Am Donnerstag gings dann in den Admiralspalast. Ich hatte einen Sitzplatz ausgewählt aus Rücksichtnahme auf meine Begleitung. Normalerweise überhaupt kein Problem, womit ich jedoch nicht gerechnet hatte, war die Tatsache, dass wirklich alle Leute in meiner Umgebung bis zum Schluss sitzen bleiben würden und ich daher nicht aufstehen konnte bzw. dies erst zum Ende hin ging. Und ich bin einfach kein Konzertsitzer, das kann ich nicht, das führte auch dazu, dass ich erst relativ spät "aufgetaut" bin. Dazu kam auch, dass ich das Gefühl hatte, eine Zeitreise angetreten zu sein. Bei einem Blick aufs Publikum kam ich mir diesmal vor wie ein Küken, von oben bot sich irgendwie ein Yuppie-Bild. Hätte Phil Collins gespielt, hätte ich Patrick Bateman ("American Psycho") unter den Zuschauern erwartet, was natürlich voll gemein ist von mir, aber diese unglaubliche Ansammlung an Anzugträgern war für mich doch etwas irritierend. Unterstützt wurde dieser Eindruck von der Show. Im Hintergrund der Bühne gab es eine riesige Leinwand, auf die ununterbrochen die größten Kitschvideos (von Ballerinas über Sterne etc.) projiziert wurden plus die beiden Hupfdohlen, die auf dem hinteren Teil der Bühne tänzerische Verrenkungen darboten, die zwischen Stripdance und Kunst hin- und herwechselten. Ich weiß nicht, ich war in den 80ern nicht in Konzerten, da zu jung, aber so hätte ich mir das damals vorgestellt.
Dabei hat die Musik überzeugt. Vielleicht ein wenig schwierig zusammengestellt in der Setlist, da erst die letzte Dreiviertelstunde so richtig Gas gegeben wurde, was mich dann schlussendlich auch überzeugt hat, grundsätzlich eine absolut fantastische Band (vor allen Dingen die beiden Gitarristen und die Saxophonistin), und Ferry hat es noch richtig drauf: tolle Livestimme und ein "Tanzstil", der ihn locker die knapp zwei Stunden durchhalten ließ.
Aber ich gebe zu, dass ich mir schon ein wenig fehl am Platze vorkam. Die unsagbar unbequemen Sitze im Admiralspalast möchte ich übrigens auch noch erwähnen, dass ich mit meinen 1,58 cm Länge nicht weiß, wohin mit meinen Beinen, ist schon übel *lach*.
Ich stimme selten mit der Berliner Morgenpost überein, was Konzerreviews anbetrifft, aber hier kann ich mal guten Gewissens auf deren Rezension verweisen. Ich hatte keine Kamera dabei, also diesmal weder Foto noch Video. Und die Setlist könnte ich im Nachhinein auch nicht wieder geben.