir endlich mal die brasilianischen CSS (Cansei de ser sexy) live anzusehen. Seit Jahren kaufe ich regelmäßig ihre Alben, live habe ich sie bisher noch nie genießen können. Deren Frontfrau Lovefoxx, die in Zwiebeloptik auf die Bühne kam und der es deswegen gelang, innerhalb der ersten drei Songs ihr Outfit immer neu zu variieren, gelang es dann auch, als erste sowas wie Partystimmung loszutreten. Bei CSS ging es im Publikum wirklich total ab, viele Franzosen waren übrigens dort, das fiel richtig auf. Ein sehr gutes Set haben sie gespielt, sehr spaßig, die Band hat toll aufgespielt, und Lovefoxx schaffte die Balance zwischen putzig, sexy und professionell. Absolute gute Laune Band, die angeblich im Herbst nochmal nach Berlin kommt, das muss ich noch prüfen und dann Karte kaufen. Leider war der Auftritt viel zu kurz. Ich glaube, sie waren für eine Stunde vorgesehen, hatten aber scheinbar anfangs noch leichte technische Probleme, was von ihrer Bühnenzeit natürlich hinterher fehlte.
Danach hab ich erstmal in Ruhe was Vegetarisch-Indisches gesessen, ein Bier getrunken und bin dann wieder zurück zur Hauptbühne gelaufen. Dort waren Battles schon am spielen. Die Amerikaner haben mich mit ihrer Musik zunächst völlig umgehauen, diese Mischung aus Elektro und ich sag mal "richtigen" Instrumenten, das klang stellenweise absolut genial, insbesondere im Zusammenspiel mit dem Bühnenbild. Aber auf Dauer finde ich hauptsächlich instrumentale Stücke immer etwas ermüdend, so dass ich dann auch ganz dankbar war, als das Set irgendwann beendet war. Bei der Main Stage blieb ich dann auch.
Denn weiter gings mit Primal Scream, auch so eine Band, deren Karriere ich seit Jahren mitverfolge, wenn mir auch nicht immer jeder ihrer Titel gefällt, die ich aber noch nie live gesehen habe. Das Bühnenbild hatte was leicht Psychedelisches, die Band war gut aufgelegt und spielfreudig. Das Set allerdings leicht unausgegoren, wie ich fand, klar, sie spielten ihr Album "Screamadelica" in der gleichen Reihenfolge wie die Songs auf der CD angeordnet sind, trotzdem: während man mit den ersten drei Songs gleich in die Vollen ging und die Zuschauer richtig aufpushte, folgte danach ein ruhiger Titel nach dem anderen, so dass zumindest bei mir die Luft irgendwann ein bisschen raus war, ehe es dann etwas schneller weiterging. Ihre Gastsängerin war im Übrigen der Hammer, habe den Namen nicht mitbekommen. Bobby Gillespie war gut bei Stimme, die Songs wurden etwas aufgebläht wie ich fand, aber musikalisch ansonsten alles top. Und bei "Rocks" dürfte keiner mehr stillgestanden haben.
Nein, bis auf den etwas zu ruhigen Mittelpart sehr gut.
Tja, und danach wollte ich eigentlich zu Wire. Wollte ich wirklich *lach*. Aber der innere Schweinehund, der sagte, dass ein Platz in der ersten Reihe mittig für Suede doch eigentlich perfekt ist, siegte natürlich. Wobei mir von vornherein klar war, dass sich ein einstündiger Festivalauftritt nie im Leben mit dem genialen Londoner Konzert im Mai vergleichen lassen kann. So wars dann auch, sie waren wie immer sehr gut, keine Frage. Aber wenn man weiß, dass Brett Anderson in der Regel nach einer Stunde - wo andere schon erste Erschöpfungsanzeichen zeigen - erst so RICHTIG aufdreht, dem war der Auftritt natürlich zu kurz *lach*. Nichts desto trotz ein absolut schöner Abschluss einen perfekten Konzerttages mit feuchtem Anderson Händedruck *g*.
Videos habe ich diesmal keine aufgezeichnet, wozu auch, dafür gibts ja ZDFkultur- wie gesagt, ab 20.00 Uhr heute Abend.
Hier aber noch ein paar Fotoeindrücke.
Austra
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Dry The River
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The Rapture
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CSS
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Primal Scream
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Suede
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