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Montag, 22. November 2010

I got sunshine, in a bag... GORILLAZ live in Berlin, 21.11.2010,Velodrom

Was für ein Abend gestern im (vermutlich) ausverkauften Velodrom! Da blieben wirklich keine Wünsche offen. Das war mehr als ein "normales" Konzert, eher ein perfekt durchorganisiertes Event, dabei aber nicht künstlich oder Distanz aufbauend, sondern in totaler Partystimmung, und mit höchst spielfreudigen Vollblutmusikern.
littledragonDas fing schon damit an, dass wir keine Musik vom Band während des Wartens zu hören bekamen, sondern ein Drittel von De La Soul an den Turntables für funkige Beats sorgte und dann auch die erste Supportband des Abends ankündigte: Little Dragon.
Mir bisher völlig unbekannt, bin ich nach dem halbstündigen Set zum Fan dieser schwedischen Band geworden, deren zierliche Frontfrau über eine tolle Livestimme verfügt, auch auf dem aktuellen Gorillaz-Album mitgewirkt hat und somit auch später mit dem Hauptact auf der Bühne stand. Hier ein Song-Beispiel ihres aktuellen Albums.











delasoulDanach ging es eigentlich fast nahtlos mit De La Soul weiter, von denen ich zugegebenermaßen gar nicht wusste, dass es sie überhaupt noch gibt. Ich bin ja nicht so der Riesen-Hip Hop Fan, insbesondere live finde ich das immer etwas schwierig. Aber die drei Männer haben eine Wahnsinnsstimmung gemacht, und man hat fast vergessen, dass sie gar nicht der Hauptact waren. Und Klassiker wie Me Myself and I sowie Ring Ring Ring funktionieren natürlich immer noch. Dazu wirkten die drei auch noch überaus sympathisch - und auch sie durften wir später am Abend mit dem Hauptact auf der Bühne sehen.
Die "Umbaupause" - sofern man das überhaupt so nennen kann - vor den Gorillaz war kurz, mit einem kleinen Comic-Einspieler von  Jamie Hewlett und danach "Welcome to the Plastic Beach" mit einem Snoop Dogg leider nur auf der Leinwand (mann, wäre das cool gewesen, wenn der dort gewesen wäre). Als die Band auf die Bühne kam, traute man fast seinen Augen nicht. Ich glaube, selbst ohne Gastmusiker müssen da 20 Menschen gestanden haben. Neben lebenden Legenden wie Mick Jones, Paul Simonon (beide Ex-Clash) gab es eine Streichersektion mit ungefähr 5 oder 6 Damen, eine Bläsersektion"Hypnotic Brass Ensemble", zwei Schlagzeuger, vier Backgroundsänger, und und und. Allein diese Anzahl an Menschen lässt einen schnell vergessen, dass im Hintergrund der Bühne eine riesengroße Leinwand nicht nur die bekannten Gorillaz-Videos/Comics zeigt, sondern auch unterschiedliche Impressionen - jeweils zu den Songs passend. Die Gastmusiker geben sich das Mikro in die Hand, Bobby Womack darf zweimal ran und besticht durch seine Hallenfüllende Stimme, De La Soul und Little Dragon sind mit an Bord, Neneh Cherry ist da und kommt stimmlich leider fast kaum zur Geltung, Rosie Wilson leiht ihre mächtige Stimme für 19/2000 und Dare, diverse andere Rapper, deren Namen ich googlen müsste. Und über allem thront Damon Albarn, der Zeremonienmeister des Abends, der immer noch aussieht wie ein Pennäler, der die Fäden zusammenhält, den Hauptanteil der Songs gesanglich bestreitet und richtig "ackert" auf der Bühne, am liebsten überall gleichzeitig sein will, wenn es der Beat erlaubt, die irrwitzigsten Luftsprünge vollzieht, sich aber trotzdem nie in den Vordergrund stellt. So verrückt das klingen mag, aber all diese Musiker, die in den unterschiedlichsten Genres zuhause sind, aus aller Ecken Länder kommen und im wahrsten Sinne des Wortes bunt zusammengewürfelt sind, bilden eine homogene Einheit. Und dies ist auch in der Musik zu hören. Ich war zuvor unsicher, ob sich der Gorillaz Sound auch im Konzert gut anhören würde, und meine Zweifel wurden sofort zerstreut. Dieses Sammelsurium an Musikstilen ist live eine wahre Offenbarung, man nimmt die Klangvielfalt noch viel besser wahr als beim Lauschen der Alben. Und es verwundert wieder und wieder, dass alles so gut harmoniert und nicht in einem Musikmus untergeht. An dieser Stelle sei allerdings auch die fantastische Akkustik im Velodrom erwähnt, das ist eine der wenigen Hallen Berlins, wo man selbst aus dem Johlen/Klatschen/Pfeifen der Fans noch einzelne Töne mit dem Ohr herausfiltern kann. Und was für ein Klangteppich, als die Gorillaz vor der Zugabe für wenige Minuten die Bühne verließen! Man stelle sich die begeisterten Fans in der Columbiahalle vor einem Jahr bei Them Crooked Vultures vor und multipliziere das mit 3...
Meine Highlights waren sicher die syrische Folklore Band aus Damaskus, die von den ca. 12.000 Berliner tierisch bejubelt wurden, und Songs wie Dare, On Melancholy Hill, Superfast Jellyfish und in den Zugaben dann natürlich Feel Good Inc und Clint Eastwood. Eine Setlist kann ich nicht liefern, ich nehme aber an, dass die Reihenfolge der Songs sich von Ort zu Ort nicht sonderlich unterscheiden wird, insofern kann man mal HIERAUF einen Blick werfen, das ist die Setlist vom Konzert in Brighton.
Shaun Ryder hat ja im Übrigen das britische "Dschungelcamp" der Gorillaz-Tour vorgezogen, ich bin mir ziemlich sicher, so bejubelt wird er da nicht!

Spiegel Online hat heute einen sehr schönen Artikel zum Konzert ins Netz gestellt, da wird eigentlich alles gesagt, was man wissen muss (Zitat anklicken für den kompletten Bericht).

Zombies, Ufos und Piraten: Bei ihrem einzigen Deutschland-Auftritt boten die Gorillaz eine bombastische Show, gespickt mit allen Stilrichtungen, welche die Popkultur jemals hervorgebracht hat. Erstaunlich, wie die britische Band es meistert, die unzähligen Referenzen nicht zerfasern zu lassen.

Insgesamt war das ein wirklich perfekter Abend musikalisch und visuell, und man hat das Velodrom mächtig beeindruckt verlassen, glücklich darüber, dass man beim einzigen Deutschlandkonzert der Band dabei sein durfte. Übrigens ist auch nachvollziehbar, warum keine ausgiebige Tour stattfindet, wenn man bedenkt, dass man locker bis zu 40 Musiker unter einen Hut bringen musste. Das ist ja eine logistische Herausforderung sondergleichen. Und vielleicht höre ich mir das Plastic Beach-Album demnächst mit "neuen Ohren" an und finde es dann weniger sperrig.
Und es gibt natürlich schon die ersten Videoschnipsel auf YouTube, zwei Beispiele:

Dienstag, 24. November 2009

Billy Talent (Support: Cancer Bats und Silverstein), 23.11.09,Velodrom, Berlin

billytalent04Jaaa, also das war doch überraschend nett gestern. Nicht, dass ich mich innerlich auf eine Katastrophe eingestellt hätte, aber wenn man mehr als Begleitung mitkommt und weniger als Fan, dann kann so ein Konzerterlebnis schon nach hinten losgehen. Aber ganz im Gegenteil, das war ein erfrischend unspektakuläres und doch rockiges Konzert. Ich bin jetzt nicht zum Hardcore-Fan mutiert, aber live klingen die Songs toll - glücklicherweise macht da auch der Sound im Velodrom mit. Sänger Benjamin Kowalewicz hüpft - sich völlig verausgabend - wie ein Flummi von rechts nach links über die Bühne. Ich kann mich nicht erinnern, dass der einmal stillgehalten hat, so einer, der auch beim Stehen zappelt *lach*. Da verwundert die relativ kurze Dauer von ca. 75 Min. auch nicht, die mich bei den Arctic Monkeys beispielsweise leicht enttäuscht hat. Dass Kowalewicz dieses Pensum unmöglich 90 Min aushalten kann, ist logisch. Was mich halt durchweg extrem amüsiert hat, ist Kowalewiczs Stimme, die für mich ja schon auf CD so klingt, als hätte er kurz vorher ein wenig Helium inhaliert. Live und in Farbe kommt das noch deutlicher rüber, zumal er auch so spricht. Nimmt man noch seine bescheidene Größe dazu, dann führte das schon mal zu einem garstigen Kommentar meinerseits á la "Pass auf, gleich kommt Gargamel und steckt den Rockschlumpf da in den Sack" *lach*.  Böse. Ja, ich weiß.
Wenn ich auch z.B. von dem Muse Bühnenaufbau so begeistert war, fand ich es hier wiederum nett, dass auf sonstwelche Konstruktionen komplett verzichtet wurde, zwei Leinwände rechts und links und Bandmitglieder - mehr gabs auf der Bühne nicht zu sehen - und hat auch völlig ausgereicht. Musikalisch kann man Billy Talent ansonsten natürlich nicht mit Muse o.ä. vergleichen, die Songs sind weniger virtuos, man kann sie halt auch mitsingen, wenn man 3-4 Bier intus hat. Das wurde uns zumindest von dem Pärchen vor uns vorgelebt. Ehrlich, ich achte sonst nicht darauf, wer sich wie oft ein Bier bei nem Konzert kauft, aber bei den beiden müssen das locker 7 gewesen sein. Nun gut, die Toiletten waren ja auch gleich in der Nähe *lol*.  Hauptsächlich haben Billy Talent Titel von dem jetzigen Album gespielt, was mich natürlich gefreut hat, weil ich das wirklich mag, hab dann aber festgestellt, dass ich auch den älteren Songs live etwas abgewinnen kann.
Die Vorbands waren Cancer Bats (!!) und Silverstein. Wobei erstere so klangen wie ihr Name, heftigen Heavy Metal spielten, auf die Bühne kamen, mit der Gitarre losbretterten und so klangen, als müssten sie gleich kotzen. Sowas find ich ja immer sehr lustig, das ist Musik, mit der ich nicht wirklich was anfangen mich aber drüber amüsieren kann. Hingucken konnte ich nicht groß, weil bei deren Auftritt zwei Lampen direkt auf unseren Block gerichtet waren, so dass ich nur noch rote Punkte sah, haha, Hellhound-Feeling *g*. Aber die waren echt schlecht, da hilft dann auch keine Chemo für die krebskranken Fledermäuse.
Silverstein waren nun auch nicht weltbewegend, aber okay. Zwischendurch echt schöne Melodien, aber die Refrains klangen alle irgendwie gleich. Mitunter haben sie mich (dunkel) an Faith No More erinnert, zumindest an deren erstes Album "We Care A Lot", wobei der Sänger nicht so ne gute Stimme hat wie Mike Patton, natürlich. Ach, die waren okay. Allerdings auch irgendwie bezeichnend, dass der größte Applaus kam, als sie "Apologize" von One Republic coverten.

Alles in allem ein richtig schöner Abend, wenn ich auch leicht knurrig war, weil sie "White Sparrow" nicht gespielt habe, die Billys *g*.

Und hier ein Ausschnitt vom gestrigen Konzert - "Surrender" (und auf der zweiten Seite gibt's die Setlist)











Setlist (da vertraue ich jetzt mal der Last-FM-Seite, da ich gerade die älteren Lieder nicht unbedingt mit Titeln kenne)

Devil in a Midnight Mass
This Suffering
Line & Sinker
Rusted From the Rain
Saint Veronika
Surrender
Tears Into Wine
The Dead Can't Testify
River Below
Diamond On A Landmine
This Is How It Goes
The Ex
Turn Your Back
Try Honesty

Encore:
Devil on My Shoulder
Fallen Leaves
Red Flag