Posts mit dem Label postbahnhof werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label postbahnhof werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 29. Oktober 2012

Tame Impala (Support: Young Dreams), Postbahnhof, Berlin am 23.10.2012

Ein wenig verspätet ein paar Worte zum Tame Impala Konzert vergangene Woche. Ich mag die australische Band sehr, ihr teilweise verspielter Psychedelic Rock/Hippie-Sound kann einem wunderbar einen verregneten Sonntag versüßen. Daher war ich ziemlich neugierig, wie sich das Ganze wohl live anhören würde, und normalerweise steht der Postbahnhof für recht okaye Soundqualität. Das war am Dienstag allerdings nicht der Fall und wird vermutlich eher am Soundtechniker gelegen haben.

Zunächst spielten Young Dreams ein kleines Supportset, zu denen konnte ich mir irgendwie keine Meinung bilden, klang alles wie irgendwo irgendwann schon mal gehört aber eben auch nicht schlecht. Ein Beispiel gibts hier.

Danach dann Tame Impala, die gerade während der ersten drei Songs echte Soundprobleme hatten. Die Instrumente waren gut zu hören und auseinanderzuhalten, aber bis in meine Ecke, in der ich stand, drang absolut kein Gesang durch. Danach scheint ihr Techniker irgendwelche Regler gefunden zu haben, und es ging einigermaßen, trotzdem blieb der Sound in Gänze ziemlich breiig. 
Die Songs an sich sind halt nach wie vor fantastisch, doch irgendwie hat es mich einfach nicht gepackt am Dienstag. Nun gehöre ich eh schon nicht zu den Leuten, die jetzt sonstwas für ein Rumgehampel auf der Bühne erwarten, ne Lightshow sehen wollen oder Wert drauf legen, dass die Band permanent mit dem Publikum schwatzt. Aber ... ein bisschen Interaktion... ein bisschen Licht (es war zeitweise so dunkel, dass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte) ... und ein bisschen Ausstrahlung oder nennen wir es Bühnenpräsenz - das alles hätte auch nicht schaden können. So eine Gruppe von Milchbubis (das meine ich nicht böse, sie sind ja wirklich noch sehr jung), die in verwaschenen Shirts da rumstehen und verträumt vor sich hinspielen, auf Dauer find ich das recht langweilig, ich hab dann irgendwann einfach selbst die Augen geschlossen und nur noch konzentriert der Musik gelauscht. Insofern fand ich den Abend zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht so gut wie die vorangegangenen Shows von beispielsweise Graham Coxon, Calexico oder Triggerfinger.

Es gibt einen ziemlich begeisterten Konzertbericht, auf den ich hier mal verweise. Die Dame hatte offenbar den perfekten Abend.  Die Masse im ausverkauften Postbahnhof hat das Konzert ähnlich begeistert aufgenommen, vielleicht - wenn ich mehr in die Mitte gerückt und tiefer eingeatmet hätte - könnte ich im Nachhinein von bunten Farben schwärmen *lach*, aber das war halt nicht der Fall.

Mal schauen, was die Novemberkonzerte bringen, da warten dann The Hives, Two Doors Cinema Club und Marina and the Diamonds auf mich...

Hier noch ein Video vom Abend, wie gesagt, sehr dunkel:

Sonntag, 16. September 2012

Graham Coxon, Postbahnhof Berlin, 14.09.2012

P1030293Juhu, der Konzertherbst geht wieder los. In den nächsten Monaten gibts so einige Gigs, auf die ich mich richtig freue. Den Anfang machte am Freitag Abend Graham Coxon im Berliner Postbahnhof.
Mal abgesehen davon, dass Coxon immer mein Blur-Liebling war, mag ich seine Soloalben sehr gerne. Auch das neue - "A+E" ist klasse und läuft auf meinem iPod rauf und runter.

Coxon twitterte noch am Nachmittag Fotos vom Postbahnhof-Strand, daher war ich relativ überrascht, als ich um 18:50 - zehn Minuten vor offiziellem Beginn des Konzersts - keine Menschenseele dort gesehen habe, normalerweise stehen ja Leute irgendwie vor dem Eingang rum, ich dachte daher schon, dass es kurzfristig abgesagt worden wäre und war bereits am Schmollen. Aber nein, in der Halle befanden sich ganze acht Leute und draußen im Innenhof an den Tisch vielleicht nochmal 15 oder so. Ich erfuhr, dass der Support (wer auch immer das hätte sein sollen) abgesagt hat, daher war noch ein bisschen Warten angesagt und die Hoffnung, dass sich der Raum (die kleinere Hallenversion im Postbahnhof, also der erste Raum, wenn man reinkommt) sich noch ein wenig füllen würde.

Als Coxon mit seiner hochsympathischen Band irgendwann gegen viertel vor acht auf die Bühne kam, war die kleine Halle gerade mal zur Hälfte gefüllt. Und andere Musiker hätten vielleicht beleidigt lustlos ihr Programm abgespult, um schnell wieder von der Bühne verschwinden zu können. Aber nicht die Jungs und Mädels hier. Eher im Gegenteil, die Musiker blieben gelassen und nahmen das Ganze mit Humor. Das überschaubare Publikum blieb den ganzen Abend über Stichwort für Coxons kleine Scherze.

Mit "Advice" und "Spectacular" ging es gleich in die Vollen, ich habe auf der Bühne sechs Saiteninstrumente (fünf Gitarren und ein Bass) gezählt, die man auch deutlich hörte und spürte. Sehr schön. Coxon wechselte schön zwischen älteren und neuen Songs hin und her, spielte ein sehr schönes The Nerves Cover ("When You Find Out") sowie ein oder zwei bisher unveröffentlichte Songs, z.B. das sehr angenehme "Billy Says". Meine Highlights waren u.a. sicher "Running For Your Life" vom neuen Album, "Seven Naked Valleys" und die "Sorrow's Army" Version, die als letzte Zugabe gespielt wurde, die war schon wirklich der absolute Hammer. Er selbst taute irgendwann nach dem dritten oder vierten Song auf und entpuppte sich dann als leicht schüchterner Charmer, der viel und gerne mit dem Publikum geschwatzt und gescherzt hat. Absolut liebenswert und sympathisch, wie im Übrigen auch die gesamte Band sehr nett rüberkam.

Stimmungstechnisch war es sicher einfach zu leer, als dass da jetzt sonstwas abgegangen wäre. Wir hatten schlicht alle "zu viel" Platz und standen bzw. tanzten eher entspannt zur Musik, was ich aber auch irgendwie sehr angenehm fand, das fühlte sich wie ne Party im eigenen Wohnzimmer an.
Schöner Abend!

Die genaue Setlist hab ich zwar nicht, aber ich meine, dass sich die Auswahl und Reihenfolge der Songs kaum von dem Kopenhagener Gig, welcher sich auf Setlist.fm finden lässt, unterscheiden, daher seien diese Titel hier mal reinkopiert:

Advice / Spectacular / I Can't Look At Your Skin / Standing On My Own Again / City Hall / The Truth / Running For Your Life / What'll It Take To Make You People Dance / Billy Says / When You Find Out / Bottom Bunk / You & I / Girl Done Gone / Ooh Yeh Yeh
Zugaben: Seven Naked Valleys / All Over Me / No Good Time / Freakin' Out / Sorrow's Army

Und zuguterletzt noch ein Video mit "Billy Says" (auf YouTube gibts von mir noch "Running For Your Life" und "Spectacular"):

Sonntag, 1. Juli 2012

Metric (Support: Darkness Falls), 26.06.2012, Postbahnhof Berlin

SAM_0030Am vergangenen Dienstag gab es wieder Musik für Augen und Ohren. Metric spielten live im niedlichen Postbahnhof (ich mag den einfach). Obwohl es die Band seit mittlerweile 10 Jahren gibt und sie es einschließlich des diesjährigen "Synthetica" auf immerhin fünf Alben gebracht haben, brauchte es erst Edgar Wrights "Scott Pilgrim vs the World" und dessen Soundtrack, dass sie mir das erste Mal auffielen. Der Song "Black Sheep" gehört seit dem wohl zu den meistgespielten Titeln auf meinem iPod. Das neue Album gefällt ebenfalls, also war der Besuch des Konzerts eine logische Konsequenz (außerdem war Jack White im Tempodrom bereits ausverkauft *lach*).

Zunächst wollte uns das Trio Darkness Falls das Warten auf den DarknessFalls_01Hauptact versüßen. Ihr Sound liegt irgendwo zwischen Twin Peaks und Warpaint, die Sängerin hat eine ausdrucksstarke Stimme, die von den 80er Jahre Schulterpolstern ablenkte, die Gitarristin wirkte noch etwas ungelenk, und zum Bassisten fällt mir irgendwie nur "niedlich" ein. Ich weiß nicht, vielleicht lags daran, dass die Drums vom Band kamen, so auf Dauer hat mich ihr Set nicht angesprochen. Ein, zwei interessante Songs waren dabei, beispielsweise "Timeline", den man sich hier live angucken kann, im Grunde aber alles etwas depressiv.

Metric dagegen konnten mit Lebendigkeit punkten. Und vor allem mit Spielfreude. Die kleine Bühne des Postbahnhofs wurde perfekt von der sympathischen Sängerin Emily Haines ausgenutzt, bei der ich manchmal, wenn sie vor den Keyboards stand, ein wenig an Dave Grohl denken musste *lach*, aber die Assoziation müsst ihr jetzt nicht verstehen.
Ansonsten hat sie so eine süße, mädchenhafe Livestimme, die einen besonders guten Gegensatz zu dem wummernden Bass und der wirklich guten Arbeit von Schlagzeuger Joules Scott-Key bietet. Passt live einfach alles perfekt zusammen.
Die Stimmung im Publikum war ebenfalls sehr gut, und das launige, dynamische Set (eine Setlist kann ich leider nicht bieten, viel vom neuen Album) machte Lust auf mehr. In einer größeren Halle könnte ich sie mir irgendwie nicht so gut vorstellen, die Musik scheint vielmehr für einen intimeren Rahmen gemacht zu sein, und sollten sie sich in nächster Zeit wieder nach Berlin verirren, bin ich gerne nochmal dabei.

Kleine Anekdote vielleicht noch am Rande: Ich scheine einen der Security-Leute etwas irritiert zu haben. Als der meine Handtasche durchwühlte und mit Allergiker-Standardgepäck wie Nasen- und Asthmaspray nichts anfangen konnte und ich ihm erstmal erklären musste, was das ist und warum ich das mit in die Halle nehmen muss (komisch, das hat bisher noch nie jemanden interessiert), machte der sich richtig Sorgen um mich, man stelle sich im Berliner Dialekt, den ich nicht nachmachen kann, vor wie er sagt "aber um Gottes Willen verlier das Zeug da drin nicht, Mädchen", später als er in den Bühnengraben wechselte, machten wir noch Witze drüber. Nett.

Hier ein wie üblich verwackeltes Live-Video von "Youth Without Youth".

Samstag, 26. Mai 2012

Ray's Guesthouse, 24.05.1012, Postbahnhof, Berlin

Zunächst: ich lebe noch. Aus Zeitnot bin ich gerade bei Facebook aktiver als hier, ich kanns momentan nicht ändern. Aber ein paar Worte zu einem fantastischen Donnerstag Abend muss ich natürlich loswerden.

Leute in meinem Alter können sich noch an glanzvolle MTV Zeiten erinnern, als der Sender auch bei uns noch in Englisch sendete und Leute vor der Kamera standen, die mehr waren als einfache Moderatoren.
Ray Cokes war so einer. Ob zunächst in "Ray's Request" oder im später ausschließlich auf ihn gemünzten "Most Wanted". Für mich war es damals tatsächlich Pflicht, am Montag Abend Ray Cokes einzuschalten, ganz gleich, was sonst in der Kiste lief.

Cokes war gleichermaßen Comedian, Fan, Musikjournalist, mir hat er überhaupt vernünftiges Englisch beigebracht (nach Schule und Ausbildung) und meinen Musikgeschmack erweitert. Bei ihm waren Superstars zu Gast und Künstler, die noch recht frisch und noch nicht im Mainstream angekommen waren. Und wenn er sich mit ihnen unterhalten hat, dann hat man wirklich etwas über die Leute erfahren oder sie in einer Art und Weise erlebt, wie man sie bisher nicht kannte - denn er war immer vorbereitet und konnte absolut jeder Situation durch seine Spontanität und Schlagfertigkeit etwas abgewinnen. Ray, Rob-The Kameran und Lovely Nina waren in den 90ern meine Helden dank "MTV's Most Wanted".

Als dann MTV Deutschland entstand und wir es mit diesen von Kärtchen ablesenden Hampelmännern zu tun bekamen (abgesehen von Christian Ulmen damals in "MTV's Hot"), war es für uns mit Ray Cokes vorbei.
Mittlerweile lebt Ray in Belgien und arbeitet - glaube ich - für einen französischen Sender, vom Hamburger Reeperbahn Festival gibt's seit 2009 die "Ray's Reeperbahn Revue" im Schmidt Theater.

Dieses Jahr hat er mehr oder minder in Eigenregie das "Ray's Guesthouse" auf die Beine gestellt, mit dem er in wenigen deutschen Städten auf Tour war. Sinn und Zweck der Übung ist es, neue Künstler vorzustellen, ein bisschen Personality Show und der Talk mit den musikalischen Gästen, alles in einem sehr familiären gemütlichen Rahmen, in dem die Künstler mitten im Publikum sitzen und Ray einfach auf seine typisch clowneske, hypersympathische Art das Publikum bei Laune hält. Ein Drehbuch gibts dabei nicht - bei Ray kann immer alles passieren.

Bei uns in Berlin waren folgende Acts zu Gast, die jeweils 2 Songs gespielt haben: Me and My Drummer, Admiral Black, Fiva und das Phantom Orchester, Plan B, Two Trick Pony und zuletzt die auf der gesamten Tour anwesenden Triggerfinger, die offenbar zu Rays Lieblingen gehören (kein Wunder) und gleich 3 Titel im Gepäck hatten.
Ich persönlich kannte keinen der erwähnten Künstler, bin aber von Me and My Drummer sehr begeistert gewesen, die Sängerin hat eine absolut fantastische Stimme, und bei den beiden Songs hatte ich richtig Gänsehaut. Fiva und ihr Phantom Orchester fand ich wahnsinnig charmant, und auch wenn ich nicht unbedingt auf diese Art Sprechgesang abfahre, die Songs haben gefallen. Fiva, die offenbar eigentlich Nina heißt, hat sich dann auch beworben, mit Ray an der Bingo Wall of Death (noch aus Most Wanted-Zeiten) zu spielen, um die 150 Euro zu gewinnen, über die sie sich am Ende dann auch tierisch gefreut hat. Tja. Brotlose Kunst, zumindest so lange man nur durch kleine Clubs tingelt.

Irritierend fand ich diesen hauchenden Iren Admiral Black, mittlerweile in Berlin lebend, den ich irgendwie überhaupt nicht ernst nehmen konnte. Plan B, die alten deutschen Punker, die nach 20 Jahren bei Ray nun ihren ersten öffentlichen Auftritt hatten und nun ihr Comeback feiern, waren zwar sehr sympathisch und insbesondere der Sänger im Talk mit Ray sehr mitteilsam (und der Bassist rockte auf der Bühne so herrlich asynchron zur Musik), aber musikalisch umgehauen hat mich das nicht.
Die dänische Frauencombo Two Trick Pony jedoch haben mir gut gefallen. Und die bekamen auch ein paar Sympathiepunkte mehr, weil sie gleich mit einer Gruppe von Hardcorefans aus Kopenhagen angereist sind, die dann während der beiden Songs direkt vor der Bühne standen (während wir in unseren Stuhlreihen saßen) und ihre Band anfeuerten. Wer so liebenswerte Fans hat, muss irgendwas richtig machen.
In dem Zusammenhang muss man auch die beiden Dänen erwähnen, die während der zweiten Hälfte der Show die Bar auf der Bühne "bedient" haben. Wie schon ihre Vorgänger in der ersten Showhälfte wurden sie von Ray persönlich aus dem Publikum ausgewählt, durften umsonst trinken und sollten vornehmlich die Künstler bedienen. Während das erste Pärchen aber kaum auffiel und hauptsächlich selbst trank, waren die beiden Dänen regelrechte Akkordarbeiter, die dann auch irgendwann das ganze Publikum bedient haben, und besonders der junge Typ wurde mehr und mehr zu Robs Sidekick, hatte sichtlich Spaß auf der Bühne hinter der kleinen Bar und zog mit seiner entspanntend Partylaune alle Blicke auf sich. Das war so nett, dass man irgendwann vergaß, wo man sitzt, sondern sich wie im eigenen Wohnzimmer unter Freunden fühlte. Ich mag Dänen. So.

Den musikalischen Abschluss bildeten die belgischen Bluesrocker Triggerfinger. Und bei denen hat sich sofort mindestens der halbe Postbahnhof gefragt, wie man diese geniale Band bisher nicht wahrnehmen konnte. Der Sänger mit einer unglaublich tollen Stimme, mal rockig tief und rauh, mal soft und streichelnd wie Chris Isaacs. Nicht nur mich hat deren Auftritt total geflashed, Freitag früh wurde gleich iTunes geplündert und am Ende ihres Minisets gabs Standing Ovations.

Und Ray? Der machte zwischendurch das, was er am besten kann. Witzig und spontan sein, Interaktion mit dem Publikum, immer sympathisch und liebenswert. Immer noch der Alte - und am Ende des Abends wünschte man sich, man könnte sich wenigstens ein Mal im Moment bei Ray einfinden und seine Lieblingsmusik hören.
Sehr angenehm fand ich übrigens die Tatsache, dass er sich scheinbar die Bands selbst zusammengesucht hat, so dass es da kein Schaulaufen irgendwelcher Labelhoschis gab, sondern im Publikum einfach nur ganz normale Fans saßen.

Hier ein kleiner Zusammenschnitt vom Berliner Abend.
br />
Tja, bitte mehr davon!!!
Und hier Triggerfinger mit der Single "I Follow Rivers".

Montag, 19. Dezember 2011

The Vaccines (Support: Trailer Trash Tracys), Postbahnhof, Berlin,18.12.2011

"Immer mitten in die Fresse rein", sangen Die Ärzte auf "Planet Punk" 1995, und das nahmen sich The Vaccines gestern im Postbahnhof musikalisch zu Herzen.
SAM_0024Bevor die vier Londoner die kleine Bühne in der nicht ganz ausverkauften Halle betraten, mussten wir noch das knapp 30minütige Set ihres Supports Trailer Trash Tracys überstehen. Himmel, ein so gelungener und vielversprechender Bandname, und dann diese recht uninspiriert wirkende Melange aus immer gleich klingendem Geschrammel und möchtegern-hypnotischem Gesang von Frontfrau, der stark an Julee Cruise und dem damaligen "Twin Peaks"-Soundtrack erinnerte, nur halt eben mit erwähntem Geschrammel. Nun hatten - das muss man fairerweise hinzufügen - die Trailer Trash Tracys wirklich Pech mit dem Sound, die hübsche Sängerin Suzanne Aztoria war teilweise kaum zu hören, was aber vermutlich auch nicht so schlimm war, da sie die meiste Zeit sowieso nur scheinbar whooooohoooo ins Mikro flötete. Naja. Not my cup of tea, wie der Brite sagt. Trotzdem werde ich mal in deren Songs reinhören, um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie das klingt, wenn der Sound nicht so schlecht ist.
Aber dann kurz nach 21.00 Uhr kamen die Vaccines auf die Bühne und legten mit "Blow It Up" auch gleich richtig los. Mal abgesehen davon, dass die Londoner dieses Jahr eines der wenigen Alben auf den Markt geschmissen haben, welches von Anfang bis Ende ohne Ausnahme (für mich) funktioniert, mag ich an ihren Songs insbesondere den Umstand, dass sie in der Regel so schön knackig kurz sind. Im Schnitt zweieinhalb Minuten unglamouröser Rock mit leichten Anleihen bei den Ramones und anderen Urgesteinen der Rock- und Punkgeschichte.
Tja, dies plus die Tatsache, dass die Jungs erst ein Album draußen haben, ergibt natürlich auch ein relativ kurzes Set. Gerade mal 60 Minuten rockten sie die Halle, das aber gekonnt und mit viel Spaß. Sie spielten ihr komplettes Album durch sowie einen neuen Titel "Teenage Icon", der ebenfalls gut in die Beine ging. Justin Youngs Stimme überzeugt live, manchmal erinnert er mich irgendwie ein wenig an Interpols Paul Banks, und insgesamt kann man ihr Set nur als höchst tanzbar bezeichnen. Sehr gemischtes Publikum übrigens, alle Altersgruppen, das macht die ganze Sache auch immer etwas entspannter.
Trotzdem ein komisches Gefühl, schon um halb elf abends wieder zuhause zu sitzen *lach*, das kenn ich sonst anders.

Setlist:
Blow It Up, Wreckin' Bar (Ra Ra Ra), Tiger Blood, A Lack Of Understanding, Wetsuit, Teenage Icon, Post Break-Up Sex, Under Your Thumb, All in White, Wolf Pack, Awkward, If You Wanna, Family Friend
Zugaben:
We're Happening, Nørgaard
vaccines08vaccines07vaccines01vaccines03

Montag, 28. November 2011

Der Familie Popolski - Postbahnhof, Berlin, 27.11.2011

SAM_0008Die Popolskis waren eigentlich gar nicht vorgesehen in meiner Novemberplanung. Nach Bush, Kasabian und den Wombats war meine Geldbörse etwas leer, und das Konzert zu dem Zeitpunkt, als ich überhaupt mitbekommen habe, dass die Popolskis Berlin beehren, eh schon ausverkauft. Aber überraschenderweise habe ich letzte Woche zwei Karten gewonnen - welch Freude. Also Schwester eingepackt und hin. Meine Schwester kannte die lustige "Familie" bisher noch nicht, ich dagegen hatte schon einige Ausstrahlungen der "Popolski-Show" auf dem WDR gesehen.
Wer mit der Fake-Familie nichts anfangen kann: Die Popolskis kommen aus Polen und folgen dem Ansinnen, das Vermächtnis von Opa Piotrek Popolski zu bewahren, der um die Jahrhundertwende 128.000 Popsongs komponiert hatte, die ihm jedoch gestohlen wurden und über die Jahre unter der Hand an die Pop-Stars dieser Welt verkauft wurden. Die übrig gebliebenen Familienmitglieder bemühen sich nun, dem Publikum die "wahren" Songs näherzubringen, in ihrer urtümlichen Version, die meist als Polka daherkommt.
Soweit die Rahmenhandlung.
Gegründet wurden die Popolskis von Achim Hagemann, dem Hauskomponisten von Hape Kerkeling, der in der Inszenierung als Pavel auftritt, die Handlung moderiert und ziemlich gekonnt das Schlagzeug malträtiert. Auf der Bühne stehen von der Familie außerdem die eineiigen Zwillinge Henjek und Stenjek an den Bläsern, Mirek an der Gitarre, Danusz am Keyboard und Gesang, Janusz - das Küken der Familie - am Bass, Marek am Akkordeon - außerdem ist er für die feine Kameraarbeit zuständig - und zuguterletzt Cousine Dorota und der verschollen geglaubte Cousin Bogdan, den man im Heizungskeller des Postbahnhofs nach langen Jahren wieder gefunden hat, als Gäste am Mikro.

Begeisternd ist, mit welchem Ernst die Band bei der Sache ist. Allesamt großartige Musiker gelingt es ihnen, aus sogar übelsten Songs wie Heintjes "Mama" und anderen richtig geile Live-Musik zu machen, in dem sie die Titel neu arrangieren. So wird aus Roberto Blancos "Ein bisschen Spaß muss sein" eine rührige Ballade, aus DJ Ötzis "Hey Baby" ein jazziger Scatsong (sehr gekonnt von Daniel Basso alias Danusz) und aus Modern Talkings "Cherry Cherry Lady" ein energiestrotzender Nu Metal Song, der gleichzeitig auch zur bestandenen Polka-Prüfung des Nesthäkchens Janusz wird, der trüben Tasse, wie Pavel ihn gerne nennt.
Dazwischen sorgt sexy Cousine Dorota in ihren immer kürzeren Kleidern für Aufregung bei den Herren im Publikum und überzeugt ansonsten auch mit ihrer tollen Stimme und ihren Interpretationen von Madonnas "Material Girl" und anderen Hits. Und der Mann aus dem Postbahnhofer Heizungskeller, Bogdan, bringt mit seiner soulig weichen Stimme die Halle zum Tanzen.
Da muss man als Zuschauer auch schön mitmachen, mitsingen, -klatschen, -tanzen und leider auch -schunkeln, aber das tut man ja gerne, schließlich sorgt die Band persönlich dafür, dass man gleich zu Beginn lockerer wird, indem von der Bühne aus erstmal der Wodka ans Publikum verteilt wird.
Alles in allem ein sehr lustiger, gelungener Abend mit vielleicht einem Wermutstropfen, nämlich einer gut 20 Minuten langen Pause nach der ersten Dreiviertelstunde, die leider dazu führte, dass man nach dem ersten Spaß wieder mächtig "runterkühlte". Dafür war dann aber die zweite Hälfte deutlich besser und energiegeladener, und vor allen Dingen die Zugaben sollten auch den letzten Zweifler überzeugt haben.

Hier ein kleiner Blick auf die eineiigen Zwillinge Henjek und Stenjek und ihrer Polka Dance Explosion - die beiden Herren sind mir während des Sets gestern richtig ans Herz gewachsen. Auf meinem YouTube-Kanal gibt's dann auch noch die Polka-Prüfung des Janusz.

Sonntag, 10. April 2011

Stornoway - FritzClub im Postbahnhof, Berlin, 09.04.2011

Zwei Abende - zwei Konzerte hintereinander und unterschiedlicher hätten sie nicht sein können. Erst am Freitag das etwas zu coole The Kills Konzert und dann gestern Abend die zuckersüßen Stornoway aus Oxford im kuscheligen FritzClub im Postbahnhof.
Zunächst spielte aber ein junger Mann aus Schöneweide, der sich Petula nannte, in echt aber scheinbar Sebastian heißt, eine Ein-Mann-Show, die der arme Tropf vor einer fast völlig leeren Halle beginnen musste. Mein Mitleid hielt sich aber in Grenzen, weil der Gute sich tapfer geschlagen hat, ein schönes Set spielte, in dessen Verlauf der Club dann auch endlich voller wurde, und es ihm dank diverser Technikspielereien gelang, sogar vielstimmig zu singen *lach*. Nein, Petula/Sebastian hat mir ganz gut gefallen, und das obwohl ich nicht so der Singer/Songwriter-ohne-Band Fan bin.
Nach einer kurzen Umbaupause schwelgten wir alle dann in den melodiösen, wunderschön gespielten Songs der Briten Stornoway, die hoffentlich schon bald ein größeres Publikum anziehen und richtig Erfolg haben. Ob sie dann immer noch so herrlich brav auf der Bühne stehen und Sänger Brian Briggs weiterhin mit schüchternem Charme dem Publikum von Alien-Landungen oder der kürzlich gewonnenen Pferdewette (das Pferd hieß offenbar wie der Sänger) erzählt, um Knut trauert oder sein Wissen um Opossum Heidi kundtut, sei dahin gestellt. Man kann nur hoffen, dass sie ihre Natürlichkeit nicht verlieren. Musikalisch können sie nichts falsch machen, sie bewegen sich im Indie-Folk Genre, haben die absoluten Multiinstrumentalisten auf der Bühne, gleich zwei Brüderpaare in der Band, die sich offensichtlich gut verstehen, dazu wahnsinnig eingängige Melodien und bodenständige, bisweilen sehr humorvolle Texte. Und wenn man dann noch so klar und schön singen kann wie Billy Briggs, ist so ein Konzertabend einfach nur Wohlfühlen und Harmonie pur.
Leider wars auch gestern recht kurz, allerdings haben Stornoway bisher nur ein Album draußen ("Beachcomber's Windowsill"), welches ich allen nur ans Herz legen kann. Und dafür, dass man den ganzen Abend über ein fettes Lächeln im Gesicht hatte, war das dann auch völlig okay so. Ich weiß jetzt schon, dass ich wiederkommen werde, wenn sie erneut in Berlin spielen.

Eine komplette Setlist kann ich nicht wiedergeben, dabei waren auf jeden Fall:
When You Touch Down From Outer Space, The Coldharbour Road, Long Distance Lullaby, November Song (unplugged), I Saw You Blink, Zorbing, The End Of The Movie (unplugged), We Are The Battery Human (unplugged), etc.

Nachfolgend zwei Songs von gestern Abend - zum einen "When You Touch Down From Outer Space" und zum anderen der unplugged vorgetragene "November Song".



Donnerstag, 5. November 2009

Foo Fighters, 04.11.09, Berlin Postbahnhof

rückenEin schöner Rücken kann auch entzücken - und damit wären wir beim einzigen ansatzweise verwertbaren Foto vom gestrigen Konzert. Aber wer braucht schon Fotos, wo sich doch das breit grinsende, zufriedene Gesicht eines Frontmanns vom Kaliber Dave Grohls sowieso bis in alle Ewigkeit einprägt?

Und warum war er so gut gelaunt? Weil gestern Abend im Postbahnhof beim spontan anberaumten "Geheimkonzert" der Foos (ich berichtete) einfach 1A Stimmung war. Ein erwachsenes Publikum, das die Band und deren Spielfreude frenetisch abgefeiert hat, insbesondere natürlich die Megagassenhauer wie dem Opener "Pretender", "My Hero", "Learn to Fly", "Monkey Wrench", "Times Like These", "Stacked Actors", "For All The Cows", "All my Life" und natürlich dem letzten Stück des Abends, DEM Burner schlechthin "Everlong". Außerdem dabei "Big Me" und "Skin and Bones", etc. Gute zwei Stunden spielten die Foos und zeigten eindrucksvoll einen gelungen Querschnitt durch knapp 15 Jahre Bandgeschichte, so dass auch Titel, die seltener live gespielt wurden wie z.B. "Young Man Blues" gestern Abend dran kamen. Außerdem natürlich das neue Stück "Word Forward", welches sich auf dem Ende Oktober erschienenem Best Of befindet.
Zu Atem kam man da als Fan kaum, zumal die Band ihre Stücke wieder und wieder mit echten Heavy Metal-Einlagen würzten, und wenn dann nur, wenn auch "das Grohl" zwischendurch mal Luft holen musste, was jedoch nicht allzu häufig vorkam. Überhaupt hatte man das Gefühl, eine extrem frische Band zu erleben, die es durchaus genoss, mal wieder in einer kleineren Halle vor einem überschaubaren Publikum zu spielen. Die ersten sechs (oder sieben) Songs kamen ohne Pause, totales Gitarrenbrett von der Bühne zu uns rübergepustet, wo man sich schon beinahe ängstlich fragte, ob die Band schnell fertig werden wolle. Aber dann taute der ewig gutgelaunte Dave auf und fing an zu quatschen. Wer schon mal bei einem Foo-Konzert war, weiß, dass er das gerne tut. Genauso gerne wie er auf der Bühne rülpst, seinen Drummer Taylor Hawkins veräppelt und zum "definitiv letzten Mal live" das Triangel-Solo des Gastmusikers ankündigt (welches ich nun zum dritten Mal erlebt habe *lol*) - immer wieder schön. Zwischendurch die besorgte Frage ans Publikum "are you done yet?", ob wir am nächsten Morgen wieder arbeiten müssen, und dass wir ihm schon signalisieren müssen, wenn wir nicht mehr können, weil sie sonst halt einfach weiterspielen würden. Wie immer sieht man von dem Rest der Band relativ wenig, Nate Mendel und Chris Shiflet stehen recht unscheinbar auf der Bühne und überlassen das Rockgehabe lieber ihrer Rampensau Dave. Pat Smear meine ich auch gesehen zu haben, hatte aber nicht die komplette Bühne im Blick. Der einzige, der sich hin und wieder etwas bemerkbar machen kann - schließlich ist er an den Drums auch tüchtig für den Lärm verantwortlich - ist Taylor Hawkins, dessen weiße Zähne im Dunkeln leuchten, übrigens, so you know *lach*. Und natürlich die schlichtweg atemberaubend schöne Violinistin Jesse Green, die mit Sicherheit an diesem Abend von vielen männlichen Zuschauern angehimmelt wurde.
Während Grohls Atempausen erfuhren wir dann auch, dass es das zweite Konzert für die Foos in diesem Jahr ist, man quasi noch "im Training" sei, wobei es - bis auf zwei, drei kleine Missverständnisse - kaum zu spüren war. Entweder man kanns oder man kanns nicht,  heißt das wohl. Wenn auch in den Medien in den letzten Tagen von einer angeblich längeren Pause der Band die Rede war, gestern Abend war davon nichts zu spüren, und auch Grohl deutete an, dass man mit einer Stadientour im nächsten Jahr rechnen könne und dann "one day" auch mal an einem neuen Album gearbeitet werden würde. Wollen wir's hoffen - und auch, dass das nächste Album wieder etwas deftiger wird, denn rocken können die gesetzten Herren immer noch wie die Weltmeister.
Wer die Foos gestern verpasst hat, der sollte heute in die MTV European Music Awards reinschauen. Dafür haben sie sich gestern nämlich warmgespielt :) Ein absolut fantastischer Abend, den die Arctic Monkeys mit den Eagles of Death Metal als Support am Sonntag erstmal toppen müssen (ein unmögliches Unterfangen).
Wenn ich noch einer kompletten Setlist habhaft werden kann, füge ich diese hier noch nachträglich ein.