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Freitag, 22. November 2013

Suede (Support: Mark Fernyhough / Teleman), 18.11.2013, Huxley's Neue Welt, Berlin

Ja, am Montag war es mal wieder Zeit für ein Suede Konzert. In diesem Jahr konnte man sich besonders darauf freuen, da die Band nach drei Jahren Reunion und Best-of Touren (die ich auch sehr genossen habe) nun seit Frühling ein neues Album draußen hat und man somit in den Genuss kam, aktuelles Material zu hören.

"Bloodsports" konnte qualiativ sicher nicht an die allerersten Suede Alben anschließen, machte aber das schwache "A New Morning" aus 2002 locker vergessen und war der schlagende Beweis für  meine Überzeugung, dass diese Band tatsächlich eine Zukunft hat und nicht nach einer lukrativen Best of Tour wieder in der Versenkung verschwindet. Insofern war "Bloodsports" tatsächlich so eine Art "Glücklich-mach-Album".

Bevor Suede am Montag im nicht ausverkauften Huxley's zum Zuge kamen, musste ich allerdings durch die Support Hölle. Naja gut, leicht übertrieben, aber der Beginn mit Mark Fernyhough, der es unglaublich wichtig fand, mehrmals zu erwähnen, dass er sich Mark mit "k" schreibt, war schon echt anstrengend. Bereits bei Suedes Berliner Konzert vor drei Jahren stand Fernyhough als "Anheizer" auf der Bühne, auch damals fand ich das eher unglücklich gewählt, weil sein Set extrem einschläfernd war, aber zumindest musste man ihm zugute halten, dass er mit seinem Singer/Songwriter Appeal sympathisch wirkte. Das fehlte Montag völlig. Mit zwei Musikern im Schlepptau und in einem zu eng sitzenden Konfirmandenanzug schien mir der Gute etwas zu sehr von sich überzeugt. Sicher hatte er die Arschkarte gezogen, in dem er sein Set nun wirklich nur vor einer Handvoll von Leuten spielen mussten, die sich alle noch munter miteinander unterhielten. Das ist halt keine schöne Ausgangssituation, und man kommt sich da auf der Bühne dann bestimmt ein bisschen doof vor mit seinen zwei Musikern, allerdings finde ich, dass man da auch locker drüber stehen kann. Stattdessen merkte man ihm an, dass er von der Situation leicht angefressen war, irgendwann auch dazu überging, seine Titel so seltsam zu beenden von wegen "hört ja eh keiner richtig zu".
Gut, dazu kommt, dass ich seine Musik einfach wirklich nicht sonderlich mag, da kann man sich noch so anbiedern und als Neu-Prenzlberger lauter Songs über Berlin schreiben, wenn ich dann dramatisch vorgetragene Textzeilen höre wie (in etwa): "There are places in Berlin where no one speaks English" - hm, tja, nee, sorry, nicht meine Baustelle.

Teleman haben mir danach deutlich besser gefallen. Die zugeknöpften, hüftsteifen Briten waren mir völlig unbekannt und hatten zwei, drei Songs im Gepäck, die ich richtig klasse fand. Der NME beschreibt sie "Teleman look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian", was ich ausnahmsweise (für den NME) mal treffend finde.

Und Suede? Da gibt's nach wie vor nichts zu kritisieren. Die Band selbst steht im Hintergrund wie ein Fels in der Brandung, während Sänger Brett Anderson die Bühne beherrscht und glücklicherweise nach wie vor nicht hüftsteif ist. Ich bin immer fasziniert wie fantastisch seine Stimme auch live klingt, selbst wenn er sich wieder auf Tuchfühlung durchs Publikum schlängelt und von lauter fremden Menschen angegrapscht wird (eine furchtbare Vorstellung für mich *lach*). Und ich habs schon einmal nach einem früheren Konzert geschrieben, Anderson leuchtet auf der Bühne. Auf der Straße würde er mir nicht auffallen, aber sobald die ersten Töne erklingen, mutiert er zu einem leicht überirdischen Wesen, was sicherlich durch seine extrem theatralischen Gesten noch unterstrichen wird. Wie dem auch sei: Ich sehe und höre dem Mann (und der Band natürlich) unglaublich gerne zu.
Die Songauswahl fand ich erfrischend couragiert, gleich die ersten drei Stücke des Sets vom neuen Album zu nehmen, da hätten es sich andere Musiker vermutlich einfacher gemacht. Generell wurde viel von "Bloodsports" gespielt, die üblichen Gassenhauer wie "Can't Get Enough", "Beautiful Ones" (wie immer als letzte Zugabe), "So Young", "Animal Nitrate" etc. fehlten zwar auch nicht, aber selbst da ließ man sich was Anderes einfallen, spielte beispielsweise "She's in Fashion" in einer berückenden akkustischen Version, die dem Song etwas völlig Neues abrang. Schön ist es auch zu wissen, dass sie ihre Setlisten von Show zu Show verändern, wie mir meine Freundin, die Suede gestern in Köln gesehen hat, bestätigt.
Wenn man etwas bemängeln möchte, dann vielleicht die Reihenfolge der Titel. Ich mag es grundsätzlich nicht so gerne, wenn man plötzlich mitten im Konzert einen ganzen Block von ruhigen Songs präsentiert bekommt, da wird man so runtergepegelt, wobei sich gerade bei den ruhigen Stücken eine herrlich intime Stimmung ergab. Außerdem gönne ich Brett Anderson natürlich seine Erholungspausen, der Gute springt und tanzt sich auf der Bühne ja nun wirklich die Seele aus dem Leib, was wie ich finde, von den Zuschauern einfach nicht zur Genüge gewertschätzt wurde. Das wäre tatsächlich ein kleiner Kritikpunkt zum Abend, für den Suede selbst nix können. Das Publikum war in Sachen Zuspruchsbekundung eher moderat. Freundlich ausgedrückt. Von meinem Standpunkt aus konnte ich zwar sehen, dass in der Mitte vor der Bühne ordentlich abgefeiert wurde, also so wie es sich gehört, während ich mal wieder in der Arme-verschränken-starr-geradeaus-glotzen-Ecke stand und die einzige war, die tatsächlich richtig getanzt hat. Berliner können sonst bei bestimmten Bands tierisch abgehen, habe schon viele Konzerte erlebt, wo die Luft am Kochen war. Aber das eher "gesetztere" Publiku ab 35 wollte am Montag einfach nicht so herumtoben.
Insbesondere im Vergleich zu dem einfach nicht zu toppenden Abend in der Brixton Academy vor zwei Jahren in London, wo ich in den ersten fünf Minuten nach Konzertbeginn buchstäblich das Gefühl hatte, um mein Leben kämpfen zu müssen, bis ich mich drauf einlassen konnte, war das Montag nicht die beste Leistung meiner Mitberliner.

Ansonsten lässt sich noch festhalten, dass das Huxley's nicht wirklich geeignet ist für den Suede Sound. War ähnlich wie im Dezember vor drei Jahren in der gleichen Halle: Die Anlage kommt mit den hohen Gitarrentönen irgendwie nicht klar, das klang schon sehr unsauber bis kreischig und tat nach einigen Songs ein wenig in den Ohren weh. Also bitte Suede, beim nächsten Mal ab ins Astra oder in die Columbiahalle :)

look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian
Read more at http://www.nme.com/reviews/teleman/14560#XcmUSrW6u6QBKoeJ.99
look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian
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look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian
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look like Alt-J but sound like Hot Chip remixing Belle & Sebastian
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War wieder ein richtig schöner Abend mit den Herren, bitte bald wiederkommen, andere Halle und ohne Fernyhough.

Setlist:
Faultline / Barriers /  It Starts And Ends With You / Trash / Animal Nitrate / We Are The Pigs / He's Dead / Sometimes I Feel I'll Float Away / Sabotage / The Drowners / Can't Get Enough / Filmstar / Daddy's Speeding / Still Life / Down / For The Strangers / So Young / Metal Mickey
Zugabe:
She's In Fashion / Beautiful Ones

Und wer kurz bei Teleman und Suede reinschauen will, kann das hier tun:

Samstag, 10. September 2011

Berlin Festival am 09.09.2011, Flughafen Tempelhof, Berlin

SAM_0112Das Berlin Festival in den Hangars des Flughafen Tempelhof startete gestern mittag und ist heute noch im vollen Lauf. Aus Kostengründen und weil mir das Line-up des zweiten Festivaltages nicht so gefällt, hab ich mir lediglich die Tageskarte für gestern gegönnt und dies auch nicht bereut: Recht unterschiedliche Bands, was musikalische Schubladen anbetrifft, die aber allesamt live überzeugen konnten.
Schön auch, dass den Besuchern das zeitweilig etwas feuchte Wetter nichts anhaben konnte, Bühnen und Zuschauerräume waren ja überdacht, wer dann zwischendurch gar nicht mehr stehen konnte, fand überall Sitzgelegenheiten (wenn man sich nicht einfach auf den Boden setzen wollte), und *hurra* die Klos waren auch begehbar.
So gut besucht, wie ich eigentlich dachte, sah es allerdings nicht aus. Selbst am Abend konnte eigentlich noch jeder einen relativ guten Platz vor den Bühnen ergattern, die Zuschauermassen, die zwischen den Stages hin- und herliefen, wirkten überschaubar, was auch erklärt, warum es ganz entspannt noch Tickets an der Tageskasse gab. Entspannung machte sich auch auf dem Festivalgelände breit, Platz war wie erwähnt genug, kein Gedrängel, die Securities hatten so gut wie nichts zu tun und waren daher auch immer für ein kleines Pläuschchen zu haben. Ansonsten ist man schnell mit anderen Festivalgästen ins Gespräch gekommen, bei CSS stand ich in einer Franzosengruppe, mit denen ich echt sehr viel gelacht hab, bei Primal Scream wars ein asiatisches Pärchen auf Berlinurlaub, die vorab die Ruhe selbst waren und während des Sets herrlich ausgetickt sind, und bei Suede waren wir dann eine spanisch-britisch-deutsche Gruppe, in der wir gegenseitig auf unsere Taschen & Jacken aufgepasst und uns ansonsten meist nur breit angegrinst haben *lach*.
Die Konzerte wurden allesamt gefilmt und werden ab heute Abend ab 20.00 Uhr in ZDFkultur gezeigt, ob komplett oder nur Ausschnitte kann ich nicht sagen. Sollten Ausschnitte von CSS gezeigt werden, wenn ihr da ne dunkelblonde, dicke Frau im schwarzen Shirt in der ersten Reihe seht, könnte das eure Frau Flinkwert sein, denn der Typ mit der Kamera stand aus unerfindlichen Gründen ständig vor mir.
Los gings für mich ab 15.30 Uhr mit Austra, die Band, die ich erst kürzlich entdeckt habe und deren Debütalbum "Feel It Break" bei mir momentan in Heavy Rotation auf dem iPod läuft. Dementsprechend wollte ich sie auf keinem Fall verpassen, war aber skeptisch, ob der hohe Gesang von Frontfrau Katie Stelmanis live auch so gekonnt rüberkommt. Absolut. Sie haben ein gutes Set gespielt, haben rein optisch den guten alten New Wave der 80er wieder aufleben lassen (es gibt tatsächlich noch Schulterpolster *lach*), und soundtechnisch haben sie total überzeugt. Stelmanis war mit ihren theatralischen Gesten auf Dauer zwar etwas unfreiwillig komisch, aber bei Stimme ist die Frau! Hier weiß ich jetzt schon, dass ich Austra sehr gerne nochmal in Clubatmosphäre sehen möchte.
Anschließend habe ich mir dann noch die letzten 20 Minuten von Dry the River gegeben, die ich vorher nicht kannte. Die Londoner Band verbindet offenbar Folkanleihen mit Rock, die Songs, die ich gehört hab, fingen in der Regel allesamt ruhig an, so hübsch mit Akkustikgitarre, Geige und leisem Gesang und erreichten dann immer einen Punkt, an dem es dann richtig abging. Also sowas macht mir ja Spaß. Hat mir richtig gut gefallen, hier werde ich mir mal deren aktuelles Album laden.
Danach bin ich fix zurück zur Hauptbühne und habe mir The Rapture gegeben. Das war dann wohl mein totales Überraschungshighlight gestern. Ich habe glaube ich den einen oder anderen Song von ihnen auf meinem iPod, sie aber nie so wirklich wahrgenommen. Meine Herren, die waren großartig. Ein Sound, bei dem man absolut nicht still stehen kann, was nicht heißt, dass sich apathische Leute nicht überall finden lassen, aber an mir wollte alles loszappeln. Sänger Luke Jenner hat zwar eine Stimme, die bisweilen etwas ins Nervige abdriftet, aber das könnte man über Muses Matt Bellamy auch sagen *lach*, auf jeden Fall ist der Rhythmus ihrer Musik genau mein Ding. Die hätten meinethalben den ganzen Abend weiterspielen können (dachte ich zumindest in dem Moment). Tolle Instrumentalisten, eingängige Kompositionen, ein sympathischer Frontmann, der sich beim Abschluss persönlich per Handschlag von der gesamten ersten Reihe verabschiedet. Ja, so lob ich mir das. Angeblich kommen sie im Herbst wieder nach Berlin - da muss ich dann hin.
So ging ich danach megagutgelaunt zum Hangar 4, um mir endlich mal die brasilianischen CSS (Cansei de ser sexy) live anzusehen. Seit Jahren kaufe ich regelmäßig ihre Alben, live habe ich sie bisher noch nie genießen können. Deren Frontfrau Lovefoxx, die in Zwiebeloptik auf die Bühne kam und der es deswegen gelang, innerhalb der ersten drei Songs ihr Outfit immer neu zu variieren, gelang es dann auch, als erste sowas wie Partystimmung loszutreten. Bei CSS ging es im Publikum wirklich total ab, viele Franzosen waren übrigens dort, das fiel richtig auf. Ein sehr gutes Set haben sie gespielt, sehr spaßig, die Band hat toll aufgespielt, und Lovefoxx schaffte die Balance zwischen putzig, sexy und professionell. Absolute gute Laune Band, die angeblich im Herbst nochmal nach Berlin kommt, das muss ich noch prüfen und dann Karte kaufen. Leider war der Auftritt viel zu kurz. Ich glaube, sie waren für eine Stunde vorgesehen, hatten aber scheinbar anfangs noch leichte technische Probleme, was von ihrer Bühnenzeit natürlich hinterher fehlte.
Danach hab ich erstmal in Ruhe was Vegetarisch-Indisches gesessen, ein Bier getrunken und bin dann wieder zurück zur Hauptbühne gelaufen. Dort waren Battles schon am spielen. Die Amerikaner haben mich mit ihrer Musik zunächst völlig umgehauen, diese Mischung aus Elektro und ich sag mal "richtigen" Instrumenten, das klang stellenweise absolut genial, insbesondere im Zusammenspiel mit dem Bühnenbild. Aber auf Dauer finde ich hauptsächlich instrumentale Stücke immer etwas ermüdend, so dass ich dann auch ganz dankbar war, als das Set irgendwann beendet war. Bei der Main Stage blieb ich dann auch.
Denn weiter gings mit Primal Scream, auch so eine Band, deren Karriere ich seit Jahren mitverfolge, wenn mir auch nicht immer jeder ihrer Titel gefällt, die ich aber noch nie live gesehen habe. Das Bühnenbild hatte was leicht Psychedelisches, die Band war gut aufgelegt und spielfreudig. Das Set allerdings leicht unausgegoren, wie ich fand, klar, sie spielten ihr Album "Screamadelica" in der gleichen Reihenfolge wie die Songs auf der CD angeordnet sind, trotzdem: während man mit den ersten drei Songs gleich in die Vollen ging und die Zuschauer richtig aufpushte, folgte danach ein ruhiger Titel nach dem anderen, so dass zumindest bei mir die Luft irgendwann ein bisschen raus war, ehe es dann etwas schneller weiterging. Ihre Gastsängerin war im Übrigen der Hammer, habe den Namen nicht mitbekommen. Bobby Gillespie war gut bei Stimme, die Songs wurden etwas aufgebläht wie ich fand, aber musikalisch ansonsten alles top. Und bei "Rocks" dürfte keiner mehr stillgestanden haben.
Nein, bis auf den etwas zu ruhigen Mittelpart sehr gut.
Tja, und danach wollte ich eigentlich zu Wire. Wollte ich wirklich *lach*. Aber der innere Schweinehund, der sagte, dass ein Platz in der ersten Reihe mittig für Suede doch eigentlich perfekt ist, siegte natürlich. Wobei mir von vornherein klar war, dass sich ein einstündiger Festivalauftritt nie im Leben mit dem genialen Londoner Konzert im Mai vergleichen lassen kann. So wars dann auch, sie waren wie immer sehr gut, keine Frage. Aber wenn man weiß, dass Brett Anderson in der Regel nach einer Stunde - wo andere schon erste Erschöpfungsanzeichen zeigen - erst so RICHTIG aufdreht, dem war der Auftritt natürlich zu kurz *lach*. Nichts desto trotz ein absolut schöner Abschluss einen perfekten Konzerttages mit feuchtem Anderson Händedruck *g*.
Videos habe ich diesmal keine aufgezeichnet, wozu auch, dafür gibts ja ZDFkultur- wie gesagt, ab 20.00 Uhr heute Abend.
Hier aber noch ein paar Fotoeindrücke.
Austra
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Dry The River
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The Rapture
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CSS
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Primal Scream
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Suede
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Dienstag, 24. Mai 2011

Suede, 21.05.2011, O2 Academy Brixton, London

suede22So, wieder zurück aus London. Drei wunderschöne Tage liegen hinter mir, die noch nachhaltig von dem perfekten Samstag Abend in der O2 Academy Brixton gekrönt werden. Alleine schon "Picnic At The Motorway" und "Europe Is Our Playground" mal live hören zu können - ein Traum.
Vom 18. bis 21.05. spielten Suede ihre ersten drei Alben komplett durch - inklusive B-Seiten, am Samstag war dann "Coming Up" dran, mein erklärtes Lieblingsalbum trotz einiger Hammersongs auf den ersten beiden Scheiben. Doch bei diesem hier mag ich tatsächlich jeden einzelnen Titel. Während des Abends wurde mir auch nochmal vor Augen geführt, dass Coming Up deutlich mehr uptempo Nummern drauf hat, als die ersten beiden Platten. Das machte sich dadurch bemerkbar, dass man nur sehr selten zum Verschnaufen kam *g*.
Chapel Club spielten im Vorfeld ein nettes Support-Set, die Band war an allen drei Tagen dabei und hat in den ersten Reihen auch offenbar sofort bekannte Gesichter von den Vorabenden entdeckt. Schon vor der Halle, als ich mich anderthalb Stunden vor Einlass in die bereits lange Schlange entlang der Seite der Academy einreihte, kam ich mit anderen Fans ins Gespräch, die bereits an einem oder an allen beiden vorherigen Abenden dabei waren und die mir alle begeistert berichteten, dass die Shows großartig waren. Bis zum Einlass haben wir einen kleinen "Club" von sieben Leuten gebildet: Italiener, Londoner, zwei Mädels irgendwo aus Essex und ne Deutsche - ich. Wir haben viel gelacht, uns über andere Konzerte ausgetauscht und richtig Spaß gehabt, schade, dass man dann während der Show komplett getrennt wurde, wobei ich hinterher eh nicht mehr in der Lage gewesen wäre, noch irgendwo anders hin feiern zu gehen, es sei denn, ich hätte mir die Füße abhacken und auf Stumpfen weitertanzen können *lach*, denn:
Ich hatte mir einen ziemlich guten Platz vorne in der dritten Reihe linker Seite gesichert, von dem ich die komplette Bühne einsehen konnte. Das hielt so lange an, während Chapel Club spielten, da stand ich noch entspannt auf beiden Füßen, tanzte, konnte noch den ersten Titel "Surfacing" mitfilmen (siehe hier) und war völlig ahnungslos, wie das bei Suede abgehen würden. Ca. 21.15 Uhr nach dem Sex Pistols Intro kamen die Fünf auf die Bühne, und ab dem ersten Ton von "She" war in der Halle die Hölle los. So hab ich das bisher wirklich nur selten erlebt, als mir irgendwann im Laufe von "Trash" bewusst wurde, dass ich das schon irgendwie überleben würde, wenn ich mich von der Menge mitschleifen lasse und darauf verzichte, festen Boden unter den Füßen zu spüren, war's auch gut, und ich habs genossen, nach langer Zeit mal wieder mitten in der Knautschzone zu sein.
Genießen musste man das auch, denn das, was Brett Anderson und Co uns an diesem Abend boten, war einfach mal überragend. Sie waren im Dezember in Berlin schon klasse, aber Samstag spielten sie in einer ganz anderen Liga. Obs daran lag, dass sie "zuhause" waren, daran, dass sie von den Fans beinahe wie Heilsbringer gefeiert wurden oder daran, dass Brixton in Sachen Sound und Schönheit alles bisher von mir als Konzerthalle Erlebte übertrumpft hat - keine Ahnung. Die Band hielt sich zwar im Hintergrund, spielte aber jeden Titel in astreiner Perfektion, die Akkustik in der Halle, die von innen anmutete, als würde man inmitten eines Patios eines venezianischen Palastes stehen, war so klar, dass man trotz der Lautstärke nicht einmal Ohrenstöpsel brauchte. Und Anderson? Ich glaube ja ernsthaft, dass jeder, der ihn mal live auf der Bühne erlebt, sich unweigerlich temporär in ihn verlieben muss, egal ob weiblich oder männlich. Und das meine ich gar nicht teeniehaft schwärmerisch, man muss sich nur die verzückten Gesichter um sich herum anschauen... Der Mann genießt seine Auftritte, er liebt die Anbetung der Fans, wirft sich in Posen, die man bei anderen Musiker furchtbar pathetisch finden würde, die bei ihm aber funktionieren. Zwischendurch lässt er den Blick über die Menge schwelgen und grinst still vor sich hin. Seine Stimme ist live viel gewaltiger als auf den CDs, das hab ich ja schon zweimal feststellen dürfen, bin jedoch immer wieder überrascht. Für einen mittlerweile 43jährigen ist er fitter als so mancher Twen, am Ende des "Pflichtsets" (also die zehn Songs von "Coming Up") ist er noch durchgeschwitzter als die Fans und müsste eigentlich total ausgepumpt sein. Doch als Suede nach einer kurzen Pause wiederkommen und mit den B-Seiten beginnen, hat man das Gefühl, dass Anderson jetzt erst so richtig aufdreht.
Am Ende spielten sie noch Zugaben des Debütalbums und "Can't get enough" von "Head Music", man glaubte fast, die machen noch Stunden so weiter, und ich bin irgendwann beim zweitletzten Song weiter nach hinten gegangen, um endlich wieder atmen zu können. Nach "Animal Nitrate" ist Schluss, und noch in der letzten Reihe der knapp 5.000 Menschen fassenden Halle wurde der Auftritt frenetisch gefeiert.
Und ich glaube, jeder hoffte an diesem Abend, dass Suede Ernst machen und wirklich ein neues Album aufnehmen, sich dabei bitte auch vertragen und mit den neuen Songs auf Tour gehen. Es wäre sonst zu schade um eine der besten Live-Bands überhaupt.

Hier die Setlist:suede17
Trash, Filmstar, Lazy, By The Sea, She, Beautiful Ones, Starcrazy, Picnic By The Motorway, The Chemistry Between Us, Saturday Night
Zugaben:
Europe Is Our Playground, This Time, Young Men, Together, Can't Get Enough, So Young, Metal Mickey, Animal Nitrate

Sonntag, 5. Dezember 2010

Suede, Berlin, C(olumbia)-halle am 03.12.2010

Foto0053Zu Suede habe ich erst Mitte der Neunziger gefunden, mit dem Album "Coming Up" aus 1996, und als ich mich in Songs wie "Beautiful Ones", "Chemistry between us" und "Trash" unendlich verliebt habe, stimmte die Chemie dann auch plötzlich mit den ersten beiden Alben "Suede" und "Dog Man Star", die Songs enthalten, die sich nach wie vor noch in meinen aktuellen Playlisten finden. Heute ist es lediglich "A New Morning", das 2002er Comeback-Album, welches mich musikalisch irgendwie nicht erreicht. Das scheint nicht nur mir so zu gehen, denn auch die Band hat am Freitag Abend konsequent vermieden, auch nur einen Song davon in ihr Best of Set unterzubringen.
Ein Abend übrigens, von dem ich erst von einer Freundin mit sanftem Druck überredet werden musste. Das erste und einzige Konzert mit Suede habe ich erst 2002 erlebt, damals in der UNIVERSAL HALL, Mensch, Erfurterin, falls du das hier liest: so hieß die Halle, auf deren Namen wir Freitag nicht kamen! *lach*. Egal, der Abend damals war absolut genial, aber irgendwie war ich mir nicht sicher, ob ich mir so ein Best of Konzert mit einer Gruppe von Männern, die schon lange das Thema Suede abgeschlossen hatten, geben sollte. Also danke an dieser Stelle an she_said fürs Überreden. Für dich dann auf der nächsten Seite auch die Setlist :)
Daraus lässt sich ja schon ablesen, dass der Abend ein voller Erfolg war. Die großartige Stimmung in der beinahe ausverkauften C-Halle und die absolute Frische der Band haben vergessen lassen, dass der Sound diesmal leider nicht so gut war. Einen besseren Soundtechniker würde ich da dringend empfehlen, dem Spaß aber tat das keinen Abbruch. Die Band war klasse drauf, Brett Anderson fit wie ein 20jähriger, der das Bad in der Menge genoss und jeden Moment nutzte, um mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen (danke für den verschwitzten Händedruck, wäre ich 14, hätte ich seit Freitag meine Hand nicht mehr gewaschen *lautlach*). Immer noch tänzelt er selbstverliebt über die Bühne, um dann plötzlich in die totalen Rockstarposen überzugehen. Kein Gramm Fett am Körper der Mann, und bei anderen würde es lächerlich wirken, wenn sie ihr schwarzes Hemd bis zum untersten Knopf offen lassen und ihre Hühnerbrust zeigen, aber gut, Brett Anderson darf das. Sorry, ein bisschen rumschwärmen muss an dieser Stelle mal sein.
Ich persönlich hätte vermutlich ein etwas anderes Best of gewählt und war ein wenig enttäuscht, dass "Saturday Night" nicht den Weg in die Setlist fand oder "Chemistry Between Us", aber ich denke, mit der Auswahl der gespielten Songs konnte man als Fan grundsätzlich ziemlich gut leben. Die nette Erfurterin, die mit ihrem englischsprachigen Freund neben mir stand und mich in den Pausen bestens unterhalten hat (wenn ich bisher etwas über Richard Oakes nicht wusste, dann weiß ich es jetzt) war am Ende ebenso glücklich wie ich, und auch beim Rausgehen aus der Halle habe ich kein negatives Wort von anderen Besuchern gehört. Aber irgendwie bleibt auch ein Hauch Wehmut zurück, wenn man den Aussagen Brett Andersons Glauben schenkt, dann wird es keine neuen Suede Songs geben. Das mag man gar nicht glauben, wenn man die Band an diesem Abend erlebt hat, da MUSS doch noch was gehen!
Wenn jemand übrigens mit Suede nicht allzu viel anfangen kann, aber auf gute Rockmusik steht, der sollte einmal in mein Alltime Favorite "Killing Of A Flashboy" reinhören und sich dann klar machen, dass dieses Edelstück als B-Seite verbraten wurde. Dann wird man der Genialität dieser Band vielleicht gewahr.
Als Support war Mark Fernyhough dabei, Singer/Songwriter, dessen Stimme mich manchmal nahezu gespenstisch an Chris DeBurgh erinnerte, die Texte sehr politisch und kritisch, aber eben nur mit seiner Gitarre und einer hübschen Cellistin auf der Bühne. Und ich gebe zu: für zwei Songs finde ich sowas nett, aber bei 30 Minuten fehlen mir dann einfach die anderen Instrumente. Abgesehen davon war Fernyhough durchaus hörenswert.
Mann, das war ein tolles Konzert, und ich muss mich beherrschen, um jetzt nicht die nächsten Wochen nur noch Suede-Playlisten auf meinem iPod zu erstellen!!!!
Hier noch zwei Videos vom Abend - 1. Mark Fernyhough und 2. Suede mit "Beautiful Ones" (ein wirklich tolles Fan-Video!!!)


Setlist

Intro: "Bodies" von den Sex Pistols
This Hollywood Life
She
Trash
The Drowners
Animal Nitrate
We Are The Pigs
Pantomime Horse (danke an Besucher Dog Man Star für den Hinweis!)
By The Sea
Filmstar
Killing Of A Flashboy
Can't Get Enough
Everything Will Flow
The Next Life
The Asphalt World (oder in der Reihenfolge umgekehrt mit Next Life...)
So Young
Metal Mickey
Heroine
New Generation
The Beautiful Ones

Zugaben
The Living Dead (Brett allein mit Gitarre auf der Bühne)
The Wild Ones