Freitag, 16. November 2007

Wanted by Interpol

Als ich heute im Büro erwähnte, dass ich morgen Abend "bei Interpol" wäre, wurde ich sehr skeptisch beäugt. Ich fahre also morgen nicht nach Lyons, sondern "nur" zur Berliner Columbiahalle und schaue mir die New Yorker BAND Interpol an, deren Album ich hier bereits in den Himmel gelobt habe.
Und zur Vorfreude spielt jetzt hier "No I In Threesome".

Montag, 5. November 2007

Kaiser Chiefs, Berlin, Columbiahalle (04.11.07)

Ja, so kanns gehen. Da hatte ich mich nur auf einen "netten", poppigen Abend eingestellt und war völlig überrascht, als
1. lauter Teeniemädchen mit mir vor der Bühne standen
2. die Stimmung in der Columbiahalle so klasse war wie selten
3. die Isländer Jakobinarina als erster Support Lust auf mehr machten
4. und die Kaiser Chiefs letztendlich 80 Minuten lang gerockt haben wie Sau.

Zu 1. Okay, wäre ich 16 oder 17 Jahre alt, würde ein Ricky Wilson-Poster in meinem Jugendzimmer gleich neben Shia Le Bouef hängen. Der Kaiser Chiefs-Frontmann ist ein ziemlich sympathisch wirkender, allzeit hüpfender und agiler Wonneproppen mit mächtig Spaß an seinem Job. Und das überträgt sich auf die Zuschauer und bringt Mädels zum Schwärmen. Nachvollziehbar.

Zu 2. "Frenetischer Jubel" beschreibt es wohl am besten.

Zu 3. Die Isländer haben Jakobinarina. Wir Tokio Hotel. Muss ich schreiben, welches Land besser dran ist? Die Band - bestehend aus sechs Jungs, die definitiv nicht älter als 17, 18 sind - rocken ziemlich gut und, so cool sie ganz offenbar auch wirken wollen, sind dabei ziemlich drollig. Sänger Gunnar Ragnarsson quatschte entspannt in fast akzentfreiem Deutsch mit dem Publikum und hatte offenbar Freude am Tanzen. Wie meinte er nach dem 30 minütigem Set? Er sei nach einer halben Stunde auf der Bühne völlig fertig und die Kaisers machen das anderthalb Stunden lang, Respekt.
Tja, das ist dann aber auch der Punkt, an dem man feststellt, dass man keine 20  mehr ist: wenn man in einem Rockkonzert vor der Bühne steht und Muttergefühle bekommt *lachtot*.

Zu 4. Die Briten aus Leeds haben's definitiv raus, eingängige Melodien zu schreiben und live ihr Publikum zu rocken. Dabei kommen sie echt nett rüber, völlig ohne Attitüde und scheinen selbst immer noch überrascht davon zu sein, dass ihnen die Leute zujubeln. Das Schöne an der Musik der Chiefs ist, dass in den Titeln viele "Na Na Nas", "Ah-has", "Whoo-hoos" und "La la las" vorkommen, das lädt ja geradezu zum Mitsingen ein. Das hatte dann auch den Effekt, dass Frau Flinkwerts Stimme inmitten der letzten Zugabe bei der Textzeile "Oh my God, I can't believe it, I've never been this far away from home" kippte und ich dem Busfahrer im Anschluß nur noch ein "Guten Abend" zuhauchen konnte. Kann den Abend nur als vollen Erfolg beschreiben. Schweißtreibend und euphorisierend.

Randnotiz:
Silversun Pickups, der zweite Support aus Californien, waren schrecklich langweilig und haben leider auch ein Faible für nicht endenwollende Lieder *nerv*.
Setlist:
1. Everything Is Average Nowadays
2. Everyday I Love You Less And Less
3. Heat Dies Down
4. Born To Be A Dancer
5. Ruby
6. I Can Do It Without You
7. Modern Way
8. High Royds
9. Retirement
10.Thank You Very Much
11.Na Na Na Na Naa
12.I Predict A Riot
13.Take My Temperature
14.The Angry Mob
--
15.Love's Not A Competition
16.Oh My God

Da ich mittlerweile keinen Fotoapparat mehr in ein Konzert schleppe, gibts hier keine Fotos. Wer sich ein Bild von den Livequalitäten dieser sehr geilen Band machen will, der guckt sich dieses YouTube-Video an.

Sonntag, 4. November 2007

Die Ärzte - Jazz ist anders

Die Ärzte erfinden generell das Rad nicht mehr neu, wenn sie auch in Sachen Verpackung immer wieder die besten Ideen haben (Pizzakarton mit innenliegender Pizza & Tomatenscheibe = CD und Bonus-EP). Das gilt auch für "Jazz ist anders", ihrem am Freitag neu erschienenen Album. Bisher gab es noch keine DÄ-Scheibe, auf der mir wirklich alle Songs gefallen haben - auch das hat sich nicht geändert. Wie immer finden sich einige echte Perlen unter 08/15-Gassenhauern und DÄ-Füllsel.
Perlen, als da wären: "Himmelblau", "Junge", "Nur ein Kuss", "Niedliches Liebeslied" und "Tu das nicht". Typisch Die Ärzte sind dann halt "Vorbei ist vorbei", "Allein", "Lasse Redn" und "Heulerei". Und unter Gefüllsel verstehe ich sowas wie "Lied vom Scheitern" oder "Breit".
Manche Songs werden sowieso erst ihr wahres Potential zeigen, wenn man sie live hört, daher ist die dürftige Ausbeute an "Perlen" auch nicht weiter schlimm. Die Ärzte waren für mich schon immer eine Liveband und die Alben mehr zum Training der Texte gedacht :)
Ein bißchen vermisse ich auf "Jazz ist anders" jedoch den grenzdebilen Witz, dafür sind die Texte allesamt etwas lockerer ausgefallen; "Möchtegern-Weltverbesserungssongs" wie "Nicht allein", u.a. fehlen komplett, was ich auch mal ganz angenehm finde. Albern wirds erst bei den drei Songs von der Bonus-EP, da darf man dann wieder ungezwungen ablachen.
Nun - das ist jetzt zumindest so mein Eindruck nach dem ersten Hören. Absolut keine schlechte Platte (den Tiefpunkt gabs ja mit "Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer"), aber sicherlich auch kein musikalischer Meilenstein.

Hier die Titel im Überblick:
1. "Der Himmel ist blau" (Farin singt)
Schöne Uptempo-Schrammelnummer. Mein Wohnzimmer lässt ausrichten: sehr tanzbar. Könnte zum absoluten Sommerhit 2008 werden.

2. "Lied vom Scheitern" (Bela singt)
Charmante Platitüdendrescherei. Nix besonderes.

3. "Breit" (Rod singt)

Hm. Antidrogensong? Das geht nach hinten los, denn den kann man eigentlich nur hören, wenn man breit ist - zum lauten Mitgröhlen.

4. "Lasse redn"

Farin schreibt nach wie vor die besseren Titel. Netter Antispießersong (Frau Flinkwert fühlt sich da mitunter in ihre Kindheits-Kleinstadt zurückversetzt). Irgendwie ZDF-Fernsehgartentauglich *lach*. Nein, das meine ich nett.

5. "Die ewige Mätresse" (Farin und Bela singen)

Ziemlich rockig auf den Punkt gebracht, macht Spaß.

6. "Junge" (Farin singt)

Ja, einen ähnlichen Text mussten wir wohl alle mal von unseren Eltern hören. Finde diese erste Singleauskopplung sehr gelungen. "Du hast dich früher so für Tiere interessiert", haha. Ich kenn das unter "Aber du hast doch früher immer gerne Rosa getragen", "Ja, Mama, mit 10."
"Und du warst so ein süßes Kind", das hab ich erst heute morgen beim wöchentlichen Telefonat mit meiner Mutter wieder gehört. Geiler Song.

7. "Nur ein Kuss" (Farin singt)

Huch? Da fühlt man sich ja zurückversetzt in die DÄ-Anfangstage. Der Titel ist so grenzwertig, klingt wie 84 nur besser produziert und gespielt. Echt nett. Das zweite Drittel erinnert irgendwie an Juliane Werdings "Am Tag als Conny Kramer starb". Schön.

8. "Perfekt" (Bela sing)

Ganz nett aber ohne Biss. Austauschbar.

9. "Heulerei" (Farin singt)

Fängt gut an, erinnert dann aber immer mehr an "Vermissen,Baby" - und der war besser. Aber gut rockig.

10. "Licht am Ende des Sarges" (Bela singt)

The Cure? Irgendwie klingt der Anfang nach einem The Cure-Song. Ich komm nicht drauf, welcher. Hm. Bela nimmt hier seinen Dracula-Kram auf die Schippe. Endlich.

11. "Niedliches Liebeslied" (Rod singt)

Macht dem Titel alle Ehre, poppiges Geschnurre von Rod mit Beat-Schuppen-Flair. Video kann in der gleichen Requisite aufgenommen werden wie "Dinge, von denen", haha.

12. "Deine Freundin (wäre mir zu anstrengend)" (Farin singt)

Farin feels funky. Zumindest auf diesem astreinen Funksong. Gabs das schon mal von den Ärzten? Ein bißchen viel Bootsy Collins gehört in letzter Zeit, wie? Nett.

13. "Allein" (Farin singt)

Okay, jetzt auch Platitüden von Farin. Nein, gefällt mir nicht.

14. "Tu das nicht" (Bela singt)

Sehr sehr augenzwinkernder Beitrag zum Thema "Raubkopien". Naja, nicht gerade subtil, eher mit dem Zaunpfahl um die Ohren gehauen wird da der Musikindustrie, die Emule/Soulseek/ö.ä.-Nutzer kriminalisiert. "Und es läuft keine Musik auf deiner Beerdigung. So." haha

15. "Living Hell" (Farin singt)

Passt sehr gut zu dem vorangegangenen Track. Welch ein Fluch, wenn man so viel Glück hat. Armes Schwein, lieber Farin :)

16. "Vorbei ist vorbei" (Farin singt)

Klingt wie ein Vorgeschmack auf das nächste Farin U.-Soloalbum. Nett.

Bonus-Ep
1.  "Wir sind die Besten" (Farin und Bela singen)
Eine leichte Reminiszenz an die NDW klingt hier raus. Wohnzimmer lässt erneut ausrichten: tanzbar. Allein das "Hui" ist es wert.

2. "Wir waren die Besten" (Bela singt)
So klingt es, wenn der  Rock 'n' Roll-Übermensch im Altenheim von vergangenen Zeiten singt. Lustig.

3. "Wir sind die Lustigsten" (Rod singt)
Rod singt vom Gag-Imperium der Die Ärzte. Lachen muss er selbst beim Singen...

Und wer es noch nicht mitbekommen hat: auf der regulären CD befindet sich ein "Hidden Track", den man findet, wenn man die Scheibe ganz normal im CD-Player abspielt und dann zurückspult.
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Nachtrag vom 12.11.
Es hat gedauert, ziemlich lange sogar für meine Begriffe, aber jetzt weiß ich endlich von welchem Cure-Song die Gitarre am Anfang von "Licht am Ende des Sargs" ist: "Just like heaven". Mann, wieso ist mir das nicht früher eingefallen!

Angry Mob (Kaiser Chiefs)

Ich hoffe, der Mob heute Abend beim Kaiser Chiefs Konzert in der Columbiahalle bleibt friedlich und wird nicht "angry". Hier zur Einstimmung ...

Der Bericht vom Konzert folgt dann morgen.

Montag, 29. Oktober 2007

Nee, Smudo und Thomas D.

Ihr haltet eure Gesichter ja in so manche peinliche Sendung und habt als Fantas auch eine echt üble Autowerbung hinter euch.
Aber zusammen mit Günter Netzer in einem lächerlichen Spot für die ARD-Sportschau Werbung zu machen - da geht bei mir jetzt jegliche, übriggebliebene Rest-Ihr-dürft-das-ruhig-Sympathie flöten.